Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Über Mitglieder des RRK (2016)                                  

Bianca Heinz-Weiß, Peter Kraus, Dr. Tobias Frank,
Dr. Christopher Reitz, Nico Jacobi

 

Peter Kraus 1972

Tobias Frank 1984 und 1988

Christopher Reitz und Bianca Weiß 1992

Nico Jacobi 2012

Bronze fehlt noch in der Sammlung

OLYMPIA   Bislang je drei Mal Gold und Silber für Torhüter mit RRK-Vergangenheit

Von Martin Krieger (aus "Main-Spitze" vom 18.08.2016)

Die olympische Medaillensammlung von Torhütern, die beim Rüsselsheimer RK groß wurden und viele Jahre in der Bundesliga zwischen den Pfosten standen, ist umfangreich und national unerreicht. Drei Gold- und drei Silbermedaillen stehen seit 1972 zu Buche – angefangen mit Peter Kraus in München über Christopher Reitz 1992 in Barcelona und Nico Jacobi 2012 in London, die jeweils finalen Jubel anstimmen konnten, bis hin zu Tobias Frank (1984 und 1988) und Bianca Heinz (1992), denen lediglich der letzte Wurf beim größten Sportereignis verwehrt blieb.

Ergo könnte jemand auf die Idee kommen, dass es ja ganz gut passen würde, wenn die RRK-Bilanz an diesem Donnerstag um die bislang noch fehlende Bronzemedaille ergänzt würde. Doch obwohl vieles dafür spricht, dass das im Halbfinale von Argentinien unerwartet krass mit 5:2 Toren demontierte deutsche Rio-Team um besagten Jacobi an diesem Donnerstag im Spiel um Platz drei gegen Erzrivale Niederlande alles für einen positiven Abschluss tun wird, so sitzt der Stachel der Enttäuschung nach zwei Olympia-Triumphen hintereinander nicht nur beim 29 Jahre alten Schlussmann vom UHC Hamburg tief.

Peter Kraus, der beim 1:0-Sieg über Pakistan vor 44 Jahren einen Siebenmeter parierte, empfand die deutschen Auftritte insgesamt nicht überzeugend: "Ich hatte gedacht, dass das souveräner aussehen würde, und in der Verteidigung hat es insgesamt nicht gestimmt", sagt der 75-jährige Rüsselsheimer. Bei 17 Gegentreffern in bislang sieben Partien "hätte ich schon längst mal den Torwart gewechselt", so Kraus. Nico Jacobi sei zwar oft im Stich gelassen worden und habe keine groben Fehler gemacht, "aber er hat auch keine Überdinger gehalten. Sein bestes Turnier ist das sicher nicht, denn sonst hat er auch schon mal ein Spiel alleine entschieden", so Kraus. Dennoch ist der rüstige Rentner, der sich seit 1997 alljährlich mit den noch lebenden Goldkollegen von München trifft, überzeugt, "dass die Mannschaft sich heute noch einmal zusammenreißt und Bronze holt".

Wie es sich anfühlt, wenn der große Traum geplatzt ist, damit kennt sich Tobias Frank besser aus, als ihm lieb sein dürfte. "Ich kenne solche Tage, da läuft einfach nichts und es steht ruckzuck 0:2, ohne dass du einen Ball berührt hast. Die Jungs sind gegen die giftigen Argentinier gerade im Mittelfeld gar nicht in die Zweikämpfe gekommen und haben furchtbar viele Fehler gemacht. Und Argentinien hatte einen verdammt guten Eckenschützen", so das Fazit des seit geraumer Zeit in Oberfranken arbeitenden Oberarztes. Hätte die Leistung im unglücklich 1:2 verlorenen Endspiel in Los Angeles 1984 gegen Pakistan gestimmt, "ging vier Jahre später gegen Großbritannien nichts. Da haben wir nicht halbwegs das abgerufen, was nötig gewesen wäre", erinnert sich der 58-Jährige an das finale 1:3 von Seoul. Obwohl ihm das DHB-Team vor vier Jahren insgesamt stärker vorgekommen sei, ist auch der langjährige Mainzer guter Dinge für das Spiel um Platz drei: "Holland sollte Motivation genug sein. Gegen die zu verlieren, war schon für uns immer das Schlimmste."

Keine guten Erinnerungen an das Spiel um Platz drei bei Olympia hat ein anderer RRK-Nationalspieler: Oliver Domke (101 Länderspieltore) hatte Deutschland 1996 in Atlanta gegen Australien zwar 2:1 in Führung gebracht, doch nach zwei individuellen Fehlern hieß es am Ende 2:3. "Natürlich waren wir nach dem 1:3 im Halbfinale gegen Holland gefrustet, aber das Turnier geht ja weiter. Wir wollten damals unbedingt Bronze haben, denn der vierte Platz bei Olympia ist einfach besonders bitter. Deshalb werden die Jungs sich auch bestimmt noch mal voll reinhängen und alles geben", sagt der 40-jährige Ausnahmestürmer.


