Aus "www.autogazette.de"
vom 5. Februar 2010
Carlo von Opel
spricht sich für eine Loslösung des Autobauers Opel vom Mutterkonzern GM aus.
"Für mich ist es ein Fehler, dass Opel noch zu GM gehört", sagte der Ur-Enkel
des Firmengründers Adam Opel der Autogazette.
Carlo von Opel hält
nichts von der von Wirtschaftsexperten geforderten zeitweisen Verstaatlichung
des Autobauers Opel. "Der Staat eignet sich nicht als Unternehmensführer. Es
muss auf jeden Fall die Privatwirtschaft rein, wenngleich der Staat die
Rahmenbedingungen schaffen muss", sagte der Ur-Enkel des Firmengründers Adam
Opel im Interview mit der Autogazette.
Carlo von Opel
(69), der im hessischen Frankenthal eine Reitanlage betreibt, spricht sich indes
für eine Bürgschaft des Staates für Opel aus. "Der Staat steht hier in der
Verantwortung. Nicht nur für Opel, sondern auch für die Arbeitsplätze bei den
Zulieferern."
Autogazette: Sie
sind Pferdezüchter und nicht mehr im Automobilgeschäft tätig. Verbindet Sie
außer dem Namen noch etwas mit dem Autobauer Opel?
Carlo von Opel:
Auch wenn unsere Familie wirtschaftlich nichts mehr mit der Firma zu tun hat,
verbindet uns die Tradition und die Erinnerung an die erfolgreiche Zeit von Opel
mit dem Unternehmen, das ja von meinem Ur-Großvater Adam Opel gegründet wurde.
Sind Sie arg
besorgt um die Zukunft von Opel?
Das Unternehmen
steht ja nicht vor dem Untergang, es wird so oder so weiterbestehen. Besorgt bin
ich indes wegen der Mitarbeiter von Opel, die teilweise seit Generationen für
das Unternehmen tätig sind und nun nicht wissen, wie es weitergeht.
Sollte die
Bundesregierung Opel die gewünschte Staatsbürgschaft gewähren, um die
Arbeitsplätze zu sichern?
Auf jeden Fall, der
Staat steht hier in der Verantwortung. Nicht nur für Opel, sondern auch für die
Arbeitsplätze bei den Zulieferern.
Wirtschaftsexperten haben eine zeitweise Verstaatlichung von Opel gefordert.
Kann das ein Weg aus der Krise sein?
Der Staat eignet
sich nicht als Unternehmensführer. Es muss auf jeden Fall die Privatwirtschaft
rein, wenngleich der Staat die Rahmenbedingungen schaffen muss.
Die Firma
Solarworld hat in dieser Woche ja bereits Interesse am Kauf von Opel bekundet.
Kann sich Ihre Familie vorstellen, wieder bei Opel einzusteigen?
Für mich war die
Offerte von Solarworld nur ein PR-Gag. Es muss ein Unternehmen einsteigen, das
die Mittel mitbringt, um Opel nach vorn zu bringen. Für unsere Familie käme das
nicht in Frage.
GM hat einem
Verkauf von Opel zwar eine Absage erteilt, doch wäre eine Loslösung vom
Mutterkonzern nicht der beste Weg?
Auf jeden Fall.
Opel sollte sich von GM loslösen und selbständig weitermachen. Für mich ist es
ein Fehler, dass Opel noch zu GM gehört. Wenn ein Baum zu breit wird, dann fällt
er auseinander, dann kann man ihn nicht mehr schützen. So sehe ich die
Angelegenheit bei GM. Wenn ein Konzern zu groß ist, wird er eines Tages
auseinanderbrechen. Opel hat doch keine großen Exportmöglichkeiten in die USA
und muss zudem noch seine Gewinne in die Staaten abführen.
Wer trägt für
Sie die schuld an der Schieflage, ausschließlich GM?
Ich weiß es nicht.
Ich weiß nur, dass Opel nach dem Krieg mit dem Admiral, dem Kapitän oder dem
Kadett attraktive Fahrzeuge im Angebot hatte, die eine gute Stimmung erzeugten.
Doch dann ging man davon ab und hat die Qualität zurückgefahren.
Leidet Opel für
Sie also auch unter einem Imageproblem?
Man hat versäumt,
ein Markenzeichen wie VW oder den Stern von Mercedes zu kreieren...
...Opel
hat doch den Blitz.
Ja, aber man ihn
doch nicht so gepflegt wie beispielsweise den Stern.
Machen Sie das
Opel-Management für dieses Imageproblem verantwortlich?
Aber natürlich. Das
Management hätte das Umfeld um Rüsselsheim mehr pflegen müssen. Zudem wurde das
Unternehmen zu stark amerikanisiert, man spricht dort ja nur noch englisch. Ein
Hesse fühlt sich da nicht mehr wohl, wenn er Angst haben muss, dass die Arbeit
ins Ausland verlagert wird. Opel muss zurück zu seinen Wurzeln.
Hat Opel für Sie
die richtigen Modelle im Angebot?
Ich denke, dass
Opel gute Autos im Angebot hat. Woran es hapert, ist das Image und
möglicherweise die Werbung, die nicht so gut war wie bei den Mitbewerbern.
Was fahren Sie
denn selbst für ein Auto?
Ich fahre einen
Vectra?
Und, erwägen Sie
sich ein neues Auto zu kaufen?
Vielleicht.
Würden Sie sich
einen Opel kaufen?
Ja, wahrscheinlich
einen Insignia.