Die deutsche
Hallenhockey-Nationalmannschaft hat ihre Dominanz im europäischen
Hallenhockey wiederum deutlich und überlegen unter Beweis gestellt. Zum
elften Mal in Folge gewann die Mannschaft im spanischen Santander den
Europameisterschafts-Titel und bleibt auch
weiterhin einziger Sieger seit Durchführung dieses Wettbewerbs. Auch die
Serie, bisher nie ein Hallen-Länderspiel verloren zu haben, riss in Santander nicht. Alle Spiele wurden deutlich gewonnen. Dies obwohl in
Hinblick auf die erstmalige Austragung einer Hallen-Weltmeisterschaft (5.
bis 9. Februar 2003 in Leipzig) in einigen Ländern im Vergleich zu
vorherigen Jahren der finanzielle und zeitliche Aufwand der Vorbereitung
erheblich gesteigert wurde.
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Erstmals gemeinsam, wie hier im
Trikot des Rüsselsheimer Ruder-Klubs, mit der deutschen
Hockey-Nationalmannschaft auf Titeljagd bei der 11.
Hallenhockey-Europameisterschaft an der nordspanischen
Atlantikküste, in Santander: Die Brüder Christian und Oliver Domke
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"Main-Spitze" vom
20./21.01.2003:
Titel Nummer
elf
Oliver Domke trifft auch
beim 6:1 gegen Spanien
Seriensieger Deutschland hat
sein Abonnement auf den Hallen-EM-Titel eindrucksvoll verlängert. Durch
den nie gefährdeten 6:1(3:0)-Endspielerfolg über Gastgeber Spanien
sicherte sich das Herren-Team von Bundestrainer Bernhard Peters bei der
elften Indoor-EM in Santander zum elften Mal das Championat und baute
zugleich seine Superserie auf 104 Siege in 106 Hallen-Länderspielen ohne
Niederlage aus. Das imposante Tor-Konto wurde dabei auf stolze 1251:350
Treffer aufgestockt.
„Wenn die anderen glauben, sie können uns schlagen, dann müssen wir eben
die Schlagzahl erhöhen", meinte Bernhard Peters nach dem einseitigen
Verlauf des Finales zufrieden. „Und das ist uns in beeindruckender Manier
gelungen." Kapitän Philipp Crone ergänzte: „Wir haben uns bis zum
Halbfinale gut gesteigert und verdient gewonnen."
In der Neuauflage des Endspiels von 2001 erzielten Björn Michel und Philip
Sunkel (je 2) sowie der Rüsselsheimer Oliver Domke und Björn Emmerling die
Tore für die deutsche Mannschaft, die im Februar in Leipzig bei der ersten
Hallen-WM bereits das nächste Championat anpeilt. In der Messestadt
startet Deutschland als haushoher Favorit. An den drei EM-Tagen von
Santander zeichneten sich Michel (10), Domke (9) und Sunkel (7) als
erfolgreichste deutsche Torjäger aus. Regisseur Christoph Eimer wurde als
bester Akteur dieser EM geehrt.
Die deutsche
Mannschaft nach dem Finalsieg über Spanien mit dem Pokal |
Die Mannschaft des
Europameisters:
Crone, Philipp |
RW München |
1977 |
Domke, Oliver |
Rüsselsheimer RK |
1976 |
Domke, Christian |
Rüsselsheimer RK |
1979 |
Erlewein, Steffen |
Dürkheimer HC |
1972 |
Emmerling, Björn |
Stuttgarter Kickers
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1975 |
Biederlack, Sebastian |
Club an der Alster
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1981 |
Michel, Björn |
CUS Turin |
1975 |
Eimer, Christoph |
Münchner SC |
1977 |
Schulte, Christian
|
Crefelder HTC |
1975 |
Weißenborn, Tibor
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Berliner HC |
1981 |
Sunkel, Philip |
UHC Hamburg |
1974 |
Witthaus, Matthias
|
Crefelder HTC |
1982 |
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Domke-Brüder nach EM-Spaß in WM-Vorfreude
Die Hockeysparte des Rüsselsheimer Ruder-Klubs
hat einen Hallen-Europameister mehr. Nach Fritz Schmidt, Rainer Seifert,
Tobias Frank, Björn Emmerling, Christopher Reitz und Christian Domke ist
der illustre Kreis erwartungsgemäß am Sonntag um den Namen Oliver Domke
erweitert worden. Auch bei der elften Auflage dieses kontinentalen
Wettstreits haben die Cracks aus der Bundesliga - wie berichtet - abermals
in souveräner Manier den Titel errungen.
