Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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THEMA: AUSBAU DES FRANKFURTER FLUGHAFENS
Bericht und Erläuterung zur Außerordentlichen Mitgliederversammlung
des Rüsselsheimer Ruder-Klubs 08 am 22.05.2000 im Bootshaus

Anlässlich der Jahreshauptversammlung des RRK am 03.04.2000 hat das Klubmitglied Kai Stieglitz unter Top 9 "Verschiedenes" den Antrag gestellt, eine Außerordentliche Mitgliederversammlung zum Thema "Geplanter Ausbau der Flughafens Frankfurt" einzuberufen. Der Antrag wurde bei 35 Ja-Stimmen und 3 Enthaltungen angenommen.

Der Vorstand hat sich auf seiner Sitzung am 17.04.2000 in Übereinstimmung mit § 9.5 der Satzung einstimmig dafür ausgesprochen, die Außerordentliche Mitgliederversammlung auf den 22.05.2000 zu terminieren. Entsprechende Einladungen sind allen Mitgliedern schriftlich und rechtzeitig zugegangen.

Die Außerordentliche Mitgliederversammlung des RRK hat am 22.05.2000 nach sachlich geführter Diskussion mit großer Mehrheit (23 Ja; 3 Enthaltungen) folgenden Beschluss gefasst:

"Der Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 lehnt jeglichen Ausbau des Flughafens Frankfurt/M ab."

Die Mitgliederversammlung hat es dem Vorstand des RRK überlassen, die gegen den geplanten Ausbau sprechenden Fakten zu sammeln und den Beschluss zu begründen.

Die Mitgliederversammlung beauftragt den Vorstand mit großer Mehrheit (24 Ja; 2 Enthaltungen) die berechtigten Ansprüche auf Schadensersatz und Entschädigung gegen die Frankfurter Flughafen AG vorsorglich geltend zu machen. Entsprechende Schreiben sind vom Vorstand zu verfassen.

Ein schriftlich formulierter Antrag von Kai Stieglitz (vorgetragen durch Glenn Eifert), die Ablehnung durch ein Transparent am Ballfangzaun der Hockeyplätze zu dokumentieren, wird mit Mehrheit abgelehnt (5 Ja; 16 Nein; 5 Enthaltungen).

Erläuterungen und Begründungen:

Die derzeitige Situation stellt sich wie folgt dar: Die von der Landesregierung eingesetzte Mediationsrunde hat am 31.01.2000 ihren Abschlußbericht zum Frankfurter Flughafen abgegeben. Darin werden verschiedene Ausbauvarianten aufgezeigt, von denen sowohl die Nord- als auch die Südvarianten Rüsselsheim erheblich mehr und deutlich stärker mit Lärm und Schadstoffen in der Luft belasten werden.

Es ist daran zu erinnern, daß der RRK satzungsgemäß "die planmäßige und der Allgemeinheit dienende Pflege und Förderung des Sports, die Ausbildung und Erziehung der Jugend zu körperlich und geistig disziplinierten Menschen sowie die Pflege sportlicher Kameradschaft unter seinen Mitgliedern anstrebt". Der Erreichung des genannten Zwecks dienen "die käuflich erworbenen, gepachteten und vertraglich zur Verfügung gestellten Grundstücke, Plätze und Gebäude, die Sportgeräte und die Beiträge der Mitglieder sowie alle sonstigen Einnahmen und Zuwendungen."

Der RRK wird diesen gegenüber seinen Mitgliedern eingegangenen Verpflichtungen nur noch in erheblich eingeschränktem Maße nachkommen können, sollte der Flughafen über seine derzeit bestehenden Grenzen hinaus ausgebaut werden. Das Klubhaus ("Bootshaus") des RRK, die benachbarten Hockey- und Tennisplätze und das Trainingsrevier der Ruderer/innen auf dem Main liegen schon jetzt unter der "Lärmkeule" des Flughafens. Der geplante Ausbau des Flughafens würde eine nicht hinnehmbare zusätzliche Lärm- und Schadstoffbelastung für die Mitglieder und Gäste des RRK mit sich bringen. Die schon derzeit oft an das Unerträgliche grenzende Situation würde sich insofern verschlimmern als

  • eine der Entspannung und körperlichen Ertüchtigung dienende Ausübung des Ruder-, Hockey- und Tennissports faktisch nicht mehr möglich ist, weil der Lärmstress die psychische Entspannung verhindert
  • die Sicherheit und körperliche Unversehrtheit der Sportler/innen, insbesondere der Ruderer/innen auf dem durch Schiffsverkehr ohnehin stark belasteten Main gefährdet ist, da die notwendigen Anweisungen der Trainer und Betreuer nicht mehr gehört werden können,
  • das Wohlbefinden der Gäste, Mieter und Pächter unseres Bootshauses in Frage gestellt ist.

Es ist absehbar, daß sich niemand freiwillig einem derartigen Lärmstress aussetzen will. Folglich werden mehr und mehr Mitglieder aus dem RRK vertrieben, während sich neue Mitglieder nicht mehr hinzugewinnen lassen. Die damit einhergehende Verminderung des Beitragseinkommens wird sich ungünstig auf die eingegangenen finanziellen Verpflichtungen auswirken.

