Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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 Die RRK-Damen spielen am 22. Mai 2004 um die  Deutsche Feldhockey-Meisterschaft gegen Rot-Weiß Köln und gewinnen den Titel im Siebenmeterschießen !!!

Die Internet-Seite "www.hockeydm.de" schreibt vor der Meisterschaft:

"Meister gegen Meisterbezwinger"

Titelverteidiger Rot-Weiss Köln und Hallenmeister Rüsselsheimer RK bestreiten das Endspiel um die 59. Deutsche Feldhockey-Meisterschaft der Damen, das am Samstag, 22. Mai, um 15 Uhr auf der Rot-Weiss-Anlage in Köln-Müngersdorf (Olympiaweg 1) ausgetragen wird. Es ist das Duell zwischen dem Titelverteidiger, der von 22 Bundesligapartien der Saison nur eine verlor und zwei Unentschieden kassierte, und dem „Meister-Bezwinger“ und Rekord-Hallen-Europapokal-Champion, der den Kölnerinnen genau diese eine Saison-Niederlage (2:3) zufügte.

Die Begegnung bietet mehrere sehr interessante Aspekte. Auch, dass – bis auf die inzwischen seit Jahren in Hessen heimischen Österreicherin Irene Balek – kein ausländischer Gaststar auf dem Platz steht. Die beiden argentinischen Weltmeisterinnen Agustina Soledad Garcia und Mariana Gonzales, die beide noch im Oktober beim Titelgewinn der Kölnerinnen mit von der Partie waren und schon die gesamte Rückrunde aufgrund ihrer Olympiavorbereitungen mit der argentinischen Nationalmannschaft fehlten, sowie auch die Schottin Susan Gilmour stehen den Domstädterinnen nicht zur Verfügung. Der Ehrgeiz des Teams von Wolfgang Kluth erklärt sich auch daraus, dass „viele gesagt haben, dass wir nur durch unsere Argentinierinnen so erfolgreich waren“, wie Kölns Nationalmannschaftskapitänin Marion Rodewald erzählt, „deshalb treibt uns schon die ganze Zeit der Wille an, zu beweisen, dass wir auch ohne die beiden deutsche Spitze sind.“ Durch das 2:3 in Rüsselsheim im November weiß man in Köln, dass da am Sonnabend ein ebenbürtiger Gegner aus der „Opel-Stadt“ anreist. „Die Chancen sind genau 50:50 verteilt“, sagt auch Wolfgang Kluth.

Wertvolle Routiniers auf beiden Seiten

Die Mannschaften kennen sich gut. Beide Teams bringen sehr erfahrene Leistungsträgerinnen mit aufs Feld, die man aufgrund ihrer jeweils fast 15-jährigen Erfahrung im Hockey-Oberhaus – und deshalb nicht uncharmant gemeint – als Bundesliga-Altstars bezeichnen kann. Bei Rüsselsheim feierten Britta Becker (31), Ehefrau von TV-Star Johannes B. Kerner und Ex-Rekord-Nationalspielerin, und Tanja Dickenscheid (35), heute beruflich als Aventis-Produktmanagerin in ganz Europa unterwegs, ihr erfolgreiches Comeback nach der Winterpause.

Im Kölner Team stehen mit Heike Lätzsch (29), längst fertig studierte Juristin und dennoch immer noch heiße Olympia-Kandidatin, und Torhüterin Birgit Beyer (37), immer noch eine der reaktionsschnellsten Keeperinnen der Liga, zwei Spielerinnen im Team, die mit den Rüsselsheimer Routiniers jahrelang im Nationalteam zusammengespielt haben. Während Becker und Dickenscheid die erfahrenste Mittelfeldachse Deutschlands bilden, hat Köln seine Routiniers ganz hinten und ganz vorn verteilt.

655 : 682 Länderspiele und Ex-Bundestrainer Berti Rauth gegen seinen Ex-Co-Trainer Wolfgang Kluth

Das Finale am Samstag ist auch ein Schaulaufen der Olympiakandidatinnen. In beiden Teams stehen gleich mehrere Spielerinnen, die zum erweiterten Olympiakader von Bundestrainer Markus Weise gehören. Die Summe der Länderspiele, die die beiden Top-Teams aufbieten können, ist beeindruckend. Ein leichtes Plus liegt da auf Rüsselsheimer Seite. Mandy Haase (22), Denise Klecker (165), Silke Müller (66), Nina Günther (5), Barbara Vogel (5), Britta Becker (231) und Tanja Dickenscheid (189) bringen es zusammen auf 682 Einsätze in der A-Nationalmannschaft.

Franziska Gude (143), Heike Lätzsch (239), Marion Rodewald (163), Kerstin Hoyer (22), Birgit Beyer (77), Tina Schütze (5), Anna Geiter (3) und Katrin Eidinger (2) bringen es zusammen auf 654 Spiele in der Damen-Nationalmannschaft. Insgesamt tummelt sich also die Routine von 1.337 Länderspielen auf dem Endspiel-Platz. Auch interessant: Es trifft Ex-Bundestrainer Berti Rauth auf seinen langjährigen Assistenztrainer im Nationalteam Wolfgang Kluth.

„Aufgalopp“ der deutschen Hockeytalente

Große Routine ist der eine Aspekt, den die beiden Endspielteilnehmer zu bieten haben. Allerdings haben sich in beiden Mannschaften auch einige der größten deutschen Nachwuchstalente in dieser Saison in den Vordergrund gespielt. Bei den Gästen aus Hessen stehen da Lena Jacobi (18), Lydia Haase (17) und Maren Pfefferkorn (19) absolut im Vordergrund. Jacobi und Pfefferkorn sind Anwärter auf die Teilnahme an der Juniorinnen-EM Ende Juli in Dublin, Haase gehört in der U18-Nationalmannschaft zu den herausragenden Leistungsträgern. Auch die erst 16-jährige Nachwuchshoffnung Vera Battenberg – erstes Bundesligator im letzten Saisonspiel – steht zumindest im erweiterten Kader für das Finale.

Bei Rot-Weiss stehen Tina Schütze (20) und Paulina Seewald (19) im deutschen U21-Nationalkader und sind heiße Kandidatinnen für die Teilnahme an der Europameisterschaft in Irland. Wäre also kein Wunder, wenn neben Damen-Bundestrainer Markus Weise auch U21-Coach Michael Behrmann in Köln als interessierter Beobachter am Feldrand steht.

"Meister-Bezwingerinnen" kämpften sich ins Finale

Rekord-Hallen-Europacupsieger Rüsselsheimer Ruder-Klub auch auf dem Feld eine Macht

Die Teilnahme an der „Halbzeit-Endrunde“ im Oktober in Hamburg hatte der Rüsselsheimer RK noch knapp verpasst. Ein missglückter Saisonstart verpatzte des Hessinnen die Teilnahme. Doch in der Rückrunde legte die Mannschaft von Ex-Nationaltrainer Berti Rauth mit sieben Siegen in acht Spielen eine genauso beeindruckende Serie hin wie Endspielgegner Köln. Das direkte Duell gewann der Ruder-Klub 3:2 – lediglich beim Münchner SC setzte es mit 1:2 die einzige Niederlage.

Die taktische Cleverness dieser sehr erfahrenen Mannschaft zeigte sich beim Schlüsselspiel in Berlin, als die Hessinnen die zu dem Zeitpunkt in der Tabelle noch vor ihnen liegenden Hauptstädterinnen sich auspowern ließen, um dann selbst ganz eiskalt zuzuschlagen. Das Comeback der ehemaligen Rekord-Nationalspielerin Britta Becker hat sich dabei positiv auf die Stabilität des Teams ausgewirkt, in das Rauth in den letzten Jahren so viele Talente aus der eigenen Jugend eingebaut hat.

