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Über Mitglieder des
RRK (1963)
Fritz Brumme, Dr.
Georg von Opel, Gerhard Ruppert |
Dr. Georg von Opel |
Aus "Rudersport", Heft 30, vom
01.11.1963:
Entgegnung auf Dr. Clemens Peters'
Veröffentlichung im RUDERSPORT 29/63: "Zusammenstellung von Tatsachen" von Dr.
Georg von Opel, Frankfurt/Main
Lückenhafte Tatsachen
Aufgrund der in vielen
Punkten falschen Zusammenstellung von Dr. Clemens Peters und der Ausführungen
von Dr. Claus Heß in der "Rudersportkorrespondenz" Nr. 10/63 erkläre ich
ausdrücklich, daß der Einsatz besonders schmaler Boote nicht neu ist.
Zu den einzelnen
Absätzen nehme ich wie folgt Stellung:
Zu I:
Herr Fritz Brumme stellt
fest, daß die Wiedergabe seiner Äußerungen nicht den Tatsachen entspricht. Er
wird hierzu selbst eine Erklärung abgeben und Berichtigung verlangen.
Zu II:
Tatsache ist, dass ich
bereits in den Jahren 1934/36 innerhalb einer Serie von fünf Versuchs-Skiffs
verschiedenen Aufbaues und unterschiedlicher Abmessungen einen extrem schmalen,
langen Renn-Einer bauen ließ. Dieses Skiff wurde nach meinen Angaben von dem
damaligen Betriebsleiter der bekannten Bootswerft Leux, Herrn Ing. R. Greil –
Inhaber der heutigen Bootswerft Greil in Frankfurt am Main – im Detail
ausgearbeitet und unter seiner Leitung hergestellt. Außer von mir und anderen
Skullern der Olympiazelle 1936 wurde es auch von den Skullern Kaidel und
Neuburger gerudert. Anschließend wurde es dann von dem weltbekannten
Profi-Skuller Eric Phelps (England) übernommen, der später mit ähnlichen, in
eigener Bootswerft gebauten Booten mehrere Meisterschaften gewann.
Die weitere Entwicklung
der schmalen Boote wurde dann durch die Propagierung der kurzen Boote gehemmt
bzw. unterbrochen.
Die vielversprechenden
früheren Ergebnisse haben mich veranlaßt, den Bau von schmalen Booten Anfang des
Jahres 1962 aufzugreifen; den letzten Anstoß dazu erhielt ich durch die extrem
schmalen Wasserfahrzeuge m Neuseeland.
Daraus ergibt sich, dass
die Darstellung des Herrn Dr. Peters in diesem Punkte nicht der Wirklichkeit
entspricht.
Zu IV:
Im Schreiben vom 27.04.
von Herrn Dr. Wülfing wurden mir zwar Berechnungen über die Nachteile des
Zweitaktruderns mitgeteilt, aber nicht etwa – und dieser Eindruck muß für den
unbefangenen Leser doch entstehen – Versuchsergebnisse aus den laufenden
Achter-Versuchen, über deren Umfang und Resultate ich bis heute auch nicht
unterrichtet bin.
Die Wiedergabe meines
Auftragsschreibens an Herrn Dipl.-Ing. Boes vom 31.10.1962 ist durch zwei
wesentliche Auslassungen gekennzeichnet, die eine vollkommene Sinnentstellung
des Sachverhaltes bewirken. In meinem schriftlichen Auftrag heißt es wörtlich:
"Ziel unserer Bestrebungen ist es, einen möglichst günstigen Bootskörper in
Bezug auf Reibungsflächengröße und Formwiderstand für die veränderte Ruderart*)
mit wesentlich geringerer Gewichtsverlagerung zu finden. Es liegt also in Ihrem
Ermessen, nach den Erfahrungen Ihrer Schleppversuche und möglicher Vergleiche
zwischen Rennruder-Doppelzweier und Kajak-Zweier die oben angegebenen
Standardmaße und Querschnittsformen zu ändern." Damit nahm ich also ausdrücklich
Bezug auf schon weit früher durchgeführte Schleppversuche zum Vergleich von
Rennruderbooten und Kajaks, und zwar für Zweier. In meinem anschließenden
Schreiben zu diesem Auftrag vom 14.11.1962 habe ich nicht nur darauf
hingewiesen, daß der Zweitakt-Doppelzweier möglichst den Querschnitt eines
Renn-Einers haben soll, sondern darüber hinaus zehn von mir persönlich
ausgearbeitete Querschnittskizzen beigefügt, von denen ich Kopien noch heute
besitze. Herr Boes hat sich an meinen Vorschlag Skizze 5 (Kugelform) gehalten.
