Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Osterlehrgang des BRV-Projektteams in München vom 08. bis 13.04.2001

"Von Kupfernägeln, hammerharten Nächten und einer Biene namens Maja"

Es berichtet Lars Kerkmann

"Das Trainingslager findet dieses Jahr nicht in Erlangen statt”. Diese Nachricht stimmte alle froh. Der Gedanke, eine Woche in Schlafsäcken auf dem Boden der Turnhalle zu verbringen, ließ dunkle Erinnerungen an das vergangene Wochenende wach werden.Wie ein Asket auf hartem Boden zu schlafen, mag zwar für die Anhänger ferner Religionen erstrebenswert sein, die müssen sich aber auch nicht mit einer Horde von halbwüchsigen, nimmermüden Energiebündeln den Raum teilen.

Frohes Aufatmen allenthalben, als beschlossen wurde, dieses Mal in München die Woche vor Ostern zu verbringen – verpflegt durch die kulinarischen Kreativen ("Sparen beim Garen”) des Leistungszentrums in Unterschleißheim und gebettet auf den vergleichsweise himmlisch weichen Betten der Trainerunterkünfte. Dies schienen traumhafte Bedingungen zu sein, doch ...
...unser Weg führte uns zunächst nicht g´en München, sondern noch ein gutes Stück (lächerliche 207 Kilometer) weiter, in das sich an die österreichische Grenzen anschmiegende Passau. Wir waren angemeldet zu einem der Highlight-Veranstaltungen des dortigen Rudervereins: der Passauer-Inn-River-Race 2001.

Der gewaltige Titel ließ alle Anwesenden Großes erwarten, als sich am frühen Abend endlich alle Fahrzeuge durch das freitägliche Grauen des Feierabendverkehrs gewunden hatten. Monumentale Maße schien mysteriöserweise nur das Verpflegungszelt zu haben, welches bereits mit verschiedenen Hopfen-und-Malz-Abfüllstationen ausgerüstet worden war.

Bevor wir mit der eigentlichen Berichterstattung fortfahren, sollte noch kurz mitgeteilt werden, wer den eigentlich zu dem Kreis der Anwesenden zählte. Es sind die Junioren, die sich sich im Juniorenpool des BRV derzeit ebenso wie die Senioren-B in der Rennvorbereitungsphase befinden und zusammen mit ihren bayrischen Partnern im Vierer ohne und Achter trainieren.

Der ältere Jahrgang setzt sich wie folgt zusammen: Alexander Keller (RCA) und Lars Kerkmann (RRK), sowie deren Teamkollegen des BRV-Projektachters: Johannes Kreutz, Dominik Duell und Alex Savvatis aus Schleißheim, Stefan Hasenöder von der RG München sowie Christian Löffler und Dominik Weimann vom Kitzinger RV.

Mit leuchtenden Augen bezogen die Ruderer ihre Quartiere, die freundlicherweise extra für unsere Mannschaften bereitgestellt, also eher leergeräumt wurden. Wahrscheinlich flackerten unsere Augen auch eher fiebrig, denn der ehemaligen Umkleide konnte man einen gewissen spartanischen Charme nicht absprechen. Doch dankbar für ein Dach über dem Kopf, vor allem für eins, das nichts kostet, bereiteten alle folgsam ihre Schlafsäcke aus.

Eine hammerharte Nacht später zeugten träge Regentropfen an den Scheiben des Bootshauses von einem typischen April-Samstag . Während sich der Regattasprecher noch bemühte, den aus den Wäldern aufsteigenden Nebel auf der gegenüberliegenden Flusseite als gutes Omen abzutun, hatten wir unsere Boote bereits aufgebaut und zu Wasser gebracht. Die Mannschaften starteten im Dreißig-Sekunden-Rhythmus.

Unser Senior-B-Projektacher sollte laut Plan einen Gegner aus dem Reich jenseits der aufsteigenden Nebel haben, doch der ließ sich zu festgesetzter Stunde nicht blicken.

Folglich starteten wir allein über die fünf Kilometer lange Strecke. Durchwachsen präsentierten sich im Anschluß die Zeiten, doch schließlich lag das Trainingslager auch erst noch vor uns (Wie ist es auch sonst begründen, daß man gegen ein Boot aus Österreich ein Rennen verliert!).

Während sich im Anschluß an die Läufe ein Großteil der Regattateilnehmer Richtung Verpflegungszelt verabschiedete (jetzt wurde uns auch klar, warum der Altersdurchschnitt der Regatta bei 50 Jahren aufwärts lag), packten wir bereits unsere Siebensachen und ließen Inn und River-Race kurzerhand hinter uns zurück.

