Die "Main-Spitze" vom
24.02.2004:
Beim
Gewinnen die meiste Routine
Europacup-Seriensieger Rüsselsheimer RK zum fünften Mal in der
Gastgeberrolle / Neuerungen
kri. RÜSSELSHEIM Irgendwann in dieser Woche
wird Thomas Blivier das besondere Stück aus der Vereinsvitrine entfernen
und einer Spezialbehandlung unterziehen. Schließlich soll der
Europapokal der Landesmeister trotz intensiver Handhabung seit seiner
Feuertaufe 1990 an den drei letzten Februar-Tagen in der
Walter-Köbel-Halle einen guten Eindruck machen.
Dass der langjährige Betreuer der RRK-Hockeydamen diese Arbeit mit
großer Routine angehen kann, liegt in der Natur der Sache. Von den
bisher ausgespielten 14. Turnieren haben die Rüsselsheimerinnen zwölf
gewonnen, davon zuletzt zehn Mal in Folge. Doch auch in der Rolle des
Gastgebers ist der Ruder-Klub erfahren wie kein Zweiter: Nach 1992,
1994, 1995 und 1998 spielen acht Teams von Freitag bis Sonntag zum
fünften Mal ihren Europacupsieger am Untermain aus. Gleichwohl
Abteilungsleiter Martin Müller auf einen bewährten Helferkreis von rund
60 Personen zurückgreifen kann und es abermals keine TV-Zusage gibt,
wird nicht alles wie immer sein. Das Bankett für Mannschaften und
Offizielle etwa findet am Samstag Abend erstmals im VIP-Bereich der
Köbel-Halle statt, dazu hat das "Golden Tulip" das nicht mehr existente
"Dorint" als Turnier-Hotel abgelöst und erstmals will der Präsident der
Europäischen Hockey-Föderation (EHF), der Spanier Leandro Negre,
vorbeischauen.
Dass es auch sportlich Neuerungen, sprich einen anderen Sieger geben
wird, darauf deutet nicht viel hin. Titelverteidiger RRK muss zwar in
dieser Woche in der Vorbereitung weitgehend auf die Nationalspielerinnen
Denise Klecker, Silke Müller und Mandy Haase verzichten, die nach den
Misstönen vor der Argentinien-Reise nicht um die Teilnahme am
Feldlehrgang in Köln vorbei kamen. Doch angesichts der beim achten
DM-Sieg vor gut zwei Wochen gezeigten Qualitäten sollte es - zumal mit
dem Heimvorteil im Rücken - abermals gut laufen. Das Turnier beginnt am
Freitag um 12 Uhr mit den ersten Gruppenspielen; am Samstag geht es um 9
Uhr weiter, ehe am Abend (17/18.15 Uhr) die Halbfinalspiele folgen. Das
15. Endspiel steigt am Sonntag um 14.30 Uhr.
Teilnehmer, Gruppe A: RRK, HC Park Auderghem (Belgien/Freitag, 15 Uhr),
Slough LHC (England/Freitag, 19 Uhr), HC Wiener Neudorf (Samstag, 12
Uhr); Gruppe B: HC Ritm Grodno (Weißrussland), HGC Wassenaar Den Haag
(Niederlande), HC Gintra Siauliai (Litauen), Bonagrass Grove (Schottland
|
Der
Titelverteidiger, der Rüsselsheimer RK. Über den
im Jahr 2003 schwer erkämpften, aber hoch verdienten 3:1-Finalsieg gegen HC Ritm Grodno freuen sich: Silke Müller, Mandy Haase, Angela
Celikkol, Physiotherapeutin Hanne Zöller, Lisa Jacobi, Denise
Klecker, Lena Schüder, Lotte Schwärzel, Nina Günther, Nicole
Hardt, Irene Balek, Betreuer Thomas Blivier, Sybille Breivogel,
Trainer Berti Rauth und Jennifer Lutz. |
Die "FAZ" vom
27.02.2004:
Endrunde um den Hallenhockey-Europapokal
Rüsselsheimer RK plant den elften Titel
Schlechteste Vorbereitung aller Zeiten
ufr. RÜSSELSHEIM. Thomas Blivier schwört auf
Zahnpasta. Immer dann, wenn der Hallenhockey-Europapokal der
Landesmeister aus der Vereinsvitrine des Rüsselsheimer Ruder-Klubs (RRK)
entfernt und für ein bevorstehendes Turnier aufpoliert wird, greift der
langjährige Betreuer des RRK-Damenteams zu diesem ungewöhnlichen
Putzmittel.