Wenn ich überhaupt an
Herrn Boes herantrat, dann nur deshalb, weil sich beim Zweitaktrudern ganz
besondere Probleme ergeben, deren Auswirkungen auf das Verhalten des Bootes beim
Rudern wissenschaftlich errechnet werden sollten. Herr Boes war ein privater
Auftragnehmer von mir und wurde dafür auch privat honoriert. Ganz besonders sei
darauf hingewiesen, dass mich Herr Boes bei Auftragserteilung nicht davon
unterrichtete, im Auftrage des Deutschen Ruder-Verbandes in etwa gleicher
Richtung (schmale Boote) zu experimentieren.
Umso mehr war ich
überrascht, dass die Herren des Technischen Ausschusses – ohne mich zu
unterrichten – von Herrn Ruppert die Besichtigung des Zweitakt-Doppelzweiers
verlangten, und das an einem Samstag. Wenn Herr Dr. Peters aus der Verweigerung
dieser Besichtigung den Schluss zieht, dass ich unkorrekt gehandelt hatte, so ist
das mehr als leichtfertig.
Ebenso leichtfertig ist
es, von einer offiziellen Vermessung des Rennachters Delphin zu sprechen, wenn
dabei noch nicht einmal festgestellt wird, dass dieser Achter um rund 1,30 m
länger ist als das von der Versuchsanstalt geplante Boot von 18 m Länge, wie es
Herr Dr. Peters in Absatz III seines Artikels angedeutet hat. Wenn eine
Vermessung nur darin besteht, dass man das Boot betrachtet und willkürlich – dazu
noch recht primitiv – zwei oder drei Maße abnimmt, so ist sie nicht korrekt und
kann auch nicht als Grundlage einer Beurteilung dienen, auch wenn sie von einem
Mitglied des Technischen Ausschusses durchgeführt wurde. Jeder Fachmann weiß –
und das kann sich auch ein Laie vorstellen –, dass die Abnahme eines Boote zum
Zwecke eines Vergleichs bestimmte technische Hilfsmittel voraussetzt und viel
Zeit erfordert. Beides ist am 21.07.1963 bei der Regatta in Mainz nicht der Fall
gewesen.
Auf alle Fälle ist es
mir – und soweit ich unterrichtet bin, auch der Allgemeinheit – unbekannt, ob
überhaupt bis heute mit dem Bau eines Versuchsachters des DRV begonnen wurde und
ob die "Einzelheiten" festgelegt sind (s. Abs III des Artikels von Dr. Peters).
Tatsache ist, dass der
neue Delphin-Achter in allen Abmessungen, insbesondere im gesamten Spantenriss,
im Vor- und Achterschiff, in der Schwerpunktlage, im Abstand der größten Breite
und im Kielsprung von dem Zweitakt-Doppelzweier-Riss wesentlich abweicht. Er hat
lediglich die geringere Breite mit dem neuen Doppelzweier und mit meinem
18-cm-Einer von 1934/36 gemeinsam.
Durch die Darstellung
des Herrn Dr. Peters bin ich in meiner Ehre tief getroffen worden, weil ich nun
im Hinblick auf meinen Artikel in Heft Nr. 28/63 als derjenige dastehe, der vor
allen Ruderern die Unwahrheit gesagt hat, indem ich mich einerseits zu Unrecht
rühmte, als Erster den Gedanken verwirklicht zu haben, schmale Rennboote zu
bauen, und andererseits heimlich die Konstruktion des von Herrn Boes für den DRV
entwickelten Achters übernommen und als meine Schöpfung erklärt habe.
Ich werde deshalb gegen
Herrn Dr. Clemens Peters Strafanzeige bei der zuständigen Staatsanwaltschaft
erstatten.
Anzeige im "Rudersport" 1963 |
*) Damit war das Zweitakt-Rudern
gemeint.
Aus "Rudersport", Heft 29, vom
18.10.1963:
Wer ist der geistige Vater der
neuartigen schmalen Rennbootform ?
