Pressestimmen zum Start der neuen Feldhockey-Bundesligen |
Die "FAZ" schreibt
am 24. April 2003:
Mit vier Vereinen aus Hessen
Im Hockey beginnt eine neue Epoche
|
ufr. RÜSSELSHEIM. Nach 34 Jahren, in
denen der Punktspielbetrieb in der Hockey-Bundesliga in den Gruppen Süd
und Nord abgewickelt wurde, beginnt am letzten Wochenende im April eine
neue Zeitrechnung. Zwölf Herrenmannschaften und zehn Damenteams,
darunter vier Vertreter aus Hessen, kämpfen künftig in einer Spielklasse
um die Titel auf Kunstrasen. Obwohl die Reform im Januar 2002 mit großer
Mehrheit beschlossen wurde, sind die Kritiker nicht verstummt. „Bei den
Damen sehe ich schon die Gefahr, daß in ein paar Jahren die Basis
wegbricht", sagt Jürgen Fiedler. Der langjährige Cheftrainer der
Frankfurter Eintracht befürchtet, daß Spielerinnen aus der zweiten oder
dritten Klasse sukzessive abwandern könnten. Während man beim SC
Frankfurt 1880 der Neuerung mit gemischten Gefühlen entgegensieht und
die Entwicklung zunächst einmal abwarten will, wird die Reform am
Untermain positiv bewertet. „Die Saison dauert länger, es gibt mehr
Spiele und damit mehr Beachtung in der Öffentlichkeit", sagt Martin
Müller. Der Leiter der Hockeyabteilung im Rüsselsheimer Ruder-Klub (RRK)
sieht auch der Kostenseite gelassen entgegen: „Ich sehe nicht unbedingt,
daß Mehrausgaben auf uns zukommen." Über die sportlichehe Komponente der
Neuerung indes herrscht weitgehend Einigkeit. „Gegen sämtliche Topteams
zu spielen, stellt für alle einen ganz anderen Anreiz dar. Bislang . war
es doch immer dieselbe Leier", sagt Thorsten Hautzel. Daß die Männer des
Sport-Club 80, für die es am Sonntag um 15 Uhr gegen UHC Hamburg Ernst
wird, als Kandidaten für die beiden Abstiegsplätze gehandelt
werden, ist dem 39 Jahre alten Trainer bewußt. „Wir und Neuss werden
halt zuerst genannt." Durch den Briten Matthew Heatherington und
Junioren-Nationalspieler Niklas Rommel (SSV Ulm) sei man im Sturm
gefährlicher geworden.
In dieser Richtung
sieht es in Rüsselsheim speziell dank Doppel-Weltmeister Oliver Domke
schon gut aus. Daß der Vorjahresvierte der Südgruppe dem ersten Gegner
am Samstag (15 Uhr) aber großen Respekt entgegenbringt, verwundert
nicht. Im vergangenen Oktober hatte der RRK im Play-off-Viertelfinale
beim Club an der Alster 1:9 verloren. „Gegen solche Gegner können wir
nur gewinnen", sagt Trainer Kai Stieglitz, wohlwissend, daß die
Hamburger an Ostern Europacup-Zweiter geworden sind und sich mit zwei
Nationalspielern verstärkt haben. „Die sollen ruhig mal ein paar Stunden
fahren und herkommen. Zu Hause haben wir die vor ein paar Jahren schon
mal besiegt", so Oliver Domke. Sein Bruder Christian, im Februar
ebenfalls Hallen-Weltmeister geworden, fällt wegen chronischer
Achillessehnenbeschwerden aus.
