Auch das HRV-Leistungszentrum wurde um eine Halle erweitert und ist ebenfalls seit Herbst in Betrieb. "Es war eine angenehme und sachorientierte Arbeit. Ohne die Unterstützung von Hermann Klaus vom Innenministerium wären beide Vorhaben nicht gelungen", ist Schintze mit der Zusammenarbeit mit dem Hessischen Innenministerium sehr zufrieden. Zum Jahresausklang wurde zudem der Ergoraum im Weilburger Bootshaus in Betrieb genommen - auch vom Ministerium gefördert.

Beim Rudertag zeigte sich jedoch auch, dass es nicht einfach ist, die Interessen aller 59 Ruder- und Regattavereine gleichermaßen zu vertreten. Hartmut Sorg vom Regatta-Verein Gießen zeigte sich beispielsweise verärgert über Terminüberschneidungen an Pfingsten. Denn dann wird in Gießen die 96. Pfingst-Regatta ausgetragen. Jedoch ohne Boote aus Limburg, Wetzlar, Hanau und Höchst, da diese Vereine eine Trainingsmaßnahme durchführen werden. Das hiervon lediglich 15 Ruderer, allesamt Kader-Athleten, betroffen sind, hatte Sorg nicht bedacht. "Nicht der HRV, sondern die vier Vereine wollen diese Trainingsmaßnahme", betonte Torsten Gorski vom HRV. Sorg war jedoch nur schwer zu beruhigen und monierte, dass "die Regatta-Vereine generell vom direkten Informationsaustausch innerhalb des HRV ausgeschlossen sind."

Grund zur Freude gab´s für den Ausrichter Rüsselsheimer Ruder-Klub. Sein Trainer Udo Hild erhielt für 50-jährige Mitgliedschaft im Deutschen Ruder-Verband (DRV) die goldene Ehrennadel.

Von "www.hessischerruderverband.de" am 10.04.2008:

62. Hessischer Rudertag:
Rüsselsheim war mehr als Opel

Von Stephan Gerlach

Die Delegierten des 62. Hessischen Rudertags im Vereinsheim des Rüsselsheimer RK sprachen Reinhard Schintze und seinem Vorstandsteam einstimmig das Vertrauen aus. Die Feststellung, dass alles wie immer war, würde der Versammlung jedoch nicht gerecht. Der Landesruderverband wies in seinem Geschäftsbericht auf die Vollendung der Regattastrecke und des Landesleistungszentrums am Werratalsee hin. Das Trainerteam hat unter Leitung der Landestrainerin Sabine Tschäge seine erfolgreiche Arbeit fortgesetzt. "Leider konnten die gleich bleibenden Erfolge nicht in bare Münze umgewandelt werden", schrieb Schintze in seinem Bericht. Die Mittelzuweisungen für die Landeskader waren rückläufig. So war es nicht verwunderlich, dass Manfred Matzner in seinem ersten Kassenbericht für den HRV den Delegierten mitzuteilen hatte, dass der Verband 25.000 € einsparen musste, u.a. um seine Investitionen finanzieren zu können. Für das Geschäftsjahr 2008 kündigte Matzner an, dass dem überproportionalen Kostenanstieg im Leistungssport Einhalt geboten werden müsse. In seinem Haushaltsplan setzte er daher hier den Rotstift an. Die Vereinsvertreter folgten in diesem Punkt ihrem Landesvorstand.

Landesjugendleiter Joachim Bonn beklagte, dass die Vollversammlung der Hessischen Ruderjugend seit Jahren nur von einem Bruchteil der Vereinsjugendleiter besucht wird. Trotz der Sitzungsmüdigkeit der Jugendarbeiter im hessischen Rudersport konnte Bonn auf Erfolge zurückblicken. Die Hessen stellten das drittstärkste Landesteam beim Bundesentscheid der Jungen und Mädchen. "Hätte es nicht die Patzer beim Zusatzwettbewerb gegeben, wäre für die HRJ mehr als Platz 5 drin gewesen", meinte Bonn. Er zeigte sich erfreut, dass Rheinland-Pfalz beim Ländervergleichskampf in Karlsruhe (2008) mit an Bord ist. Der Jugendvorstand diskutiert derzeit, ob es möglich ist, die Breitensportangebote der Nachwuchsorganisation auszubauen. Mit einer geänderten Ausschreibung will die Ruderjugend 2008 die Attraktivität des Landesentscheids erhöhen