Eine Zusammenstellung von
Tatsachen
Von Dr. Clemens Peters, Vorsitzender
im Technischen Ausschuss des DRV
Seit dem Sommer 1963
wird in Tagespresse und Ruderfachpresse sowie auf den Regatten viel von der
neuen Rennbootform gesprochen, die vor allem wesentlich schmaler ist als die
herkömmliche Art. (Siehe BILDZEITUNG vom 04.07.1963 und RUDERSPORT 28/1963).
Da es durchaus möglich
ist, dass durch diese Form ein neues Blatt des Bootsbaues aufgeschlagen wird,
scheint es richtig zu sein, allen Ruderern die Gelegenheit zu geben, aus
festliegenden Tatsachen zu beurteilen, wer der geistige Vater der interessanten
Neuerung ist; zumal die Zahl derer, die es sein wollen, wächst.
I.
Im Frühjahr 1963 baute
die Werft Opelit einen Rennachter, "Delphin" genannt, der etwa Rennviererbreite
hatte. Dieser wurde vom RC Nassovia Höchst in Henley und in Mainz ohne Erfolg
gerudert. Neuerdings testete Ratzeburg das Boot und befand es für sehr gut. Das
Boot wurde der Presse als eine Idee des erfahrenen Spitzentrainers Fritz Brumme
vorgestellt. Herr Fritz Brumme erklärte am 21.07.1963 dem TA-Mitglied
Oberpostrat Fritz Pfaffe, dass das Boot sein Bootsriss sei, den er gemeinsam mit
dem Werftleiter der Opelitwerft, Herrn Gerhard Ruppert, auf Grund seiner
langjährigen Trainerbeobachtung entwickelt habe. Herr Dr. Georg von Opel habe
nur die Namensnennung "Delphin" veranlasst. Das Boot sei auch zum überwiegenden
Teil auf seine (Brumme) Kosten gebaut worden. Er sei bereit, es dem DRV zu
verkaufen. Im gleichen Sinne äußerte sich Herr Brumme wenig später gegenüber dem
TA-Mitglied W. Reuss sowie anderen Personen.
II.
Im RUDERSPORT 28/1963
schilderte Herr Dr. h.c. von Opel, wie er im Rahmen seiner bootstechnischen
Bemühungen im Frühjahr des Jahres 1962 durch Ruderbeobachtungen an
neuseeländischen Eingeborenen zu der Erkenntnis gekommen sei, dass die Rennboote
viel schmaler werden müßten. Diesen Gedanken habe er erstmalig im Bau eines
schmalen Doppelzweiers Ende 1962 und im Mai 1963 im Bau des "Delphin"-Achters
verwirklicht.
III.
Die Versuchsanstalt für
Wasserbau und Schiffsbau in Berlin (VWS) hat in jahrelanger Zusammenarbeit mit
dem Technischen Ausschuss des DRV sämtliche Faktoren, die die Geschwindigkeit
eines Rennbootes bestimmen, durch technisch-wissenschaftliche Versuche
ermittelt. (Hierüber werden alle Ruderer in dem neuen von Herrn W. Reuss,
Hamburg, geschriebenen Buch "RUDER, BOOT UND BOOTSHAUS", das im April 1964 im Philler-Verlag erscheinen wird, eingehend unterrichtet.) Im Rahmen dieser
Zusammenarbeit teilte Herr Dipl.-Ing. Christian Boes von der VWS dem DRV im Juni
1962 folgendes Ergebnis mit:
"Unter Zusammenfassung
aller gemessenen Faktoren ergibt eine unter Benutzung moderner Rechenmethoden
durchgeführte Bestimmung, dass eine Verringerung des Bootswiderstands, der auf
der Größe der benetzten Oberfläche beruht, nicht durch Bootsverkürzungen
erreicht werden kann, wie wir jahrelang glaubten. Mit der Verkürzung tritt
zugleich eine Erhöhung des Formwiderstandes (resp. Wellenwiderstand) ein, die
den gewünschten Effekt zunichte macht. Es kann nur etwas erreicht werden, wenn
die Oberflächenverringerung durch starke Verschmälerung und Tieferbauen des
Bootes erzielt wird. Hierbei soll die Länge des Achters in der WL nicht viel
über 18 m liegen."
Dem Schreiben war ein
Bootsriss, der die Achterbreite etwa von der eines Vierers angab, beigelegt sowie
ein Diagramm, das den Widerstandsgewinn quantitativ darstellte.