Lediglich die Chancenverwertung war in dieser Saison ein Problem der kombinationssicheren Mannschaft aus der „Opel-Stadt“. Auch die ansonsten so effektive Strafecke, mit den Spezialistinnen Irene Balek und Denise Klecker, stach nicht wie gewohnt. Doch der RRK ist bei wichtigen Spielen und Turnieren eigentlich immer auf den Punkt optimal in Form. Das bewiesen Silke Müller und Co zuletzt bei der deutschen Hallen-Endrunde in Hamburg, als sie im Februar den achten deutschen Meistertitel unter dem Hallendach gewannen.

Kurios übrigens das Zahlenverhältnis, wenn man sieht, dass acht Indoor-DM-Titeln insgesamt 13 Europapokalsieger der Hallen-Landesmeister gegenüber stehen. Es erklärt sich dadurch, dass der RRK mehrfach als Titelverteidiger am internationalen Wettbewerb teilnahm, obwohl er in dem Jahr nicht deutscher Meister wurde. Seit der europäische Verband die automatische Qualifikation des Europapokalsiegers abgeschafft hat, hat Rüsselsheim die nationalen Endspiele übrigens alle wieder gewonnen – so viel zum Thema Effektivität. Auch auf dem Feld waren die Hessinnen schon fünf Mal Gewinner des blauen Meisterschaftswimpels, letztmalig 2001 in Hamburg.

Der RRK-Kader in der Feldsaison 2003/2004 mit Jana Schwärzel, Lena Schüder, Tanja Dickenscheid, Nathalie Bischel, Lotte Schwärzel, Irene Balek, Lena Jacobi, Denise Klecker, Barbara Vogel, Bettina Edlefsen, Maren Pfefferkorn, Nina Günther, Annika Martin, Silke Müller, Sybille Breivogel, Lydia Haase, Mandy Haase, Physio Hanne Zöller (Lisa Jacobi, Vera Battenberg und Britta Becker fehlen)

Der Kader des RRK

Nr.1 – Barbara Vogel (TW)
Die 23-jährige Barbara Vogel ist die aktuelle Nummer eins einer Mannschaft, die schon immer exzellente Keeperinnen, wie Bianca Weiß und Jennifer Lutz, in ihren Reihen hatte. Vogel arbeitet zurzeit in einer Frankfurter Werbeagentur und hat bei der Hallen-Europameisterschaft im Januar als Nummer 1 entscheidend zum Gewinn der Goldmedaille für das junge deutsche Team beigetragen.

Nr.3 – Maren Pfefferkorn
Die 19-jährige Abiturientin ist gerade mit allen Schulprüfungen durch und strebt im Herbst bereits ihren Studienbeginn an. Als Kapitänin der Jugend A holte sie noch in der Halle DM-Bronze, nun gehört sie zum Endspielkader von Berthi Rauths Damen. Seit 1999 spielt sie in DHB-Auswahlteams und hatte auch den Sprung vom U18- in den U21-Kader geschafft.

Nr.4 – Sybille Breivogel
Die gelernte Bankkauffrau arbeitet heute für eine Südfrüchte-Importfirma in der Nähe von Rüsselsheim in gehobener Position. Neben Tanja Dickenscheid und Britta Becker gehörte sie schon zur erfolgreichen RRK-Generation der 90er Jahre. Mit 31 Jahren ist sie ein wichtiger Faktor in der Rüsselsheimer Defensive.

Nr.6 – Irene Balek
Ist nicht nur auf dem Platz Kollegin von Sybille Breivogel in der RRK-Defensive, sondern auch im Beruf beim Import von Südfrüchten. Die Österreicherin fand den Weg von den Wiener Arminen zum Ruder-Klub. Im österreichischen Nationalteam ist sie ebenso wie in ihrer neuen Heimat in Hessen gefürchtete Spezialistin für Schlenzecken.

Nr.7 – Nina Günther
Die 23-jährige Sportstudentin hat sich in dieser Saison zur „Knipserin“ im Rüsselsheimer Sturm entwickelt. Das ist auch Bundestrainer Markus Weise nicht entgangen. Er nominierte die Hessin für die Hallen-EM, wo sie mit Barbara Vogel zusammen Gold gewann, und auch im Feld-Perspektivkader ist der Name Nina Günther inzwischen zu finden.

Nr.8 – Annika Martin
Die Bankkauffrau Annika Martin kam „gerade noch rechtzeitig“ vor der Feldsaison 2003/2004 vom TSV Mannheim zurück nach Rüsselsheim, wo sie schon in der Jugend Erfolge bei deutschen Meisterschaften gefeiert hatte. Auch in Heidelberg hat die Stürmerin schon mal den Krummstock geschwungen. Der Feld-DM-Titel von 2001 steht als größter bisheriger Erfolg.

Nr.9 – Britta Becker
Eigentlich wurde sie mit der Rüsselsheimer ‚12’ auf dem Rücken berühmt. Das RRK-Eigengewächs war Deutschlands Vorzeige-Hockeyspielerin der 90er Jahre und Rekord-Nationalspielerin, bis Nadine Ernsting-Krienke (Eintracht Braunschweig) sie vor einem guten Jahr überholte. 2003 feierte sie mit dem Hallen-WM-Gold ein Comeback im Nationalteam – nun mit dem DM-Gold das nach der Winterpause überraschende Comeback beim RRK?

Nr.10 – Vera Battenberg
Das „Küken“ im Rüsselsheimer Endspielkader – zumindest im erweiterten, denn Berti Rauth ließ sich im Vorfeld nicht in die Karten schauen, wer gegen RW Köln auflaufen wird. Die erst 16-jährige U18-Nationalspielerin schoss am letzten Wochenende ihr Premierentor in der 1. Bundesliga – und ist gerade erst seit wenigen Monaten spielberechtigt im Erwachsenenbereich.

Nr.12 – Lydia Haase
Trägt mit Britta Beckers Nummer ein schweres Erbe auf dem Rücken. Allerdings ist die „junge Haase“, die kleine Schwester von A-Nationalspielerin Mandy, ebenfalls ein ganz großes Talent. Die heute 17-jährige Schülerin trägt schon seit drei Jahren die Trikots der DHB-Auswahlteams und gehört klar zur Rüsselsheimer ersten Elf.

Nr.14 – Denise Klecker
Eine der erfahrensten deutschen Nationalspielerinnen ist die 32-jährige Denise Klecker. Mit 39 Toren in 165 Länderspielen auch eine der erfolgreichsten Torschützinnen, was vor allem ihrer Strafeckengefährlichkeit zu verdanken ist. Die Assistentin der Geschäftsleitung bei der Wirtschaftsinitiative FrankfurtRheinMain verfügt über die wohl härteste geschlagene Ecke der Liga.

Nr.15 – Bettina Edlefsen
Die schnelle Stürmerin Bettina Edlefsen kommt auch aus der starken RRK-Jugend und feierte in der Jugend manche Erfolge bei deutschen Meisterschaften. In dieser Saison hat sich die 20-jährige Studentin (auf Lehramt) immer stärker für den Stammkader der Mannschaft von Berti Rauth empfohlen.

Nr.16 – Mandy Haase
Beim Endspiel in Köln stehen die zurzeit besten deutschen Defensivspielerinnen auf dem Platz. Neben Franzi Gude, Marion Rodewald und Denise Klecker muss man Mandy Haase auf jeden Fall in dieser Kategorie nennen. Nicht umsonst wurde die Sportstudentin, die mit ihrer Familie in der Jugend aus Leipzig in die Nähe von Heidelberg zog und später nach Rüsselsheim wechselte, zur besten Spielerin der deutschen Hallenendrunde 2004 in Hamburg gewählt.