In dieser Woche hat sich dieses Ritual zum elften Mal seit 1992
wiederholt, denn die Rüsselsheimerinnen gehen die 15. Auflage dieses
1990 angelaufenen Wettbewerbs zum elften Mal als Titelverteidiger an.
Und nach zuletzt zehn Erfolgen hintereinander spricht wenig dafür, daß
Thomas Blivier im nächsten Februar nicht zum zwölften Mal seines Amtes
als Reinigungsfachkraft walten sollte. Mit dem Gewinn der achten
deutschen Meisterschaft vor drei Wochen und dem Heimvorteil im Rücken
gibt es an der nahezu uneingeschränkten Favoritenrolle der
Rüsselsheimerinnen kein Vorbeireden.
Daß trotz aller eindeutigen Vorzeichen der erklärte „Lieblingspokal" am
Sonntag gegen 15.30 in der Walter-Köbel-Halle selbstredend wiederum den
RRK-Damen ausgehändigt wird, darauf indes mag sich keiner festlegen.
„Natürlich sind wir favorisiert und wollen das Ding auch zum 13. Mal
gewinnen. Aber sicher bin ich mir nie", sagt etwa Martin Müller. Noch
zurückhaltender als der Abteilungsleiter, der mit etwa 60 Helferinnen
und Helfern die annähernd 12.000 Euro teure Veranstaltung mit insgesamt
acht Landesmeistern nach 1992,1994,1995 und 1998 zum fünften Mal
organisiert, äußert sich Berti Rauth: „Ein Selbstläufer wird das auf
keinen Fall. Wir leben vornehmlich von unserer Substanz, und in erster
Linie muß uns die Motivation tragen", sagte der langjährige RRK-Coach.
Daß der 45 Jahre alte Trainer von der „schlechtesten
Europacup-Vorbereitung aller Zeiten" spricht, ist nachvollziehbar:
Denise Klecker, Silke Müller und Mandy Haase nahmen bis Mittwoch am
Feldlehrgang der Nationalmannschaft in Köln teil und fielen somit für
die Übungseinheiten ihres Vereinsteams in der Halle fast komplett aus.
„Diesmal habe ich echt fette Probleme", sagt Rauth.
Daß das 14. Turnier für den RRK nicht gleich mit einer schwierigen
Aufgabe beginnt, könnte es dem Titelverteidiger leichter machen, den
Rhythmus zu finden. An diesem Freitag (15 Uhr) geht es in der
Vorrundengruppe A zunächst gegen Aufsteiger HC Park Auderghem aus
Belgien. Der dreimalige Türnierzweite Slough LHC dürfte um 19 Uhr eine
schwerere Prüfung sein, wobei die Engländerinnen im Vorfeld des
olympischen Qualifikationsturniers in Neuseeland ohne ihre
A-National-Spielerinnen antreten. Läuft alles wunschgemäß, geht der RRK
am Samstag nach dem abschließenden Gruppenspiel gegen HC Wiener Neudorf
(12 Uhr) am Abend als Tabellenerster ins Halbfinale (18.15 Uhr). Erste
Anwärter auf einen Platz in der Vorschlußrunde sind in der anderen
Gruppe der Vorjahreszweite HC Ritm Grodno und die Niederländerinnen vom
HGC Wassenaar Den Haag. „Ich denke schon, daß Grodno wieder der stärkste
Gegner sein wird", sagt Denise Klecker. Die 32 Jahre alte Rüsselsheimer
Spielführerin kann sich noch gut daran erinnern, daß die Mannschaft aus
Weißrußland, die quasi identisch mit dem Nationalteam ist, vor einem
Jahr in der französischen Stadt Cambrai im Endspiel erst nach hartem
Kampf 3:1 besiegt worden war. Eine Neuauflage dieses Finales am Sonntag
um 14.30 Uhr wäre demnach keine Überraschung.
