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Über Mitglieder des
RRK (2017)
Anja Warnecke-Bi |
Anja Warnecke-Bi ist für die
China-Kontakte zuständig. |
Städtenetzwerk Fernost:
Immer mehr Unternehmen aus China siedeln sich in Rüsselsheim an
Von Alexandra Groth
(aus "Main-Spitze" vom 22.01.2016)
Seitdem die
chinesische Regierung vor rund zehn Jahren damit begonnen hat, eine
Internationalisierungsstrategie zu verfolgen, siedeln sich auch in Deutschland
immer mehr chinesische Firmen an. Rüsselsheim hat daher zusammen mit Raunheim
und Kelsterbach vor gut drei Jahren begonnen, Kontakte zu chinesischen Regionen
aufzunehmen, mit dem Ziel, Firmen in einer der drei Städte anzusiedeln. Und die
ersten Erfolge lassen sich durchaus schon verbuchen.
Etwa 20 Firmen
unterschiedlichster Größe haben sich seitdem angesiedelt. Und je mehr
Unternehmen einmal hier sind, desto interessanter wird es für chinesische
Kollegen, erläutert Anja Warnecke-Bi. Sie ist seit Dezember als
Netzwerkmanagerin China beim Zweckverband "Städtenetzwerk Fernost" angestellt,
den die drei Kommunen eigens für die Aktivitäten gegründet haben. Warnecke-Bi
hat durch vorherige Aufgaben jahrelange Kenntnisse in dem asiatischen Land.
Kenntnis von
Sprache und Gepflogenheiten
Und die sind
durchaus von Vorteil, nicht nur die Sprachkenntnisse, sondern auch die Kenntnis
von Gepflogenheiten. "Das ist eine Sisyphus-Arbeit, weil sie immer wieder
Betreuung braucht", verweist Oberbürgermeister Patrick Burghardt darauf, dass es
mehr bedarf, als ein Grundstück anzubieten, um chinesische Unternehmen zu einer
Ansiedlung zu bewegen. Die meisten chinesischen Konzerne hätten international
noch sehr wenig Erfahrung, weiß Warnecke-Bi.
"Wir nehmen sie an
die Hand. Wir stellen Kontakte her, zum Beispiel zu einem chinesischen
Rechtsanwalt, der deutsches Recht beherrscht", nennt Burghardt Beispiele. Nur
durch diese "Vermittlerrolle" und dass sie dort zu dritt aufträten, könne man
Erfolge erzielen. Daher waren die drei Rathauschefs auch schon zweimal
persönlich in China, um Kontakte zu knüpfen und zu vertiefen. Mehrfach waren
auch chinesische Delegationen hier zu Gast, gerade vor wenigen Tagen. Auch für
deutsche Firmen, die Kontakte nach China suchten, könne das Städtenetzwerk
hilfreich sein.
Wie die Firmen
vorgehen, sei sehr unterschiedlich, weil es auch sehr große Unterschiede in der
Geschäftstätigkeit gebe, sagt Warnecke-Bi. Es gebe Investitionen, Beteiligungen
oder Ankäufe an deutschen Firmen oder aber sie gründeten eine Niederlassung, um
den Markt zu eruieren. Gestartet werde häufig mit einem "Ein-Mann-Betrieb" mit
dem Ziel, sich zu vergrößern. Für diese Start-up-Unternehmen gibt es auf dem
Raunheimer Ihm-Gelände eine Büroetage. Inzwischen gibt es aber auch schon
Ansiedlungen mit mehreren Mitarbeitern, die Branchen sind dabei gemischt. Meist
geht es um Automotive, Lichttechnik, weiße Ware, Logistik und Spedition.
"Explodierender
Markt"
Burghardt betont,
dass zwar Raunheim und Kelsterbach anders als Rüsselsheim die großen Flächen für
Ansiedlungen haben. Aber der Name Rüsselsheim, zusammen mit dem
Automobilstandort und auch der Hochschule Rhein-Main sei eine wichtige
Ergänzung, um Interesse zu wecken. Eine sehr interessante Entwicklung nehme
derzeit der grenzüberschreitende Internethandel. "Das ist ein explodierender
Markt in China", sagt Warnecke-Bi. Es gebe acht Handelszentren, die weltweit
Satelliten suchten. Denn eine starke, reiche Mittelschicht in China habe großes
Interesse an ausländischen und deutschen Produkten. Zwar könne man auch in China
deutsche Waren kaufen, aber zu sehr hohen Preisen. Und es sei oft nicht klar, ob
es Fälschungen seien. Für Direktimporte brauche es Zwischenlager in Europa.
Warnecke-Bi geht
davon aus, dass die chinesische Wirtschaft zwar nicht dauerhaft im zweistelligen
Bereich und in dieser Geschwindigkeit wachsen wird. Aber dennoch sei mit
weiterem Wachstum zu rechnen. Zumal die Regierung überlege, die Steuern für die
Einfuhr von rund 40 Produkten abzusenken. Aber auch die jetzigen Zahlen
beeindrucken schon: Waren im Jahr 2012 in Hessen rund 140 chinesische Firmen
ansässig, sind es 2015 schon rund 300 – chinesische Restaurants nicht
mitgezählt. |