Nr.17 – Tanja Dickenscheid
Auch die 189-fache Nationalspielerin entschied sich in der Winterpause noch einmal zu einem Comeback im RRK-Team. Mit 35 Jahren ist die erfolgreiche Businessfrau die erfahrenste Spielerin des deutschen Finales. Beruflich tourt die Produktmanagerin der Firma Aventis in ganz Europa durch die Gegend – und zum Finale kommt sie nach Köln, um das Produkt RRK erfolgreich zu „vermarkten“.

Nr.18 – Lotte Schwärzel
Die angehende Krankenschwester muss ganz schön viel Zeitmanagement einsetzen, um ihre Ausbildung an der Klink mit dem Leistungssport zu verbinden. So manche Trainingseinheit wird da zur Gewissensfrage. Doch die ehemalige Jugend-Nationalspielerin ist ein wichtiger Faktor im Rüsselsheimer Mittelfeld, auf den Berti Rauth nicht gern verzichtet.

Nr.19 – Nathalie Bischel
Die 23-jährige Pädagogikstudentin hat in dieser Saison den Sprung aus den zweiten Damen in den Bundesligakader des RRK geschafft – und das, obwohl bei der Stürmerin mit Hockey-Heimat in Gau-Algesheim in der Vorbereitung noch eine Oberschenkelverletzung behindernd hinzukam.

Nr.20 – Silke Müller
Das Temperament-Bündel des deutschen Hockeys ist Silke Müller. Die Tochter einer spanischen Mutter und eines deutschen Vaters ist seit zwei Jahren aus dem deutschen Nationalteam (66 Länderspiele) nicht mehr wegzudenken. Beruflich ist die 25-jährige Hotelfachfrau an der Landessportschule Hessen tätig und kümmert sich dort – unter anderem – um die Unterbringung anderer Leistungssportler...

Nr.21 – Lena Schüder
Schon seit einiger Zeit gehört die Pädagogikstudentin zum Bundesligakader des RRK. Dabei ist die 23-jährige Abwehrspielerin eine zwar eher unauffällige aber sehr zuverlässige und effiziente „Arbeiterin“. Auch sie kommt aus der erfolgreichen Jugendarbeit von Berti Rauth.

Nr.22 – Lena Jacobi

Noch ein 18-jähriges Talent der RRK-Kaderschmiede – und was für eins. Die „kleine Schwester“ der zurzeit durch einen Ermüdungsbruch im Fuß ausgefallenen Lisa Jacobi geht noch zur Schule. Schon seit 2001 spielt Lena in den DHB-Jugend-Nationalteams und ist jetzt auf dem Sprung, als erst 18-Jährige die U21-Europameisterschaft im Juli in Dublin mitzuspielen.

Trainer: Berti Rauth

Betreuer: Thomas Blivier

Physiotherapeutin: Hanne Zöller


Das "Rüsselsheimer Echo" am 21.05.2004:

Nervenstärke und Lisa im Gepäck

Feldhockey: Rüsselsheimer Frauenteam hat DM-Finalgegner und Gastgeber RW Köln die einzige Niederlage zugefügt

Unabhängig vom Ausgang des Finales um die Deutsche Feldhockey-Meisterschaft hat das Frauenteam des Rüsselsheimer RK sein Saisonziel längst erreicht. „Wir haben der Konkurrenz beweisen, dass wir nicht nur in der Halle nationale Spitze sind“, erklärt Erfolgscoach Berti Rauth. Dreimal in Folge ist seine Mannschaft zuletzt Deutscher Hallenmeister geworden, der Hallen-Europapokal der Landemeister ist gar seit 1994 im Besitz des RRK geblieben.

Doch obwohl die Hessinnen auch auf dem Feld vor drei Jahren nochmals triumphiert hatten, hatten die meisten Ligarivalen sie zuletzt nicht mehr auf der Rechnung, als es darum ging, ein Team auf den Open-Air-Favoritenschild zu heben. Doch dank einer beeindruckenden Aufholjagd haben sich die Rüsselsheimerinnen noch auf Ligaplatz zwei geschoben, und dürfen daher zur Belohnung morgen in der Höhle des Löwen, beim Titelverteidiger und großen Favoriten Rot-Weiß Köln, das Finale um den 59. nationalen Titel bestreiten.

In der Karnvelshochburg am Rhein wird auf Plakaten mit dem Slogan „Meister gegen Meisterbezwinger“ für die um 15 Uhr in Köln-Müngersdorf beginnende Partie geworben. Von 22 Rundenpartien hat Rot-Weiß nur eine verloren – die vom 19. Oktober in Rüsselsheim. 3:2 lautete damals das Resultat, „und es zeigt auch, dass die Kölner immer für Tore gut sind“, sagt Rauth. „Wir müssen uns gerade gegen die Offensive etwas einfallen lassen. Rot-Weiß hat viele gute, geschickte Angreiferinnen.“ Zwar sind die beiden Argentinierinnen Agustina Soledad Garcia, mit zwölf Treffern weiterhin Bundesligabeste, und Mariana Gonzalez wegen der Olympiavorbereitungen ihres Nationalteams längst in die Heimat zurückgekehrt, doch ist der Angriff noch immer mit Ausnahmekönnern wie der 228-fachen Nationalspielerin Heike Lätzsch und Jungstar Kerstin Hoyer besetzt.

Laut Thomas Blivier zeigten die Rüsselsheimerinnen beim Hinspiel in Köln ihre beste Saisonleistung, obwohl die Partie mit 0:3 verloren ging. „Dort haben wir prima kombiniert, aber durch drei verrückte Tore verloren und keine unserer vielen guten Chancen genutzt“, sagt der RRK-Betreuer. In dieser Hinsicht hat sich das Team vom Main im Laufe der Runde deutlich verbessert. Berti Rauth blickt dem Trip in die Domstadt auch deswegen einigermaßen entspannt entgegen.

Die morgige Aufgabe sei schwer, aber keineswegs unlösbar. Seine Mannschaft habe zuletzt oft zurückgelegen, denn aber Nervenstärke bewiesen und die Partien noch gedreht. Das mache stark. Auch die Tatsache, „dass wir in Endspielen oft noch das Allerletzte aus uns herausholen können“, macht dem Trainer Mut. In Köln feiert er übrigens ein Wiedersehen mit Wolfgang Kluth, seinem einstigen Assistenten beim Nationalteam.

Mit Ausnahme von Lisa Jacobi, die noch immer an den Folgen eines Ermüdungsbruchs im Fuß laboriert, reist der RRK in Bestbesetzung an. Doch die großgewachsene Stürmerin ist selbstverständlich als Fan dabei. Sie meint: „Wenn sich die Abwehr steigert, sind wir nicht chancenlos.“ Gewöhnlich sind auch Teile des Männer-Bundesligateams bei besonderen Anlässen als Schlachtenbummler mit von der Partie, doch diesmal muss die Truppe von Kai Stieglitz passen. Sie empfängt zum letzten, allerdings für beide bedeutungslosen Saisonmatch fast zeitgleich den Gladbacher HTC.


Die "Main-Spitze" am 22.05.2004:

RRK weiß, wie´s gemacht wird

Im 59. DM-Finale ist Titelverteidiger und Gastgeber Rot-Weiß Köln Favorit


Besser ist besser: Kölns Trainer Wolfgang
Kluth versuchte sich beim 4:1-Sieg der RRK-Hockeydamen gegen Eintracht Frankfurt als "Video-Spion" auf dem Sommerdamm.
Foto: gvs

kri - RÜSSELSHEIM.  An Glücksbringern wird es im 59. Endspiel um die deutsche Feldhockey-Meisterschaft an diesem Samstag nicht fehlen. So lange Oberbürgermeister Stefan Gieltowski zugeschaut und Irene Balek mitgespielt hat, haben die RRK-Damen noch kein Finale verloren.  