Der RRK spielt mit Barbara Vogel, Mandy Haase, Denise Klecker,
Silke Müller, Lena Jacobi, Lydia Haase, Irene Balek, Lotte Schwärzel,
Nina Günther,
Lena Schüder, Sybille
Breivogel, Lisa Jacobi, Trainer Berti Rauth, Betreuer Thomas Blivier, Physio
Hanne Zöller.
Das Turnier in Zahlen:
Gruppe A |
Rüsselsheimer RK (GER) |
Slough
LHC (ENG) |
HC Wiener
Neudorf (AUT) |
HC Park Auderghem (BEL) |
Gruppe B |
HC Ritm Grodno (BLR) |
HGC Wassenaar Den Haag (NED) |
HC Gintra
Siauliai (LTU) |
Bonagrass Grove (SCO) |
Spiele 27. Februar 2004:
B |
Den Haag -
Siauliai |
3:4 |
B |
Grove - Grodno |
1:5 |
A |
Slough - Wien |
4:8 |
A |
Auderghem -
RRK |
0:18 |
B |
Den Haag - Grove |
5:3 |
B |
Siauliai - Grodno |
1:4 |
A |
Wien - Auderghem |
14:1 |
A |
Slough -
RRK |
1:13 |
Die "Main-Spitze" vom
28.02.2004:
Spaziergang
ins Halbfinale
RRK-Hockeydamen mit
31:1 Toren bestens ins Europacupturnier gestartet
kri. RÜSSELSHEIM Ob es daran lag, dass der
Präsident der Europäischen Hockey-Föderation (EHF) erstmals
höchstpersönlich auf der Tribüne saß und zuschaute? Die Damen des
Rüsselsheimer RK haben sich der besonderen Ehre, die ihnen Leandro Negre
mit seinem Besuch zuteil werden lässt, am ersten Tag des 15.
Europacup-Turniers in der Walter-Köbel-Halle jedenfalls würdig erwiesen.
Lydia Haase, Lena Jacobi, Lisa
Jacobi, Lotte Schwärzel, Barbara Vogel |
Irene Balek |
Silke Müller |
Lisa Jacobi, Lydia Haase |
Szenen aus dem Spiel RRK gegen
Slough LHC |
Speziell
im Auftaktspiel kannte der zwölfmalige Pokalgewinner kein Pardon. Der
allerdings erschreckend schwache belgische Aufsteiger HC Park Auderghem
wurde vom Titelverteidiger mühelos 18:0 abgefertigt, obwohl die
Gastgeberinnen längst nicht zur Topform aufliefen. Etwas mehr Widerstand
musste am Abend erwartungsgemäß gegen den HC Slough gebrochen werden.
Doch da die in der Vergangenheit ob ihrer robusten Spielweise oft
unbequemen Engländerinnen ohne ihre vier A-Nationalspielerinnen
angereist waren, stand auch der 66. Sieg im 68. EC-Spiel nie in Frage
(13:1), Und: auch bei der 14. Teilnahme an diesem Wettbewerb hat der RRK
vorzeitig das Halbfinale erreicht, muss den ersten Tabellenplatz in der
Gruppe B aber heute (12 Uhr) noch gegen den HC Wiener Neudorf behaupten.
