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Über Mitglieder des
RRK (1991)
Britta Becker, Tanja Dickenscheid, Eva
Hagenbäumer, Bianca Weiß |
Das Rüsselsheimer Erfolgsquartett mit Eva
Hagenbäumer, Bianca Weiß, Tanja Dickenscheid und Britta Becker gewinnt mit
der deutschen Damen-Nationalmannschaft Silber bei der
Feldhockey-Europameisterschaft 1991. |
Spontaner Empfang für Top-Sportler
Aus "Main-Spitze"
vom 15. Mai 1991
Spontan, so der
zweite Vorsitzende des Rüsselsheimer Ruder-Klubs (RRK) Horst Ackermann, wurde
für die vier Hockey-Nationalmannschaftsspielerinnen Britta Becker, Tanja
Dickenscheid, Eva Hagenbäumer und Bianca Weiß am Montag nach der dritten
Europameisterschaft in Brüssel, bei der die deutschen Hockey-Damen
Vizeeuropameister wurden, ein kleiner Empfang im Bootshaus ausgerichtet Im
Kreise der Vereinsfamilie überbrachte Ackermann die herzlichsten Glückwünsche
des Vorstandes und er hob hervor, wie verwöhnt der RRK durch seine
Hockey-Spielerinnen sei.
Erst im Finale gestoppt
Deutsche
Hockey-Damen unterlagen England mit 1:2
Aus "Main-Spitze"
vom 13. Mai 1991
BRÜSSEL (sid) ‒ Es
hat nicht ganz gereicht für die deutschen Hockey-Damen. Bei der 3.
Europameisterschaft in Brüssel verloren sie nach einem guten Spiel gegen England
1:2 (0:1). Beide Tore für den neuen Europameister, der seinen erstem
internationalen Damen-Titel überhaupt gewann, schoss Jane Sixsmith, die in der
8. und 40. Minute Fehler in der deutschen Deckung nutzte. Die Leverkusenerin
Franziska Hentschel sorgte mit ihrem zehnten Turniertreffer durch eine Strafecke
nach 52. Minuten für den Anschluss, vergab aber in der 83. Minute den möglichen
Ausgleich, als sie einen Siebenmeter verschoss.
"Alles hat bei uns
gestimmt, nur das Resultat nicht", sagte Trainer Rüdiger Hänel. "Zwei
individuelle Fehler haben uns den Titel gekostet." So ließ sich die junge
deutsche Mannschaft durch einen Blitzstart schocken. Sofort nach Anpfiff
drängten die Engländerinnen auf das Tor von Susi Wollschläger. Die Deutschen
ließen sich überraschen, fanden keine Ordnung in der Deckung und mussten nach
einer Unaufmerksamkeit von Eva Hagenbäumer den frühen Rückstand hinnehmen.
Danach aber kam die
deutsche Mannschaft immer besser ins Spiel. Durch ihre überlegene Technik und
einige hervorragende Soli provozierte sie insgesamt zwölf Strafecken, die von
den Engländerinnen jedoch hervorragend abgewehrt wurden. Lediglich in der 52.
Minute hatte Mittelstürmerin Hentschel Erfolg, die als beste Turnierspielerin
ausgezeichnet wurde.
Vor allem Torfrau
Jo Thompson wuchs über sich hinaus und klärte einige Male in höchster Not gegen
Franziska Hentschel und Britta Becker. Pech hatte Kristina Peters, als sie in
der 35. Minute einen Meter vor dem britischen Gehäuse nur knapp am Ball
vorbeirutschte.
"Wir sind selbst
schuld", sagte Hänel nach der Partie. "Wenn wir die größten Chancen nicht
verwerten, können wir nicht gewinnen." Dennoch darf er optimistisch in die
Zukunft blicken. Seine junge Mannschaft (Durchschnittsalter 21,2 Jahre) war die
spielerisch, technisch und taktisch beste des Turniers.
Die
deutsche Damenmannschaft wird mit Silber ausgezeichnet (hinten:
Teammanagerin Rosi Reinhardt, Irina Kuhnt, Torfrau Bianca Weiß, Kapitänin
Torfrau Susanne "Susi" Wollschläger, Katrin "Kausche" Kauschke, Britta
Becker, Nadine Ernsting-Krienke, Tanja Dickenscheid, Christine Ferneck,
Bundestrainer Rüdiger Hänel; vorn: "Physio" Hans Flötmeyer, Mannschaftsarzt
Dr. Winfried Koller, Caren Jungjohann, Simone Thomaschinski, Heike Lätzsch,
Franziska Hentschel, Kristina "Tina" Peters, Eva Hagenbäumer, Melanie "Meli"
Cremer, Heike Gehrmann) |
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3.
