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Über Mitglieder des
RRK (2008)
Horst Ackermann |
Horst Ackermann |
"Rudern ist nicht
Paddeln"
Main-Vortrag: Der zweite
Vorsitzende Horst Ackermann gibt einen liebevollen Überblick über 100
Jahre RRK – Anekdoten und Absurdes – Nur die Zuhörer fehlen
Aus "Rüsselsheimer Echo" vom
10.07.2008
"Authentisch ist ja
mittlerweile zum geflügelten Wort geworden", überlegt Horst Ackermann
und schaut kritisch zum Himmel. Dunkle Wolken ballen sich über dem Main
zusammen, der Wind fegt über das Ufer und Regen fällt vom Himmel – so
fand der erste "Main-Vortrag" des Kultursommers am Dienstagabend ganz
stilgerecht im Bootshaus des RRK zwischen den aufgereihten Ruderbooten
statt.
Die insgesamt vier
Main-Vorträge sollen naturwissenschaftliche und historische Themen rund
um Rüsselsheim und den Fluss aufgreifen. Anberaumter Ort für die
Vorlesungen ist der neu gestaltete Uferplatz unterhalb der Opelvillen –
wenn das Wetter denn hält. Am Dienstagabend konnten allerdings selbst
fünf Helfer das große Veranstaltungszelt ob des Sturms nicht aufbauen,
so war die Verlegung ins Bootshaus nötig.
Auch viele Interessierte
blieben lieber in ihren eigenen vier Wänden: Fast nur Vereinsmitglieder
lauschten dem Vortrag Ackermanns, der sowohl eine kleine Chronik des RRK
vorstellte als auch Anekdoten und Absurdes rund um den Rudersport zu
Besten gab. Zusammen mit zahlreichen Fotos, die von Harald Czerwenski
ausgewählt und gezeigt wurden, ergab das einen durchaus liebevollen
Überblick über 100 Jahre RRK – nur die Zuhörer fehlten.
"Rudern ist nicht Paddeln",
stellt Ackermann zu Beginn schmunzelnd fest. Während Paddler in die
Fahrtrichtung schauten und auf einem festen Sitz säßen, blickten die
Ruderer nach hinten und bewegten sich dynamisch auf einem Rollsitz. Auch
bewege man beileibe keine "Ruder", wie der Volksmund vermute, sondern
sitze an den Riemen. Streng sei auch die Ruderordnung – von
Kleidervorschriften über den Umgang mit den Booten bis hin zu Kommandos
auf dem Wasser sei alles geregelt.
Dies relativiert sich
freilich, wenn Ackermann verschmitzt von Männerrunden längst vergangener
Zeiten berichtet, die festlich schmausten und tranken. "Früher musste
man ja noch einen Vertrag unterschreiben, wenn man mit dem Training
begann", erzählt der zweite Vorsitzende des Vereins. Und dieses Machwerk
gestaltete sich durchaus kurios: Von der Körperpflege über die Ernährung
bis hin zu persönlichen Kontakten war alles geregelt, wie ein
Beispielvertrag aus den dreißiger Jahren zeigt.
Ein kurzer Abriss der Chronik
des Rüsselsheimer Traditionsvereins durfte freilich nicht fehlen. 1908
gegründet, trafen sich die Mitglieder schon damals im Bootshaus am
Mainufer. 1926 wurde die Hockeysparte gegründet – ursprünglich als
Ausgleich für die Ruderer gedacht, doch schon bald setzte man auf eine
kontinuierliche Jugendarbeit. Inzwischen kann der Verein sechs
Erwachsenen- und zwölf Jugendmannschaften besetzen, die unzählige
Meistertitel errangen. Selbst Olympiasieger sind unter den RRKlern zu
finden. Die Stadt stand schon immer hinter dem Verein: "In den fünfziger
Jahren gab es nur eine Buslinie in Rüsselsheim, die privat betrieben
wurde", erzählt Ackermann. Bei einem Wochenendausflug des Vereins in den
fünfziger Jahren mussten die Bürger aber vier Tage auf den öffentlichen
Nahverkehr verzichten – Bus und Fahrer sorgten für den Transport der
Sportler zur Erholung nach Süddeutschland.