Unabhängig davon, dass bekanntlich jede noch so schöne Serie irgendwann einmal zu Ende geht, sucht die aktuelle Aufgabe aus Rüsselsheimer Sicht ihresgleichen. Wenn um 15 Uhr auf der Anlage von Rot-Weiß Köln die letzten 70 oder maximal 100 Minuten angepfiffen werden und die erste eingleisige Erstligasaison nach gut 13 Monaten ihren Höhepunkt erlebt, sieht die Fachwelt das Team von Trainer Berti Rauth im Duell mit dem gastgebenden Titelverteidiger und souveränen Bundesliga-Tabellenführer mehrheitlich in der Außenseiterrolle. Und daran kann auch der Umstand nichts zu ändern, dass die Kölnerinnen in Rüsselsheim ihre einzige Saisonniederlage bezogen (2:3) und der RRK folglich weiß, wie´s gemacht wird.

Dass Berti Rauth und seine 16 Spielerinnen, die sich heute um 9 Uhr nach Köln in Bewegung setzen und zur Kontaktaufnahme mit dem dortigen Geläuf noch ein paar Ecken üben werden, insgeheim etwas ausrechnen, darf als gesichert gelten. Mit sechs Siegen hintereinander - darunter ein alles andere als selbstverständliches 2:1 beim Berliner HC - hat der Hallenmeister in diesem Jahr Qualität bewiesen und den Fehlstart aus dem April 2003 vergessen lassen. Und weil an eine derart positive Entwicklung am Untermain lange Zeit nicht zu denken war, spüren die Gäste auch keinen großen Druck: "Dass wir einen Europacupplatz 2005 sicher haben, ist eine Riesenbelohnung für unsere kämpferische Einstellung in der Rückrunde. Wenn wir nun noch einen drauf setzen könnten, wäre das so ´was wie das Sahnehäubchen. Köln ist derzeit die kompletteste Mannschaft, über das gesamte Team stark besetzt und wird vor heimischer Kulisse so energisch zu Werke gehen, dass wir schon auf dem Zahnfleisch kriechen müssen, um da mitzuhalten", so Rauth.

Obwohl die Heimmannschaft das Pflichtprogramm mit zehn Punkten Vorsprung vor dem Ruder-Klub bewältigt hat, muss der sechste Titel bei der siebten Teilnahme an einem nationalen Freiluft-Endspiel seit 1992 kein Wunschtraum bleiben. Zumal der RRK - im Gegensatz zum Gegner - mit Ausnahme der rekonvaleszenten Lisa Jacobi und der aussetzenden Jana Schwärzel - personell aus dem Vollen schöpfen kann. Durch das Fehlen der Argentinierinnen Augustina Soledad Garcia und Marina Gonzales, die durch die Olympiavorbereitung des Weltmeisters gebunden sind, scheint Köln aktuell nicht mehr ganz so übermächtig, wie etwa beim (zu hohen) 3:0-Punktspielsieg über den RRK. "Die Garcia ist schon heftig; schnell, gewandt und torgefährlich. Aber Köln hat ohne das Duo wie wir die letzten sechs Spiele gewonnen", sagt Rauth. Dass Heike Lätzsch, Marion Rodewald, Franziska Gude, Tina Schütze, Kerstin Hoyer, Birgit Beyer, Anna Geiter und Katrin Eidinger auf insgesamt 655 A-Länderspiele zurückblicken, macht die Schwere der Aufgabe deutlich.

Eine, die den RRK letztmals 1997 in Frankfurt beim 3:1 über den Berliner HC in einem Feldendspiel aktiv unterstützt hat, kann trotz inzwischen 31 "Lenzen" und 231 Länderspielen eine gewisse Anspannung nicht verleugnen: "Jetzt geht´s noch, aber direkt vor dem Spiel wird es bestimmt heftig", sagte Britta Becker. Dass viele Zuschauer, darunter auch Bundestrainer Markus Weise, ob ihres Comebacks mutmaßlich besonders auf ihre Vorstellung achten werden, sei nebensächlich für sie: "So ein Finale ist ein einmaliges Spiel mit eigenen Gesetzen. Und wir sind ja schon so etwas wie das Team der Stunde", so Becker. Und ein ehrgeiziges Kollektiv obendrein, das gerade in Endspielen oft zu besonderen Leistungen fähig war. Die beiden Glücksbringer können es bestätigen.


Hier der spannende Tickerbericht
von "www.hockeydm.de" zum Finale am 22. Mai 2004 in Köln

Der RRK spielt mit Barbara Vogel im Tor, Maren Pfefferkorn, Sybille Breivogel, Irene Balek, Nina Günther, Britta Becker, Vera Battenberg, Lydia Haase, Denise Klecker, Bettina Edlefsen, Mandy Haase, Tanja Dickenscheid, Lotte Schwärzel, Silke Müller, Lena Schüder und Lena Jacobi.

Die Teams laufen, mit jeweils einem C-Mädchen an der Hand, auf den Platz. Inzwischen ist die Zuschauerzahl auf deutlich über 1.000 angewachsen. Eine Riesenstimmung herrscht im Stadion am Olympiaweg bei Rot-Weiss Köln.

Die Mannschaften werden vorgestellt. Der WDR nimmt das Match im übrigen für die Sportsendung am Sonntagabend auf. 100 bunte Luftballons steigen während der Nationalhymne in den zum Glück regenfreien Kölner Himmel. Gleich geht's los!

Das Spiel läuft ... 2. Erster Angriff RRK, am Kreis abgefangen. 3. Grüne Karte für Lydia Haase. RRK sehr aggressiv, macht Druck auf den Kölner Spielaufbau. 4. Erster vielversprechender Kölner Angriff. Hoyer rennt sich am Kreis fest ... 5. Guter Flankenlauf von Lätzsch über links, Schuss zur langen Ecke abgewehrt. 5. Bislang verteiltes Spiel im Mittelfeld. Beide Abwehrreihen bislang sehr sicher. 8. Zurzeit spielt sich weiter alles im Mittelfeld ab. Der RRK setzt ab und zu auf lange Schlenzbälle. 10. RRK macht Druck auf Kölner Kreis, aber wieder sicher abgewehrt. 12. Erste KE RRK. Schuss Klecker, wird geklärt. 16. Das Spiel ist weiter arm an Torraumszenen. Technisch und taktisch gutes Spiel im Mittelfeld von beiden Teams. 18. Schöne Szene für Heike Lätzsch am rechten Kreisrand. Ihr Schuss rutscht aber etwas ab und ist leichte Beute für Babsi Vogel im RRK-Tor. 19. Der RRK geht jetzt etwas früher und aggressiver drauf, doch die Kölner Abwehr löst die drei, vier gefährlicheren Szenen bislang souverän. 21. Zweite KE RRK, nach tollem Steal von Dickenscheid. Müller holt die Ecke heraus. 22. Wieder gut geklärt von Köln nach Abspielvarianten-Versuch. 23. Riesenchance von Nina Günther, nach Zuspiel Müller. Sie haut vor leerem Tor am Ball vorbei. 24. RRK hat jetzt mehr vom Spiel. Köln findet ab Mittellinie keine Anspielstationen. 25. Jetzt mal ein Kölner Angriff. Flanke von rechts, doch der Ball läuft an allen vorbei. 27. RRK weiter sehr aggressiv im Zweikampf. Dickenscheid mit vielen guten Aktionen. Britta Becker unauffällig, aber mit vielen Impulsen bei Freistößen. 29. Ein Tor würde der Begegnung gut tun, damit die starren taktischen Linien aufgelöst würden. Derzeit neutralisieren sich die Teams weiter im Mittelfeld. 31. Kölner Linksangriff abgefangen. Rüsselsheims Konter über Müller ist gefährlich, aber abgefangen. 32. Angriff mit Freischlag am Kreis für Köln. Doch der schwache Flankenball findet keine Mitspielerin. 33. Konter Köln, mit schlechtem Seitenwechselversuch. Das wirkt zurzeit ideenlos im Anspiel in die Spitze. 34. Dritte KE RRK, wieder von Beyer abgewehrt. Jetzt ist Halbzeit.

