Vogalonga
Die im Jahr 1974 auf Betreiben einer Gruppe venezianischer
Ruderfreunde und Bewunderer der Traditionen der
Serenissima
mit dem Ziel, die Venezianer für das Problem des Wellenganges zu
sensibilisieren, ins Leben gerufene Veranstaltung hat von Jahr zu
Jahr regeren Zulauf, speziell unter den Fremden: man zählt bis zu
1.500 eingetragene Boote.
Die Teilnahme an der
Vogalonga
(zu deutsch: langes Rudern), die keinen eigentlichen Wettkampf
darstellt, wird schließlich für alle eine Gelegenheit zum
Wiederentdecken der Lagune, ihrer Landschaften und ihres Habitats.
Die Vogalonga ist offen für
alle Bootsklassen, Ruderboote, Gondeln, Kanus, Drachenboote und einige
Selbstbauten, einfach alle, die sich mit Muskelkraft fortbewegen.
Ab dem frühen Morgen sammelt sich im Becken vor
San Marco
vor dem Dogenpalast eine große Menge Boote, die auf den Start
warten, um den etwa 30 km langen Parcours zurückzulegen, der
vorbei an den Inseln Vignole und Sant'Erasmo bis
nach Burano und über die Glasbläserinsel Murano, den
Rio Cannaregio und den Canal Grande wieder zurück
nach Venedig und zum Ziel am alten Zollpunkt führt. |
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Die Teilnehmer vom RRK: Boot "Immanuel Kant" (Ragnar Otto,
Werner Alt, Wolfgang Gummersbach, Sigrid Schäfer und Heike Uhr), Boot "Max
Planck" (Ursula Alt, Rudi Reitz, Silvia Reitz, Sylvia Gummersbach und
der Aschaffenburger Michael Scheuermann)
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Die Boote warten im Becken vor
San Marco auf das Startkommando |
Venedig, San Marco,
Sonntag,
25.
Mai 2003
Deutlich sieht man die Ruderblätter des RRK an diesem sonnenklaren
Sonntagmorgen im Wasser der Lagune vor San Marco. Es ist kurz nach neun
und der Bürgermeister hat soeben den Böllerschuß zum Start der
diesjährigen Vogalonga erteilt. Unter Glockengeläut der Kirchen von San
Marco nehmen 1201 Boote mit 3985 Teilnehmern die rund 40 km lange
Strecke rund um Venedig in Angriff.
Es geht nicht um Schnelligkeit – dabeigewesen sein ist alles – aber wer
sich nicht schon ein bißchen weiter vorgemogelt hat, muß jetzt zusehen,
daß er weiterkommt. Die nachfolgenden Boote mit ihren bunten
Mannschaften kennen keine Gnade.
Wer stehen bleibt, wird platt gemacht. Um mal einen Schluck Wasser zu
nehmen, müssen wir zur Seite fahren und quasi die Strecke verlassen.
Zwei Nachbarn hat es schon heftig gebeutelt. Die einen sind schon nach
nicht allzu langer Zeit auf eine Sandbank gefahren und sitzen nun
fluchend auf ihrer Insel. Dem andern hat es es schon kurz nach dem Start
das Blatt zerlegt.
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Auf der Lagune
unterwegs, rechts im Vordergrund der Vierer mit Wolfgang
Gummersbach, Heike Uhr, Sigrid Schäfer, Werner Alt und Ragnar Otto |
Also, das ist schon was. Wir so mitten drin in dem
Gerangel der vielen Boote. Vor allem diese edlen, teils mit Blumen
geschmückten, Gondeln und ihren Mannschaften in bunter Vereinstracht und
einheitlich farbigen Schärpen; die stramm rudernden Damen (rudern sagt
man auch bei den Gondolieri) sogar in einheitlichen, kniekurzen Kleidern
oder Röcken und den besagten Schärpen. Wir, das sind
Sylvia Gummersbach, Ursula Alt, Wolfgang Gummersbach, Ragnar Otto,
Werner Alt, Gabriele Otto (Begleit-Team), Silvia Reitz, Rudi Reitz,
Sigrid Schäfer, Heike Uhr, Joachim Uhr (Begleit-Team) und Michael
Scheuermann vom Aschaffenburger Ruderklub, der uns als vogaerfahrener
Steuermann beisteht. ( Vielen Dank nochmal Michael!! ).
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Dann sind da noch die vielen Kanus und Kajaks und
andere Ruderboote, Vierer, Achter von deutschen Vereinen, aus den USA,
aus Südfrankreich etc. Es gibt auch etliche abenteuerliche
Selbstkonstruktionen. Auf der Endstrecke fährt dann sogar ein
Zwei-Mann-Floß mit.