Gegen fünf Uhr nachmittags trafen die beiden Aschaffenburger Fahrzeuge auf der Regattaanlage in Unterschleißheim ein. Nach ein paar kurzen einleitenden Worten des Landestrainers H. Leifke, der uns für den Rest des Tages gnädigerweise trainingsfrei verabreichte, fielen alle Oberbayern und Unterhessen müde in ihre Betten, die wohl die wenigsten am selben Tag noch einmal verließen.

Scheinbar hatten für die Osterferien alle Kanuten insgeheim Absprachen getroffen, ihre Trainingslager im München zu verbringen, denn selten zuvor waren mehr dieser possierlichen Wassersportler auf der Regattaanlage anwesend. Harte Arbeit also für die beiden Steuerjugendlichen Theresa und Christopher, die Mühe hatten, zwischen den heuschreckenartigen Scharen von Kanuten die Linie zu halten.

Das Programm, das sich der Landestrainer zusammen mit dem Aschaffenburger Fachmann für unbarmherziges und doch erfolgreiches Training, Roland Behrendt, ausgedacht hatte, setzte sich aus den folgenden Komponenten zusammen: Vertiefung der Grundlagenausdauer durch lange Einheiten, Verbesserung der Motorik und der Technik durch gezielte Übungen auf dem Wasser, Antagonistentraining im Kraftraum (Das sind all die Muskeln, von denen man noch nie etwas gehört hat. Oder wem sagt hier Gluteus-Dreiklang irgendwas?) sowie Videoanalysen, um die Fehler zu zeigen, die man mit bloßem Auge sowieso nicht erkannt hätte.

Einheiten vor dem Frühstück in den Kleinbooten zählen wir hier mal zum Oberbegriff psychologische Kriegsführung zur Verringerung des Widerstandsfaktors der Ruderer (Abgekürzt: "schleifen”).

Unterbrochen wurde der Trainingsmarathon durch eine Vielzahl von mehr oder weniger bedeutsamen Ereignissen: Am dritten Tage nutzen die Männer einen halben Tag trainingsfrei, um einen Abstecher in die Landeshauptstadt des Freistaates zu unternehmen, während sich die Junioren in vertrauter Umgebung lieber dem Vergnügen des Eisstockschießens hingaben.

Am vierten Tag verwandelten sich einige Wagemutige mittels eines eingeschmuggelten Kurzhaarschneiders in soziale Extremfälle: Alexander ("der Dealer”) K., Christopher ("Papillon”) H., Stefan ("3mm”) H. und schließlich Lars ("Bruder Atzon”) K. ließen ihre wollige Pracht zugunsten eines finsteren Aussehens hinter sich.

Am fünften Tag feierte der Schreiber dieser Zeilen seinen Geburtstag und wurde mit Muttis selbstgebackenen Kuchen im Achter überrascht, mit einer Musik-CD in Verlegenheit gebracht (für die er sich hier bei allen Beteiligten noch einmal ganz herzlich bedankt) und durfte abends im kleinen Kreis das wohl originellste Präsent des Abends entgegennehmen: einen Strafzettel für falsches Parken, überreicht mit freundlichen Empfehlungen der Schleißheimer Polizei.

Am sechsten Tag allerdings war die Flasche leer und mühsam schleppten sich die Boote zum letzten Gefecht über die Strecke. Der Seniorenachter wurde drei Mal bei moderaten Schlagzahlen über die volle 2000-Meter-Distanz gehetzt. Das Juniorenboot durfte zwei Bahnen mit wechselnden Schlagzahlen über 1500 Meter fahren.

Mit väterlichen Worte beendete Harry Leifke schließlich den Osterlehrgang ("...eure Glycogen-Vorräte sind depletiert...”) und entsendete alle Teilnehmer wieder in ihre Heimatvereine.

Der nächste Treffpunkt ist zumindest für den Seniorenachter, die internationale Regatta in Küssnacht / Schweiz. Dort werden wir zum ersten Mal in dieser Saison unter Wettkampfbedingungen an den Start treten. Erstens, wie geplant im Projektachter, und zweitens in einem mit dem Schleißheimer RC (Duell / Kreutz) gebildeten Vierer-ohne, der sich bereits in München wohlwollend hervorgehoben hatte.

Wer sich jetzt noch fragt, was die Überschrift eigentlich mit dem Bericht zu tun hat, dem sei gesagt, dass "einen Kupfernagel versenken” wohl die ungewöhnlichste Art war, um das zu umschreiben, was Hunde normalerweise beim Gassi-Gehen machen. (Gesagt von Harry Leifke, auf die Frage der Ruderer, was er und Hund "Wotan” jetzt noch zusammen vorhätten.)

Und was diese Biene betrifft, so können etwaige Fragen an Roland B. gereicht werden, der Zeuge wurde, zu welchen gesanglichen Höchstleistungen Ruderer unter der Dusche instande sind.