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Über Mitglieder des
RRK (2013)
Anne Schröder |
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Anne Schröder beim RRK in Aktion |
"Medaille wäre die Krönung"
U21-Nationalspielerin Anne Schröder fiebert Heim-WM entgegen, verlässt aber RRK
Von
Martin Krieger (aus "Main-Spitze" vom 25.07.2013)
Der erste Kreis hat
sich schon auf der Anfahrt geschlossen. Im mit vier jungen Damen besetzten
Kleinbus des Mannheimer HC, der das Trio des Rüsselsheimer RK gestern auf der
Fahrt zum WM-Turnier der U21-Hockeyspielerinnen nach Mönchengladbach aufnahm,
vollzogen Gegnerinnen von einst den Schulterschluss. Vor vier Jahren hatte der
MHC den RRK im Endspiel der weiblichen B-Jugend in Sichtweite des Borussia-Parks
4:3 besiegt. "Und wir waren mal wieder Vizemeister", sagt Anne Schröder.
Was mit dem
Rüsselsheimer Vereinsteam anno 2009 eher als trauriges Ende empfunden wurde,
dürfte die 18 Jahre alte Schröder – ebenso wie ihre RRK-Mitstreiterinnen
Marilena Krauss und Lara May nebst Klubcoach Florian Westermann, der
Bundestrainer Marc Herbert assistiert – am 4. August gegen 17.30 Uhr
höchstwahrscheinlich als Riesenerfolg einstufen. "Wir haben schon den Anspruch,
dass uns das Viertelfinale nicht reicht und wir zu den besten vier Teams der
Welt gehören wollen. Und eine Medaille wäre natürlich die Krönung", sagt
Schröder. Los geht’s für die 18-köpfige DHB-Auswahl am Samstag gegen Belgien.
Spanien (Sonntag) und England (Dienstag) heißen die weiteren Vorrundengegner.
"Die Gruppe ist nicht leicht", weiß Schröder.
Trotz etwa 80
Bundesliga-Einsätzen in Rüsselsheim, 54 Jugend-Länderspielen und dem Gewinn der
Silbermedaille bei der U18-EM 2011 in Utrecht verspürt die technisch versierte
und antrittsschnelle Aufbauspielerin vor dem aktuellen Ereignis eine besondere
Anspannung. "Man arbeitet zwar schon seit letztem Jahr daraufhin, aber da es
jetzt nur noch ein paar Tage bis zum Eröffnungsspiel sind, steigt die Aufregung
schon. Es ist halt einfach etwas anderes, auch mal auf Teams wie Australien,
Südafrika oder Argentinien zu treffen. Die europäischen Gegner sieht man ja
öfter." Zudem seien alle gespannt, wie viele der rund 9.000 Sitzschalen im
Hockeypark in Mönchengladbach belegt sein werden. "Das ist schon eine besondere
Atmosphäre dort. Ein paar Tausend Zuschauer wären echt schön", sagt die in
Wiesbaden wohnende Anne Schröder.
Klavierunterricht aufgegeben
In Kontakt mit
Hockey ist sie als Fünfjährige über ihre etwa zweieinhalb Jahre ältere Schwester
Christina beim Crefelder HTC gekommen. "Und meine Eltern hatten schon immer
Bekannte aus dem Hockey. Ich fand’s gleich cool und liebe den Sport wirklich
sehr." So sehr, dass der Klavierunterricht nach fünf Jahren beendet wurde. Nach
dem Umzug mit der Familie ins Rhein-Main-Gebiet hatte sie sich dem Rüsselsheimer
RK angeschlossen und nach der Hessenauswahl im Frühjahr 2011 auch im
Bundesligateam Fuß gefasst. Die Tage dort indes sind gezählt: Nachdem ihre
Schwester Ende 2011 zu Rot-Weiss Köln veränderte, zieht es Anne alsbald gen
Norden: "Da Hamburg ein Olympiastützpunkt ist, konnte man mir als
C-Kaderspielerin zu einem Studienplatz in Psychologie verhelfen. Ich habe das
RRK-Team vor 14 Tagen informiert, dass ich zum Club an der Alster gehe."
Ehrgeiz rundum
ausgeprägt
Dass sie sich
ausgerechnet dieses Studienfach ausgesucht hat, unterstreicht ihren nicht nur
sportlich ("Olympia 2016 in Rio wäre ein Traum") ausgeprägten Ehrgeiz. "Mit
meiner Patentante, die Sozialpädagogin und Coach ist, habe ich nach dem Abitur
viel gesprochen. Das Thema interessiert mich sehr", sagt Schröder. Zudem habe
sie selbst Therapiesitzungen hinter sich, um ihr besonders bei zweifelhaften
Schiedsrichterentscheidungen manchmal überbrodelndes Temperament auf dem Platz
in den Griff zu kriegen. "Dieser Prozess dauert sicher länger, aber ich denke,
vieles kommt auch mit dem Alter." Stichwort Alter: "Beide Großeltern haben es
nur rund 20 Minuten bis nach Mönchengladbach und kommen bestimmt. Dadurch ist
diese WM dann noch ein Stück mehr Heimat für mich", freut sich Anne Schröder.
Und der Kreis schließt sich damit ein weiteres Mal. Ob’s auch wieder Platz zwei
wird? |