Köln tut sich sehr schwer im Spiel nach vorn. Gude mit zwei ungewohnten Abspielfehlern, die Gefahr brachten. Bewahrheitet sich Wolfgang Kluths Vermutung, dass vor eigenem Publikum starker Druck auf dem Team liegt. Bislang ist das nicht das lockere Kombinationsspiel, mit dem Rot-Weiss die Liga dominiert hat. RRK hat mehr vom Spiel, aber konnte bei den drei Strafecken bislang nicht überzeugen. Eigentlich hätte es jetzt 0:1 stehen müssen. Die Chancen waren da. Ob die Hausherrinnen den Gästen in der zweiten Hälfte auch so viele Gelegenheiten erlauben werden?

Zweite Halbzeit ... 36. Es geht weiter. RRK gleich mit gutem Angriff. Beyer ist auf der Hut und klärt. Kölns Konter verpufft. 38. Köln befreit sich mit langem Schlag vom Druck der Gäste. 40. Angriff Rot-Weiss. Flanke von links läuft durch ... 42. Der RRK weiter im Angriff, hält keinen in der eigenen Hälfte. Britta Becker holt die vierte KE. 43. Schuss von Klecker zu hoch, wird abgepfiffen. 46. Schuss von Lena Schüder von halbrechts aufs Tor. Beyer wehrt hoch ab. Fünfte KE. 47. Ecke wieder verstoppt. 49. Konter Köln, Hoyer wird von Vogel gestoppt. Köln will die Ecke, doch die Schiedsrichterinnen entscheiden für den RRK. 50. Köln taucht jetzt öfter im RRK-Kreis auf, doch bislang ohne Durchschlagskraft beim Abschluss. 52. Die Partie wird lebhafter, was auch daran liegt, dass die Gastgeberinnen druckvoller agieren. 53. Gute Kölner Chance. Schuss Gude, knapp über die Latte. 54. Köln hat sich festgesetzt. Endlich erste KE nach Klecker-Körper. 55. Vogel hält Wickens Schuss bravourös. 56. Gleich nächste Chance Köln: argentinisch von Katrin Eidinger knapp vorbei. 58. Sechste KE für RRK. Beyer hält Kleckers Flachschuss. 59. Jetzt geht's hin und her. Köln vorn, doch Lätzsch wird von Balek abgefangen. 60. Auf der anderen Seite wird Nina Günther erst am Kreisrand gestoppt. 61. Freischlag Becker, Müller bekommt den Ball nach Kölner Schnitzer. Argentisch zieht sie die Kugel aufs linke obere Eck, doch Beyer hält mit Klasseparade. Die lange Ecke bringt nichts ein. 62. Jetzt wieder RW vorn, doch Rüsselsheim kann kontern. Auch abgefangen. Jetzt macht die Partie Spaß, hat Tempo. 64. Die Fehlerquote in beiden Abwehrreihen wird höher. Gibt's die Entscheidung in der regulären Spielzeit? 66. Köln am Drücker, doch da ist kein Millimeter Raum im Kreis der Gäste. 68. Die Gastgeberinnen haben jetzt mehr vom Spiel, die Hessinnen setzen auf Konter. RW am Kreis mit Freischlag. 70. Verlängerung. Zwei mal 7,5 Minuten, ohne "Golden Goal"-Regelung.

Köln war jetzt am Ende deutlich besser im Spiel. Konditionell wirken beide Teams voll auf der Höhe.

Verlängerung ... 71. Weiter geht es. RRK-Angriff abgefangen. Kölner Konter über Lätzsch, doch zwei Kölnerinnen rutschen am leeren Tor an ihrem Flankenball vorbei. 73. RRK vorn, Becker abgefangen. Doch weiter am Kölner Kreis. Jetzt abgewehrt. 74. Köln tief in der Defensive. Man merkt, dass jetzt kein Team etwas riskieren möchte. 76. RRK drückt. Köln im eigenen Kreis versammelt. Kann sich befreien. 77. Konter über Gude. Doch zwei Kölnerinnen gegen eine RRK-Abwehrspielerin holen nur eine lange Ecke. 77. Und jetzt doch die zweite KE. Wickens Schlenzer geht auf die Latte. Das hätte es sein können ... Seitenwechsel.

78. Köln jetzt klar besser. Doch das Tor fehlt. 79. Rüsselsheim zieht sich zurück, ist weiter gefährlich durch Konter. 81. Im Moment sind beide wieder sehr vorsichtig. RRK mit Müller vorn im Ballbesitz. Lange Ecke. Beyer klärt, Wiederholung. 82. Freistoß am Kreis abgewehrt. Köln wieder im Vorwärtsgang. 83. Angriff über Schütze. Freischlag am Kreis. Doch RRK klärt. 84. Köln am Drücker ... Die Gäste befreien sich. 84. Angriff über Becker, Flanke läuft durch. Ende der Verlängerung. Es gibt Siebenmeterschießen!

Siebenmeterschießen ... Die Teams schwören sich noch einmal ein. Beide haben exzellente Torhüterinnen, die mehrfach im Spiel ihre Klasse bewiesen haben - Beyer vielleicht ein paar Mal mehr, gezwungener Maßen. RRK schießt zuerst. Balek gegen Beyer - 0:1 - sicher halbhoch rechts. 1:1 - Christina Schütze ebenso sicher. 1:2 - Mandy Haase hoch links. 2:2 - Andrea Wicken sicher. 3:3 - Becker und Rodeald treffen. 3:4 - Lena Jacobi Unterkante rein. 3:4 - Laura Lemke wird gehalten. 3:5 - Dickenscheid verwandelt und der RRK ist neuer Deutscher Meister!

Tränen bei Köln. So knapp ging es selten zu beim deutschen Finale. Es war heute deutlich, dass hier die besten Abwehrreihen der Liga gegeneinander anzutreten hatten. Und Rüsselsheim hatte - betrachtet man das gesamte Match - vielleicht nicht einmal unverdient die Nase am Ende vorn. Die Mannschaft tanzt hier auf dem Feld herum.

Silke Müller wird von Bundestrainer Markus Weise als beste Spielerin des Finales ausgezeichnet.

Lotte Schwärzel setzt sich gegen zwei Kölnerinnen durch

RRK-Besprechung vor dem Siebenmeterschießen


Das "Rüsselsheimer Echo" schreibt am 24.05.2004:

Vogel hält, was Rauth verspricht

Feldhockey-DM: Trainer des Außenseiters impft seinem Team vor dem Finale Selbstbewusstsein ein und darf sich bei seiner Keeperin bedanken, dass es nach Siebenmeterschießen für den Titel reicht – Überlegener RRK vergisst das

Von Ralph Baumann

Der kleine, aber feine Unterschied eines Sieges nach Siebenmeterschießen ist brasilianische Musik. Lotte Schwärzel wusste es schon bei Betreten der Kölner Rot-Weiß-Anlage: „Auch vor drei Jahren im Finale von Hamburg hat uns vor Spielbeginn eine Samba-Band eingeheizt. Da hat dann unsere Torhüterin Jennifer Lutz den entscheidenden Siebenmeter gehalten. Also war mir klar: Wenn's heute wieder so weit kommt, gewinnen wir.“

Rüsselsheims Jennifer Lutz hieß diesmal Barbara Vogel. Sie parierte Laura Lembkes halbhohen Ball. Ausgerechnet Lembke vergab, die noch im Vorjahr mit dem Treffer zum 2:0 im Finale gegen Klipper Hamburg alles klar gemacht hatte. Es war Kölns vierter Versuch vom ominösen Punkt, und weil zuvor sämtliche RRK-Schützinnen – Irene Balek, Denise Klecker, Britta Becker, Lena Jacobi – ebenso getroffen hatten wie die Rot-Weißen Christina Schütze, Andrea Wicken und Marion Rodewald, konnte Routinier Tanja Dickenscheid die Überraschung perfekt machen.

