Aus "Rheinpfalz"
vom 22. Februar 2017
General Motos will
Opel an den französischen Hersteller PSA Peugeot-Citroën verkaufen. Carlo von
Opel, Urenkel des Firmengründers Adam Opel, der das Hofgut Petersau bei
Frankenthal führt, begrüßt dieses Vorhaben. Über seine Gedanken dazu spricht der
75-jährige Unternehmer im RHEINPFALZ-Interview.
Herr von Opel,
Ihre Familie hat Opel 1929 an General Motors verkauft. Nun geht der Name seit
Tagen durch die Schlagzeilen. Das beschäftigt Sie sicher ...
Ja.
Das Unternehmen
Opel hat 1999 den bisher letzten Gewinn erwirtschaftet. Sehen Sie Fehler, die
gemacht wurden?
Die Fehler in
Rüsselsheim wurden oft von Amerikanern gemacht, die aus Detroit da hingesetzt
worden sind. Der jetzige Firmenchef Karl-Thomas Neumann ist seit langem der
Erste, der ein Deutscher ist. Ein großer Fehler war natürlich, den Manager López
da hinzusetzen. Das war ein Eigentor.
Das müssen Sie
bitte für nicht Branchenkundige erklären ...
López wurde
eingestellt, weil Geld gespart werden sollte. Und er hat halt am falschen Ende
gespart. Bei der Qualität darf man nicht sparen. Auch bei preisgünstigeren
Produkten muss die Qualität stimmen.
Sie waren selbst
einmal in der Zentrale von General Motors in Detroit. Wie haben Sie das erlebt?
Das war Ende der
1990er-Jahre. Damals wurden die Söhne von Adam Opel aufgenommen in die "Hall of
Fame" des Automobilbaus. Da haben sie uns, die Familie, eingeladen. Das war sehr
eindrucksvoll. Wir waren da dann im obersten Stock der Zentrale bei Konzernchef
Roger Smith. Der schaute von da aus weit übers Land, vielleicht sogar rüber nach
Kanada – aber nicht nach Rüsselsheim. Diese amerikanische Firma blickt vor allem
auf den Absatzmarkt Amerika, und sie macht auch den meisten Umsatz dort.
"America first" ‒ das hört man zurzeit ja öfter.
Jetzt will
General Motors Opel verkaufen an PSA Peugeot-Citroën. Opel-Chef Neumann wurde
mit der Äußerung zitiert, das könne eine "Chance" für das Unternehmen sein.
Sehen Sie das auch so?
Das ist eine
Chance. Ich bin froh, dass verkauft wird. Früher hatte Opel einen Marktanteil
von 30 Prozent. Jetzt sind es noch sechs, sieben Prozent. Wir waren damals die
Größten Europas. Und dass das zurückging, das hatte mit der Führung zu tun. Und
wenn Ford heute große Gewinne macht, und Opel macht Verlust, dann hat das ja
einen Grund. Das liegt nicht an den Mitarbeitern, das liegt an der Steuerung von
oben.
Wir haben in der
Pfalz ein Opel-Werk in Kaiserslautern mit gut 2.600 Mitarbeitern. Glauben Sie,
dass diese Arbeitsplätze bei einer Fusion mit PSA zu halten sein werden?
Ich glaube ja. Die
sind wichtig für den Motorenbau. Und es ist besser, in Europa zu produzieren als
in Asien. Die Qualität ist in Deutschland bei den Produkten wahrscheinlich
besser.
Im
"Manager-Magazin" stand, dass Neumann geplant hat, das Unternehmen völlig auf
Elektroautos auszurichten. Es gibt einen neuen Opel Ampera E, der eine
Reichweite von mehr als 500 Kilometern haben soll. Ist das aus Ihrer Sicht
zukunftsträchtig?
Ja, das finde ich
schon. Der Elektromotor hat mehr Zukunft als der Verbrennungsmotor. Aber er
sollte nicht mit Atomstrom gespeist werden. Als beste Energiequelle sehe ich die
Erdwärme; davon haben wir genügend. Es gibt ja auch Zwischenlösungen:
Hybridantriebe mit Verbrennungs- und Elektromotor. Da kann man sicher noch
einiges weiterentwickeln. Das Wichtigste ist, dass wir den Erdölverbrauch
zurückführen. Das Öl dürfen wir nicht auf Kosten unserer Nachkommen verbrauchen.
Was für ein Auto
fahren Sie?
Ich fahre einen
Opel Vectra, etwa zehn Jahre alt. Ich fahre ein Auto immer recht lange; das ist
für mich kein Statussymbol.
Wenn’s dann ans
nächste Auto ginge, könnte das auch ein Ford sein?
Nee, nee, nee ...
(lacht)
Es muss schon
Opel sein?
Ja.