Auf diese Bootsform,
dargestellt durch sein Längen/Breitenverhältnis und die mathematisch erfassbaren
verschiedenen Spantformen hat Herr Dipl.-Ing. Christian Boes am 11.02.1963 beim
Deutschen Patentamt in ausführlicher Form einen Patentschutz für sich
beansprucht.
Im Januar 1963 beschloss
der DRV den Bau eines derartigen Achters auf der Pirschwerft in Berlin. Die
Verzögerung in der Fertigstellung resultierte daher, weil Herr Karl Adam wegen Ratzeburgs Amerikareise und das anschließende stark beanspruchende Ratzeburger
Training nicht dazu kam, die vorgesehene Berechnung der Platzeinteilung für den
Achter zu liefern.
IV.
Die Erfindung von Herrn
Boes und der Bau des "Delphin" bei Opelit verliefen nicht ohne wesentliche
Berührungen.
Im April 1962 wandte
sich Herr Dr. h.c. Georg von Opel an Herrn Dr. Walter Wülfing, weil er das
Zweitaktrudern wieder aufnehmen wollte. Im Schreiben vom 27.04.1962 teilte Herr
Dr. Walter Wülfing Herrn Dr. Georg von Opel mit, dass auf Grund der neuen
Versuchsergebnisse bei der VWS dem Zweitaktrudern kein Erfolg beschieden sein
könne. Es wurden Herrn Dr. Georg von Opel die VWS-Versuchsergebnisse
ausführlicher dargestellt. Herr Dr. von Opel bestätigte Herrn Dr. Wülfing den
Erhalt der Information und sprach seine Anerkennung aus. Am 31.10.1962
beauftragte Herr Dr. von Opel (nach Telefongespräch) Herrn Dipl.-Ing. Christian
Boes von der VWS, ihm einen Doppelzweier-Riss zu zeichnen, der dem Zweitaktrudern
dienen sollte. In dem Auftrag sind die Normalmaße eines Renndoppelzweiers
angegeben sowie der Wunsch nach "einem Bootskörper mit möglichst günstiger
Oberflächengröße und Formwiderstand. Es liegt also in Ihrem Ermessen, nach den
Erfahrungen der Schleppversuche die oben angegebenen Standardmaße und
Querschnittsformen nach Ihren Errechnungen zu ändern."
Herr Dipl.-Ing. Boes
lieferte umgehend
diesen Doppelzweier-Riss entsprechend seinem Patent der extrem schmalen
Boote. Der Doppelzweier wurde im Winter 1962/63 bei Opelit gebaut. Seine
Besichtigung wurde dem TA am 07.04.1963 verweigert. Es steht somit fest, dass das
neue Konstruktionsprinzip der VWS, zur Zeit als der Achter nach Maori-Anregung,
bei Opelit gebaut wurde, in Händen dieser Werft war.
Die offizielle
Vermessung des "Delphin"-Achters durch den DRV, ausgeführt durch
TA-Mitglied Oberpostrat Fritz Pfaffe am
27.07.1963 in Mainz ergab, dass der "Delphin" in allen Abmessungen
und Formen unter den Patentanspruch des Herrn Dipl.-Ing. Boes fällt.
Der Deutsche
Ruderverband sieht somit Herrn Dipl.-Ing. Christian Boes als den geistigen Vater
der neuen Bootsform an.
V.
Die Dinge sind anders
gelaufen, als besonders der DRV-Vorsitzende Dr. Wülfing wollte. Die
Versuchsergebnisse des neuen Modells sollten erst nach sorgfältiger Prüfung im
Jahre
1964 allen Werften und Ruderern bekannt gegeben werden, da aus dem
Forschungsergebnis, für das der DRV große Summen flüssig gemacht hatte, alle
deutschen Werften und alle Rudervereine Nutzen ziehen sollten. Das ist nicht
gelungen. Jedoch steht nichts im Wege, dass jede Bootswerft sowie jeder Verein
vom Erfinder der neuen Bootsform, Herrn Dipl.-Ing. Christian Boes, Bootsrisse
entsprechend dessen Patentanspruch erwerben kann.
Alle vorstehend
geschilderten Tatsachen sind durch Dokumente belegt.