Souverän verwandelte die 35-Jährige, und Rüsselsheims Team sowie seine Anhänger taten anschließend das, was sie eigentlich unablässig tun: Sie bejubelten eine neuerliche Meisterschaft. Nach nationalem Hallentitel und Hallen-Europacup war es bereits der dritte Triumph in diesem Jahr. Insgesamt hat es der Ruder-Klub auf nunmehr sechs deutsche Feldhockey-Meisterschaften gebracht.

Auch wenn nachfolgende Anmerkung das Phrasenschwein des sonntäglichen DSF-Fußball-Stammtischs um einige Euro bereichern würde: Der RRK hatte gestern zwar spätes Glück, aber es war das Glück des Tüchtigen. In den torlosen 70 Minuten regulärer Spielzeit bestimmten die selbstbewusst auftretenden Gäste weitestgehend die Partie, in den fünfzehn ebenso torlosen Verlängerungsminuten hatte zwar die nach feinem Lätzsch-Sololauf und -Querpass um Sekundenbruchteile zu spät kommende Anna Geiter eine hochkarätige Chance, aber es war erst die zweite des Titelverteidigers während der gesamten Begegnung.

Allein RRK-Angreiferin Silke Müller hatte drei – die größte nach 62 Minuten, als RW-Torhüterin Birgit Beyer zeigte, zu welchen Reflexen 36-Jährige noch imstande sind. Sie holte Müllers strammen Schuss aus dem Winkel. Auch der Vergleich der kurzen Ecken (8:2 für Rüsselsheim) spricht Bände.

Bereits nach knapp zehn Minuten nahm das Rauth-Team vor gut 400 Besuchern das Heft in die Hand. Sein Forechecking behagte den Kölnerinnen nicht. Sie fanden nie zum gewohnten Kombinationsspiel, produzierten stattdessen Fehlpässe en masse. Dank seiner guten Wechselalternativen konnte der RRK weite Wege gehen und sich dem Favoriten beherzt entgegenstemmen.

Kapitän Denise Klecker gab einen gewohnt umsichtigen Libero, die kürzlich erst zurückgekehrte Britta Becker zog im Mittelfeld die Fäden und vorne brachte die quirlige Silke Müller – sie wurde später wie schon beim Hallen-Europacup in Rüsselsheim zur besten Spielerin gewählt – die RW-Abwehr ein ums andere Mal in Verlegenheit. Ein Sonderlob jedoch gebührt Sybille Breivogel. Die 31-Jährige, die ebenso wie Dickenscheid und Becker bereits der Erfolgsmannschaft der frühen Neunziger angehörte, hatte Kölns Ausnahmestürmerin Heike Lätzsch fast durchwegs unter Kontrolle.

Dadurch, dass der RRK gekonnt die Räume eng machte, war Deutschlands Paradesturm, der es in der Liga im Schnitt exakt auf drei Tore brachte, gestern allenfalls ein laues Lüftchen. Es war wie so oft: Auf den Punkt genau war Rauths Mannschaft topfit. Selbst Bundestrainer Markus Weise hatte es geahnt: „Der RRK kommt traditionellerweise mit der Drucksituation eines Endspiels sehr gut zurecht.“

Erst als die Hessinnen mit zunehmender Spieldauer ihrem hohen läuferischen Aufwand ein wenig Tribut zollen mussten, näherten sich die Rot-Weißen Barbara Vogels Kasten, ohne diesen allerdings ernsthaft in Gefahr zu bringen. Erstmals wurde die zur Olympia-Vorbereitung nach Argentinien zurückgekehrte Goalgetterin Agustine Soledad Garcia vermisst, die aufgrund ihrer Antrittsschnelligkeit und Dribbelstärke die Rüsselsheimer Abwehr vielleicht eher vor Probleme gestellt hätte.

Assistiert von den ballsicheren und bereits erstaunlich abgezockten Youngstern Lydia Haase und Lena Jacobi trumpfte Britta Becker im Mittelfeld auf, als sei nie weggewesen von ihrem Heimatklub. Und während Johannes B. Kerner sich am gleichen Abend im ZDF um die Fitness der Deutschen sorgte, zeigte seine Ehefrau, dass auch eine zweifache Mutter nach nur wenigen Wochen ernsthaftem Training schon wieder Erstaunliches zu leisten imstande ist. Neben dem klugen Pass im richtigen Moment hat die ehemalige Rekord-Nationalspielerin eine Gabe, die in Reihen des Gegners vorgestern völlig vermisst wurde: Sie kann auch mal den Dampf rausnehmen und das Spiel beruhigen.

Am Ende erkannte auch Kölns Heike Lätzsch den RRK-Sieg als „völlig verdient“ an. Ihr Team habe dieses Mal nie zu seinem Spiel gefunden, der Gegner hingegen habe sich glänzend auf Rot-Weiß eingestellt, sagte die 239-fache Nationalspielerin – ein Lob in Richtung Berti Rauth, der seinerseits versuchte, sich in die Gedankenwelt seiner Matchwinnerin zu versetzen.

„Gerade erst zu uns gewechselt, und dann drei Titel innerhalb eines Vierteljahres. Wahnsinn“, entfuhr es dem Coach. Barbara Vogel, bis vor gut einem Jahr bei Schwarz-Weiß Köln im Tor, habe fürs Endspiel in ihrer Heimat einzig und allein den Wunsch gehabt, „die großen Rot-Weißen ein wenig zu ärgern.“ „Wir wollen die nicht ärgern“, hat Rauth sie verbessert. „Wir wollen dort gewinnen.“ Entsprechend gingen die in diesem Jahr auf dem Feld noch ungeschlagenen Rüsselsheimerinnen von Beginn an zu Werke.

Ein Berti Rauth will nicht Zweiter werden. Niemals. Genauso wenig wie er tanzen will. Und während er wie immer abseits des Trubels und in sich gekehrt den Triumph vom Köln-Müngersdorf genoss, hüpften die Seinen minutenlang rund um den Siebenmeterpunkt und sangen dazu: „Immer wieder RRK.“ Als die Champions mal Luft holen mussten, intonierten Kinder mitgereister Fans gar: „Deutscher Meister ist nur der RRK.“ Wer möchte da widersprechen?!

Die Entscheidung bahnt sich an: Barbara Vogel pariert den Siebenmeter von Laura Lembke ...

 ... und anschließen verwandelt Tanja Dickenscheid ihren Siebenmeter - der Jubel beim RRK ist groß !!!


Die "Main-Spitze" schreibt am 24.05.2004:

Aus sieben Metern zum sechsten deutschen Feldtitel

Hockeydamen des Rüsselsheimer RK im 59. Finale "gieriger" als Gastgeber Rot-Weiß Köln und völlig verdient 5:3 obenauf

Von Martin Krieger

KÖLN Der Laie rieb sich ungläubig die Augen, die Fachwelt staunte nicht schlecht: Nicht der souveräne Bundesliga-Tabellenerste und Gastgeber Rot-Weiß Köln, sondern die Hockeydamen des Rüsselsheimer RK gaben im 59. DM-Finale weitgehend den Ton an und durften daher am Ende völlig zurecht ihren sechsten Feldtitel bejubeln.

"So was ist immer dann besonders schön, wenn man eigentlich nicht damit rechnet", jubelte Berti Rauth. Mit erhobenen Armen und ungläubig den Kopf schüttelnd, schnappte sich der Rüsselsheimer Erfolgstrainer nach dem finalen Siebenmeterschuss von Tanja Dickenscheid zum 5:3 (0:0)-Endstand zunächst seine langjährige rechte Hand Thomas Blivier sowie Physiotherapeutin Hanne Zöller, um sich dann jede seiner bereits singenden 16 Spielerinnen ("Deutscher Meister, Deutscher Meister, Deutscher Meister RRK") einzeln vorzunehmen.