Etwas überraschend stehen die Österreicherinnen nach dem ersten Tag
ebenfalls mit optimalen sechs Punkten zu Buche.
Ungleich spannender geht es in der Staffel A zu. Hier hat der
Vorjahreszweite HC Grodno nach zwei Siegen die besten Karten aufs
Weiterkommen, doch auch HC Gintra Siauliai sowie HGC Wassenaar Den Haag
mischen noch mit. Nach den Eindrücken der ersten acht Spiele spricht
einiges dafür, dass sich die Favoriten RRK sowie Grodno in der
Vorschlussrunde durchsetzen und analog zum Vorjahr am Sonntag das
Endspiel bestreiten
Spiele 28.
Februar 2004:
B |
Grove -
Siauliai |
1:6 |
B |
Grodno -
Den Haag |
5:4 |
A |
Slough -
Auderghem |
4:0 |
A |
Wien -
RRK |
1:8 |
3. Gruppe B - 4. Gruppe A |
Den Haag - Auderghem |
12:4 |
3. Gruppe A - 4. Gruppe B |
Slough - Grove |
3:4 |
1. Gruppe B - 2. Gruppe A |
Grodno - Wien |
7:3 |
1. Gruppe A - 2. Gruppe B |
RRK - Siauliai |
10:3 |
Die "Frankfurter Allgemeine
Sonntagszeitung" vom
29.02.2004 :
Rüsselsheim und Grodno im Hockey-Finale
ufr. rüsselsheim. Die Siegesserie der Hockeyspielerinnen des
Rüsselsheimer RK beim Hallen-Europacup kann wie im Vorjahr nur noch der
HC Ritmo Grodno beenden. Daß die Mannschaft aus Weißrußland dem
Titelverteidiger den elften Gesamterfolg hintereinander und den
insgesamt 13. Turniersieg an diesem Sonntag (14.30 Uhr) ausgerechnet vor
eigenem Publikum streitig machen könnte, dafür spricht nicht viel. Zu
souverän hatten die Hessinnen am zweiten Turniertag durch einen
8:1-Erfolg über HC Wiener Neudorf den ersten Platz in der
Vorrundengruppe A behauptet und sich später in der Vorschlußrunde durch
ein 10:3 über den litauischen Meister HC Gintra Siauliai die 14.
Teilnahme am Endspiel in Folge gesichert. „Das wird morgen eine ziemlich
Rennerei", sagte RRK-Trainer Berti Rauth, wohl wissend, daß der Favorit
die physisch starken Weißrussinnen im Finale 2003 nach hartem Kampf 3:1
besiegen konnte.
Spiele 29.
Februar 2004:
7. Platz |
Slough -
Auderghem |
3:4 |
5. Platz |
Den Haag - Grove |
5:1 |
3. Platz |
Wien -
Siauliai |
4:3 |
Finale |
Grodno - RRK |
1:3 |
Die "Main-Spitze" vom
01.03.2004:
Das
i-Tüpfelchen einer famosen Saison
RRK-Hockeydamen haben
keine Scheu, den Hallen-Europapokal zum 13. Mal zu gewinnen
kri.
RÜSSELSHEIM Die 13 gilt gemeinhin als Zahl, die nichts Gutes verheißt.
Die Hockeydamen des Rüsselsheimer RK haben dazu eine ganz andere
Meinung. Der Titelverteidiger und Gastgeber des 15. Europapokal-Turniers
dachte jedenfalls gestern partout nicht daran, sich den 13. Triumph in
der Walter-Köbel-Halle streitig machen zu lassen.