Weitaus größere
personelle Sorgen hat die Eintracht: „Unsere Spielerdecke ist ziemlich
dünn", gibt Jürgen Fiedler, mittlerweile Sportlicher Leiter, zu. Der
Auftakt am Riederwald gegen den Münchner SC (Samstag, 16 Uhr) sei für
ihn „das erste Endspiel gegen den Abstieg". Nach dem Weggang von
Nationalspielerin Nina Kramer gehe es vorrangig darum, „den Abstand zum
drittletzten Platz bis August so gering wie möglich zu halten". Dann
wird Mara Puma aus Spanien zurück und obendrein eine weitere Russin
erwartet. Die Damen von Hallenmeister RRK haben sich erwartungsgemäß
höhere Ziele gesetzt. „Wir wollen schon in die Play-offs", sagt Trainer
Berti Rauth, der wieder mit Tanja Dickenscheid und Jana Schwärze! planen
kann. Der Saisonauftakt indes ist nicht leicht: Der RRK muß an diesem
Sonntag (12 Uhr) zum heimstarken TSV Mannheim, eine Woche später wartet
mit Rot-Weiß Köln einer der Favoriten. |
Die "FAZ" schreibt
am 25. April 2003:
Start in die einteiligen
Hockey-Bundesligen:
Konzentration für mehr
Klasse
Die Hochburg Hamburg gibt den Ton an |
FRANKFURT. Manchmal ist die richtige Terminierung für ein großes
Vorhaben reine Glückssache. Mit seinem Plan, aus der in die Gruppen Süd
und Nord geteilten Bundesliga endlich eine Spielklasse zu machen, war
der Deutsche Hockey-Bund auf seinen Bundestagen in schöner
Regelmäßigkeit gescheitert. Erst im Januar 2002 gelang es dann doch, die
Vereine zu überzeugen, daß die Nationalmannschaften nur mit einer
Konzentration der Kräfte - statt 16 Erstligavereine bei den Herren gibt
es nun noch 12, statt 16 bei den Damen nur noch zehn - künftig bei
Olympischen Spielen sowie Welt- und Europameisterschaften mithalten
würden. Hans Baumgartner, der ehemalige Manager der Nationalmannschaft
und Trainer von Rot-Weiß München, leistete Überzeugungsarbeit und reiste
durchs Land, um die Klubs von der Attraktivität der neuen Liga zu
überzeugen. Am 12. Januar 2002 wurde der Antrag endlich angenommen. Ein
paar Wochen später wurden die Herren erstmals Weltmeister auf dem Feld -
trotz der zweigeteilten Bundesliga.
Den Kritikern der neuen Liga hätte der Triumph von Malaysia viele
Argumente geliefert, alles so zu lassen, wie es war. Nun aber beginnt an
diesem Wochenende auch im Hockey eine Entwicklung zu mehr
Professionalität. „Das wird sich nicht aufhalten lassen", sagt Uwe
Benecke vom SC 1880 Frankfurt. Der Traditionsverein aus Hessen, Anfang
der siebziger Jahre fünfmal Europapokalsieger und 1989 der bislang
einzige Verein, der in einer Saison mit Damen und Herren deutscher
Meister wurde, hat mit einem kleinen Etat so eben noch über die
Relegation gegen den Meister der zweiten Liga den Sprung in die neue
Spielklasse bei den Herren geschafft. Wenig Geld, wenig sportliche
Klasse - diese Rechnung aus anderen Sportarten geht auch im Hockey auf:
Den Frankfurtern wird ebenso wie Neuss am wenigsten zugetraut. „Wenn man
nichts bieten kann, wird man als Verein diese Liga mittelfristig nicht
halten können", sagt Benecke. Immerhin sind die Frankfurter noch dabei,
während der erfolgreichste deutsche Verein zuschauen muß: Uhlenhorst
Mülheim, in der ewigen Bundesliga-Tabelle weit vorne und von 1988 bis
1996 neunmal Europapokalsieger auf dem Feld, ist inzwischen in der
zweiten Liga gelandet.
Die Musik im deutschen Herren-Hockey spielt längst in Hamburg, wo zwar
auch keine Unsummen gezahlt werden, die Vereine ihre Spieler aber in
vielfältiger Form unterstützen können. Prompt verzeichnen die Herren von
Titelfavorit Alster sowie der Lokalrivalen HTHC und UHC die
prominentesten Zugänge. Professionelles Denken war in der Hansestadt
auch ohne einteilige Bundesliga schon am meisten fortgeschritten, und so
wundert es nicht, daß die Hamburger Klubs am besten auf die
Anforderungen der neuen Liga eingestellt sind. Die soll nicht nur die
Nationalmannschaften stärken, sondern auch für mehr Popularität und
höheres Medieninteresse sorgen. Bei den Hockey-Damen wäre beides
dringend nötig: International ist der Anschluß an die Weltspitze
verlorengegangen, national sorgt die Bundesliga nur für wenig Interesse.
Probleme gibt es auch bei den Herren: Ein Marketingkonzept für die neue
Liga fehlt auch mehr als ein Jahr nach dem Beschluß noch - erst in
seiner letzten Sitzung beschäftigte sich auch der Bundesliga-Ausschuß
mit diesem Thema und soll nun Ideen sammeln und auswerten.
Nur in Hamburg ist man
schon erheblich weiter. Die fünf Erstligavereine haben mit der Deutschen
Hockey-Agentur, die auch die Medienarbeit für den DHB organisiert, das
Projekt „Hockey-Hochburg Hamburg" entwickelt, bei dem zunächst fünf
Heim-Spieltage für das Fernsehen produziert werden. Die Bilder werden
unter anderem beim Stadtsender Hamburg l gezeigt. Darüber hinaus gibt es
eine eigene Internetseite (www.hockeyliga.de), auf der ausführliche
Spielberichte der Hamburger Teams veröffentlicht werden.
