Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Denise Rutschmann-Klecker

Denise Rutschmann, geb. Klecker, mit ihren RRK-Teamkolleginnen Mandy Haase und Silke Müller 2004

 

 

 

 

 

 

 

 

Selbst Klopp war beeindruckt

2004 gewann die Mainzerin Denise Klecker Gold im Hockey. Nun blickt sie zurück auf das Turnier in Athen, die Reaktionen zu Hause und ein prägendes Erlebnis mit Jürgen Klopp.

Von Bardo Rudolf (aus "Main-Spitze" vom 10. August 2024)

Mainz. Es ist Pfingsten 2024. Die Sonne geht gerade unter an diesem Abend. In einem niederländischen Freizeitpark sitzen die Hockeyspielerinnen noch einmal zusammen und blicken auf den Film zurück, der 20 Jahre zuvor mit ihnen als Hauptdarstellerinnen entstanden war. Der Film vom Olympiasieg der deutschen Nationalmannschaft bei den Spielen 2004 in Athen.

Diesmal schauen sie den Film mit ihren Familien und vor allem mit ihren Kindern, die diesen Sportmoment bis dahin nur vom Hörensagen kennen. Mittendrin ist Denise Rutschmann, die beim Olympiasieg noch Denise Klecker hieß, geborene Mainzerin und frühere Jugendspielerin des TSV Schott Mainz. Von diesem Verein wechselte sie als 17-Jährige zum Rüsselsheimer RK. Dort holte sie 30 Titel, darunter viele Deutsche Meisterschaften und Europapokalsiege. Doch der Olympiasieg überstrahlt alles.

Hockey-Olympiasieg 2004: Schlüsselspiel gegen Südafrika

Dabei hatte sie während Olympia zwischenzeitlich nicht mehr daran geglaubt, dass das Turnier so enden könnte. Die deutsche Hockey-Mannschaft stand nach einer 0:3-Niederlage gegen Südafrika vor dem Aus in der Vorrunde, das Rutschmann schon 2000 in Sydney mit dem Team erlebt hatte. "Dieses Spiel wird mir immer in Erinnerung bleiben und auch das Telefonat danach mit meinem Freund, weil ich da so frustriert war. Da habe ich weinend gesagt, dass ich am liebsten heimfahren würde", erinnert sich Rutschmann. Doch zugleich sieht sie diese Niederlage auch als Schlüsselpunkt für den späteren Triumph an. "Danach kam auch die Wende innerhalb des Teams. Wir haben gesagt: So wollen wir uns nicht verabschieden", sagt Rutschmann.

Und plötzlich lief es. Das deutsche Team erreichte doch noch das Halbfinale und schlug dort China im Siebenmeterschießen. Denise Rutschmann verwandelte vom Punkt. "Das war einer der entscheidendsten Siebenmeter meiner Laufbahn. Dabei habe ich ja viele geschossen, auch wenn es um den Gewinn der Deutschen Meisterschaft ging", sagt sie. Dies ging ihr auch noch einmal durch den Kopf, als die deutschen Frauen bei den aktuellen Spielen in Paris im Penaltyschießen ausgeschieden waren. "Ich fiebere da auch heute noch mit", sagt Rutschmann.

Im Finale gewann das deutsche Team in Athen 2004 dann 2:1 gegen die Niederlande. "Mir fällt da sofort wieder dieser Augenblick ein, als das Endspiel zu Ende war, der Moment, wenn man aufs Treppchen geht und die Feier hinterher", erklärt die damals 32-Jährige. "Zugleich denke ich aber auch: Schade, das würde ich gerne noch einmal erleben, weil man sich doch nicht mehr an alles erinnern kann."

Der TSV Schott Mainz richtet nach dem Olympiasieg für Denise Rutschmann, geborene Klecker, einen großen Empfang aus.

