Nicht nur beim Rüsselsheimer RK, auch in anderen Frauenhockey-Teams gibt es
Talente. Doch daß zum Aufgebot eines Deutschen Meisters gleich fünf Spielerinnen
gehören, die noch keine 18 Jahre alt sind, ist bisher noch nicht vorgekommen.
Die fünf, die mit dem RRK am Wochenende bei der Finalrunde in Bremen
siegten, hatte Trainer Berti Rauth aus seinem Nachwuchsteam geholt, das
zeitgleich in Nürnberg bei der süddeutschen Meisterschaft spielte. Und wie groß
Rauths beharrlich aufgebautes Hockey-Reservoir ist, zeigt die Tatsache, daß auch
das dezimierte Aufgebot in Nürnberg sein Ziel erreichte und sich einmal mehr für
die deutsche Endrunde qualifizierte.
Das Turnier in Bremen, das mit dem Rüsselsheimer 5:3-Endspielerfolg über
Titelverteidiger SC Brandenburg Berlin endete, ließ all jene Experten staunen,
die noch immer über "Bertis Kindergarten" lächeln. Der Ruder-Klub, den sie die
"Mannschaft der Zukunft" nannten, wurde schneller als erwartet zur
Mannschaft der Gegenwart.
Beispielhaft läßt sich die rasante Entwicklung an der 16 Jahre alten Britta
Becker festmachen, die das erste Mal bei einer deutschen Hallen-Endrunde dabei
war. Nicht nur, daß sie technisch und läuferisch alles mitbringt, was eine
Weltklassespielerin ausmacht - sie hat auch überraschend schnell gelernt,
Verantwortung zu übernehmen, die ausgeklügelten taktischen Anweisungen des
Analytikers Rauth auf dem Spielfeld umzusetzen.
Und sie unterstrich mit ihrer Leistung auch die Richtigkeit der Entscheidung von
Bundestrainer Paul Lissek, der die Schülerin im vergangenen Jahr ebenso wie ihre
Teamkameradinnen Eva Hagenbäumer, Tanja Dickenscheid und Bianca Weiß in die
A-Nationalmannschaft berufen hatte.
"Sie ist wirklich außergewöhnlich gut, aber wir werden aufpassen müssen, sie
nicht zu verheizen", warnt Lissek, der sich mit Rauth in der Dosierung von
Training und Spiel abstimmt. Ihr Programm ist vollgestopft: Schon in dieser
Woche beginnen Nationalmannschaftslehrgänge, im nächsten Monat geht es zur WM
nach Australien.
Britta Becker, mit bandagiertem Fuß fast ohne Wechselpausen auf dem Feld, hat
gemerkt, daß es "manchmal ganz schön auf die Knochen geht". Aber der Spaß am
Sport läßt sie nicht daran denken, weniger zu machen: "Ich spiele halt
unheimlich gern."
Berti Rauth hat es da manchmal nicht leicht, ihr beizubringen, daß
weniger auch mehr sein kann, hat sich schon Klagen eingehandelt, wenn er
ihr im Training Regenerationsphasen verordnete. Und auf die Teilnahme an der
Endrunde der Jugend wird Britta Becker wegen ihrer
Nationalmannschaftsverpflichtungen verzichten müssen - auch wenn das den RRK die
Verteidigung des deutschen Titels kosten kann.