"Das
Trainingslager findet dieses Jahr nicht in Erlangen statt.
Diese Nachricht stimmte alle froh. Der Gedanke, eine
Woche in Schlafsäcken auf dem Boden der Turnhalle zu
verbringen, ließ dunkle Erinnerungen an das vergangene
Wochenende wach werden.Wie ein Asket auf hartem Boden zu
schlafen, mag zwar für die Anhänger ferner Religionen
erstrebenswert sein, die müssen sich aber auch nicht mit
einer Horde von halbwüchsigen, nimmermüden Energiebündeln
den Raum teilen.
Frohes
Aufatmen allenthalben, als beschlossen wurde, dieses Mal
in München die Woche vor Ostern zu verbringen
verpflegt durch die kulinarischen Kreativen ("Sparen
beim Garen) des Leistungszentrums in Unterschleißheim
und gebettet auf den vergleichsweise himmlisch weichen
Betten der Trainerunterkünfte. Dies schienen traumhafte
Bedingungen zu sein, doch ...
...unser Weg führte uns zunächst nicht g´en München,
sondern noch ein gutes Stück (lächerliche 207 Kilometer)
weiter, in das sich an die österreichische Grenzen
anschmiegende Passau. Wir waren angemeldet zu einem der
Highlight-Veranstaltungen des dortigen Rudervereins: der
Passauer-Inn-River-Race 2001.
Der
gewaltige Titel ließ alle Anwesenden Großes erwarten,
als sich am frühen Abend endlich alle Fahrzeuge durch
das freitägliche Grauen des Feierabendverkehrs gewunden
hatten. Monumentale Maße schien mysteriöserweise nur
das Verpflegungszelt zu haben, welches bereits mit
verschiedenen Hopfen-und-Malz-Abfüllstationen ausgerüstet
worden war.
Bevor
wir mit der eigentlichen Berichterstattung fortfahren,
sollte noch kurz mitgeteilt werden, wer den eigentlich zu
dem Kreis der Anwesenden zählte. Es sind die Junioren,
die sich sich im Juniorenpool des BRV derzeit ebenso wie
die Senioren-B in der Rennvorbereitungsphase befinden und
zusammen mit ihren bayrischen Partnern im Vierer ohne und
Achter trainieren.
Der
ältere Jahrgang setzt sich wie folgt zusammen: Alexander
Keller (RCA) und Lars Kerkmann (RRK),
sowie deren Teamkollegen des BRV-Projektachters: Johannes
Kreutz, Dominik Duell und Alex Savvatis aus Schleißheim,
Stefan Hasenöder von der RG München sowie Christian Löffler
und Dominik Weimann vom Kitzinger RV.
Mit
leuchtenden Augen bezogen die Ruderer ihre Quartiere, die
freundlicherweise extra für unsere Mannschaften
bereitgestellt, also eher leergeräumt wurden.
Wahrscheinlich flackerten unsere Augen auch eher fiebrig,
denn der ehemaligen Umkleide konnte man einen gewissen
spartanischen Charme nicht absprechen. Doch dankbar für
ein Dach über dem Kopf, vor allem für eins, das nichts
kostet, bereiteten alle folgsam ihre Schlafsäcke aus.
Eine
hammerharte Nacht später zeugten träge Regentropfen an
den Scheiben des Bootshauses von einem typischen April-Samstag
. Während sich der Regattasprecher noch bemühte, den
aus den Wäldern aufsteigenden Nebel auf der gegenüberliegenden
Flusseite als gutes Omen abzutun, hatten wir unsere Boote
bereits aufgebaut und zu Wasser gebracht. Die
Mannschaften starteten im Dreißig-Sekunden-Rhythmus.
Unser
Senior-B-Projektacher sollte laut Plan einen Gegner aus
dem Reich jenseits der aufsteigenden Nebel haben, doch
der ließ sich zu festgesetzter Stunde nicht blicken.
Folglich
starteten wir allein über die fünf Kilometer lange
Strecke. Durchwachsen präsentierten sich im Anschluß
die Zeiten, doch schließlich lag das Trainingslager auch
erst noch vor uns (Wie ist es auch sonst begründen, daß
man gegen ein Boot aus Österreich ein Rennen verliert!).
Während
sich im Anschluß an die Läufe ein Großteil der
Regattateilnehmer Richtung Verpflegungszelt
verabschiedete (jetzt wurde uns auch klar, warum der
Altersdurchschnitt der Regatta bei 50 Jahren aufwärts
lag), packten wir bereits unsere Siebensachen und ließen
Inn und River-Race kurzerhand hinter uns zurück.
Gegen
fünf Uhr nachmittags trafen die beiden Aschaffenburger
Fahrzeuge auf der Regattaanlage in Unterschleißheim ein.