Sie waren dabei

Held von München 1972: Hockeytorwart Peter Kraus

Aus "Main-Spitze" vom 22.08.2016

(kri). Nicht wenige, darunter auch Peter Kraus, hatten mit dem vorzeitigen Ende der Spiele 1972 in München gerechnet. 17 Tote ‒ so lautete die verheerende Bilanz eines von Palästinensern initiierten Anschlags auf das israelische Team im Olympischen Dorf und einer völlig missratenen Geiselrettungsaktion auf dem Flugplatz in Fürstenfeldbruck. "Ich hätte nie gedacht, dass es weitergeht und hatte schon gepackt", sagt der heute 75-jährige Rüsselsheimer.

"The games must go on" – der legendäre Satz des damaligen IOC-Präsidenten Avery Brundage bei der Trauerfeier war dann auch für Hockeytorwart Kraus und seine Teamkollegen ein großer Ansporn. Nach einem 3:0-Halbfinalcoup gegen Holland ging es fünf Tage nach dem Attentat im Endspiel wiederum gegen Titelverteidiger und Weltmeister Pakistan. Und nach zwei gehaltenen Siebenmetern beim 2:1-Erfolg in der Gruppenphase wurde Kraus auch im Finale zum Helden, wehrte vor 15.000 begeisterten Zuschauern erneut einen Siebenmeter mit dem Schläger ab. "Ich bin immer stehen geblieben und habe nie spekuliert, wie das auch beim Fußball heute üblich ist", sagt Kraus. Das entscheidende 1:0-Strafeckentor des späteren DHB-Präsidenten Michael Krause in der 60. Minute zum ersten deutschen Hockey-Olympiasieg konnten die favorisierten und im Erfolgsfall fürstlich entlohnten Asiaten gar nicht verkraften. Auf dem Podest wurden die Silbermedaillen in die Badelatschen gesteckt, deutsche Spieler und Zuschauer beschimpft und der deutschen Fahne die Ehrerbietung verweigert. Nur weil sich Pakistans Staatspräsident für dieses Verhalten bei der Bundesregierung entschuldigte, wurde die lebenslange Sperre auf vier Jahre verkürzt. Kraus: "Wir sind zur Wiedergutmachung in die Botschaft nach Köln eingeladen worden, und dort hat man uns einen großen Pokal überreicht. Das hässliche Ding bekommt seither jedes Jahr der Deutsche Meister."


Sie waren dabei

RRK-Torhüterin Bianca Heinz gewann 1992 im Hockey Silber in Barcelona

Aus "Main-Spitze" vom 18.08.2016

(kri). Der 7. August 1992 war aus verschiedenen Gesichtspunkten ein besonderer Tag. Für Deutschlands Hockeydamen im Allgemeinen, die erstmals in einem olympischen Finale standen und Gastgeber Spanien vor 12.000 Zuschauern – darunter das Königspaar Juan Carlos und Sofía – 1:2 unterlegen waren, für Günther Jauch im Speziellen: "Wir waren alle ein bisschen daran beteiligt", verrät Bianca Heinz schmunzelnd und meint damit, dass der damals noch weniger bekannte TV-Moderator bei der ausschweifenden Feier nach der Silbermedaille irgendwann ohne Hemd und mit freiem Oberkörper dastand.

Dass es sportlich vor den Toren Barcelonas nicht optimal gelaufen ist, das ficht die seinerzeit 24 Jahre alte Torhüterin des Rüsselsheimer RK auch im Rückblick nicht an. "Dass wir Titelverteidiger Australien 1:0 besiegen würden, hätte niemand gedacht. Im Endspiel hatten wir uns dann schon mehr ausgerechnet, waren aber nur kurz enttäuscht, obwohl wir in der ersten Halbzeit viele Torchancen ausgelassen hatten. Aber Silber ist nach wie vor Klasse", so Heinz, die unter ihrem Mädchennamen Weiß in der Auftaktpartie gegen Spanien (2:2) im Kasten stand.

Ein Segen, denn so blieb ihr erspart, was Spaniens Ersatztorhüterin fast um die Goldmedaille gebracht hätte: In der letzten Minute der Verlängerung eilte sie aufs Feld, um überhaupt Edelmetall erhalten zu können. "Ich fand das unglaublich mutig und toll von deren Trainer, aber ich hätte das nicht gemacht", sagt Heinz. Dass die aktuelle Generation in Rio, der sie beim Kampf um Bronze naturgemäß die Daumen drückt, vor derlei olympischem Kleingeist befreit ist, erfreut die sozial engagierte 48-Jährige naturgemäß sehr. Dass Günther Jauch an jenem Oberhemd, das er bei einer Außensendung des "Aktuellen Sport-Studios" in Rüsselsheim zurückerhielt, noch immer Freude hat, ist weniger wahrscheinlich.