Während der mitgereiste Oberbürgermeister Stefan Gieltowski im RRK-Trikot mit der Nummer 54 seine Freude mit einer Sektdusche zum Ausdruck brachte, hatte sich der 45 Jahre alte Chefcoach des Ruder-Klubs vor der Siegerehrung bereits wieder eingekriegt. "Alle, die uns bereits als Hallenspezialisten abtun wollten, haben sich geirrt. Wenn wir erst mal in einem Endspiel stehen, dann sind wir in solchen Situationen einfach besonders gierig", so Rauth. Und wenn ein Siebenmeterschießen zur Entscheidungsfindung herhalten muss, das hatten die Hessinnen zuvor in sieben von neun Fällen bewiesen, zeichnet den Ruder-Klub Nervenstärke wie Treffsicherheit aus.

So auch am Samstag auf der Anlage des KHTC Rot-Weiß, auf der sich trotz im Schatten empfindlich kühler Temperaturen mehr als 1000 erwartungsfrohe Zuschauer - darunter etwa 50 RRK-Fans - eingefunden hatten. Alle mussten zunächst fast 15 Minuten auf den Anpfiff warten, da eine der beiden Schiedsrichterinnen Pech mit der Bundesbahn hatte. Mit Ausnahme der Auftaktminuten, in denen die favorisierten Kölnerinnen den Ton angaben, gehörte die erste Halbzeit eindeutig dem Gast. Sturm wie Mittelfeld arbeiteten gut und übten so viel Druck aus, dass die hoch gelobte Rot-Weiß-Abwehr mehrfach "alt" aussah.

So etwa in Minute acht, als die agile Silke Müller, nach einem gescheiten Pass von Britta Becker, im letzten Moment von ihrer Nationalmannschaftskollegin Marion Rodewald abgeblockt wurde. Fünf Minuten später erkämpfte sich das wie alle Rüsselsheimerinnen bis in die Haarspitzen motivierte Talent Vera Battenberg (16) den Ball und ebnete der ersten Strafecke den Weg. "Das hat leider nicht so hingehauen, wie wir uns das vorgestellt hatten", so Rauths Kommentar dazu, dass insgesamt sechs dieser torgefährlichen Standardsituationen vom RRK nicht genutzt werden konnten. Und da auch Nina Günther, nach schöner Vorarbeit von Mandy Haase, den Ball frei stehend dicht vor dem gegnerischen Tor verfehlte, ging es mit einem für Köln schmeichelhaften 0:0 zum Pausengespräch.

Zu Beginn der zweiten 35 Minuten änderte sich am Gesamtbild wenig. Der Gast stellte den ohne Linie agierenden Titelverteidiger weiterhin spielerisch klar in den Schatten, der den Ausfall seiner beiden Weltmeisterinnen aus Argentinien nie kompensieren konnte. Lena Schüder prüfte Birgit Beyer im RWK-Tor (47.), die auch mit den RRK-Ecken weiterhin kaum Mühe hatte. Je länger die Partie währte, umso mehr kamen die physischen Stärken der Kölnerinnen zum Tragen, während der Herausforderer der Substanzverlust durch das beharrliche Forechecking hier und da anzumerken Doch da die ob ihrer Schnelligkeit gefürchtete Heike Lätzsch bei Sybille Breivogel (Rauth: "So gut habe ich die Bille selten spielen gesehen".) fast durchgängig in guten Händen war, musste RRK-Torfrau Barbara Vogel kaum eingreifen. Auf der anderen Seite holte Beyer den Rückhandknaller von Müller mit einem Reflex aus dem Winkel (62.), so dass es zur Verlängerung kam.

In der auf zwei Mal siebeneinhalb Minuten verkürzten Extrazeit stockte dem RRK-Anhang gleich zu Beginn der Atem: Lätzsch hatte auf der rechten Seite alle überlaufen und quer gepasst, doch Anna Geiter verfehlte das Tor im Fallen um einen halben Meter. Und als dann auch Kerstin Hoyer nach der zweiten Strafecke den hoch abgefälschten Ball nicht ins Tor ablenken konnte (78.), musste der neue deutsche Damenmeister zum fünften Mal vom Siebenmeterpunkt aus ermittelt werden. Hier trafen die ersten sieben Schützinnen, ehe Barbara Vogels großer Moment kam. Die im Frühjahr 2003 von Schwarz- Weiß Köln nach Rüsselsheim gekommene Torhüterin parierte gegen Laura Lembke und legte damit die Entscheidung in die Hände von Tanja Dickenscheid. Und die 34 Jahre alte Diplom-Biologin blieb ganz cool, versenkte die Kugel im rechten Eck und löste die immer wieder gerne gesehenen Jubelorgien nebst späterer Sommerdamm-Fete aus.

Die Dimension des Ereignisses wurde - über die Teilnahme am Europapokal-Turnier der Landesmeister an Pfingsten 2005 hinaus - auf der breiten Stirn Thomas Bliviers sichtbar. "30. Titel" stand da zu lesen. Für 15 Jahre eine fürwahr beeindruckende Erfolgsbilanz.

Unerwartete Erfolge machen noch mal soviel Spaß: Nach den beiden Hallen-Triumphen im Februar trugen sich die RRK-Hockeydamen als erster deutscher Feldmeister in die Geschichtsbücher ein, der nach einer eingleisigen Bundesliga-Saison ermittelt wurde. Am Sieg über Titelverteidiger Rot-Weiß Köln waren beteiligt (hinten): Betreuer Thomas Blivier, Britta Becker, Bettina Edlefsen, Maren Pfefferkorn, Irene Balek, Vera Battenberg, Lydia Haase, Lotte Schwärzel, Sybille Breivogel, Tanja Dickenscheid, Trainer Berti Rauth, Physiotherapeutin Hanne Zöller sowie (vorn) Lena Jacobi, Silke Müller, Denise Klecker, Mandy Haase, Barbara Vogel, Nina Günther und Lena Schüder. In der Bundesliga zum Einsatz kamen auch Jana Schwärzel, Lisa Jacobi, Annika Martin und Nathalie Bischel.

Die "FAZ" schreibt am 24.05.2004:

Unverhofft gewinnen die Rüsselsheimer Hockeydamen den Titel / Sieg im Siebenmeterschießen gegen Köln

RRK feiert sein schönstes Meisterstück

Von ANDREA DUPHORN

KÖLN. Wer bei acht vergleichbaren Fällen zuvor siebenmal Nervenstärke und Treffsicherheit bewiesen hatte, den kann diese Situation nicht wirklich schrecken. Entsprechend zuversichtlich blickte ein hessisches Duo dem Siebenmeterschießen entgegen, das in Ermangelung eines Treffers nach insgesamt 85 Spielminuten zur Ermittlung des 59. deutschen Feldhockeymeisters der Damen auf der Anlage von Rot-Weiß Köln notwendig geworden war. „Jetzt machen wir es", sagte Hanne Zöller im Brustton der Überzeugung, und Thomas Bliviers Gesicht umspielte bereits ein verschmitztes Lächeln. Fünf Minuten später lagen sie sich tatsächlich jubelnd in den Armen, die langjährige Physiotherapeutin und der noch länger diensthabende Betreuer des Rüsselsheimer Ruder-Klubs (RRK). Soeben hatte Tanja Dickenscheid auch den fünften Siebenmeter genutzt und ihrer Mannschaft den sechsten Titel im Freien nach 1992,1993,1995,1997 und 2001 beschert.