Nach ein paar kurzen einleitenden Worten des
Landestrainers H. Leifke, der uns für den Rest des Tages
gnädigerweise trainingsfrei verabreichte, fielen alle
Oberbayern und Unterhessen müde in ihre Betten, die wohl
die wenigsten am selben Tag noch einmal verließen.
Scheinbar
hatten für die Osterferien alle Kanuten insgeheim
Absprachen getroffen, ihre Trainingslager im München zu
verbringen, denn selten zuvor waren mehr dieser
possierlichen Wassersportler auf der Regattaanlage
anwesend. Harte Arbeit also für die beiden
Steuerjugendlichen Theresa und Christopher, die Mühe
hatten, zwischen den heuschreckenartigen Scharen von
Kanuten die Linie zu halten.
Das
Programm, das sich der Landestrainer zusammen mit dem
Aschaffenburger Fachmann für unbarmherziges und doch
erfolgreiches Training, Roland Behrendt, ausgedacht hatte,
setzte sich aus den folgenden Komponenten zusammen:
Vertiefung der Grundlagenausdauer durch lange Einheiten,
Verbesserung der Motorik und der Technik durch gezielte
Übungen auf dem Wasser, Antagonistentraining im
Kraftraum (Das sind all die Muskeln, von denen man noch
nie etwas gehört hat. Oder wem sagt hier Gluteus-Dreiklang
irgendwas?) sowie Videoanalysen, um die Fehler zu zeigen,
die man mit bloßem Auge sowieso nicht erkannt hätte.
Einheiten
vor dem Frühstück in den Kleinbooten zählen wir hier
mal zum Oberbegriff psychologische Kriegsführung zur
Verringerung des Widerstandsfaktors der Ruderer (Abgekürzt:
"schleifen).
Unterbrochen
wurde der Trainingsmarathon durch eine Vielzahl von mehr
oder weniger bedeutsamen Ereignissen: Am dritten Tage
nutzen die Männer einen halben Tag trainingsfrei, um
einen Abstecher in die Landeshauptstadt des Freistaates
zu unternehmen, während sich die Junioren in vertrauter
Umgebung lieber dem Vergnügen des Eisstockschießens
hingaben.
Am
vierten Tag verwandelten sich einige Wagemutige mittels
eines eingeschmuggelten Kurzhaarschneiders in soziale
Extremfälle: Alexander ("der Dealer) K.,
Christopher ("Papillon) H., Stefan ("3mm)
H. und schließlich Lars ("Bruder Atzon) K.
ließen ihre wollige Pracht zugunsten eines finsteren
Aussehens hinter sich.
Am fünften
Tag feierte der Schreiber dieser Zeilen seinen Geburtstag
und wurde mit Muttis selbstgebackenen Kuchen im Achter überrascht,
mit einer Musik-CD in Verlegenheit gebracht (für die er
sich hier bei allen Beteiligten noch einmal ganz herzlich
bedankt) und durfte abends im kleinen Kreis das wohl
originellste Präsent des Abends entgegennehmen: einen
Strafzettel für falsches Parken, überreicht mit
freundlichen Empfehlungen der Schleißheimer Polizei.
Am
sechsten Tag allerdings war die Flasche leer und mühsam
schleppten sich die Boote zum letzten Gefecht über die
Strecke. Der Seniorenachter wurde drei Mal bei moderaten
Schlagzahlen über die volle 2000-Meter-Distanz gehetzt.
Das Juniorenboot durfte zwei Bahnen mit wechselnden
Schlagzahlen über 1500 Meter fahren.
Mit väterlichen
Worte beendete Harry Leifke schließlich den
Osterlehrgang ("...eure Glycogen-Vorräte sind
depletiert...) und entsendete alle Teilnehmer
wieder in ihre Heimatvereine.
Der nächste
Treffpunkt ist zumindest für den Seniorenachter, die
internationale Regatta in Küssnacht / Schweiz. Dort
werden wir zum ersten Mal in dieser Saison unter
Wettkampfbedingungen an den Start treten. Erstens, wie
geplant im Projektachter, und zweitens in einem mit dem
Schleißheimer RC (Duell / Kreutz) gebildeten Vierer-ohne,
der sich bereits in München wohlwollend hervorgehoben
hatte.
Wer
sich jetzt noch fragt, was die Überschrift eigentlich
mit dem Bericht zu tun hat, dem sei gesagt, dass "einen
Kupfernagel versenken wohl die ungewöhnlichste Art
war, um das zu umschreiben, was Hunde normalerweise beim
Gassi-Gehen machen. (Gesagt von Harry Leifke, auf die
Frage der Ruderer, was er und Hund "Wotan
jetzt noch zusammen vorhätten.)
Und
was diese Biene betrifft, so können etwaige Fragen an
Roland B. gereicht werden, der Zeuge wurde, zu welchen
gesanglichen Höchstleistungen Ruderer unter der Dusche
instande sind.
|