Von Rolf Becker (aus
"Rüsselsheimer Echo vom 17. Januar 2012)
Doch Christian Minar spielte nicht im
deutschen Team, sondern für die Österreicher, mit denen er Bronze holte. Der
Einunddreißigjährige gehört schon seit über einem Jahrzehnt zum festen Stamm der
Nationalmannschaft des südlichen Nachbarlandes. Ebenso lange, konkret seit 2000,
spielt er ununterbrochen für den RRK und ging mit ihm schon durch alle Höhen und
Tiefen.
International feierte Minar seinen
größten sportlichen Erfolg vor zwei Jahren. Da erkämpften die Österreicher bei
der Hallenhockey-Europameisterschaft im niederländischen Almere durch einen
4:3-Endspielsieg gegen Russland völlig überraschend erstmals den kontinentalen
Titel. Die in der Halle als fast unschlagbar geltenden Deutschen holten damals
nicht einmal eine Medaille. Die junge Mannschaft kehrte nur mit einem fünften
Platz zurück.
Auch wenn es diesmal für die
Österreicher nicht zur Verteidigung des Titels reichte, jubelten sie bei der
Siegerehrung und wurden von den über 5.000 Zuschauern in der Arena Leipzig
ebenso begeistert gefeiert. Sie hatten eine glänzende EM gespielt. "Beide
Turniere kann man überhaupt nicht vergleichen. In Almere spielte Deutschland nur
mit einer Junioren-Auswahl, diesmal in Bestbesetzung. Auch das Gesamtniveau war
in Leipzig viel höher als noch vor zwei Jahren. Deshalb sind wir richtig stolz
über die Bronzemedaille", so Christian Minar.
Gegen den späteren Europameister
Deutschland führte Österreich lange mit 1:0 und gab sich nur hauchdünn mit 1:2
geschlagen. Den Einzug ins Endspiel verpassten die Schützlinge des deutschen
Coaches Frank Hänel, der seit fünf Jahren in Wien als Nationaltrainer arbeitet,
mit der 2:3-Niederlage gegen Tschechien ganz knapp und dazu recht unglücklich.
Im kleinen Finale bezwangen sie beim 5:2 gegen die Niederlande einen Giganten
des Welthockeys, allerdings aufs Großfeld bezogen, überzeugend.
Auch in dieser Partie gehörte Minar
zu den Stützen seines Teams, für das er inzwischen über 150 Länderspiele
bestritten hat ("die genaue Zahl weiß ich wirklich nicht"). Dennoch neigt sich
die internationale Laufbahn des Routiniers ihrem Ende entgegen. Das bestätigt
auch sein Trainer: "Christian wird uns bald nicht mehr zur Verfügung stehen.
Doch im April, wenn für uns in Japan die Qualifikation für die Olympischen
Spiele auf dem Programm steht, wird er auf jeden Fall noch dabei sein und
natürlich auch in London, falls wir es wirklich dorthin schaffen sollten."
Allerdings zählt Österreich im Freien (noch) nicht zur Weltspitze.
Sein Abschied von der internationalen
Bühne hat aber nicht in erster Linie Altersgründe, sondern familiäre. Der
Physiotherapeut, der schon seit längerer Zeit, wie er sagt, "ein richtiger
Rüsselsheimer" ist, ist seit fünf Monaten Vater. Da hat seine Ehefrau Lisa den
kleinen Finn zur Welt gebracht.
"Ich will nun endlich mehr Zeit für
meine Familie haben", sagt Christian Minar. Für den RRK, mit dem er 2008 in
Hamburg mit dem Gewinn des deutschen Meistertitels in der Halle den letzten
großen Erfolg feiern konnte, will er jedoch weiter aktiv bleiben, "aber
natürlich nur so lange, wie sie mich wirklich brauchen". Zumindest möchte er
seinen Beitrag dazu leisten, dass der ruhmreiche RRK wieder aus dem Tal der
Tränen, in dem er sich nach dem jüngsten Abstieg aus der Hallen-Bundesliga mehr
denn je befindet, wieder herauskommt.