Von Martin Krieger
(aus "Wiesbadener Kurier" am 17.02.2015)
Die neutralen
Zuschauer in der überfüllten Bremer Universitätshalle rieben sich verwundert die
Augen und die Fachwelt zierte sich noch, in der Wachablösung mehr als eine
Momentaufnahme zu sehen: Drei Jahre hatte das Damenhockeyteam des Rüsselsheimer
Ruder-Klubs (RRK) gebraucht, um dem Aufstieg in die Bundesliga am 17. Februar
1990 den ersten großen Titel anzufügen. 5:3 hieß es im Finale gegen
Titelverteidiger SC Brandenburg-Berlin, der zwölf Monate zuvor dank seiner
Routine den Angriff der Jugend noch soeben hatte abwehren können.
Dass die Hessinnen
in den Folgejahren bis 2006 weitere 14 nationale Meisterschaften sowie 18
Europapokalgewinne feiern und sich zum weltweit erfolgreichsten Vereinsteam
aufschwingen würden, dies hätte sich auch der "Vater" des Triumphzugs und
nimmermüde Talentschmied zahlreicher Nationalspielerinnen nicht träumen lassen:
"Wir waren unglaublich ehrgeizig und es war oft eine Augenweide, uns zuzusehen.
Aber wird sind immer Schritt für Schritt gegangen, haben anfangs nie an einen
Titel gedacht", sagt Berti Rauth. Erst als beim Hallen-Europacup der
Titelverteidiger nicht mehr automatisch qualifiziert war, "und wir unbedingt
Deutscher Meister werden mussten, haben wir uns auch diesem Druck gestellt und
standen vier Mal hintereinander national ganz oben. Wir haben das Ding einfach
geliebt", so Rauth. Insgesamt 15 Mal setzten sich die RRK-Damen die europäische
Hallenkrone auf, darunter 13 finale Siege in Serie.
Als der heute
56-jährige Rauth, zwischenzeitlich auch Damen-Bundestrainer, im Sommer 2007 vom
Untermain an die Elbe wechselte und seine Titelsammlung seither beim Club an der
Alster Hamburg fortsetzt, ging es in Rüsselsheim bergab. In der Bundesliga indes
spielt der RRK noch immer ‒ der sechsmalige Deutsche Meister SC Brandenburg seit
fast 20 Jahren schon nicht mehr.