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Über Mitglieder des
RRK (2009)
Denise
Rutschmann-Klecker
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Tim und Denise Rutschmann |
DKMS-Nabelschnurblutbank in Singen
Eine junge Mutter berichtet über die Entnahme
Aus
"Hochrhein-Zeitung" vom 31. Juli 2009
Singen / Tübingen – Seit 2008 haben
werdende Eltern in Singen und Umgebung die Möglichkeit, kostenlos
Nabelschnurblut für die Allgemeinheit einlagern zu lassen – und dadurch
vielleicht einem Leukämiepatienten die Chance auf ein neues Leben zu geben.
Denise Rutschmann aus Singen hat bei der Geburt von Sohn Tim diese Möglichkeit
genutzt.
Kleine Helden in Singen gesucht: Seit
einem Jahr bietet die DKMS-Nabelschnurblutbank am Hegau-Bodensee-Klinikum Singen
die kostenlose, öffentliche Einlagerung von Stammzellen aus dem Nabelschnurblut
an – denn diese können lebensrettend sein. Direkt nach der Geburt gesammelt und
konserviert, können sie vielleicht schon bald zum Einsatz kommen: Stimmen die in
der DKMS-Nabelschnurblutbank eingelagerten Stammzellen eines kleinen Helden oder
einer kleinen Heldin mit denen eines Leukämiepatienten überein, können sie ihm
transplantiert werden – und ihm so die Chance auf Leben geben. Eine Mutter, die
sich für diese Möglichkeit zu helfen entschieden hat, ist Denise Rutschmann (37)
aus Singen, die bereits seit vielen Jahren die Arbeit der DKMS Deutsche
Knochenmarkspenderdatei unterstützt.
Die ehemalige
Hockey-Nationalspielerin setzte sich beispielsweise nach ihrem Olympiasieg 2004
in Athen für die mittlerweile geheilte DKMS-Patientin Alina Bauer ein. Das
damals elfjährige Mädchen, selbst Hockeyspielerin, suchte dringend einen
"genetischen Zwilling". Direkt nach ihrer Rückkehr von den Olympischen Spielen
besuchte Denise Rutschmann Alina im Krankenhaus und erfüllt ihr damit einen
Herzenswunsch: einmal eine Goldmedaille sehen zu dürfen und anzufassen. "Die
vielen Aktionen für und mit Alina haben mir gezeigt, wie wichtig es ist zu
helfen und die Arbeit der DKMS zu unterstützen."
Zwei Jahre später, in ihrer ersten
Schwangerschaft, suchte sie nach einer Möglichkeit mit einer
Nabelschnurblutspende suchenden Patienten eine zusätzliche Chance auf Leben zu
geben. "Die Nabelschnurspende ermöglicht uns mit der Geburt eines Kindes gleich
noch einem Menschen ein neues Leben zu schenken. Was kann es schöneres geben",
so Denise Rutschmann. Allerdings war es 2007, als die Geburt ihrer Tochter
bevorstand, in Singen und näherer Umgebung noch nicht möglich das
Nabelschnurblut seines Kindes zu spenden. Daran wollte sie allerdings etwas
ändern und das mit Erfolg: ihrer Initiative verdankt die
DKMS-Nabelschnurblutbank die Zusammenarbeit mit dem Hegau-Bodensee-Klinikum
Singen, das seit 2008 ausgewiesene Entnahmeklinik ist.
Kurz darauf stand die Geburt ihres
zweiten Kindes an – und bei Söhnchen Tim konnte nun endlich das wertvolle
Nabelschnurblut entnommen und für die Allgemeinheit eingelagert werden. "Die
Spende war ganz unproblematisch. Sie hat die Geburt und das anschließende
"Kennen lernen’ zu keinem Zeitpunkt behindert."
In ihrer Familie und im Freundeskreis
kam dieser Einsatz sehr positiv an. "Alle sind für das Thema ‚Krebs’ und DKMS
sensibilisiert. Dass wir nun einen kleinen Helden mehr in unserer Familie haben,
freut jeden. Ich hätte es gerne schon zwei Mal getan. Unser erstes Kind hatte
allerdings bei der Geburt noch nicht die Chance Lebensretter zu werden. Ein Jahr
später sah das Ganze schon anders aus und es ist klar, dass wir es wieder tun
würden."
Aufmerksamkeit schaffen, Aufklärung,
Vorurteile abbauen und Menschen aktivieren, Spender zu werden – ein erklärtes
Ziel der DKMS Deutsche Knochenmarkspenderdatei und der DKMS-Nabelschnurblutbank.
Alle 45 Minuten reißt die Diagnose Leukämie in Deutschland jemanden aus seinem
bisherigen Leben, darunter viele Kinder und Jugendliche. Vielen Patienten kann
nur durch eine Stammzellspende geholfen werden. Zwar vermittelt die DKMS
Deutsche Knochenmarkspenderdatei täglich mindestens acht Stammzellspender,
trotzdem findet sich immer noch für jeden fünften Patienten kein geeigneter
"genetischer Zwilling". Daher war es ein wichtiger Schritt, die DKMS
Nabelschnurblutbank gemeinnützige Gesellschaft mbH zu gründen – und dadurch die
Chance auf Heilung für Patienten mit Erkrankungen u. a. des blutbildenden
Systems zu erhöhen.
1997 war die Geburtsstunde der
Dresdener Nabelschnurblutbank. Dies geschah zunächst als Drittmittelprojekt in
Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Dresden, wo seitdem die Stammzellen
aus dem Nabelschnurblut aufbereitet und eingelagert werden. Seit 2008 gehört die
DKMS Nabelschnurblutbank als eigenständiges Mitglied zur DKMS-Familie.
Für eine erfolgreiche Transplantation
müssen die Gewebemerkmale von Spender und Patient nahezu vollständig
übereinstimmen – bei häufigen Merkmalskombinationen kann einer unter 20.000
gefunden werden, bei seltenen mitunter unter Millionen keiner. Damit die Chancen
steigen, für jeden Patienten den "Richtigen" zu finden, ist es wichtig, dass
auch möglichst viele Babys zu kleinen Helden werden und ihr Nabelschnurblut
spenden.
Hintergrund: Nabelschnurblut ist
besonders geeignet, weil die darin enthaltenen Stammzellen noch nicht völlig
ausgereift sind. Dadurch kann bei einer Transplantation die Ausprägung einer
möglichen Abstoßungsreaktion geringer sein als bei der Transplantation von
Stammzellen, die zu einem späteren Zeitpunkt gewonnen werden. Daher müssen bei
einer Transplantation nicht alle Merkmale übereinstimmen. "Dies kommt
insbesondere Patienten mit seltenen Gewebemerkmalskombinationen und Angehörigen
ethnischer Minderheiten zugute. Somit stellt die Transplantation von Stammzellen
aus dem Nabelschnurblut eine sinnvolle Ergänzung zur Behandlung von Patienten
dar, die auf eine Transplantation angewiesen sind", sagt Dr. Alexander Platz,
leitender Arzt der DKMS Nabelschnurblutbank mit Sitz in Dresden.
Nabelschnurblutspenden für die
DKMS-Nabelschnurblutbank werden derzeit in Kooperationskliniken mit speziell
geschultem Personal in Sachsen, Berlin, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Bremen,
Baden-Württemberg, NRW und Bayern entgegen genommen.
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