Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Christian Domke

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"Für viele Vereine existenziell"

CHRISTIAN DOMKE   Der Weltmeister von 2003 schwört auf Hallenhockey und ist noch am Ball

Das Interview führte Martin Krieger (aus "Main-Spitze" vom 09.02.2018)

Der 9. Februar 2003 war ein besonderer Tag. In Leipzig wurden die ersten Hallenhockey-Weltmeister ermittelt, und da beide Titel an die favorisierten DHB-Teams gingen, hatte auch der Rüsselsheimer RK auf einen Schlag gleich drei – zieht man die damals bereits in Hamburg aktive Britta Becker hinzu, sogar vier – Weltmeister in seinen Reihen. Neben Denise Klecker und Oliver Domke wurde auch dessen jüngerer Bruder Christian mit Gold dekoriert, der in wenigen Tagen seinen 40. Geburtstag feiert.

Herr Domke, wissen Sie noch, was Sie auf den Tag genau heute vor 15 Jahren gemacht haben?

War da vielleicht eine deutsche Endrunde und wir haben mal wieder den Titel verpasst?

ZUR PERSON

Christian Domke (39) hat zwischen 1999 und 2006 63 Hockey-Länderspiele bestritten, davon 22 in der Halle. Verletzungen verhinderten eine stolzere Laufbahn des Kundenmanagers eines Kosmetikherstellers. Neben drei EM-Titeln in der Halle und dem WM-Triumph 2003 war Domke am DM-Titel 2008 und am Hallen-Europacupsieg 2009 mit dem RRK beteiligt.

Nein, da fand das Finale der ersten Hallen-WM in Leipzig statt, in dem Sie und Ihre Nationalmannschaftskollegen Polen 7:1 besiegt haben.

Stimmt, das hatte ich gar nicht mehr so auf der Platte gehabt. Allerdings hat das aktuelle Nationalteam kürzlich in Neustadt, wo ich noch ein bisschen spiele, gegen eine Südauswahl getestet. Deshalb weiß ich auch, dass wohl in diesen Tagen wieder eine Hallen-WM stattfindet.

Können Sie sich noch erinnern, wie 2003 die Erwartungshaltung vor der WM-Premiere war – bei Ihnen persönlich, innerhalb der Mannschaft und beim Verband?

Da Deutschland bis dahin noch kein Hallenspiel verloren hatte, wollten wir das Ding unbedingt gewinnen. Im Gegensatz zu EM-Turnieren haben wir uns auch akribisch und länger vorbereitet, zumal es zuvor einige enge Spiele gegen Polen gegeben hatte.

Seit Mittwoch läuft die fünfte Hallen-WM in Berlin. Verfolgen Sie das Turnier und wer wird Titelträger?

Ehrlich gesagt, ist mir das Ganze inzwischen relativ egal. Dadurch, dass man das fast sein ganzes Leben lang derart intensiv hatte, ist zumindest bei mir das ganz große Interesse nicht mehr vorhanden. Die Ergebnisse nehme ich wahr, aber extra vor den Fernseher würde ich mich nicht setzen. Das gilt aber auch für die Bundesliga oder DM-Endrunden. Was eine Siegerprognose für die deutschen Teams angeht, bin ich zurückhaltend. Wir hatten damals ein ausgewiesenes Team von Hallenspezialisten, das es so nicht mehr gibt. Deshalb ist die deutsche Vormachtstellung zuletzt ja auch gebröckelt.

Der letzte Akt im DHB-Trikot: Im Finale der 12. Hallen-EM 2006 in Eindhoven besiegen die deutschen   Hockeyspieler um Christian Domke (rotes Trikot) Polen mit 4:3 Toren.

In Leipzig 2003 wurde Neuseeland in der Vorrunde in 40 Minuten 17:0, Russland 16:0 geschlagen. In Berlin steht aktuell ein 15:0 gegen Kasachstan zu Buche. Was sagen solche Resultate über den Stellenwert des weltweiten Hallenhockey aus?

Ähnlich wie bei Olympia sind bei einer WM auch Exoten dabei, die man sonst nicht sieht, aber es einfach schön ist, dass sie dabei sind. Und dann kommen eben auch mal solche Ergebnisse heraus. Damals stand im Raum, ob das schnellere Hallenhockey womöglich Feldhockey in der Wertigkeit ablösen könnte – auch, weil einfach coole Stimmung in den Hallen ist und diese in puncto Nachhaltigkeit besser nutzbar sind als Kunstrasenplätze.

Ist es also – analog zum Handball – leichter, Welt- als Europameister zu werden?

Jein. Denn bei der WM sind in der Regel ja auch die besten Teams aus Europa am Start. Andererseits gibt es europäische Mannschaften, die die WM-Qualifikation verpassen, aber über die man bei einer Europameisterschaft durchaus stolpern kann. Große Überraschungen, wie bei einer Fußball-WM, wird es im Hockey aber wohl nie geben.

Gut zwei Wochen vor der WM fand die EM statt. Ist eine solche Ballung hochrangiger Turniere sinnvoll?

Da damit eine Veranstaltung auf jeden Fall abgewertet wird, finde ich das nicht gut. Das sind Turniere, auf die man sich besonders freut und vorbereitet, und die sollten auch echte Highlights bleiben. Irritiert hat mich auch, dass da ja offenbar zwei völlig verschiedene DHB-Teams angetreten sind. Wir haben die EM 2003 in Santander mit dem WM-Team bestritten und das als Vorbereitung verstanden.

Andere führende Hockeynationen verzichten ganz auf die Halle oder schicken spezielle Hallenteams an den Start. Warum lässt der DHB seine Nationalspieler beides tun?

Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass man sich in der Halle die Technik für das Feld abholt. Deshalb ist das superwichtig, denn da das zwei unterschiedliche Sportarten sind, müssen auch jeweils andere Lösungen gefunden werden. Dazu darf man nicht vergessen, dass die Hallenrunde für viele Vereine von existenzieller Bedeutung ist. Die Hallen sind voll, das wird zelebriert, die Stimmung ist klasse. Damit kommt Kohle rein, auch über Sponsoren.

Sie haben vor zwei Jahren Ihre Laufbahn beim RRK beendet. Sind Sie noch aktiv am Ball und wie bewerten Sie den harten Abstiegskampf Ihrer alten Mannschaft?

Ich spiele mit einigen Ex-Internationalen wie etwa Björn Emmerling noch bei der TSG Neustadt in der Oberliga. Wir wollen in die Zweite Regionalliga aufsteigen, wo wir uns mit ein bisschen Training auch halten sollten. Technisch macht uns nämlich keiner was vor. Was den RRK angeht, freue ich mich, dass einige Junge – etwa Jan Erik Dudel oder Anton Kleinpaul – den Sprung geschafft haben und reingewachsen sind. Es wird noch eine Weile die erfahrenen Leute brauchen, aber in zwei, drei Jahren sollte die Talsohle durchschritten sein. Was am meisten fehlt, ist ein Knipser.