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Über Mitglieder des
RRK (2011)
Benedikt
Schmidt-Busse |
Benedikt Schmidt-Busse |
INTERVIEW
"Wir befinden uns
mitten im Umbruch"
RRK-Damentrainer Benedikt Schmidt-Busse
zieht eine Saisonbilanz und wagt einen Blick in die Zukunft
Die
Fragen stellte Thomas Schulz (aus "Main-Spitze" vom 11.06.2011)
Die Bundesliga-Feldsaison 2010/11
endete für die Damen des Rüsselsheimer RK (RRK) am vergangenen Samstag mit einer
Niederlage. Das Team verlor das Trostrundenfinale gegen den Klipper THC Hamburg
nach Siebenmeterschießen 4:5. RRK-Trainer Benedikt Schmidt-Busse zieht im
Gespräch mit der Main-Spitze eine Saisonbilanz und wagt einen Blick in die
Zukunft.
Sind Sie mit dem Saisonverlauf
zufrieden?
Alles in allem, denke ich, können wir
zufrieden sein. Mit Sicherheit gibt es noch einiges zu verbessern, aber wir
haben mit dieser jungen Mannschaft − der Altersschnitt beträgt mit Silke Müller
und Nina Günther etwa 20,5 Jahre, ohne die beiden etwa 19 Jahre − eine
ordentliche Saison gespielt und unser Zwischenziel, die Play-offs zu erreichen,
ja auch gepackt.
Wie ärgerlich war das
Viertelfinal-Aus gegen den Münchner SC und die Niederlage im Trostrunden-Finale?
Natürlich haben wir uns über das
Viertelfinal-Aus geärgert. Da war mehr drin. Allerdings haben wir dann gesagt,
dass wir sehen wollen, dass die Saison noch möglichst lange für uns gehen soll,
und sind das Thema von Spiel zu Spiel angegangen. Wir wussten ja, wer uns auf
dem noch recht langen Weg nach Europa noch alles würde begegnen können und waren
auch realistisch in unserer Selbsteinschätzung und Zielsetzung. Allerdings wurmt
uns alle natürlich, dass wir einer der weltbesten Torhüterinnen zwei Dinger rein
machen und am Ende trotzdem mit leeren Händen dastehen. Da haben wir die
Gelegenheit einfach nicht konsequent genug beim Schopfe gepackt.
War in der Bundesliga-Hauptrunde
nicht mehr als Platz acht möglich?
Mit Sicherheit hätten wir den einen
oder anderen Punkt mehr holen können oder sogar müssen. Auf der anderen Seite
hatten wir auch glückliche Punktgewinne. Ich denke, alles in allem war das schon
okay - bei den von uns gezeigten, über weite Strecken doch sehr schwankenden
Leistungen. Und da müssen wir in der Zukunft ansetzen. Denn in der abgelaufenen
Saison haben uns eine recht große Inkonstanz und zu viele einfache Gegentore
ausgezeichnet und das Leben dadurch immer wieder schwerer gemacht, als es
eigentlich nötig gewesen wäre.
Wären die RRK-Damen und ihr
Trainer im ungünstigsten Fall auf die Abstiegsrunde mental vorbereitet gewesen?
Ja natürlich. Auch im vergangenen
Jahr hatten wir ja − wenn auch nicht modusbedingt − eine derartige Situation.
Wahrscheinlich hat uns das alleine schon derart vorbereitet, dass wir es eben
genau in diese Situation gar nicht erst haben abgleiten lassen. Man muss ja ganz
klar sagen, die Tabelle gibt das nicht ganz so deutlich wieder, da der
Tabellenneunte Schwarz-Weiß Neuss nach den elf Spielen ja nur einen Punkt hinter
uns lag. Allerdings stand dies schon am Samstag fest. Von daher hat uns sicher
etwas der letzte Kick gefehlt. Und wären wir in die Play-downs gegangen, dann,
davon bin ich überzeugt, hätten wir diese als erstplatziertes Team beendet.
Ist die Leistungsdichte in der
Bundesliga noch stärker als in den Vorjahren gewesen? Im Prinzip konnte ja fast
jeder jeden schlagen.
Es ist in der Tat so, dass alles
näher zusammengerutscht ist. Da muss man wirklich jedes Wochenende volle
Konzentration und Leistungsbereitschaft mitbringen. Spiele − wie vielleicht vor
ein paar Jahren −, in denen man den Großen ein Bein stellen möchte oder so
genannte Pflichtsiege gab es diese Saison wirklich nicht.
Lagebesprechung der RRK-Damen mit Trainer
Benedikt Schmidt-Busse im Spiel der Hoffnungsrunde gegen den Mannheimer HC |
Bleibt, anders als bei den
RRK-Herren Markus Hippchen, Benedikt Schmidt-Busse Trainer der RRK-Damen und für
wie lange ist ein weiteres Engagement in Rüsselsheim geplant?
Ich bin nun seit vier Jahren als
Trainer für den RRK tätig und habe einen unbefristeten Vertrag. Natürlich
überprüft man sich selbst immer wieder, genauso wie der andere Vertragspartner
auch die Qualität der Zusammenarbeit und die Ergebnisse überprüft. Das ist ein
ständiger Prozess und nicht an Stichtagen festzumachen. Fakt ist, dass meine
Familie und ich uns in Mainz sehr wohl fühlen und ein weiterer Umzug − es wäre
der fünfte in sechs Jahren − gerade mit zwei kleinen Kindern nun nicht gerade
weit oben auf meiner Prioritätenliste steht.