Das gilt auch für das Leben im Olympischen Dorf, über das Denise Rutschmann sagt: "Olympisches Dorf ist mega. Das kann man nicht beschreiben, das muss man erleben." Die Vermischung aller Sportarten dort gefällt ihr. So habe Tennis-Star Serena Williams auf einmal neben ihr gestanden oder habe sie in Sydney mit Jan Ullrich und den weiteren deutschen Radsportlern zusammengesessen.

Außerhalb des Dorfes hatte das Team in Athen allerdings wenig erlebt. "Da ging unser Turnier vom ersten bis zum drittletzten Tag. In dieser Phase lag der komplette Fokus auf dem Sportlichen, war der Tag durchgetaktet", sagt Rutschmann. Anders war dies in Sydney: "Nachdem wir frühzeitig nur noch in der Trostrunde waren, durften wir dann auch zu anderen Veranstaltungen gehen."

Viel erlebt hatte Rutschmann dann auch nach ihrer Rückkehr als Olympiasiegerin. "Da habe ich auch in Mainz eine große Wertschätzung erfahren", sagt sie. Rutschmann schrieb sich ins Goldene Buch der Stadt ein. Eine Ehre, die ihr nicht nur in Mainz zuteil wurde: "Ich durfte auch in Frankfurt direkt nach der Rückkehr des Olympia-Teams unterschreiben, in Rüsselsheim als Stadt meines Vereins, in Roßdorf, weil dort meine Eltern herkommen, und auch in Singen, wo ich jetzt wohne."

Besonderer Moment mit Jürgen Klopp

Auch ihr Jugendclub TSV Schott Mainz gab der Olympiasiegerin einen großen Empfang. Besonders in Erinnerung bleibt der 52-Jährigen zudem die Einladung zu einem Heimspiel des FSV Mainz 05 in der Fußball-Bundesliga gegen Borussia Dortmund. "Vor dem Spiel hatte ich noch ein Gespräch mit 05-Trainer Jürgen Klopp. Er hat meine Goldmedaille in die Hand genommen und gesagt: So etwas werde ich im Leben wohl nie gewinnen. Dabei hat er später ja fast alles gewonnen. Das alles zeigt auch, dass ein Olympiasieg etwas sehr Besonderes ist", sagt Rutschmann.

Ihre Auszeichnungen für den Sieg hat Rutschmann bis heute immer im Blick. Die Goldmedaille hängt zu Hause an einem Bilderrahmen. Den Lorbeerkranz, den damals alle Siegerinnen bekommen haben, liegt, wenn auch verwelkt, in einer Vitrine. "Von den Blättern ist nicht mehr viel übrig. Ich habe später aber auch einen künstlichen Lorbeerkranz bekommen." Reine Anschauobjekte sind dies dabei nicht. Rutschmann ist es wichtig, die olympische Idee weiterzutragen. "Ich bin immer wieder bei Sommerferienprogrammen dabei oder führe im Kindergarten Bewegungsförderung durch. Da bringe ich die Goldmedaille auch gerne den Kindern mit, damit diese die Medaille anfassen dürfen. Es ist kein Heiligtum, hat auch einige Schrammen durch die ganzen Aktionen. Aber ich finde es einfach wichtig, es weiterzutragen", sagt die Diplom-Pädagogin.

Das Finale von Athen war Rutschmanns letztes Spiel in der A-Nationalmannschaft. Ihren Rücktritt hatte sie schon vor den Spielen erklärt. Hockey spielt sie immer noch. Mit der deutschen Ü50 hat sie in diesem Jahr in Nottingham 2024 den Titel bei der Hallen-WM gewonnen. Im November fährt sie mit dem Ü45-Nationalteam zur WM nach Auckland in Neuseeland. Beim Wiedersehen der Olympiasiegerinnen von Athen – 20 Jahre nach dem Triumph – ließen die Spielerinnen den Hockeyschläger hingegen in der Tasche. Andere Sportarten standen im Mittelpunkt. Und natürlich der Film vom Triumph in Athen.