Aus "Rudersport", Heft
28, vom 04.10.1963:
Die Entwicklung der schmalen
"Opelit-Delphin-Boote"
Von Dr. Georg von Opel
Seit der Erfindung des Automobils
werden wir ständig von Verbesserungen überrascht. Auch die meisten Sportgeräte
werden immer weiter entwickelt, um höhere Leistungen zu erzielen. Mit einem Ski
von vor 30 Jahren könnte heute auch der beste Läufer nicht das kleinste Rennen
gewinnen. Ähnlich ist es mit dem Schlittschuh, dem Glasfiberstab, den
Startblöcken, den Spikes, den Schießsportwaffen, ja sogar mit dem Fußball - um
nur einige zu nennen.
Fritz Brumme |
Umso erstaunlicher ist es, dass man
ohne weiteres mit einem Ruderboot, das vor 30 Jahren gebaut wurde, noch heute
eine Meisterschaft gewinnen kann. Seit der Einführung des Rollsitzes und der
Drehdollen vor etwa 60 bzw. 30 Jahren hat man im Bootsbau nichts wesentlich
Neues mehr gebracht. Zu erwähnen wäre aus dem Jahre 1951 der liegende Steuermann
im Riemenzweier sowie die Einführung des Steuerschwertes anstelle des
laufhemmenden Steuers. Ohne Zweifel wurde von den Bootswerften, Ruderern und
Erfindern, seitdem es Ruderrennen gibt, schon vieles erdacht und ausprobiert,
aber nur wenige Veränderungen konnten sich durchsetzen. Auch ich habe innerhalb
von 30 Jahren vieles versucht, das sich nicht bewährte; ich denke dabei an die
verschiedensten Bootsformen, an den Rollausleger, das Zwei- und Viertaktrudern,
Unterwassertragflächen usw. Unvergesslich wird mir ein Tag während eines Skuller-Lehrgangs vor den Olympischen Spielen 1936 bleiben, der von dem
englischen Trainer Cordery geleitet wurde. Es ging darum, festzustellen, ob die
damaligen kürzeren Doppelzweier mit der geringeren benetzten Fläche schneller
als die normalen Boote sind. Mr. Cordery wollte es genau wissen und ließ zwei
Mannschaften bei jeweiligem Wechseln der Boote innerhalb von zwei Stunden
dreimal über 2.000 m Vergleichsfahrten durchführen. Sicherlich werden meine drei
Ruderkameraden diese Gewaltversuche ebenfalls in bester Erinnerung behalten
haben, als wir vor Erschöpfung gar nicht mehr in der Lage waren, so zu fluchen,
wie wir es gerne getan hätten! Das Ergebnis jedoch stand fest: Über die ersten
1.000 m war das kurze Boot schneller, aber über die gesamte Strecke war es
langsamer.
Im Jahre 1934 ließ ich
nach meinen Angaben bei der Bootswerft Leux in Frankfurt einen Renn-Einer mit
einer Maximalbreite von 19 cm bauen. Wochenlang haben wir damit Versuchsfahrten
durchgeführt, die jedoch unter den damaligen Umständen nicht die gewünschten
Ergebnisse brachten. Seither hat mich der Bau von schmalen Booten ständig
beschäftigt. Den Anstoß, die Entwicklung von schmalen Booten wieder
aufzugreifen, erhielt ich Anfang 1962 in Neuseeland, wo die Eingeborenen, die
Maoris, in einem Achter-Canadier erstaunliche Geschwindigkeiten erreichten.
Diese besonders schmalen Boote sind von den Polynesiern übernommen worden, die
es bekanntlich schon vor einigen tausend Jahren verstanden, riesige Strecken in
außerordentlich kurzer Zeit zurückzulegen.
Von diesem herrlichen Land
zurückgekehrt, haben der Betriebsleiter Ruppert von der Bootswerft Opelit und
ich in dieser Richtung ausgiebige Schleppversuche in einem im Keller
befindlichen Schleppkanal durchgeführt. Immer wieder konnten wir zu unserem
Erstaunen feststellen, dass alle schmalen Boote – Achter, Vierer und Zweier,
ausgenommen nur der Einer – schneller waren als die heute bekannten Bootsformen.
Aufgrund dieser Ergebnisse begann Opelit Ende des vergangenen Jahres mit dem Bau
eines schmalen Doppelzweiers, wobei jedoch der Fehler gemacht wurde, dieses Boot
für das Zweitaktrudern vorzusehen. Anschließend folgte im Mai dieses Jahres der
Bau eines schmalen Achters, den der RC Nassovia Höchst übernommen hat
und mit dem er auch unter unglücklichen Umständen in Henley und Mainz an den
Start ging. Trotzdem haben sich unsere Schleppversuche bestätigt, wonach ohne
Zweifel dieser schmale Achter schneller ist.