Torsten Gorski, stellvertretender Vorsitzender Sport des HRV, erläuterte die Aufgaben der Lehrer-Trainer in Frankfurt, Kassel und Limburg. Diese Kräfte, die dem Verband mit geringer Stundenzahl zur Verfügung stehen, haben u.a. die Aufgabe, 11- bis 14-jährige Talente an den D-Kader heranzuführen. Der Regattaverein Gießen beklagte sinkende Teilnehmerzahlen bei seiner Traditionsregatta an Pfingsten. Da zeitlich mit den Wettkämpfen auch Trainingsmaßnahmen des HRV durchgeführt werden, forderte der Regattaverein, dass diese Überscheidungen zukünftig entfallen. Gorski verwies auf die Prüfungs- und die Meisterschaftsregatten des DRV. "Pfingsten  ist wichtig für Trainingsmaßnahmen!", meinte er. "Auch andere Regattaveranstalter müssen mit Terminkollisionen leben!", ergänzte Gorski sein Statement. Reinhard Schintze forderte hierzu von den Delegierten ein Meinungsbild ab. Mehrheitlich widersprachen die Anwesenden dem Antrag der Ruderfreunde aus Gießen. "Wir werden trotz dieses Votums für den Erhalt der Traditionsregatta auf der Lahn arbeiten", rief der Landesvorsitzende Rolf Beck zu.

In ihren Rückblicken auf den Deutschen Rudertag in Köln fanden Henrik Lotz, Ehrenvorsitzender des Deutschen Ruderverbandes, und Reinhard Schintze kritische Worte. "Das Symposium war ein Highlight, auch bezüglich der Wissenschaftlichkeit", meinte der Chef des HRV. "Ich habe noch keinen Rudertag erlebt, an dem die Delegierten applaudierten und gleichzeitig Redner ausgepfiffen wurden", meinte Lotz. Der neue Vorsitzende wurde nur mit 40 Stimmen Vorsprung gewählt. "Das waren fast hessische Verhältnisse!". Bei dieser "gefühlten Opposition" ist es für Lotz unsicher, ob die Satzungsreform auf dem außerordentlichen Rudertag des DRV 2009 die notwendige 2/3-Mehrheit erhält. "Trotz meiner 78 Jahre habe ich noch ein junges Herz für den Rudersport", meinte der DRV-Ehrenvorsitzende. "Wir haben oft gestritten, wir blieben aber immer Ruderkameraden!". Der Ton, der den Arbeitsrudertag in Köln prägte, ließ bei Lotz eine Betroffenheit entstehen, an denen er die Hessen teilhaben ließ. Reinhard Schintze beklagte, dass nur noch wenige Hessen beim Deutschen Ruderverband Verantwortung übernehmen. Einige Diskussionen gehen nach seiner Auffassung an den Vereinen im Hessenland vorbei. Henrik Lotz beklagte hingegen, dass der DRV nur noch wenige Mitglieder in den Spitzengremien des organisierten Sports wie dem DOSB stellt. Der Vorsitzende des HRV unterstrich die Forderung der Hessen nach einem Bundesnachwuchsstützpunkt in Frankfurt. "Ein goldenen Schild hilft da allein nicht weiter", rief Schintze in Richtung DRV nach Hannover.

Der HRV lädt am 07.03.2009 zu seinem 63. Hessischen Rudertag ein, am 22.11.2008 wollen sich die Vorsitzenden in Eschwege treffen, um über die Satzungsreform des DRV zu beraten. Mit einem Rudergruß endete die Versammlung am frühen Nachmittag.