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Über Mitglieder des
RRK (2021)
Anne Schröder |
"Wächst regelmäßig über sich hinaus", sagt
der Bundestrainer über Anne Schröder. |
Hockeyspielerin Anne Schröder
Zockerin für die wichtigen Momente
Von Alex Westhoff
(aus FAZ vom 24.07.2021)
Von Rüsselsheim
nach Tokio: Anne Schröder ist zu einem zentralen Element des deutschen
Hockey-Nationalteams gereift. Bei Olympia in Tokio soll nun die Krönung folgen.
Anne Schröder hat
die Lizenz zum Zocken. Sie soll es auch mal mit zwei, drei Gegenspielerinnen
gleichzeitig aufnehmen. Soll dribbeln, tricksen, überraschen, Räume erobern, die
verstellt erscheinen. Weil sie es kann. Weil sie mitreißend wirken kann auf die
deutsche Nationalmannschaft. Weil sie diese Genialität hat am Stock, wie man im
Hockey-Jargon sagt, die technische Extraklasse, die Gegner zermürben und
Kolleginnen ermuntern kann.
Zu sagen, das
olympische Wohl der deutschen Nationalmannschaft hänge von der Verfassung von
Anne Schröder ab, ginge zu weit. Aber wenn die 26 Jahre alte Weltklassespielerin
regelmäßig ihre Fähigkeiten einbrächte, mit ein, zwei Aktionen ein Spiel
entscheiden zu können, hülfe das dem ambitionierten deutschen Team sehr.
"Ich kann dem
Team viel geben"
Nach dem etwas
überraschenden Gewinn der Bronzemedaille 2016 in Rio, an dem Anne Schröder als
Stammkraft beteiligt war, ist die deutsche Damen-Auswahl nach Tokio gereist mit
der klaren Ambition, eine Medaille zu gewinnen. Mit Anne Schröder als
Führungskraft. "Diese Rolle gibt mir viel, und ich kann dem Team viel geben",
sagt die in Mainz aufgewachsene Athletin, die sportlich ein Produkt der
Jugendarbeit des Rüsselsheimer RK ist.
Das seit Jahren
größte RRK-Talent Pauline Heinz ist in Tokio als Ersatzakkreditierte dabei,
rutscht nur bei einem Ausfall in den Kader. Anne Schröder kennt die 20-Jährige
noch aus Zeiten auf der Anlage am Sommerdamm, als diese dort bei den "Mini"-Teams
herumsprang. In der Mannschaft, die 2004 in Athen Olympiasieger wurde, waren
damals drei Rüsselsheimerinnen. Sie waren Anne Schröders inspirierende Vorbilder
zum Anfassen. Ehe die Hochveranlagte selbst durchstartete – erst im Heimatklub
und dann beim Club an der Alster in Hamburg, bei einer Topadresse hierzulande.
Wichtigstes
Schaufenster
Anne Schröder hat
von den Juniorinnen-Auswahlteams bis zur Nationalmannschaft schon an diversen
großen Turnieren teilgenommen, hat schon viele Teams mit ihren jeweiligen
speziellen Strukturen und Schwingungen erlebt. Den aktuellen Olympiajahrgang –
die Spiele sind im Hockey und für das Hockey das mit Abstand wichtigste
Schaufenster – beschreibt die 178-malige Nationalspielerin (25 Tore) als
"homogen und harmonisch mit einigen eher introvertierten Spielerinnen. Wir sind
weder alt noch jung, und so sind viele Spielerinnen spielerisch und athletisch
auf der Höhe ihrer Fähigkeiten. Dazu kennen wir uns lange durch einige
gemeinsame Turniere, sind sehr gut eingespielt."
Dass es nicht zu
ruhig und harmonisch wird, dazu haben sie Anne Schröder. Motivation und Emotion
einzuspeisen ins Gefüge, zählt sie zu ihren Aufgabengebieten. Verbal auch mal
aufrütteln, wider den Trott, auch mal polarisieren – "es liegt in meiner Natur,
die Dinge zu hinterfragen. Die Rolle ist natürlich nicht immer hoch angesehen",
sagt sie schmunzelnd. |