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Über Mitglieder des
RRK (2015)
Christian Kösling |
Viel Dampf und Nebel: Die 47 Kühltürme auf
dem Dach des Heiz-Kälte-Werks am Flughafen, wo Kraftwerksingenieur Christian
Kösling steht, halten Speisen und Getränke am Airport schön kühl. |
Heiz-Kälte-Werk am Flughafen
Volldampf für die kalte Cola
Woher kommt
eigentlich die kalte Cola am Flughafen? Und wie werden die Büros der 78.000
Airport-Mitarbeiter geheizt? Die Lösung liegt im Heiz-Kälte-Werk, das von der
Mainova betrieben wird und zwischen Terminal 1 und 2 liegt.
Von Julia Lorenz
(aus "Frankfurter Neue Presse" vom 27. Januar 2015)
Christian Kösling
steht auf dem Dach des Heiz-Kälte-Werkes am Flughafen, direkt zwischen Terminal
1 und 2 gelegen. Dicke weiße Dampfschwaden wabern um den Kopf des
Kraftwerksingenieurs herum. 47 Kühltürme, jeder so groß wie ein Wohnwagen,
stehen da auf dem Dach des Gebäudes. Sie sorgen seit 20 Jahren tagtäglich dafür,
dass im Sommer die Terminals klimatisiert sind. Aber auch jetzt, im Winter,
werden sie benötigt. Immerhin wollen all die technischen Anlagen am Flughafen,
etwa die Serverräume mit den Computern für die Gepäckförderanlage, stets gekühlt
werden. Außerdem wollen auch die zahlreichen Supermärkte und Restaurants stets
kalte Getränke und tiefgekühlte Speisen haben. Denn auch die Eiswürfel in den
Getränken der Schnellrestaurants werden sozusagen mit Hilfe des Heiz-Kälte-Werks
produziert.
Wie ein
Kühlschrank
Das Werk wird von
dem Energieversorger Mainova betrieben. Das Gebäude gehört allerdings dem
Flughafenbetreiber Fraport. Mit 67 Megawatt Kälteleistung ist das Kraftwerk am
Frankfurter Flughafen das mit der größten Kälteleistung in ganz Europa.
Christian Kösling mit den
Ersten Herrren des RRK in der
Feldsaison 2004 (hinten: Trainer Kai Stieglitz, Christian Domke, Max Ankner,
Frank Trautmann, Oliver Markowsky, Timo Lehner, Sven Wohlfahrt, Andreas
Späck, Moritz Frank, Alexander von Scheven, Christian Kösling, Nico Hosang,
Roland Schneefuss; vorn: Falk May, Thomas Jost, Christian Minar, Oliver
Domke, Mirco Fuchs) |
Doch wie
funktioniert das Heiz-Kälte-Werk? "Im Prinzip wie ein überdimensionaler
Kühlschrank", erklärt Christian Kösling. 37 Grad warmes Wasser wird durch
Turbokältemaschinen in die Kühltürme gepumpt, wo ihm durch Kühlwasser Wärme
entzogen wird. Das letztendlich auf sechs Grad heruntergekühlte Wasser fließt
dann zurück zu den Anlagen am Flughafen, die gekühlt werden müssen.
Das Werk produziert
allerdings nicht nur Kälte, sondern auch Wärme, wie der Name schon sagt. Doch
Kälte und Hitze sind voneinander abgekoppelt. Über neun Kilometer lange
Fernwärmeleitungen, die durch den Frankfurter Stadtwald verlaufen, wird der
Flughafen mit warmen Wasser vom Heizkraftwerk in Niederrad beliefert. "Der
Flughafen fungiert sozusagen als Außenstelle von Niederrad und ist neben der
Unterstützung bei Spitzenlast auch unsere Ausfallreserve, wenn in Niederrad
nichts mehr geht", sagt Kösling, der auch stellvertretender Leiter des
Niederräder Werks ist.
Volles Haus
Das Heiz-Kälte-Werk
ist 365 Tage rund um die Uhr besetzt, um auf Störungen möglichst schnell
reagieren zu können. Denn: "Wenn hier die Kühlung ausfällt, kann der ganze
Betrieb am Flughafen zum Erliegen kommen", sagt Kösling. Deshalb müssten die
Mitarbeiter, acht arbeiten in einer Schicht, immer zu hundert Prozent fit sein.
Im Inneren des
großen Backsteingebäudes verlaufen metallene und grüne dicke Rohre durch einen
einzigen großen Raum. Ein lautes Dröhnen liegt in der Luft. Die Mitarbeiter
tragen Ohrenschützer. Man versteht kaum sein eigenes Wort. Die Maschinen
arbeiten unerlässlich. Und auch die Ingenieure sind am Werk, immerhin werden die
Maschinen derzeit instand gesetzt. Doch viel Platz, um sich zu bewegen, haben
die Ingenieure nicht. Da verlaufen Wasserleitungen über Stromleitungen. Pumpen
sind übereinander gebaut, um Platz zu sparen. Kein Wunder: Stehen dort auf
kleinstem Raum doch sowohl drei große Dampfkessel, um warmes Wasser zu erzeugen,
drei riesige Vollentsalzungsanlagen, um das Wasser mit Lauge und Säure zu
reinigen, sowie neun Turbokältemaschinen, die für kaltes Wasser sorgen. "Hier
ist jeder Millimeter ausgenutzt. Aber wir beschweren uns nicht", sagt Kösling.
Da können die Mitarbeiter froh sein, dass sie das neue Terminal 3, das Fraport
ab Sommer bauen will, nicht auch noch versorgen müssen. "Kälte kann nicht über
weite Strecken befördert werden", sagt Kösling.
Fraport plant aber
sowieso ein nachhaltiges, modernes Gebäude, das mit der Abwärme der technischen
Anlagen und Menschen geheizt und über regenerative Energien gekühlt werden soll. |