DAMEN-FELD-EUROPAMEISTERSCHAFT IN BRÜSSEL
Bis auf das
Finalergebnis stimmte fast alles im deutschen Team
Nichts geschenkt wurde den deutschen
Technikerinnen von den englischen Kämpferinnen. Tammy Miller (links) blockt
Britta Becker (Mitte) ab. Karen Brown und Tanja Dickenscheid (rechts)
verfolgen die Szene. |
Von Uli Meyer (aus
"Deutsche Hockey Zeitung" vom 15. Mai 1991)
England ist
neuer Europameister bei den Damen. Im Finale der 3. EM-Endrunde in Brüssel
unterlag das überzeugende deutsche Team trotz klarer Vorteile mit 1:2 Toren
gegen die Damen von der Insel. Titelverteidiger Niederlande ging leer aus und
verlor im Spiel um die Bronzemedaille mit 2:3 gegen die UdSSR.
Der moralische
Sieger des dritten Europameisterschaftsturniers war die deutsche Mannschaft. Sie
beendete als einziges der 12 Teams die Vorrunde ohne Punktverlust und hätte am
Ende den Titel fraglos verdient gehabt, wenn sie ihre Chancen im Endspiel gegen
England etwas besser genutzt hätte.
Der Schmerz über
die entgangene Goldmedaille wird sich in Grenzen halten. "Die Niederlage wirft
uns nicht um. Wer hätte denn vor einigen Wochen daran gedacht, dass wir hier ins
Endspiel kommen würden. Jetzt können wir mehr als stolz darauf sein, was wir
hier geboten haben. Vor allem die Art und Weise, wie wir zu diesem Erfolg kamen,
lässt uns zuversichtlich und mit neuem Selbstbewusstsein Richtung
Olympia-Qualifikation blicken", traf DHBMannschaftskapitänin Susi Wollschläger
den Punkt. Ähnlich drückten sich vom DHB-Präsidenten, über die Damenwartin bis
zum ganzen weiteren Umfeld auch alle anderen aus.
Zunächst ein kurzer
Blick auf den Turnierverlauf: In der Vorrundengruppe A dominierte die deutsche
Mannschaft ungeahnt souverän. Besonders der verdiente 3:1-Sieg über den
amtierenden Welt- und Europameister Niederlande war der Durchbruch zu einem
makellosen Gruppensieg. Die Holländerinnen gaben sich ansonsten auch keine
Blöße, da die weiteren Gruppengegner Irland, Belgien, Wales und Italien im
Vergleich zu den beiden Giganten viel zu schwach waren. Das hatte man vorher in
dieser Eindeutigkeit nicht erwarten können.
Anders das
Geschehen in Gruppe B. Bis auf das abgeschlagene Österreich konnte hier fast
jeder jeden schlagen. Der spätere Europameister England setzte sich nur mühevoll
durch und kassierte auch eine 0:2-Niederlage gegen Spanien. Im Rennen um Platz
zwei entschied schließlich das Torverhältnis zwischen drei punktgleichen Teams.
Die UdSSR (plus 8 Tore) hatte die Nase vor Spanien (+ 6) und Schottland (+ 3)
vorne und zog ins Halbfinale ein. Besser als es die Plazierung aussagte,
spielten auch die Französinnen. Sie nahm DHB-Trainer Rüdiger Hänel mit Interesse
unter die Lupe. Schließlich ist Frankreich im Oktober in Neuseeland Gegner der
deutschen Elf bei der Olympia-Qualifikation.
Drei
Europameisterschaften sind nun bisher ausgetragen, und stets waren die gleichen
Nationen unter den ersten vier Plätzen zu finden: Niederlande, England, UdSSR
und Deutschland. Wer hier einen Stillstand vermutet, ist auf dem falschen
Dampfer. Gerade bei den vier europäischen Topnationen ist Bewegung in die Sache
geraten. Holland, der Sieger der beiden ersten EM-Titelkämpfe von 1984 und 1987
sowie amtierender Weltmeister von 1990, hat seine unangefochtene Spitzenstellung
abgeben müssen. Zumindest momentan, denn gegen alle drei Hauptkonkurrenten wurde
in Brüssel verloren. Hart trifft es die russische Mannschaft, die wegen der
kurzfristigen Absage vor der Weltmeisterschaft 1990 nun auch keine Chance
erhält, bei der Olympia-Qualifikation mitzuwirken. In Auckland und dann
vielleicht auch in Barcelona hätte die junge UdSSR-Mannschaft sicherlich ein
gutes Bild abgegeben, denn die Russinnen spielten neben der deutschen Mannschaft
sicherlich das modernste, vielversprechendste Hockey. Gewonnen hat diesmal aber
England, das aus seinen insgesamt eher bescheidenen Mitteln dank seiner Routine
das Maximale herausholte. |