Von Christian Stör
(aus "Frankfurter Rundschau" vom 24.09.2010)
Eine Prognose
scheint diesmal kaum möglich zu sein. Machbar ist sicher viel für die
Feldhockeyspielerinnen des Rüsselsheimer RK (RRK), die an diesem Sonntag zum Auftakt der neuen Bundesliga-Saison den Münchner SC im Stadion am
Sommerdamm erwarten.
Wie aber die
vergangene Runde gezeigt hat, als die Südhessinnen ganz entgegen der eigenen
Erwartungen bis zum letzten Spieltag um den Klassenverbleib zittern mussten, ehe
sie dann doch noch den sechsten Platz belegten, ist im ausgeglichen besetzten
Feld der zwölf Erstligateams die Teilnahme am Viertelfinale genauso
wahrscheinlich, wie der Absturz in die Abstiegsrunde.
"Das wird wohl so ähnlich werden wie im letzten Jahr", sagt denn auch Benedikt
Schmidt-Busse, der vor allem wegen der "sehr durchwachsenen" Vorbereitung, die
von verletzungs- und krankheitsbedingten Ausfällen geprägt war, die Messlatte
lieber nicht zu hoch legen will. Erstes Ziel, so der Trainer der Rüsselsheimer,
müsse der Klassenerhalt sein. "Wir wollen möglichst früh nichts mehr mit dem
Abstieg zu tun haben", betont der Coach.
Prinzipiell müsste Rüsselsheim den Einzug ins Viertelfinale durchaus schaffen
können, da der RRK laut Schmidt-Busse spielerisch auf jeden Fall stärker ist als
noch in der vorigen Saison. Zudem hat sich in diesem Sommer im Gegensatz zu den
Vorjahren kaum etwas am Kader geändert. Einzig die U-21-Nationalspielerin
Charlotte van Bodegom hat Rüsselsheim verlassen, dafür wird Helena Faust, die
nach ihrem studienbedingten Aufenthalt in Frankreich wieder nach Rüsselsheim
zurückgekehrt ist, das Team verstärken.
Entscheidend für
das Wohl und Wehe der Mannschaft wird allerdings die Frage sein, ob die
Rüsselsheimerinnen endlich ihre alte Schwäche beim Torabschluss ablegen können.
"Wir spielen ein sehr aufwendiges Hockey", so Schmidt-Busse, "nur müssen wir uns
dafür auch belohnen". Chancen hat sich Rüsselsheim in der vergangenen Saison
mehr als genug erspielt, nur Tore, so der Coach, "haben wir zu wenig gemacht".
Das mag auch daran liegen, dass der RRK mit zehn Spielerinnen, die jünger als 20
Jahre sind, zu den unerfahrensten Teams der Bundesliga gehört. Sollten die
Rüsselsheimerinnen ihre Abschlussschwäche aber tatsächlich ablegen können, dann
hält Schmidt-Busse sogar einen Sprung in die vorderen Regionen der Tabelle für
denkbar. "Dann würde ich uns weit nach oben tippen", sagt er.
Neu ist in diesem
Jahr der Spielmodus, der dem der Männer angepasst wurde. Die Zahl der Teams
wurde von zehn auf zwölf erhöht, die Vorrunde ist nach einer einfachen
Gruppenphase von nur elf Spielen bereits abgeschlossen, danach ziehen die besten
acht Mannschaften in die Playoffs ein, der Rest kämpft in einer Abstiegsrunde um
den Klassenerhalt.
Bei diesem System bleibt es nicht aus, dass manche Teams nur fünfmal zu Hause
antreten dürfen, andere dagegen sechsmal. Zu den Glücklichen, die diesen Vorteil
genießen dürfen, gehören auch die Rüsselsheimerinnen, die außer München auch
Klipper Hamburg, den Harvestehuder THC, Rot-Weiss Köln, TuS Lichterfelde und den
Berliner HC am Sommerdamm empfangen. "Über die sechs Heimspiele freuen wir uns
natürlich", so Schmidt-Busse, "ob es aber wirklich ein Vorteil ist, muss man
erst mal abwarten".