Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Chiara-Julie Demirarslan

Chiara-Julie Demirarslan

 

 

 

 

 

 

 

Unverhofft schnelle Traum-Erfüllung

Chiara-Julie Demirarslan, im Oktober 17 Jahre alt geworden, ist in der Hallenhockey-Bundesliga zur Nummer eins im Tor des Rekord-Europacup-Gewinners aufgestiegen.

Von Martin Krieger (aus "Main-Spitze" vom 24.12.2021)

Mit 17 haben fast alle Jugendlichen besondere Träume und Wünsche, die gerade an Weihnachten in Erfüllung gehen sollen. Bei Chiara-Julie Demirarslan sieht das etwas anders aus. In diesem Alter in der Hockey-Bundesliga im Tor zu stehen, davon hatte die Elftklässlerin am Rüsselsheimer Kant-Gymnasium trotz einiger Einsätze im Zweitligateam des Rüsselsheimer RK in der Feldrunde nicht wirklich zu träumen gewagt. Wenn sie an Heiligabend mit ihren Eltern und Schwester Cheyenne (14) am Weihnachtsbaum sitzt, dann hat sie in allen bislang acht erstklassigen Spielen der Hallensaison im RRK-Tor gestanden und trotz 28 Gegentreffern eine derart gute Figur gemacht, dass nicht nur ihr Trainer hellauf begeistert ist: "Chiara hat sich im Saisonverlauf deutlich weiterentwickelt. Dass sie ins kalte Wasser geworfen wurde, weil Emma Seng beruflich kürzertreten musste, war nur von Vorteil für sie. Denn dadurch hat sie sehr viel Spielpraxis sammeln können. Und dass sie als junges Mädel gleich so gut pariert hat, ist auf alle Fälle eine Ansage", lobt Norman Hahl.

Auch wenn die Entscheidung, sich mit 13 endgültig für Hockey und damit gegen Fußball beim SC Opel – ihr Vater Oktay war dort lange Jahre Stammspieler – aufgrund der rasanten Entwicklung längst als richtig herausgestellt hat, so ist Chiara-Julie trotzdem weit davon entfernt, den Blick für die Realitäten zu verlieren. "Zu Weihnachten und fürs nächste Jahr wünsche ich mir, dass ich nicht so viele Probleme mit meinem Knie bekomme, ich weiterhin viel spielen kann und so vielleicht meinen Platz im Nationalteam finde", sagt sie. Über den Hessenkader, für den sie sich noch als Feldspielerin empfohlen, daneben auch dort auf Anhieb vielversprechend im Tor eingebracht hatte, war sie im Frühjahr zu einem U17-Lehrgang des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) nach Mannheim eingeladen worden, dort aber am vierten Tag wegen Schmerzen im rechten Knie ausgestiegen. "Das Ganze nennt sich Morbus Schlatter. Da ist ein Knochenteil nicht richtig verwachsen, was bei starker Belastung zu einer Sehnenreizung führt. Außer Stabilitätsübungen und einer guten Belastungssteuerung kann man nicht viel machen, außer abwarten, ob sich das auswächst. Sonst muss operiert werden", berichtet Demirarslan, die im Oktober 17. Geburtstag hatte.

Der suboptimal verlaufene Lehrgang im Zusammenspiel mit Corona führte dazu, dass sie eine kurze Hockey-Pause einlegte und wieder zu kicken begann. "Als dann aber eine der beiden RRK-Torhüterinnen vor der Feldrunde aufgehört hatte, wurde ich angesprochen, ob ich nicht komplett in der ersten Mannschaft mittrainieren wolle." Gesagt, getan. Fortan ging es Schlag auf Schlag, über "vier, fünf Einsätze" im Freien bis hin zur Nummer eins in der Halle. "Ich finde es trotzdem gut und wichtig, wenn wir wieder kontinuierlich zu zweit wären, auch im Training. Sich dort mit einer Konkurrentin zu batteln finde ich reizvoll und wichtig", sagt die Oberschülerin. Und räumt zugleich ein, "dass es schon ein ziemlicher Druck sein kann, die einzige Torhüterin zu sein und als 17-Jährige auch noch weit erfahreneren Mitspielerinnen Kommandos zu geben".

Auf Drucksituation während der bislang 480 Spielminuten in der Hallen-Bundesliga hat sie vor allem in 1:1-Situationen verblüffend gut mit Antizipationsstärken und tollen Reflexen reagiert. Meistens jedenfalls. "Ich bin oft ziemlich aufgeregt, versuche aber, mir das nicht anmerken zu lassen. Dass wir dann ausgerechnet gegen den Mannheimer HC beim 1:7 die höchste Niederlage bezogen haben, war wie ein Schlag ins Gesicht und hat mich extrem geärgert", erzählt Chiara. Denn: "Da der MHC-Coach auch U18-Bundestrainer ist, habe ich mir zusätzlich Druck gemacht und wollte möglichst gut aussehen." Verständlich, denn Nicklas Bennecke hat sie für den ersten U18-Zentrallehrgang im Frühjahr bis dato "nur" als erste Nachrückerin vorgesehen.

Obwohl neben anderen auch die frühere Rüsselsheimer Olympia-Torhüterin Bianca Heinz ihr hinterher gesagt hätte, dass sie sich keinen Kopf machen solle und es nicht an ihr gelegen habe, so entspricht diese Reaktion doch sehr ihrem Naturell. "Ich grübele lange über Gegentore und bin schon eher streng mit mir. In der Schule kriege ich es aber inzwischen so hin, dass ich zwar den Anspruch habe, gute Noten zu schreiben, aber auch mal mit einer Drei leben kann, wenn es schwierig war, Lernen und Training unter einen Hut zu bekommen." Ihre Paradefächer auf dem Weg zum Abitur sind Mathematik und Naturwissenschaften, doch ihr Berufsziel geht in eine ganz andere Richtung: "Ich möchte gerne Kindheitspädagogik in Verbindung mit Psychologie studieren und vielleicht mal in Heimen arbeiten. Als U10-Trainerin beim RRK habe ich gemerkt, dass ich total gerne mit Kindern zu tun habe."

Auch wenn bis dahin noch gut zweieinhalb Jahre zu gehen sind und der Studienort oft kein Wunschkonzert ist, so spricht einiges dafür, dass Chiara-Julie Demirarslan in der Region bleibt. Der RRK will ihre sportliche Entwicklung über das Schultraining unter Lehrer-Coach Norman Hahl hinaus mit dem Hinzuziehen vereinseigener Ex-Torhüter gezielt fördern. Und da der stolze Papa Oktay seiner ältesten Tochter bestimmt weiter gerne ohne großen Aufwand zuschauen möchte, dürfte es mindestens einen weiteren klaren Fürsprecher geben.

Chiara-Julie Demirarslan, Hessenmeister in der Feldhockey-Saison 2020 mit der weiblichen A-Jugend des RRK nach einem 5:1-Sieg im Halbfinale über den 1. Hanauer THC und einem knappen, mit großer kämpferischer Leistung erzwungenen 3:2-Sieg im Finale über den Wiesbadener THC (hinten: Betreuer Paul Anagnostou, Zoe Weber, Maren Eppensteiner, Eleonore Miller, Leyla Arikan, Neele Sack, Zara Becker, Torfrau Chiara-Julie Demirarslan, Trainer Norman Hahl; vorn: Diane du Teilhet de Lamothe, Anne Henke, Greta Wahl, Ella Mittnacht, Viktoria Zimmermann, Marie Henke, Carla Anagnostou, Lea Sack)