Es
war ziemlich genau 15.20 Uhr, als zum elften Mal hintereinander
vollbracht war, wovon andere Vereine nur träumen können. Zwölf
überglückliche Spielerinnen lagen sich in den Armen, wälzten sich auf
dem Boden und genossen das krönende i-Tüpfelchen einer famosen, weil
unbesiegt bestrittenen Hallenrunde aus vollen Zügen. Drei Wochen nach
dem achten Gewinn der Deutschen Meisterschaft war dem RRK auch auf
internationaler Ebene niemand gewachsen. Am dichtesten dran von den
sieben konkurrierenden Landesmeistern war analog zum Vorjahr der HC RTM
Grodno, doch am verdienten 3:1 (2:1)-Endspielsieg der Hessinnen gab es
kein Vorbeireden.
Und wer gedacht hätte, nach all den vielen Erfolgen - mit dem aktuellen
Sieg stehen nun 29. bedeutsame Titelgewinne seit 1991 zu Buche - wäre
zumindest der 45 Jahre alte Trainer an derlei Momente gewöhnt, sah sich
vor und während der Siegerehrung eines Besseren belehrt. Zunächst zeigte
Berti Rauth - mutmaßlich durch seine in Vorfreude auf die kommenden
Ereignisse tänzelnden Spielerinnen animiert - zweimal den
"eingesprungenen Berti", um sich dann in Jubelpose und strahlender Miene
auf dem Siegerpodest der stehend applaudierenden Menge zu präsentieren.
"Es wäre schlimm gewesen, wenn unsere Serie ausgerechnet hier gerissen
wäre", sagte der überglückliche Coach.
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HC Ritm Grodno verkürzt zum 1:2 |
RRK erhöht zum 3:1 |
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Szenen zum Endspiel RRK gegen HC
Ritm Grodno (3:1) und zur Siegerehrung |
Bis der von Betreuer Thomas Blivier alljährlich
liebevoll mit Zahnpasta geputzte Europapokal aus der Hand des
EHF-Präsidenten Leandro Negre überreicht war und in die Luft gestemmt
werden konnte, hatten die Rüsselsheimerinnen erwartungsgemäß ein hartes
Stück Arbeit zu verrichten. "Grodno hat verdient das Endspiel erreicht
und ist nach uns hier klar das stärkste Team", hatte Rauth vor dem
ausschließlich mit Nationalspielerinnen bestückten und sehr laufstarken
Gegner aus Weißrussland gewarnt. Entsprechend konzentriert ging sein
Team an die Aufgabe heran, machte Druck und bemühte sich intensiv darum,
den Gästen wenig Möglichkeiten zum Kontern zu geben. Nach zwei Minuten
lupfte Nina Günther den Ball noch über das Tor, doch zwei Minuten später
krönte Silke Müller ihre tolle Turnierleistung mit dem wichtigen 1:0
(4.). Nach Pfostenschüssen auf beiden Seiten wuchtete Denise Klecker die
vierte Strafecke zwar zum 2:0 ins Netz (16.), doch zu diesem Zeitpunkt
hatte sich längst ein offener Schlagabtausch entwickelt. Dass die starke
Volha Shyntar kurz vor der Pause per Strafecke auf 1:2 verkürzte, war
keinesfalls unverdient.
Auch im zweiten Abschnitt blieben die zweikampfstarken und robusten
Ost-Europäerinnen ein äußerst unangenehmer Widerpart. Kleckers 3:1
(22.), wiederum per Eckenableger, war zwar der Ausdruck einer guten
RRK-Phase, doch das wohl entscheidende 4:1 wollte sich wie vor gut zwölf
Monaten nicht einstellen. Als Irene Balek einen Siebenmeter links am Tor
vorbeischoss (32.), begann die Zeit des Zitterns und der immer
energischeren Rufe von Berti Rauth. Individuelle Patzer verhalfen Grodno
noch zu zwei kurzen Ecken, doch zeigte sich hier - obwohl im gesamten
Turnierverlauf kaum geprüft - Torhüterin Barbara Vogel auf dem Posten.
Und so hatten letztlich alle ihren Anteil daran, dass die
RRK-Erfolgsgeschichte im nächsten Jahr um das 14. Kapitel
fortgeschrieben werden kann.
