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Über Mitglieder des
RRK (2016)
Björn Emmerling |
Sowohl die deutschen Hockey-Herren als auch die Frauen durften sich in Rio
über Bronzemedaillen freuen. Auch damit können sie sich wie Gewinner
fühlen, sagt Björn Emmerling. Wir haben mit dem in Hanau lebenden
Ex-Nationalspieler gesprochen, der 2004 in Athen selbst Bronze bejubelte. |
Emmerling: Hockey-Medaillen als versöhnlicher Abschluss
Die beiden deutschen Hockey-Nationalmannschaften haben bei
diesen Olympischen Spielen jeweils die Bronze-Medaille gewonnen und für einige
packende Spiele mit denkwürdigen Momenten gesorgt. Wir haben mit Björn Emmerling
über den Turnierverlauf gesprochen. Der in Hanau lebende Ex-Nationalspieler
gewann 2004 in Athen die Bronzemedaille.
Von Robert Giese (aus
"Hanauer Anzeiger" vom 21.08.2016)
"Nach zwei Goldmedaillen war die Erwartungshaltung an die
Männer natürlich riesig", erklärt Emmerling, aber in der Mannschaft habe es nach
London einen Umbruch gegeben: Viele junge, neue Spieler seien zum Team gestoßen,
dazu mit Valentin Altenburg ein neuer Trainer, der nicht einmal ein Jahr lang
mit der Mannschaft arbeiten konnte. "Unter dieser Prämisse haben sie ein
sensationelles Turnier gespielt", zeigt sich Emmerling begeistert.
In der Gruppenphase setzten sich die Männer souverän durch,
mussten bei vier Siegen nur ein Unentschieden hinnehmen und zogen damit als
Gruppenerster ins Viertelfinale ein, wo Neuseeland auf die Deutschen wartete.
"Da hat die Mannschaft nicht so frei aufgespielt, man hat ihr angemerkt, welcher
Druck in der K.o.-Phase herrscht."
Männer mit mitreißender Aufholjagd
Fünf Minuten vor Schluss lag Deutschland 0:2 hinten, ließ
dann aber einen denkwürdigen Schlussspurt folgen, in dem Kapitän Moritz Fürste
erst durch zwei Strafecken ausgleichen konnte und Florian Fuchs schließlich
gerade einmal 0,7 Sekunden vor Abpfiff den 3:2-Siegtreffer erzielte. "Das war
der größte olympische Moment, den ich je erlebt habe", so Emmerling zur
mitreißenden Aufholjagd der Deutschen, "in dem Moment dachte ich: Wer so ein
Spiel noch gewinnt, der holt auch Gold."
Es sollte jedoch anders kommen: Im Halbfinale traf das
deutsche Team auf Argentinien – gegen die Südamerikaner hatte sich Deutschland
in der Gruppenphase mit einem 4:4 begnügen müssen, das Semifinale ging gar mit
2:5 verloren. "Da haben wir wie mit angezogener Handbremse gespielt. Für die
jüngeren Spieler war es das erste olympische Halbfinale, vielleicht war das der
Knackpunkt", vermutet Emmerling.
Duell der Erzrivalen im Spiel um Platz drei
Argentinien hingegen sei viel präsenter aufgetreten und gut
auf Deutschland eingestellt gewesen, das Halbfinale und später auch das Finale
gegen Belgien hätten die Südamerikaner daher völlig verdient gewonnen.
Im Spiel um Platz drei kam es dann zum Duell mit dem
Erzrivalen, der Niederlande – eine Partie, die Experten eher für das Finale
erwartet hätten. Dort zeigte sich Deutschland deutlich verbessert, verpasste es
trotz deutlichem Chancenplus aber, das Spiel in der regulären Spielzeit zu
entscheiden – es kam zum Penaltyschießen. "Das ist eine unglaubliche
Nervenbelastung", erläutert Emmerling, aber die Deutschen präsentierten sich
ganz abgezockt, verwandelten alle Penaltys und sicherten sich damit die
Bronzemedaille.
Bronzemedaille fühle sich auch
"ziemlich geil" an
Nach Ansicht des Ex-Nationalspielers fühle man sich auch
mit Bronze wie ein Gewinner: "Ich selbst habe ja auch die Bronzemedaille
gewonnen und kann daher sagen, wie sich das anfühlt – und zwar ziemlich geil."
Dass Mannschaftskapitän Moritz Fürste mit einem derartigen Erfolg seine Karriere
in der Nationalmannschaft beendet, freut Emmerling: "Irgendwann ist es
schließlich auch mal gut, und dann ist es super, so abzutreten."
Auch die Frauen reisen aus Rio mit einer Bronzemedaille ab
– für sie gab es nach der Halbfinalniederlage gegen die Niederlande im Spiel um
Platz drei noch ein Happy End. War die Frauenmannschaft in London noch ohne
Edelmetall geblieben, so war diesmal Bronze der verdiente Lohn für einen
überraschend starken Auftritt in Brasilien, der mit dem 2:1-Sieg im "kleinen
Finale" gegen Neuseeland den passenden Abschluss fand.
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