„Wir können den Vereinen
nicht vorschreiben, wie sie sich zu vermarkten haben", sagt
DHB-Präsident Christoph Wüterich zu Vorwürfen, der Verband habe nur die
besseren Möglichkeiten für die Nationalmannschaften im Sinn gehabt,
danach aber kaum Hilfestellung geboten. Auf lange Sicht scheint denkbar,
daß sich die Vereine analog zum Fußball und Eishockey zur besseren
Vermarktung und Finanzierung ihrer Bundesligateams in einem Ligaverband
organisieren. Mit solchen Aufgaben aber wäre der DHB, der seine
Geschäftsstelle aus Kostengründen auf ein Minimum an Personal
reduzierte, tatsächlich überfordert.
An der Grenze der Belastbarkeit
angekommen sind manche Vereine angesichts zurückgehender Sponsorengelder
zwar auch, gehen die neue Aufgabe trotzdem gelassen an. „Erst mal die
erste Runde vernünftig über die Bühne bringen" - dieser Tenor herrscht
vor. Die erste Saison dauert allerdings 15 Monate, weil gleichzeitig von
2004 an das Spieljahr im Herbst beginnen soll, der besseren Angleichung
an den internationalen Spielkalender wegen. Der deutsche Meister dieser
Saison wird nach der Hinrunde unter den dann besten vier Teams
ausgespielt. Daß der bei den Herren aus Hamburg kommen wird, scheint bei
allen Unwägbarkeiten ebenso sicher wie der Umstand, daß es dort auch am
ehesten von einer breiten Öffentlichkeit bemerkt wird.
PETER PENDERS |
Die "Süddeutsche
Zeitung" schreibt am 24. April 2003:
Für mehr Niveau
Die neue Hockey-Bundesliga
startet in eine ungewisse Zukunft |
München - Die
Begründung mutet seltsam an. Deutschlands Hockey-Nationalspieler haben
zuletzt die Weltmeistertitel in der Halle und auf dem Feld gewonnen, die
Frauen sind Hallenweltmeister. Trotzdem dient die Gründung der neuen
eingleisigen Bundesliga, die an diesem Wochenende in ihre erste Saison
startet, vor allem einem Ziel: Das Niveau des deutschen Hockeys soll
steigen. „Dass wir top sind, ist eine Momentaufnahme", sagt Philipp
Crone, Kapitän der Nationalmannschaft. In anderen Ländern habe sich viel
getan. Der Deutsche Hockey-Bund (DHB) reagiert darauf mit einer
Ligareform, welche die Nationalmannschaft entlasten und für mehr
Aufmerksamkeit sorgen soll. Allerdings: Einige Klubs verbinden mit der
Liga Erwartungen, die sich bald zerschlagen könnten.
Bislang dominieren deutsche
Auswahlteams international nur, weil sie jährlich viele Lehrgänge
absolvieren. Der Leistungsunterschied zwischen National- und
Bundesligaspielern ist teilweise immens. Hans Baumgartner, Vorstand
Bundesliga im DHB, will mit der von ihm konzipierten Reform diesen
Unterschied reduzieren. Das Kalkül ist einfach: Wenn nicht mehr 16
Vereine - verteilt auf die Staffeln Nord und Süd -, sondern nur noch
zwölf Klubs bei den Männern und zehn bei den Frauen in der Bundesliga
antreten, steigt die Qualität der Partien und der Leistungsdruck unter
den Spielern. In diesem Punkt besteht Einigkeit. „Ich erwarte ein
deutlich höheres Niveau, weil es keine einfachen Spiele mehr gibt", sagt
Nationalspieler Eike Duckwitz vom UHC Hamburg.
Als unberechenbarer erweisen
sich die erhofften Nebeneffekte der eingleisigen Bundesliga. Der DHB
glaubt, einen Ligasponsor gewinnen zu können, der unter anderem für die
Werbung auf allen Torbrettern der Vereine eine sechsstellige Summe
zahlt. Die Einnahmen sollen größtenteils an die Klubs fließen, um deren
Reisekosten zu decken. „Eine Liga ist besser zu vermarkten als ein
einzelner Verein, deshalb wollen wir die ganze Bundesliga ins Boot
holen", sagt Baumgartner. Die Klubs müssen dem ebenso noch zustimmen wie
einer möglichen Zentralisierung der Öffentlichkeitsarbeit.