Tore: 1:0 Müller (4), 2:0 Klecker (16./E), 2:1 Shyntar (20./E),
3:1 Klecker (22./E); Zuschauer: 1000; Schiedsrichterinnen:
Spitaleri/Harvey (Italien/England); Ecken: 6/2:6/1.
RRK: Barbara Vogel; Denise Klecker (5 Turniertore), Irene Balek
(8), Sybille Breivogel, Lena Jacobi (1), Lena Schüder (1), Mandy Haase
(4), Lotte Schwärzel (4), Nina Günther (5), Silke Müller (10), Lydia
Haase (7), Lisa Jacobi (7).
Endklassement:
1.
Rüsselsheimer RK (GER) |
5.
HGC Wassenaar Den Haag (NED) |
2. HC Ritm Grodno (BLR) |
6.
Bonagrass Grove (SCO) |
3. HC Wiener
Neudorf (AUT) |
7.
HC Park Auderghem (BEL) |
4. HC Gintra
Siauliai (LTU) |
8. Slough
LHC (ENG) |
Die "FAZ" vom
01.03.2004:
3:1 gegen Grodno im vierzehnten Finale
Hallenhockey-Europapokal ist, wenn der RRK gewinnt
RÜSSELSHEIM. Tatsächlich, sie freuen sich immer
noch, als sei es das erste Mal. Dabei ist doch keine Siegerliste
übersichtlicher als die des Hallenhockey-Europapokals der
Landesmeisterinnen. Egal, wer immer auch mitspielt, am Ende gewinnt
nämlich stets der Rüsselsheimer Ruder-Klub. Zumindest seit 1993, als die
Hessinnen in Berlin das letzte Mal ein Endspiel um die europäische
Hallen-Krone verloren. Seitdem heißt der Sieger immer Rüsselsheim, und
seit der europäische Verband nur noch die Landesmeister und nicht mehr
auch den Titelverteidiger automatisch mitspielen läßt, ist zumindest die
internationale Aufgabe für den RRK einfacher geworden. Um seine
europäische Siegesserie fortsetzen zu können, muß der Abonnementsieger
mittlerweile eben auch die deutsche Endrunde gewinnen. Auch dies
erledigt der RRK seit drei Jahren mit großer Präzision - seit sie
national siegen müssen, um international weiter erfolgreich zu sein,
heißt auch der deutsche Hallenmeister immer Rüsselsheim. Und so müssen
die Hessinnen auch im kommenden Jahr zumindest im Europapokal keine
besondere Konkurrenz fürchten, denn nach wie vor gilt ein
ungeschriebenes Gesetz: Es ist viel schwieriger, deutscher
Hallen-Meister zu werden, als diesen Europapokal zu gewinnen.
Den haben sich die Rüsselsheimerinnen mittlerweile schon so oft
abgeholt, daß sie die Trophäe durchaus zu Recht wohl „unseren Pokal"
nennen dürfen. 14mal nahm der Verein an diesem Wettbewerb teil und mußte
nur einmal nach dem Ausrutscher in Berlin die Heimreise ohne das
gewohnte Gepäckstück antreten. Eine Spielerin war sogar fast immer dabei
- Nationalspielerin Denise Klecker fehlte nur beim ersten Rüsselsheimer
Auftritt, als Trainer Berti Rauth der damaligen Jugendspielerin noch
eine erfahrene Kollegin vorzog. „Das nehme ich ihm heute noch übel",
sagt „Frau Europacup", die mit zwei Eckentreffern beim 3:1-Finalsieg
über den weißrussischen Vertreter HC Grodno entscheidend dazu beitrug,
die Trophäe zum zehnten Mal in Folge zu verteidigen.