Z um
Abschluss des Main-Vortrags "100 Jahre RRK" präsentierte der
Referent, der Zweite Vorsitzende des Rüsselsheimer Ruder-Klubs,
Horst Ackermann (rechts), seinen Gästen dieses Einer-Ruderboot. |
Gegen Ende des Vortrags kam
dann doch die Sonne raus: Auf dem Gelände vor dem Bootshaus konnten die
Besucher dann ein schlankes Einer-Ruderboot ausgiebig besichtigen.
Den Sturmböen getrotzt
Kurzweiliger Spaziergang durch 100 Jahre RRK
Von Dieter Ackermann-Girschik (aus "Main-Spitze"
vom 10.07.2008)
"Boot
hoch!" lautet ein Befehl der Ruderer beim Transport ihres Sportgeräts.
"Haltet das Zelt" hätte zunächst aber besser zum Main-Vortrag am
Dienstagabend über 100 Jahre Rüsselsheimer Ruder-Klub (RRK) gepasst, der
auf dem neuen Uferplatz am Main vor den Opel-Villen geplant war.
Denn vor Beginn dieser
Kultursommer-Veranstaltung mussten Referent Horst Ackermann, er ist
stellvertretender Vorsitzender des RRK, Mitarbeiter des Eigenbetriebs
Bildung und Kultur mit Ralf Keil an der Spitze und Festungswirt Peter
Kolb erst einmal mit vereinten Kräften das dort als Regenschutz gedachte
Zelt retten. Sturmböen drohten es davon zu wehen. Danach entschied man,
sich vor den Naturgewalten mit den rund 15 Gästen besser in das
Bootshaus des RRK zurückzuziehen und wählte eine der beiden Bootshallen
dort als sicheren Hafen für den Vortrag. Diesen wollte ursprünglich
RRK-Vorsitzender Prof. Dr. Dietmar Klausen halten, der jedoch verhindert
war.
Daher übernahm es dessen Vize
Horst Ackermann, kurzweilig zu einer im Hintergrund laufenden Diashow
mit Aufnahmen aus Jahrzehnten Vereinsleben, Interessantes über den
Rudersport und 100 Jahre RRK zu erzählen. Dabei erfuhren die Zuhörer
etwa, die meisten davon RRK-Vereinsmitglieder, warum der Paddler bei der
Fahrt über den Fluss zu seinen Sportsfreunden sage: "Schaut, da vorne
ist eine schöne Kneipe." Während der Ruderer nur erklären könne "Guckt
mal, da hinten war eine schöne Kneipe". Denn die Paddler befahren die
Gewässer mit dem Blick nach vorne gerichtet, und das auf festen Sitzen
in ihren Booten. Die Ruderer dagegen sitzen - bis auf ihre Steuerleute -
mit dem Rücken in Fahrtrichtung. Ihre Boote haben beweglichen Sitze auf
einer "Rollbahn".
Zu erfahren war ebenso, dass
es den RRK mit seinen Anfang 2008 insgesamt 627 Mitgliedern erst seit
1942 gibt, entstanden aus dem Zusammenschluss des 1908 gegründeten
Rudervereins Rüsselsheim und der zwei Jahr später aus der Taufe
gehobenen Rudergesellschaft Undine. Auch verriet Ackermann, warum man
beim RRK auch Hockey spiele. Und das höchst erfolgreich: Seit 1968
wurden Herren-Hockeymannschaften des RRK, den man in diesem Sport
zunächst als "Provinzverein aus Feuerwehrleuten und Bandarbeitern"
geschnitten habe, 9 Mal Deutsche Meister. RRK-Damenmannschaften
trumpften bisher sogar 15 Mal als Deutsche Meister und 18 Mal
Europacup-Siegerinnen auf. Selbst vier Olympia-Sieger und drei
Olympia-Siegerinnen brachte die Hockeyabteilung des Verein bis heute
hervor.
Dabei betrieben die Ruderer
Hockey lange nur als Ausgleichssport im Winter. Sie verzeichneten seit
Mitte der vierziger Jahre 24 deutsche Meisterschaften. Zu den
Spitzenruderern im Trikot des RRK gehörte mit Georg von Opel einst sogar
ein Spross der berühmtesten Rüsselsheimer Familie, der es zum Deutschen
Meister im Einer, Vierer und Achter brachte. Jüngste Abteilung ist die
Tennisabteilung, deren Mitglieder ihrem Sport laut Ackermann seit 1980
beim RRK nachgehen.
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