Dazu läuft derzeit ein
Pilotprojekt mit den Hamburger Bundesligisten und der Deutschen Hockey
Agentur (DHA). Sie übernimmt die Pressearbeit für die Vereine und
erstellt Spielberichte sowie Statistiken, die in Kürze auf der
Internetseite www.hockeyliga.de abrufbar sind. Entscheidend für die
öffentliche Wirkung der neuen Bundesliga könnte das zugleich gestartete
Fernsehprojekt sein. Die Agentur produziert bis zum Herbst an fünf
Heimspieltagen Vorberichte, Hintergrundstücke und Spielberichte zu den
Partien der Hamburger, die dafür eine niedrige vierstellige Summe
zahlen. Fester Abnehmer sind die Lokalsender Hamburg l und Offener
Kanal. Den öffentlich-rechtlichen Sendern wird das Material kostenlos
angeboten - je nach Gegner neben dem NDR etwa dem Bayerischen Rundfunk
oder dem WDR.
Unabhängig von der künftigen
Fernsehpräsenz der Hockey-Bundesliga hoffen die Klubs, durch bessere
Spiele und neue Gegner mehr Zuschauer anzulocken - manche spekulieren
darauf, die Besucherzahlen zu verdoppeln. Die Liga hat für ausländische
Nationalspieler schon jetzt an Attraktivität gewonnen, wie die Zugänge
verschiedener Klubs zeigen. Trotzdem wähnt keiner ernsthaft das deutsche
Hockey auf dem Weg zum Profitum. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es
zu einer Professionalisierung kommt", sagt Kai Stieglitz, Trainer des
Rüsselsheimer RK.
Ob sich andere Erwartungen
erfüllen, entscheidet sich nach Meinung von Hans Baumgartner noch in
dieser Saison. Die endet erst 2004, weil die Ligareform auch den
Saisonverlauf betrifft. Statt von Frühjahr bis Herbst, dauert die
Feldsaison künftig von Herbst bis Sommer des folgenden Jahres. Dieser
Wechsel gilt als Anpassung an internationale Standards. In der
Übergangssaison kommt es zu einem Kuriosum. Auf der Basis der
Hinrundenresultate spielen die besten vier Teams im Oktober in einer
Endrunde den Deutschen Meister 2003 aus. Danach läuft die Saison mit der
Rückrunde weiter. Der Erste und Zweite der Abschlusstabelle ermitteln im
Juni den Deutschen Meister 2004. David Rose |
Die "Main-Spitze"
schreibt am 25. April 2003:
Neue Zeitrechnung nach
34 Jahren
Reform der Hockey-Bundesliga weckt
sportliche Vorfreude, stimmt aber auch bisweilen skeptisch |
kri. RÜSSELSHEIM - Auf
einschneidende Veränderungen reagieren Menschen arg unterschiedlich. Die
emotionale Palette reicht von großer Vorfreude über Skepsis bis hin zur
ängstlichen Ungewissheit. In etlichen Hockey-Vereinen stellt sich die
Gefühlswelt in diesen Tagen ähnlich dar. Nach 34 Jahren, in denen der
Punktspielbetrieb in der Bundesliga schiedlich-friedlich in den Gruppen
Süd und Nord abgewickelt wurde, beginnt am letzten Wochenende im April
eine neue Zeitrechnung. Zwölf Männermannscharten und zehn Damenteams
kämpfen künftig in einer Spielklasse um die Titel auf Kunstrasen.
Obwohl die Reform nach
jahrelanger Diskussion und Ablehnung im Januar 2002 mit großer Mehrheit
beschlossen wurde, sind die Kritiker nicht verstummt. „Bei den Damen
sehe ich schon die Gefahr, dass in ein paar Jahren die Basis wegbricht",
sagt Jürgen Fiedler. Der langjährige Cheftrainer der Frankfurter
Eintracht befürchtet aber nicht nur, dass Kräfte aus unteren Ligen
sukzessive abwandern: „Irgendwann konzentriert sich alles bei den
finanzstarken Tennis- und Hockeyklubs im Norden".
Am Untermain wird die
Reform dagegen positiv bewertet. „Die Saison dauert länger, es gibt mehr
Spiele und damit mehr Beachtung in der Öffentlichkeit. Und Mehrkosten
sehe ich auch nicht unbedingt", so RRK-Abteilungsleiter Martin Müller.
Zumindest über die sportliche Seite herrscht dank der erhofften
Niveausteigerung weitgehend Einigkeit. „Gegen sämtliche Topteams zu
spielen, stellt einen ganz anderen Anreiz dar. Bislang war es doch immer
die selbe Leier", sagt Thorsten Hautzel, Trainer des SC Frankfurt 1880. |
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