"Abschied vom Alltag"
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Über Mitglieder des
RRK (2002)
Denise Klecker |
Denise Klecker
– Olympia so oder so im Visier
Über Trinkflaschen-Benotung, 250 T-Shirts und eine versprochene
Postkarte
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Denise Kleckers derzeitiger Traumjob erlaubt es ihr nicht
nur, Leistungssport zu betreiben, sondern auch die Zukunft des Leistungssports
mitzugestalten. Seit über einem Jahr arbeitet die 30-Jährige Abwehrchefin des
Rüsselsheimer RK als Unternehmensberaterin für die "Frankfurt Rhein-Main 2012
GmbH", die Frankfurts Präsentation als deutsche Olympia-Bewerberstadt für die
Spiele in zehn Jahren organisiert. "Meine Kollegen im Büro haben mir extrem den
Rücken freigehalten", sagt Denise. "Ich konnte mich optimal auf die WM in Perth
vorbereiten."
Sollte der Zuschlag für die Olympiabewerbung nach Frankfurt
gehen, wird auch das Engagement der Nationalspielerin fortgesetzt. Im anderen
Fall ist die gebürtige Mainzerin für viele Richtungen offen. Eigentlich ist
Denise Klecker Diplom-Pädagogin mit dem Schwerpunkt Sonderpädagogik, absolvierte
aber auch schon ein viermonatiges Praktikum bei der Deutschen Sport-Marketing
GmbH, der exklusiven Vermarktungsfirma des NOK und der Stiftung Deutsche
Sporthilfe sowie eine halbjährige Weiterbildung an der Steuer- und
Wirtschaftsakademie.
"Dass ich noch mal zur Pädagogik zurückkehre, sehe ich zurzeit
noch nicht. Meine berufliche Herausforderung im Bereich der Wirtschaft zu
suchen, interessiert mich da viel stärker." Wenn die Gesundheit und die
beruflichen Voraussetzungen passen, dann kann sie sich vorstellen, noch bis zu
den Olympischen Spielen in Athen 2004 anzugreifen. Die Teilnahme an den letzten
Spiele in Sydney hatte sich Denise hart erarbeitet. Als Reaktion darauf, dass
sie vor den Spielen 1996 in Atlanta kurzfristig aus dem Kader gestrichen wurde,
hatte sie sich nach dem Studienabschluss im Herbst 1999 neun Monate frei genommen,
um sich für ihr Ticket nach Australien so intensiv wie möglich vorzubereiten.
Denise Klecker (rechts) bei der
Hockey-Weltmeisterschaft 2002 in Perth (Australien) im Spiel gegen Schottland |
Es hat sich ausgezahlt. Die bittere Erfahrung habe sie geprägt,
meint Klecker. "Ich denke sogar, dass Spielerinnen, die solche persönlichen
Niederlagen nicht erlebt haben, um eine wichtige Erfahrung ärmer sind." Im
jetzigen WM-Kader sind einige Kolleginnen, die ähnliche Erlebnisse in ihrer
Hockeykarriere hatten. Vielleicht sei die Mannschaft, in der so starke
Einzelpersonen wie Britta Becker oder Katrin Kauschke im Vergleich zu Sydney
fehlten, dadurch ein bisschen hungriger auf den Erfolg.
Gespannt ist Denise erst einmal auf eine besondere Bewertung.
Wolfgang Kluth, Co-Trainer von Bundestrainer Peter Lemmen, pflegt die
Trinkflasche zu benoten, die Denise für jedes große Turnier neu beklebt. "Die
Benotung ist aber nie fair", sagt die Strafeckenschützin des Nationalteams und
lacht. Kreative Arbeiten gehören generell zu ihren Lieblingsbeschäftigungen. An
erster Stelle steht aber der Sport. Keine Sportart ist dabei vor ihr "sicher".
So testete sie schon viele Disziplinen des Olympischen
Programms, vom Trampolinspringen bis hin zum Boxtraining. Eigentlich hatte die
kleine Denise in ihrer Heimatstadt Mainz Fußballspielen wollen, fand aber keinen
passenden Verein dafür. Statt dessen kam die damals Neunjährige über ihren
Klassenlehrer zum Schulhockey-Training der damaligen DHB-Damenwartin Ulrike
Diehl und dort auf den Geschmack. Das spontane Versprechen an Lehrer Specht,
nach dem ersten A-Länderspiel eine Postkarte zu schicken, hielt sie 1994, 13
Jahre später, tatsächlich.
Bis 1989 spielte Denise Klecker für den TSV Schott Mainz, dann
folgte der Wechsel zum Rüsselsheimer RK in die Bundesliga, dem sie nun schon 13
Jahre treu ist. Die Mainzer Fastnacht ist dennoch bis heute Pflicht – wenn
möglich immer an der gleichen Stelle während des Rosenmontagszuges. Übrigens zog
die Kapitänin des RRK auch erst in diesem Jahr mit Sack und Pack von Mainz nach
Rüsselsheim um. Dort bildet sie jetzt mit ihrer besten Freundin und Co-Kapitänin,
der österreichischen Nationalspielerin Irene Balek, eine Wohngemeinschaft.
"Auch deshalb, weil sie sich mit Österreich dafür qualifiziert
hat, ist für mich die Hallen-WM in Leipzig ein ganz großes und wichtiges Ziel.
Wenn ich nicht dort spielen dürfte, müsste ich kommen und auf der Tribüne für
Österreich schreien", scherzt die 30-Jährige, die sich selbst einen T-Shirt-Tick
(über 250 Stück trotz jährlicher Reduzierung um 50 Stück) attestiert.
In der Pflege ihres Freundeskreises sieht Denise eine ganz
wichtige Aufgabe. Der ist es wohl auch zu verdanken, dass sie mit dem Ex-Freund,
zu dem nach wie vor ein gutes Verhältnis besteht, und zwei Freunden aus
Südafrika drei persönliche Fans in Perth am Spielfeldrand stehen hat, die nur
ihretwegen kommen. Auch die Familie hat ihren festen Anteil am Leben. Vater
Peter, der gemeinsam mit Denise vor 20 Jahren anfing bei Schott Mainz
Elternhockey zu spielen und heute mit viel Einsatz eine D-Mädchen-Mannschaft
trainiert, und Mutter Brigitte gehören zu den zuverlässigsten Zuschauern im
Bundesliga-Alltag. In allen Höhen und Tiefen ihrer Hockeykarriere standen ihre
Eltern immer hinter ihr.
Vor 15 Monaten ist Felix, der kleine Sohn von Denises drei Jahre
älterer Schwester Anja, dazugekommen. Wobei nicht ganz klar ist, ob die Tante
nicht ein viel größerer Fan des Neffen ist, als umgekehrt. Beim sonntäglichen
Brunch im Hause Klecker/Balek, mit Schwager Raimund, der übrigens der Bruder von
RRK-Teamkollegin Sybille Breivogel ist, und Klein-Felix, schwingt der Junior in
der Küche zumindest schon verdächtig talentiert den Hockeystock.
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