Bis dahin ist jedoch noch was zu tun. Stramme Sonne, kaum Wind,
trockener Hals und irgendwann kriegen wir bestimmt Hunger. Aber wir sind
da guter Dinge, haben wir doch zwei Spezialisten losgeschickt zwecks
Einkauf von entsprechendem Proviant. Und möglicherweise treffen wir uns
zum Mittagessen in einem der hübschen am Ufer gelegenen Restaurants von
Murano oder Burano.
Das mit der mittäglichen Einkehr gestaltete sich, sagen wir von der
Logistik her etwas ungeschickt – d.h. die Kommunikation zwischen den
beiden Vierern blieb auf der Strecke. Die hübschen Restaurants sind
tatsächlich da. Wir haben sie vom Wasser aus gesehen. Nun, was macht’s
auch, haben wir doch die Tüten mit dem Proviant dabei.
Heike Uhr |
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Werner Alt, Rudi Reitz
Zuschauer
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Nach einer weiteren durstvollen Strecke verlassen
wir dann das Fahrwasser, um nicht umgebügelt zu werden und packen unsere
Säckchen aus. Ja, wo isse denn, die wundervolle luftgetrocknete Salami?
Ja wo sindse denn, der feine frische Prosciutto und der Povelone? Die
Tomätchen, die Gürkchen?? Stellt euch nicht so an, wenigstens haben wir
Wasser und Wein dabei und schauen uns jetzt mal die Sache von der Seite
her an.
Es ist unglaublich, welche Leistung man unter der Einnahme eines
trockenen Stückchens Brot, 5 mageren Olivchen (nein, Rudi hatte 6, ich
hab’s genau gesehen) und einem Becher mit Wasser verdünntem Rotwein
bringen kann. Kommentar einer Teilnehmerin: „E Stick Worscht wär mer
jetzt lieber gewese !“ Dieses aber brütete im Parkhaus Tronchetto in
einem kleinen, niedlichen azurblauen Auto vor sich hin.
Dorthin fahren wir den Film ein Stück zurück, nämlich zum morgendlichen
Einstieg in die Boote am Parkhaus Tronchetto, nahe dessen unser
Bootsplatz liegt. Schleppen der Boote leichten Fußes durch ein wenig
Gestrüpp, steppen wir um ein paar Ecken und über ein Betonmäuerchen.
Letzte Benutzung der weiträumig angelegten Sanitäranlagen vor der großen
Fahrt. Wir nehmen den einzigen aber einladend am Ufer gelegenen
Landesteg in Form einer halben Europalette, um unsere Boote elegant zu
Wasser zu lassen. Das alles, und das Krabbeln in die Boote über Meer und
Steine bedeckt unsere Beine abschließend mit hübschen blauen Tüpfelchen.
Aber ein besonderes Erlebnis ist jetzt die Begeisterung der Zuschauer,
wie wir nachmittags durch den schmalen Canale dei Canareggio (Verbindung
zum Canale Grande) wieder in Venedig einfahren. Ob mit Musik, Applaus
oder Kochtopfgeklapper und „Bravo, Bravo-Rufe“, die Unterstützung des
venezianischen Publikums ist bezaubernd!
Sylvia Gummersbach, Sigrid Schäfer |
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Vier RRK-Männer
Rudi Reitz, Silvia Reitz
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Hotel Rialto, Montag, 26.
Mai 2003
Ich sitze neben Gabriele beim Frühstück vor dem
Hotel Rialto, das uns für 2 Nächte freundliche Unterkunft bot, und
schreibe so ein bißchen vor mich hin. Der Kaffee ist mittlerweile kalt.
Nun liegt es hinter uns, das große Ereignis, auf das wir monatelang
fieberten und dessen Teilnahme jedem von uns mit einem schönen
Raddadelchen und einer Urkunde bescheinigt wurde. Und die Namen unserer
Mannschaften wurden sogar laut über die Lagune hin bekanntgegeben !
Gabriele hatte für gestern Abend noch ein feines Restaurant ausgemacht.
Unter einem Dach von Wildem Wein genossen wir italienische Spezialitäten
und frischen Prosecco. Und die Tage mit den Freunden in Venedig werden
sicher noch lange nachklingen und häufig besprochen werden.
Aufbruch und noch ein Foto. Ein Teil der Mannschaft fliegt über Rom
zurück, die Uhr’s sind schon unterwegs und deswegen auf keinem Foto mehr
habhaft zu werden, die andern treten ihren Urlaub in der Toskana an, und
wir werden auch noch gemütlich eine Nacht in Italien verbringen, bevor
wir nach München weiterzuckeln – mit einem niedlichen, azurblauen Auto,
mit der Salami, dem schönen Käse, den Gürkchen ...
Ciao, Ursula
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Nach der
"harten" Rudertour schmeckt es natürlich der RRK-Crew! |
Crewfoto der
RRKler vor der Rialto-Brücke: Ursula Alt, Sylvia Gummersbach,
Wolfgang Gummersbach, Ragnar Otto, Werner Alt, Silvia Reitz, Rudi
Reitz, Sigrid Schäfer, es fehlt Heike Uhr |
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