So wie die meisten der etwa 1000 Zuschauer die 3:5-Niederlage der Kölnerinnen ob der mit zehn Zählern Vorsprung vor dem RRK abgeschlossenen Bundesliga-Punktrunde nicht erwartet hatten, konnten auch die Sieger ihr Glück kaum fassen. „So was ist immer dann besonders schön, wenn man eigentlich nicht damit gerechnet hat", sagte Berti Rauth. Mutmaßlich aus dieser Erkenntnis heraus hatte der 45 Jahre alte Trainer seinen 30. Titelgewinn seit 1989 und die abermalige Teilnahme am Europapokal-Wettbewerb der Landesmeister an Pfingsten 2005 zuerst mit erhobenen Armen und einem ungläubigen Kopfschütteln kommentiert. Nach der Vorrunde noch Tabellensechster, hatten sich die Hessinnen dank sechs Siegen in diesem Jahr noch auf den zweiten Rang und somit in ihr insgesamt siebtes Feldfinale vorgearbeitet. „Doch wenn wir schon mal so weit gekommen sind, dann sind wir auch immer relativ gierig", so Rauth.

Tatsächlich vermittelte das Endspiel lange Zeit den Eindruck, als ob die Hessinnen aus der späten Berufung einen besonderen Ansporn abgeleitet hätten. „Der Sieg für Rüsselsheim ist klar verdient, weil die Mannschaft über weite Strecken einfach mutiger agiert und aus dem Übergewicht im Mittelfeld eine Spielüberlegenheit entwickelt hat", sagte Bundestrainer Markus Weise. Doch da Nina Günther in der 22. Minute den Ball nach einem Querpaß dicht vor dem Tor verfehlte und Silke Müller zwar als beste Spielerin des Finales ausgezeichnet wurde, aber in der 62. Minute nach einem wuchtigen Rückhandschuß an der Kölner Torhüterin Birgit Beyer scheiterte, blieb es spannend. Der Titelverteidiger aus Köln, der in der Punktrunde zu Hause den Hallenmeister 3:0 besiegt, aber im Rückspiel am Untermain mit 2:3 Toren seine einzige Saisonniederlage bezogen hatte, wurde dank seiner physischen Qualitäten mit fortschreitender Spieldauer stärker, ließ aber in der 71. Minute die große Chance zum Führungstor aus. Obwohl der RRK für das Siebenmeterschießen geübt und sich auch auf fünf potentielle Kandidatinnen geeinigt hatte, drohte das Gebilde kurzzeitig einzustürzen. „Lena Jacobi wollte nicht so recht, und Silke Müller hat sich plötzlich angeboten. Doch da wir schon einmal Schiffbruch erlitten hatten, als wir etwas umgeworfen haben, ist es bei den fünf Schützinnen geblieben", sagte Thomas Blivier. Eine richtige Maßnahme, denn nachdem Irene Balek sowie Denise Klecker sicher und Britta Becker eher glücklich verwandelt hatten, schlenzte die 18 Jahre alte Lena Jacobi den Ball mit großer Wucht und unhaltbar zum 4:3-Zwischenstand unter die Latte. „Komm, Babsi, den jetzt!" feuerte Berti Rauth daraufhin Barbara Vogel an. Und die im Frühjahr 2003 von Schwarz-Weiß Köln nach Rüsselsheim gekommene Torhüterin ging tatsächlich aus dem Duell mit Laura Lembke als Siegerin hervor. Und somit wurde Tanja Dickenscheid gegen Ende ihrer mit 189 Länderspielen durchsetzten Laufbahn ein einmaliges Erlebnis zuteil. „Ich war zwar schon oft die Nummer fünf, brauchte aber fast nie mehr zu schießen", sagte Tanja Dickenscheid, die in Kürze 35 Jahre alt wird. „Aber es ist wirklich ein ganz besonderes Gefühl, wenn man das entscheidende Tor mächt, sich umdreht und dann alle auf einen zulaufen sieht." Mal sehen, welche Spielerin des RRK dieses Gefühl als nächste auskosten darf.


"Die Tageszeitung" schreibt am 24.05.2004:

Heulen im Hockey

Die favorisierten Damen von Rot Weiß Köln verlieren das Finale um die deutsche Feldhockeymeisterschaft

KÖLN taz - Es war zwanzig nach fünf am Samstagnachmittag als die Kölner Hockey-Spielerinnen von Rot-Weiß reihenweise zu Boden fielen. Die meisten heulten sofort los, schlugen sich die Hände vors Gesicht. Ihr Trainer Wolfgang Kluth stand minutenlang regungslos am Spielfeldrand - auch er konnte es nicht fassen. Kurzum: Es war ein wirklich herzzerreißendes Bild. Die Kölner Titelverteidigerinnen, die die Saison der Feldhockey-Bundesliga souverän beherrscht hatten, verloren das Finale um die Deutsche Meisterschaft gegen den Rüsselsheimer RK mit 3:5 im Siebenmeter-Schießen. "Es ist schon bitter, so zu verlieren. Nach der tollen Saison. Aber vielleicht war der Druck zu groß für uns", sagte Kluth - und schaute wehmütig zu den Rüsselsheimerinnen hinüber, die sich ausgelassen auf dem Boden kugelten und glücklich mit Sekt übergossen.

Die Kölner Hockey-Damen hatten bis zum Finale alles richtig gemacht. Mit 15 Siegen, zwei Remis und nur einer Niederlage schlossen die Rot-Weißen die Saison ab. Schon drei Spieltage vor Ende hatten sie sich den ersten Tabellenplatz gesichert. Normalerweise gibt es in der Feldhockey-Bundesliga eine Endrunde mit zwei Halbfinals und einem Endspiel, doch aus olympiabedingtem Zeitdruck spielte in diesem Jahr einfach der Tabellen-Erste gegen den -Zweiten um die Meisterschaft. Rüsselsheim war dorthin erst am letzten Spieltag geprescht. "Das war wohl ihr Vorteil", sagte Kluth, "Rüsselsheim hatte nichts zu verlieren und wir schon." So war es wohl.

Die Rüsselsheimerinnen agierten mit schöner Leichtigkeit - wie es typisch ist für Mannschaften, die von ihrem Erfolg selbst überrascht sind. Unbeschwert gingen sie ins Spiel und machten den favorisierten rot-weißen Damen, die gehemmt und nervös wirkten, das Leben viel schwerer als erwartet. Nachdem weder in der regulären Spielzeit, noch in der 15-minütigen Verlängerung Tore gefallen waren, wurde es im Siebenmeter-Schießen dramatisch. Die ersten drei Schützen beider Mannschaften waren jeweils erfolgreich. Riesiges Glück hatte dabei die Rüsselsheimer Kerner-Gattin Britta Becker, deren abgerutschter Schuss irgendwie ins Netz eierte. Und als es schließlich 4:3 für Rüsselsheim stand, da vergab die 22-jährige Kölnerin Laura Lemke ihren Siebenmeter. Gleich darauf traf Tanja Dickenscheid für die Gäste - und das Spiel war entschieden.

Die unglückliche Laura Lemke wischte sich noch Tränen aus dem Gesicht, als sie sich lange nach Spielende zusammen mit ihren Teamkolleginnen zum obligatorischen Mannschaftsfoto aufstellte. Alle versuchten ein wenig zu lächeln. Es fiel ihnen jedoch sichtlich schwer. Zwischen den unglücklichen Frauen stand Helmut Haumann, der Vorstandsvorsitzende von RheinEnergie, dessen Firma so gut wie alle Kölner Mannschaften und deshalb auch das Hockeyteam von Rot-Weiß sponsort. Mit bescheidenem Erfolg: Der 1. FC Köln ist abgestiegen, die Eishockey-Haie und Basketballer sind jeweils im Playoff-Viertelfinale kläglich gescheitert. Trotz aller Tränen sind die Hockey-Damen von Rot-Weiß das erfolgreichste Kölner Team der Saison. Vielleicht wird sie das trösten.

CHRISTIANE MITATSELIS