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Über Mitglieder des
RRK (1994)
Bianca Weiß |
Thomas Blivier, Bianca Weiß |
"Nur wer spielt, bekommt
Sicherheit"
Weg von Bianca Weiß ins deutsche Hockeytor war
dornenreich / Ohne Gegentor
Von Martin Krieger (aus
"Main-Spitze" vom 15.07.1994)
Schlüsselszene beim Feldhockey-Europacup der
Landesmeister 1993: RRK-Torhüterin Bianca Weiß pariert in Brüssel einen von
drei Amsterdamer Siebenmetern und krönt damit eine famose Finalleistung zum
Sieg des RRK. |
Spiele, die ohne
Gegentor enden, befriedigen ein Mannschaftsmitglied stets in besonderer Weise −
den Torwart. Folglich konnte auch Bianca Weiß vom Rüsselsheimer Ruder-Klub am
Mittwoch mit sich und der Welt vollauf zufrieden sein. Die Damenauswahl des
Deutschen Hockey-Bundes (DHB) hatte ihre Auftaktpartie der 8. Weltmeisterschaft
in Dublin (Irland) gegen Kanada nicht unbedingt glanzvoll, aber zweifelsfrei hochverdient 2:0 (1:0) gewonnen.
Dass die Spielerin mit
der Nummer eins auf dem Rücken ihr 45. Länderspiel überwiegend mit in den Hüften
abgestützten Armen verfolgte und ganze zweimal am Ball war − darunter eine
ungewollte Rückgabe durch ihre Klubkollegin Eva Hagenbäumer −, das störte die
26jährige nicht im Mindesten. "Besser, ich bekomme keinen Ball drauf, als jede
Menge", so Biancas eigene Philosophie, die auf ein gesundes
Selbstbewusstsein
schließen lässt. Und das nicht ohne Grund: Seit zwei Jahren, exakt nach dem
Rücktritt der langjährigen Stammkeeperin Susi Wollschläger (Club Raffelberg
Duisburg) im Anschluss an den Gewinn der Olympischen Silbermedaille in Barcelona,
hat Bianca Weiß das Vertrauen von Bundestrainer Rüdiger Hänel (Bonn). Und das
inzwischen sogar uneingeschränkt: Wenn heute das zweite WM-Vorrundenspiel gegen
die USA ansteht, wird das "waschechte" RRK-Eigengewächs abermals zwischen den
Pfosten stehen. Der von Hänel im Vorfeld der Weltmeisterschaft erwogene Wechsel
mit Ersatztorfrau Alexandra Schmidt (Klipper Hamburg) ist damit zunächst einmal
vom Tisch.
"Sich aus dem Schatten
von Susi Wollschläger herauszulösen, war für Bianca nicht ganz leicht. Aber
inzwischen weiß sie ganz gut mit der Rolle der ersten Torfrau umzugehen", lobt
der Bundestrainer seine Nummer eins. Um diesen Grad des Selbstverständnisses zu
erreichen, war es ein weiter und dornenreicher Weg. Schließlich liegt Biancas
erstes A-Länderspiel bereits fast sechs Jahre zurück: In Dundee besiegte die
DHB-Auswahl am 28. August 1988 Gastgeber Schottland 5:0. Dennoch wurde sie für
die WM 1990 in Sydney (Australien) nicht berücksichtigt, und beim Olympischen
Turnier vor zwei Jahren stand sie lediglich einmal zwischen den Pfosten. "Erst
in den vergangenen eineinhalb Jahren", so die Reiseverkehrsfachfrau, "habe ich
die wirklich wichtigen Spiele bestritten". Denn: "Nur wer viel spielt, bekommt
Sicherheit", sagt Bianca, die mit acht Jahren unter die Fittiche von RRK-Trainer
Berti Rauth geriet und an allen Rüsselsheimer Erfolgen maßgeblich beteiligt war.
Mit dem Vereinsteam hat sie alle möglichen Titel − teilweise schon mehrfach -
gewonnen.
Was ihr indes noch
fehlt, ist ein Titel mit der Nationalmannschaft. "Vor der Weltmeisterschaft
dachte ich, dass Australien der große Favorit sei. Aber inzwischen glaube ich,
dass mehrere Mannschaften in etwa gleichstark sind", ist Bianca trotz des
typischen Aprilwetters in Dublin guter Dinge. Dass der morgendliche
Frühstücksservice im Mannschaftshotel bisweilen Wünsche offen lässt und der sehr
weiche Kunstrasen der Belfield-Universität immer wieder tückische Hoppelbälle
produziert, auch damit kann Bianca Weiß gut leben. Hauptsache der eigene Kasten
bleibt so lange wie möglich sauber. |