Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

Dieser Bereich der "alten RRK-Homepage" im Vintage-Look enthält auch Inhalte wie Berichte von 2000 bis 6/2018,
wie "In memoriam", wie "Über RRK-Mitglieder", wie Links, wie Suchen, wie ... usw.

>>> Zur neuen RRK-Homepage <<<                    >>>Datenschutzerklärung<<<                   >>>Impressum<<<

Archiv

Chronik "Der Klub"

Chronik Hockey

Chronik Rudern

Chronik Tennis

Über RRK-Mitglieder

In memoriam

Links

Suchen

 

Über Mitglieder des RRK (2016)                                  

Anne Schröder

Anne Schröder

 

 

 

 

 

 

Der Hockey-Vulkan ist "Wildes Element" im Team

Anne Schröder ist eine Spielerin, die häufig überrascht

Von ALEX WESTHOFF (aus "Frankfurter Allgemeine Zeitung" vom 13. August 2016)

Der Vulkan brodelt, aber er ist bislang noch nicht ausgebrochen. Anne Schröder ist in der Hockeyszene für ihre herausragenden technischen Fähigkeiten bekannt ‒ und für ihr nahezu vulkanisches Temperament. "Ich bin schnell auf 180 und schnell wieder unten", sagt die 21-Jährige schmunzelnd. "Ich habe viel Energie, die es in die richtige Richtung zu lenken gilt. Aber ohne diese Energie wäre ich nicht die, die ich bin." Anne Schröder, während ihrer Lehrjahre für den Rüsselsheimer RK aktiv, ist sicherlich eine der aufregendsten Nationalspielerinnen im deutschen Olympiaaufgebot. Mit ihren gelegentlichen Ausrastern auf dem Platz ist sie das wilde Element im Team. Und aufgrund ihrer Gabe, dank unberechenbarer wie überraschender Aktionen ein Spiel zu entscheiden, gleichzeitig eine wichtige Kraft. Anne Schröder ist nicht selten die Spielerin, die besondere Momente im Spiel erzeugt.

Die deutschen Damen haben ihr olympisches Ziel, den Einzug ins Viertelfinale, schon frühzeitig erreicht. Auch dank Anne Schröders Siegtreffer zum 2:1-Erfolg gegen Neuseeland. In der Nacht zum Freitag stand für die deutsche Auswahl das Kräftemessen mit Spanien auf dem Gruppenspielplan, das 1:2 verloren wurde. "Wir haben uns nicht nur spielerisch von Spiel zu Spiel gesteigert, sondern auch mental", sagt sie trotz der Niederlage. Anne Schröders Angst, dass die junge deutsche Equipe mit vielen Olympia-Novizen "mit der Reizüberflutung und den Erlebnissen während der Spiele" nicht klarkommen könnte, war bislang unbegründet. "Ich möchte in den nächsten Spielen dem Team noch mehr helfen", sagt die offensive Mittelfeldspielerin, die sich in Rio bislang als verdienstvolle Teamplayerin präsentiert hat. Bundestrainer Jamilon Mülders fordert von der Hochbegabten, dass sich "Individualismus und die Arbeit für die Mannschaft bei ihr die Waage halten". Dies gelingt ihr bislang, auch weil sie ihre Emotionen weitgehend im Griff hat. Wo früher ein falscher Pfiff des Schiedsrichters und schlechte Aktionen von ihr selbst oder Mitspielern eine wahre Schimpftirade nach sich ziehen konnten, kommt sie mittlerweile besser mit den kleinen Hockey-Dämonen in ihr klar. Zumal die Schiedsrichter international Pöbeleien auf dem Platz strenger ahnden als daheim in der Bundesliga, in der die Unparteiischen mit Anne Schröders kurzen, eruptiven Ausbrüchen umzugehen wissen. Die Psychologiestudentin hat Techniken entwickelt, um diese zu reduzieren, und auch die Mitspielerinnen im Verein Club an der Alster und im Nationalteam wirken im Spiel mitunter beruhigend auf sie ein. Bundestrainer Mülders warnt davor, "Anne dafür zu brandmarken, weil sie anders ist. Sie hat sich wichtig gemacht für uns."