Viele Mitglieder haben sich nach Beendigung ihrer aktiven sportlichen Laufbahn entschieden, im Klub zu verbleiben. Sie schätzen nicht nur das überwiegend von Harmonie geprägte Klubleben, sondern auch die Lage und die Annehmlichkeiten des Bootshauses. Das Mainvorland im Bereich von Festung und RRK-Gelände gehört seit jeher zu den bevorzugten Naherholungsgebieten der Stadt. Klubmitglieder und Gäste aus der Stadt und dem Umland schätzen die Bootshausterrasse und die Bootshausgaststätte. Tatsache ist jedoch auch, daß dieser Personenkreis schon jetzt und immer häufiger erheblichen Lärmbelästigungen durch im Landeanflug befindliche Flugzeuge ausgesetzt ist, eine Situation, die bei einem vollzogenen Ausbau des Flughafens in Zukunft noch erheblich viel schlimmer sein wird.

Darüber hinausgehend muß erkannt werden, daß jegliche Ausbaumaßnahme zu einer drastischen Wertminderung unseres Grund und Bodens und der darauf befindlichen Gebäude und Anlagen führen wird. Weiterhin ist zu befürchten, daß Mieter und Pächter unserer Räumlichkeiten ihre mit dem RRK geschlossenen Verträge aufkündigen. Der Verlust an Miet- und Pachteinnahmen wird den RRK vor schwierige finanzielle Probleme stellen. Denn die Erhaltung und Pflege des Geländes und der Gebäude belasten den zur Verfügung stehenden Etat des RRK unvermindert weiter. Ein Ausgleich dieser unvermeidbaren Ausgaben durch Miet- und Pachteinnahmen wird dann nicht mehr möglich sein.

Lassen Sie mich zusammenfassend feststellen: Der RRK in seiner Gesamtheit hat keine andere Wahl, als den geplanten Ausbau des Frankfurter Flughafens entschlossen und mit Nachdruck abzulehnen. Er tut dies aus einer unmittelbaren Betroffenheit heraus und gibt seiner Sorge Ausdruck. Der Vorstand des RRK fühlt sich verpflichtet, Schaden von den Mitgliedern und dem Eigentum des RRK abzuwenden. Denn der geplante Ausbau des Flughafens schadet dem RRK

  • weil eine der Gesundheit und Entspannung förderliche Ausübung des Ruder-, Hockey- und Tennissports zukünftig nicht möglich sein wird,
  • weil die Sicherheit und körperliche Unversehrtheit der uns anvertrauten Jugendlichen zukünftig gefährdet ist,
  • weil das Wohlbefinden der Klubmitglieder und Gäste des Bootshauses nachhaltig gestört ist,
  • weil die klubeigenen Immobilien und das sonstige Vermögen erheblichen Wertverlusten ausgesetzt sein werden und damit dem Klub eine wesentliche finanzielle Basis entzogen wird,
  • weil ein weiteres Bestehen oder gar kontinuierliches Wachstum des Klubs in Frage gestellt ist.

Alle Überlegungen im Hinblick auf eine mögliche "Auslagerung" des RRK werden mit Nachdruck zurückgewiesen. Der RRK ist auf seinen derzeitigen Standort durch seine spezifischen Sportarten, speziell das Rudern, angewiesen und dies nicht nur einer nahezu 100jährigen Tradition wegen. Jedwede Optimierung des bestehende Bahnsystems oder Lärmschutzprogramme machen für den RRK nur dann Sinn, wenn Optimierung eine spürbare Verminderung der Lärmbelastung für den RRK bedeutet. Wie auch immer geschnürte "Anti-Lärm-Pakete" sind eine Farce an sich und bringen dem RRK keinen Nutzen.

Der RRK erkennt die Notwendigkeit des Flughafens Frankfurt durchaus an und will auch in Zukunft in einer Art gut nachbarlicher Beziehung zu ihm leben. Der RRK verschließt sich nicht einer differenzierten Betrachtungsweise, wenn es um die Belange der Flughafenbetreiber geht. Der RRK wünscht sich aber auch eine Offenheit der Flughafenbetreiber, wenn es um die Beachtung von Grundbedürfnissen der Bewohner in der Region geht. Der RRK erkennt sogar gewisse, teilweise aus der Historie begründete Abhängigkeiten zwischen dem Flughafen und dem RRK.

Eine Erweiterung des Flughafens über seine derzeit bestehen Grenzen hinaus wird der RRK mit Nachdruck und in großer Sorge um seine Zukunft entschieden ablehnen. In diesem Zusammenhang wird der RRK vorsorglich seine berechtigten Ansprüche auf Schadensersatz und Entschädigung gegen die "Frankfurter Flughafen AG" als dem "Lärmverursacher" geltend machen. Gegen die zu erwartende Beeinträchtigung der Gesundheit seiner Mitglieder wird der RRK ebenfalls alle berechtigten Ansprüche geltend machen. Die vorsorgliche Ankündigung der Schadensersatzforderung wird an folgende Personen gerichtet:

  • Ministerpräsident des Landes Hessen und Aufsichtsratsvorsitzender der FAG, Herr Roland Koch
  • Fraktionsvorsitzender der SPD im Hessischen Landtag, Herr Armin Claus
  • Vorstandsvorsitzender der FAG, Herr Dr. Wilhelm Bender
  • Herr D. Ott vom Umwelt- und Grünflächenamt der Stadt Rüsselsheim

Die Ankündigung einer Schadensersatzforderung ist ohne jegliche Verpflichtung zu einer späteren Klage und verursacht keinerlei Kosten. Ein durch den Flughafenausbau erlittener Immobilienschaden kann dagegen nur durch eine Zivilklage im eingetretenen Schadensfall durchgesetzt werden und wird dann mit Kosten für den RRK verbunden sein. Darüber wird jedoch nicht der Vorstand, sondern, wie in diesem Fall auch, eine Außerordentliche Mitgliederversammlung entscheiden.

Dr. Dietmar Klausen, 1. Vorsitzender des RRK