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Die
siegreiche RRK-Damenmannschaft (hinten: Physio Hanne Zöller,
Betreuer Thomas Blivier, Lena Schüder, Nina Günther, Lisa Jacobi,
Barbara Vogel, Trainer Berti Rauth; vorn: Lotte Schwärzel, Sybille
Breivogel, Lena Jacobi, Mandy Haase, Irene Balek, Lydia Haase,
Denise Klecker, Silke Müller) |
Beste
Spielerin des Europacup-Turniers: Silke Müller vom RRK |
Auch wenn aufgrund der deutschen Überlegenheit
im Hallenhockey zumindest im kommenden Jahr das Ende der Rüsselsheimer
Siegesserie nicht zu erwarten ist, scheint Rauth trotzdem jedesmal
erleichtert, wenn seine Damen den kurzfristig ausgeliehenen Pokal wieder
in den Händen halten. „Irgendwann wird es vorbei sein, aber ausgerechnet
in eigener Halle muß das ja nicht sein", sagte der Rüsselsheimer
Trainer, der selber einen bemerkenswerten Rekord der Beständigkeit hält.
Er ist für alle Rüsselsheimer Erfolge im Damenhockey als Trainer
verantwortlich, und auch wenn der mittlerweile 45 Jahre alt gewordene
ehemalige Bundesligaspieler darüber im Laufe der Zeit etwas grau an den
Schläfen geworden ist, lodert immer noch das gleiche Feuer in ihm. „Ich
will keine anderen Mädels mit unserem Pokal in unserer Halle tanzen
sehen", hatte er seinen Damen mit auf dem Weg gegeben, und wie üblich
hielten sie sich an seine Anweisung.
„Es war so schwierig wie lange nicht mehr", sagte Rauth, womit er
allerdings nur das Finale gegen den mit der weißrussischen
Nationalmannschaft identischen HC Grodno meinte. Einem Spaziergang
gleich war der Weg des Titelverteidigers bis in dieses Endspiel gewesen,
mit hohen Siegen garniert, die Zweifel an der sportlichen Bedeutung des
Europapokals durchaus berechtigt erscheinen lassen. Vor allem die
Olympischen Spiele in Athen ließen die Qualität in diesem Jahr so weit
wie lange nicht mehr sinken. Weil demnächst das Qualifikationsturnier in
Neuseeland auf dem Programm steht, mußten einige Vereine notgedrungen
auf ihre Nationalspielerinnen verzichten. Die bereiten sich schon auf
dem Feld vor, wohl auch, weil sie angesichts der Rüsselsheimer
Vormachtstellung selbst in Bestbesetzung mit ihrem Verein wohl kaum
siegreich sein können. Welche Folgen das haben kann, mußte vor allem der
HC Slough erfahren. Die Engländerinnen hatten dem RRK in der
Vergangenheit schon häufiger auch in der Halle das Siegen schwergemacht,
aber ohne ihre fünf Auswahlspielerinnen fand sich der englische
Vertreter als Absteiger in die B-Gruppe wieder.
Als einziger ernsthafter Gegner war für den RRK so der HC Grodno
übriggeblieben, der den Hessinnen schon im vergangenen Jahr im Finale
einiges abgefordert hatte. Heraus kam das gleiche Spiel wie im Vorjahr
und am Ende schließlich sogar das identische Ergebnis. Doch trotz des
knappen 3:1-Erfolges, letztlich durch die beiden Eckentreffer von Denise
Klecker sicher gestellt, ist der Respekt der Gegnerinnen vor dem
Dauersieger ohnehin viel zu groß, um den RRK zu, gefährden. „Es ist so
schön wie beim ersten Mal", fand Denise Klecker. Immerhin konnte sie
einige zu diesem Thema befragen. Für Torhüterin Barbara Vogel hat sich
dabei der Wechsel aus Köln besonders gelohnt. Innerhalb von ein paar
Wochen wurde sie erstmals deutsche Meisterin, Europameisterin mit der
Nationalmannschaft und nun Europapokalsiegerin. Der Beginn einer
typischen Rüsselsheimer Karriere.
PETER PENDERS |