Ein zentrale Spielerin war sie auch in ihren zwölf Jahren im Trikot des Rüsselsheimer RK. Als Kind zog die gebürtige Düsseldorferin mit ihrer Familie nach Wiesbaden ‒ ihr Vater Stefan ist Chefredakteur des "Wiesbadener Kuriers" ‒, in Mainz ging sie zur Schule, in Rüsselsheim zum Hockey. Als RRK-Spielerin durchlief sie alle Junioren-Nationalmannschaften von der U16 bis zur U21. Sie ist quasi der letzte Spross der einst so vorbildlichen Jugendarbeit am Sommerdamm, der es bis in den A-Kader geschafft hat. Für die erfolgreiche Nachwuchsarbeit beim RRK stand Trainer Berti Rauth, welcher der kleinen Anne Schröder dort einst den leistungssportlichen Weg wies. Und der nun, weil beide für den Klub an der Alster tätig, vor Olympia so manche Trainings-Extraschicht mit der nunmehr A-Nationalspielerin Anne Schröder absolviert hat. "Ich bin von Rüsselsheim nach Hamburg gewechselt wegen des Studiums, aber auch wegen des Fernziels Rio", erzählt sie. In der Hauptstadt des Hockeysports hierzulande hat sie athletisch zugelegt und durch die Teilnahme an großen Turnieren mit der DHB-Auswahl wichtige Erfahrungswerte gesammelt. Am Montag nun steht das bisher größte Match ihrer Karriere auf dem olympischen' Programm: Viertelfinale. "Da kommt ein dicker Brocken auf uns zu. Aber unsere Reise kann noch weitergehen", sagte Anne Schröder.


Olympische Spiele 2016

Papa in Rio: "Der Elefant ist groß, die Maus ist klein"

Von Stefan Schröder (aus "Wiesbadener Kurier" vom 09.08.2016)

RIO DE JANEIRO - "Sie haben fünf Minuten Zeit." Die junge Frau in der Uniform der Volunteers, der freiwilligen Olympiahelfer, von denen ganze Hundertschaften durch Rio patrouillieren, unterstreicht ihre Anweisung mit fünf Fingern der erhobenen linken Hand. Wir stehen im Schatten der Stahlrohrkonstruktion des Campo 2, einer von zwei Arenen für die Hockeyspiele in Rio und sehen aus wie das Ärzteteam aus einer amerikanischen Fernsehserie.

Der Hockeybund hat uns weiße Polohemden geschenkt, auf denen Logos und dezent die deutschen Farben aufgebracht sind. Aber uns treibt kein Noteinsatz hierher, wir wollen lediglich wie die anderen rund 40 Eltern, Geschwister und Freunde die Spielerinnen des deutschen Nationalteams treffen. Sie haben gerade vor spärlicher Kulisse gegen China ein Unentschieden erkämpft; ein Team aus Brasilien spielt nicht mit. Die Experten um mich herum sagen, das Ergebnis sei gerecht.

Jetzt schlendern die jungen Frauen verschwitzt und abgekämpft aus den Katakomben des provisorischen Stadions heran. Sie wirken entspannt, endlich hat das Turnier begonnen. Von zirka 600 Stunden in Rio stehen sie nur einen Bruchteil auf dem olympischen Kunstrasen. Es ist das erste Mal, dass wir hier Anne in die Arme schließen. Sie lebt im Olympischen Dorf, wir rund 25 Kilometer entfernt, im Stadtteil Copacabana. Die Eröffnungsfeier im legendären Stadion Maracana haben wir verpasst. Wir saßen im Nachtflug Frankfurt-Sao Paulo, während Milliarden unsere Tochter im Fernsehen sehen konnten. Später bekommen wir eindrucksvolle Bilder, die Freunde und Verwandte in Deutschland vom TV-Bildschirm abfotografiert haben.

Stefan Schröder und Tochter Anne

Ein paar Brocken Portugiesisch

Fabrizio weiß nicht, dass es außer Eishockey noch eine andere Sportart mit Hockey gibt. Er arbeitet bei Bosch Brasilien, kehrt nach einem frustrierenden Besuch in der Stuttgarter Zentrale in seine Heimatstadt Sao Paulo zurück, wir sind für zwölf Stunden Sitznachbarn in einer Boeing 777. Das schweißt zusammen. Mit meinen aus einer App angelernten Brocken Portugiesisch punkte ich. "Ich möchte einen Nachtisch", kann ich schon sagen. Und: "Der Elefant ist groß, die Maus ist klein." Er strahlt, das Strahlen seiner Augen geht in ein Feuerwerk über, als ich ihm erzähle, warum wir nach Rio reisen.

Da vergisst er, dass es Bosch so schlecht geht, dass Rio eigentlich das für Sao Paulo ist, was für die Mainzer Wiesbaden bedeutet (wir zahlen, die feiern) macht eine Bewegung, als wolle er aufstehen, sagt ergriffen "Anne Schroder" und schüttelt mir 10.000 Meter über dem Atlantik die Hand: "Congratulations." Ich bin gerade schon wieder Vater geworden.


Papa in Rio: Kann mich mal jemand zwicken?

Von Stefan Schröder (aus "Wiebadener Kurier" vom 07.08.2016)

RIO - Als Vater bin ich ehrlich gesagt nicht immer so nah dran. Aber meine Frau Katja sagt, dass Anne im Alter von acht Jahren folgende drei Wünsche in einen Wunschbaum malte: 1. Glück und Gesundheit für die Familie, 2. Einen Hund, 3. Mit der Hockey-Nationalmannschaft einmal Olympiasieger und einmal Weltmeister werden. Bisher sind die beiden ersten Wünsche in Erfüllung gegangen, Nummer 3: Schauen wir mal.

