Wenn eine Beziehung endet, geht so
manches in die Brüche. Das ist auch im Sport bisweilen nicht anders, wenn sich
die Wege von Trainer und Spieler trennen. "Ich war ein wenig verwundert, wie
hilflos der RRK in der zweiten Halbzeit gespielt hat", sagte die Berlinerin
Anke Wild am vergangenen Sonntag, nachdem sie zuvor mit ihrem BHC den
hessischen Titelverteidiger im Endspiel des Hallenhockey-Europapokals 6:3
besiegt hatte. Als Unverschämtheit empfand dies der Rüsselsheimer Trainer Berti
Rauth. Berlin habe zwar besser gespielt, aber auch im entscheidenden Moment
Glück gehabt und drei Abprallertore erzielt. Ausgesprochen gegenteilige
Meinungen vertreten die beiden Diskussionspartner also, die einst ein
gemeinsames Ziel verfolgten. Bis 1988 spielte Anke Wild beim Rüsselsheimer RK
und war die erste Spielerin, die Rauth groß herausbrachte.
Am Wochenende könnten sich Anke Wild
und Berti Rauth wieder nahe kommen und dann vielleicht auch wieder ein wenig
näherkommen. Bei der deutschen Hallenrunde in Bonn müssen die Rüsselsheimer
Damen im Halbfinale gegen Klipper Hamburg antreten, was für Anke Wild so etwas
wie ein Freilos ist. "Klipper ist viel zu schwach für den RRK", sagt die
gebürtige Rüsselsheimerin. Auf das Urteil müßte Verlaß sein, denn mit dem in 14
Bundesligaspielen siegreichen BHC spielte die Nationalspielerin in der
Nordgruppe auch gegen Klipper Hamburg. Das wesentlich schwerere Semifinale
erwartet den BHC, der auf den Südzweiten Eintracht Frankfurt trifft.
Die Meinungsverschiedenheit mit dem
Rüsselsheimer Trainer wurde beim Europapokal in Berlin schnell zum
Gesprächsthema. Nichts zu spüren von alter Verbundenheit, obwohl da Trainer und
Lieblingsschülerin von einst aufeinandertrafen. Denn Anke Wild war in vieler,
aber nicht in jeder Hinsicht die Vorgängerin von Nationalmannschaftskollegin
Britta Becker, auf die nun das Rüsselsheimer Spiel abgestimmt ist. 1988
wechselte Anke Wild nach Berlin, schloß sich dem Verein ihres Freundes Andreas
Keller an. Daraus ist inzwischen eine erfolgreiche Hockeyfamilie geworden. Das
zweijährige Söhnchen Felix wird irgendwann stolz auf seine Eltern sein dürfen,
die in Barcelona Silber (Damen) und Gold (Herren) gewannen. Das Endspiel war der
Schlußpunkt der internationalen Laufbahn. Wie ihr Freund hat inzwischen auch
Anke Wild ihren Rücktritt erklärt. "Die Belastung ist einfach zu hoch."
Den Wechsel nach Berlin habe ihr
Rauth zwar nicht nachgetragen, obwohl Anke Wild sicher ist, daß es "die Freunde
der Spielerinnen danach etwas schwieriger hatten". Schließlich fehlte ihm
plötzlich die Kapitänin, die Spiel und Geschick der Mannschaft inner- und
außerhalb des Spielfeldes lenkte. Eva Hagenbäumer übernahm und wuchs in die
Rolle, die zuvor Anke Wild innehatte. Das gute Verhältnis zum ehemaligen Trainer
habe trotzdem gelitten, viel habe man sich nach und nach nicht mehr zu sagen
gehabt. "Das hat mich damals enttäuscht, inzwischen stört es mich nicht mehr",
sagt die Berliner Spielmacherin mit dem Wissen, wie empfindlich der Lehrmeister
vergangener Tage auf Kritik reagiert.
Über den aktuellen Zustand des RRK
muß sich die ehemalige Mitspielerin notgedrungen Gedanken machen, schließlich
könnten die beiden im Endspiel wieder aufeinandertreffen. "Eigentlich sind sie
die bessere Mannschaft. Ich habe immer gedacht, da muß noch was kommen." Weil
weder im letzten deutschen Finale, das Berlin 5:3 gewann, noch nun im
Europapokal etwas kam, ist der Berliner Trainer Frank Hänel sicher, "wenn wir
ins Endspiel kommen, werden wir auch deutscher Meister". Aber auch der RRK werde
nach der mitunter harten Auseinandersetzung in der vergangenen Woche
entsprechend motiviert sein, glaubt Anke Wild, die über die Reaktion des
ehemaligen Trainers nach dem Europapokal nicht verwundert ist. "Der Berti
braucht