Gerhard Ruppert |
Da sich auch der Technische Ausschuss
des Deutschen Ruderverbandes mit der Entwicklung von schmalen Booten in
Zusammenarbeit mit der Versuchsanstalt für Wasserbau und Schiffbau in Berlin
sehr beschäftigt hat und offenbar zu guten Ergebnissen gelangt ist, kann
erwartet werden, dass der deutsche Bootsbau in nächster Zeit weiterhin eine
führende Stellung einnehmen wird.
Man kann annehmen, dass eine neue Ära
der Bootskonstruktionen beginnt, die uns vielleicht noch vieles bringen wird,
woran wir heute noch nicht denken.
Aus "Rudersport",
Heft 28, vom 04.10.1963:
Herbst-Regatta in Ratzeburg
Weltmeister testeten
Opel-Delphin-Boot
Von H.-E. Wohlfahrt
... Der Start der Weltmeister, die
nach Kopenhagen erstmalig wieder ruderten, stieß vor allem auch deshalb auf
starkes Interesse, weil man unter Wettbewerbsbedingungen ein zur Verfügung
gestelltes Opel-Delphin-Boot testen wollte. Das Urteil des Mannschaftskapitäns
Karl-Heinrich von Groddeck nach dem Sieg in 2:08,5 Minuten über die 2.
RRC-Mannschaft (2:14,1 Minuten) und Rudergruppe Geesthacht (2:14,3 Minuten)
lautete: "Der Opelit-Delphin ist schwerer zu rudern, aber das Boot wird bestimmt
schneller sein, wenn es ebenso "bequem" für uns zu rudern sein wird, wie die
nicht so hohen Boote, in denen wir bisher ruderten und tiefer sitzen!"
Schon bei ersten Testversuchen am
Vortage hatte Trainer Karl Adam dem Konstrukteur des Delphin-Achters und Leiter
der Opelit-Bootswerft, Gerhard Ruppert, erklärt, das Boot auf Grund dieser
Versuche sehr genau "unter die Lupe" nehmen zu wollen, um seine Eigenschaften zu
prüfen.
Auf der Suche nach
einer idealen Bootsform für die veränderten, modernen Schlagzahlen bei
geringerer Gewichtsverlagerung entstand der Opel-Delphin. Das erste Boot dieses
neuen Typs wurde als Achter für die Mannschaft des RC Nassovia in Höchst gebaut.
Nach Aussage von Konstrukteur Gerhard Ruppert, der diesen Achter nach Ratzeburg brachte,
fehlten in Höchst jedoch die letzten Voraussetzungen, um das neue Boot in allen
Einzelheiten zu testen. Deshalb entschloss man sich in Frankfurt, nach Ratzeburg
zu fahren, um mit Hilfe der erfolgreichen Achter-Weltmeister vom RRC zu
einwandfreien Ergebnissen zu kommen.
Das neue Boot weicht in seinen
Abmessungen und damit in der äußeren Form (Spannquerschnitt) wesentlich von den
üblichen Konstruktionen ab: Gesamtlänge 19,30 Meter, also 1,80 Meter mehr als
üblich; Breite 51 Zentimeter (zehn Zentimeter schmaler). Nach Meinung von
Konstrukteur Gerhard Ruppert würde eine Achter-Sonderanfertigung für die Ratzeburger
Weltmeister weitere Vorteile bringen, zumal die meisten Mannschaften nach den
ersten Probefahrten so überrascht über die guten Fahreigenschaften waren, dass
sie sich spontan bereiterklärten, das Boot bei der Clubregatta unter
Wettbewerbsbedingungen zu testen. Das Boot war auf Anhieb für die Mannschaft,
die seit den Europameisterschaften noch nicht wieder gerudert hatte, nicht
langsamer als die seither gefahrenen Boote. Ruppert: Das Boot ist gewichtsmäßig
nicht auf diese Mannschaft zugeschnitten und seine Tragfähigkeit ist viel zu
groß. Nach den entsprechenden Änderungen und notwendigem Training müssten die
Zeiten dann eigentlich "schneller" werden. Eine Ansicht, die ja auch
Karl-Heinrich von Groddeck vertrat.
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