Die World Games haben ihren eigenen
Charakter. Gespürt hat ihn Denise Klecker, die mit den Erfahrungen zweier
Olympia-Teilnahmen nun bei den Weltspielen der nicht-olympischen Sportarten im
Ruhrgebiet startete. Und das mit großer Freude: "Alles war viel herzlicher. Man
spürte das Motto, `dabei sein ist alles´. Die Olympischen Spiele sind Kommerz."
Missen möchte die
Feldhockey-Olympiasiegerin von Athen weder die eine noch die andere Erfahrung:
"Wohl gefühlt habe ich mich an beiden Orten, sowohl in Athen, als auch in
Duisburg." In beiden Städten begegnete der 181-fachen Nationalspielerin die
gleiche Herzlichkeit und Begeisterung. Nur in unterschiedlichen Dimensionen
eben: Hatte das olympische Fieber die gesamte griechische Hauptstadt erfasst,
pochte das Herz der World Games nur im unmittelbaren Umfeld der
Wettkampfstätten: "Im Wedaupark war jeden Abend Party", erzählt sie. Außerdem
fielen der 33-jährigen die bunten Fähnchen in der Duisburger Innenstadt auf. Auf
das Leben in der Ruhrgebiets-Metropole hatte das Ereignis an sich jedoch kaum
Einfluss.
"Olympische Spiele sind halt schon
eine andere Sache in Hinblick auf Medienvertreter und Teilnehmerzahlen",
reflektiert Denise Klecker, die in Mainz bei Schott das Hockeyspielen lernte.
Das Interesse an den World Games, so groß es auch in diesem Jahr war, fällt
deutlich bescheidener aus. Es gab weit weniger Interviewwünsche, mehr
individuelle Freiheiten und weniger Sicherheitsvorkehrungen. Vorzüge, die Denise
Klecker differenziert bewertet. Offen und ehrlich räumt sie ein, dass hoher
Aufwand um die eigene Person schmeichelt: "Wenn man als etwas ganz Besonderes
behandelt wird, dann ist das ja auch sehr schön", erinnert sie sich an die Tage
in Athen.
Im Fokus der Öffentlichkeit zu
stehen, birgt aber auch Nachteile. Misserfolge dürfen nicht leichtfertig
abgehakt werden, wenn irgendwo eine Fernsehkamera lauert. Fröhliche Verlierer
sind nicht erwünscht. Unter dieser Last leidet die Stimmung im olympischen Dorf.
Die World Games indes sind frei von solchen Zwängen: "Die deutschen
Ultimate-Frisbee-Spieler sind nur Fünfte geworden, was sicher nicht ihren
Erwartungen entsprach. Trotzdem haben wir am Abend gemeinsam gefeiert",
schildert Klecker eine Unbeschwertheit, die in Athen ein Jahr zuvor eher die
Ausnahme war.
Während die Olympischen Spiele dem
Anspruch der Perfektion folgen, kultivieren die World Games die Improvisation.
So gab es für die deutschen Hallenhockey-Spielerinnen weder eine monatelange
Vorbereitung, noch ein Trainingslager: "Wir waren ein kunterbunt
zusammengewürfelter Haufen, der ein Mal eine Stunde vorm ersten Spiel
miteinander trainierte", amüsiert sich die Diplom-Pädagogin. Trotzdem sprang der
erste Platz heraus. Medaillen gab es dafür genauso wie bei Olympia. Nur ohne
Gold. "Wo sollte es herkommen? Es fehlen doch die Sponsoren", merkt die
Ex-Rüsselsheimerin an. Am Wert der Plakette ändert sich für sie dadurch nichts.
Es ist eine Erinnerung an ein Ereignis, das sie in ihrem Leben ebenso wenig
vermissen wollte wie die Olympischen Spiele selbst.