In Rio, bei den Spielen der 31. Olympiade, ist Anne dabei, die Nummer 8 im Hockeyteam der deutschen Damen. Und wir, die Familie, natürlich auch. Kann mich mal jemand zwicken. Oder ist das gar kein Traum?

Stolz sein, heißt es immer so schön, könne man nur auf etwas sein, an dem man beteiligt ist. Meine Frau schwört, dass es so gewesen ist. Also, unsere jüngere Tochter Anne wurde vor etwas weniger als 22 Jahren geboren und hatte kurz darauf einen Hockeyschläger in der Hand. Sie ahmte die große Schwester Christina nach und lief einfach so mit. Menschenmengen mochte sie nicht, mied das Rudel auf dem Feld, stand daher plötzlich mal frei und schoss Tore oder leitete sie ein.

Ehrenurkunde ist größter sportlicher Erfolg

Haben Sie bitte Verständnis dafür, dass ich Ihnen nicht viel mehr über die sportlichen Hintergründe dieser Karriere verraten kann. Seit rund 20 Jahren drücke ich mir den Hintern auf harten Holzbänken oder kalten Betonstufen platt, um meinen Kindern bei diesem Sport zuzusehen – die Regeln habe ich bis heute nicht richtig verstanden. Aber, pssst, das verraten Sie bitte nicht, ich habe das bisher geschickt überspielt.

Es ist mir ein Rätsel, wie die Kinder väterlicherseits zu diesem Talent gekommen sind. Meine größten sportlichen Erfolge waren eine Ehrenurkunde bei den Bundesjugendspielen. Ich war damals irrtümlicherweise einem jüngeren Jahrgang zugeordnet worden. Und in der Volleyball-Kreisklasse Niederrhein errangen wir einen Sieg gegen unseren Angstgegner Rumeln-Kaldenhausen. Das muss so 1974 gewesen sein. Meine Frau bewies hingegen sehr früh großes Talent im Golfsport. Ist ja auch nur ein Spiel mit Stock und Ball; aber sagen Sie das keinem Golfer.

Ein Rückblick voller Dankbarkeit

Und jetzt sitzt der Papa in Rio statt in Rüsselsheim, wo alles begann. Längst laufen die Töchter nicht mehr für den Rüsselsheimer Ruder-Klub zum Kampf auf den Kunstrasen. Sie hat es nach Köln und Hamburg verschlagen. Aber an die Tage am Sommerdamm denke ich voller Dankbarkeit zurück. Eine harte Schule: Die Zuschauer hatten längst Unterschlupf gesucht, da spritzten die Kinder noch mit ihren Schlägern Regenwasser in die Höhe bei dem Versuch, den Ball in der Flut zu treffen. Abgepfiffen wurde erst bei Blitzschlag. Aus einem stillgelegten Bus reichten die Mütter Kuchen heraus, der Stadionsprecher – mein einziges zeitweise ausgeübtes Amt – musste manchmal brüllen, um eine Boeing 747 beim Landeanflug auf Frankfurt zu übertönen. Sie war buchstäblich zum Greifen nah. "Geh doch zum Ballett", empfahl der Trainer den Mädchen, die seine harten Kommandos ("nimm endlich den Arsch runter beim Stoppen") mit Tränen quittierten. Es war nicht Nordkorea, aber es war auch nicht Copacabana.

Hier haben wir jetzt Quartier genommen. Und in Rio, im Hockeystadion von Deodoro, geht es nicht mehr gegen die Eintracht aus Frankfurt oder den Lieblingskonkurrenten Mannheimer HC. China und Neuseeland, Spanien und Südkorea heißen die Vorrundengegner. Tja, und am Ende der Woche lauern wieder die Holländer. Warum sind die so stark? Und warum gewinnen die deutschen Frauen so selten gegen die? Ich denke mir, dass die Holländerinnen das für meine Tochter sind, was für mich damals Rumeln-Kaldenhausen war. Aber auch die waren zu schlagen.


Tochter von Kurier-Chefredakteur Schröder startet in Rio

Von "www.ffh.de" am 04.08.2016

Wiesbaden goes Rio – ein Traum geht in Erfüllung für die 21jährige Wiesbadenerin Anne Schröder – sie ist im deutschen Damen-Hockey-Team in Rio mit dabei und kämpft mit der insgesamt recht jungen Mannschaft um Medaillen.

Papa Stefan Schröder, im sonstigen Leben Chefredakteur beim Wiesbadener-Kurier, fliegt Freitag hinterher – zum Anfeuern und Mitfiebern. Er ist schon jetzt ganz aufgeregt und sagte im FFH-Interview: "Zum ersten Mal im Leben bei olympischen Spielen, in Rio, und dann ist noch die jüngste Tochter am Start ‒ mehr geht doch gar nicht".

Tochter Anne Schröder geht in Rio mit dem deutschen Hockey-Team auf Medaillenjagd – erster Gegner ist am Sonntag die Mannschaft aus China.