Könnten Sie sich auch vorstellen,
Herrencoach, beispielsweise beim RRK, zu werden?
Man soll ja niemals nie sagen. Aber
in meiner mittelfristigen Planung spielen derartige Überlegungen keinerlei
Rolle.
Nach den nicht ganz einvernehmlich
verlaufenen Winterabgängen, beispielsweise von Irene Balek, schwankten die
Leistungen vor allem in der Defensive etwas. Drohen weitere Abgänge?
Zunächst einmal muss man sagen, dass
ein Routineverlust nahezu zwangsläufig zu unkonstanteren Leistungen führt. Dass
dann gerade in den Zonen, in denen in engen Partien ein kühler Kopf wichtig ist,
Fehler häufiger auftreten, ist ganz logisch. Diese Fehler dürfen die jungen
Spielerinnen aber auf jeden Fall auch noch machen. Das gehört zur Entwicklung
schließlich mit dazu, auch wenn wir uns natürlich nur sehr selten darüber
wirklich freuen. Allerdings sind wir nach der Winterpause auch mit einem oftmals
offensiveren Spielkonzept in die Begegnungen gegangen, was fast zwangsläufig zu
mehr Chancen für den Gegner führt. Was in diesem Zusammenhang viel eklatanter
war, ist die Tatsache, dass wir dafür zu wenige Torchancen kreiert haben und in
der Folge auch deutlich zu wenig Tore erzielt haben. Trotz des offensiveren
Spielkonzepts müssen wir defensiv aber noch erheblich zulegen. Und das werden
wir auch. Da bin ich mir sicher.
Und zum zweiten Teil der Frage:
Leider wird Nina Günther ihre Karriere nun im Sommer beenden. Das hat sportliche
sowie auch persönliche und berufliche Gründe. Also ein Mix, der nach einer so
langen Hockeyzeit durchaus als normal bezeichnet werden kann. Ich und auch die
Mannschaft können Ninas Entscheidung daher nachvollziehen. Trotzdem wird sie uns
fehlen. Aber man weiß ja nie: Vielleicht kommt es noch mal zu einem
Hockeyintermezzo. Die Tür ist zumindest jederzeit offen. So sind wir verblieben.
Des Weiteren wird Lotta Hof studienbedingt für ein Jahr nach England gehen. Sie
wird aber auf jeden Fall im Juli, August 2012 wieder zur Mannschaft stoßen. Auch
dieser zeitweise Verlust wiegt schwer, aber wir werden alles daran setzen,
gemeinsam Lösungen für die Situation auf und neben dem Platz zu finden. Weitere
Kaderveränderungen können sich noch bis zum 1. August ergeben.
Wie sehen die Perspektiven für
Talente aus, an denen es den RRK-Damen in zwei Jahrzehnten ja nie gemangelt hat?
Aktuell sind wir ja immer noch damit
beschäftigt, junge Spielerinnen, die erst seit drei bis 15 Monaten die
Erwachsenenspielberechtigung haben, einzubauen. Dieser Prozess wird noch einige
Zeit in Anspruch nehmen. Des Weiteren haben schon in den letzten Monaten
Spielerinnen der Jahrgänge 1995 (spielberechtigt ab April 2012) und 1996
(spielberechtigt ab April 2013) in Trainingsspielen Bundesligaluft schnuppern
dürfen und sich ordentlich angestellt. Der nächste Schritt wird sein, diese
Spielerinnen über Trainingseinheiten in der Damen-Mannschaft noch vor ihrer
eigentlichen Spielberechtigung an das Niveau heranzuführen.
Wann beginnt die Vorbereitung und
welche Höhepunkte sind darin vorgesehen?
Der Start wird Mitte Juli sein, acht
Wochen vor dem Saisonstart. Dann wird zunächst die Überprüfung des
Fitnesszustandes im Vordergrund stehen, da ja bis dahin selbstständiges Training
nach individuellem Plan angesagt ist. Davor sollen die Spielerinnen natürlich
erst einmal herunterfahren können. Ab Mitte August werden wir ins
Techniktraining einsteigen. Man muss natürlich berücksichtigen, dass wir einige
U18-Nationalspielerinnen haben, die bis zum 17. Juli an der EM in Utrecht
teilnehmen werden und mit Eva Frank steht eine Spielerin im A-Kader, der sich
für die EM Mitte August in Mönchengladbach qualifizieren möchte. Auch diese
Spielerinnen benötigen natürlich einmal eine Pause. Das sind die Unwägbarkeiten,
die man als Trainer in einer Teamsportart auch immer beachten muss und die einen
entsprechenden Einfluss auf das Teamtraining haben. Zum Glück hat die U21 kein
wichtiges Turnier, denn auch diesem Nationalteam gehören ja fünf
Rüsselsheimerinnen an.
Es sind einige Testspiele verabredet.
Die exakten Termine werden in den nächsten drei bis vier Wochen vereinbart.
Weiterhin werden wir nach 2008 vom 2. bis 4. September zum zweiten Mal an der
hochkarätig besetzten TK-Trophy in Berlin teilnehmen. Eventuell kommt im August
noch ein Kurztrainingslager in der Schweiz dazu. Die Gespräche dazu laufen
aktuell noch.
Wann haben die RRK-Damen wieder
das Zeug zur Feld-Meisterschaft?
Fakt ist, dass diese Mannschaft nach
einem erfolgreichen Umbruch, in dem wir uns mittendrin befinden, durchaus das
Zeug dazu hat, sich wieder in der deutschen Spitze zu etablieren. |