Dass die Domke-Brüder gerne an die vier Tage in Santander zurück denken,
geht über zeitweilig frühlingshafte 15 Grad und den 6:1-Finalsieg gegen
Gastgeber Spanien hinaus. „Es hat sich keinesfalls nur deshalb gelohnt,
weil wir uns den Titel abgeholt haben. Nachdem ich mich an den relativ
glatten Boden gewöhnt hatte, hat die Spielerei einfach viel Spaß gemacht",
sagt der Erstgeborene. Während Stürmer Oliver sich auch an neun
Turniertreffern erfreuen konnte - nur der Wahl-Turiner Björn Michel und
ein Franzose waren einmal mehr erfolgreich -, durfte Abwehrspieler
Christian aus anderen Beweggründen mit sich zufrieden sein. „Ich habe
immer Stamm gespielt, und es ist von Anfang an einfach sehr gut gelaufen",
erklärt der 24-Jährige. Nur im Finale habe er etwas mehr Anspannung
verspürt und sei nicht mehr ganz so locker gewesen.
Davon scheint der Bundestrainer nichts mitbekommen zu haben. „Der kleine
Domke war diesmal der große", so Bernhard Peters. Während Oliver sich zu
Beginn etwas schwer getan habe, ins System hineinzufinden, „aber im
Halbfinale und Endspiel voll überzeugt hat, hat Christian hinten rechts
technisch erstklassig gespielt und mit seinem super Auge häufig als
genialer Passgeber geglänzt", lobt Peters. Und: Sollte es beim
abschließenden Bundesliga-Doppelspieltag in München keine Verletzung
geben, „ist die WM für beide nicht gefährdet".
Dass das Domke-Duo vom 5. bis 9. Februar in Leipzig unbedingt dabei sein
möchte, dürfte auch etwas mit der eher tristen EM-Atmosphäre zu tun haben.
„Das war eine recht arme Veranstaltung; anfangs hatten die nicht einmal
einen Hallensprecher und es waren kaum Zuschauer da", sagt Christian. Das
wird man den Sachsen als Gastgeber einer WM-Premiere wohl nicht nachsagen
müssen.
Kommentar: Titelkampf am Fließband
von Martin Krieger
Dass die deutschen Hockeyspieler beim Kampf um
die EM-Krone in der Halle dem Rest aus Europa seit 1974 ununterbrochen
eine lange Nase drehen, ist eine stolze Leistung. Und angesichts der
Dominanz, mit der die Auswahl des Deutschen Hockey-Bundes die Titelkämpfe
bisher beherrscht hat, steht nicht zu erwarten, dass die stolze Serie mit
dem elften Triumph in Santander zu Ende sein könnte.
Allein - wen interessiert's? Basketball-, Handball- oder auch
Volleyballspieler würden bei einer ähnlich eindrucksvollen Siegesserie von
den Printmedien hoch gejubelt und von den Fernsehsendern hofiert. Hockey,
gleichwohl an Titeln gemessen hier zu Lande mit Abstand erfolgreichste
Mannschafts-Ballsportart, kann offenbar gewinnen was es will - die
Anerkennung bleibt aus, weil die Erfolge über die TV-Anstalten wenig bis
gar nicht transportiert werden. Und daher kann es auch nicht verwundern,
dass weniger erfolgreiche Kollektive bei der Wahl zur „Mannschaft des
Jahres" viel besser abschneiden, als ein erstmaliger
Feldhockey-Weltmeister.
Angesichts dieser Bestandsaufnahme steht nicht zu erwarten, dass der
Gewinn des Anfang Februar in Leipzig erstmals ausgespielten WM-Titels in
der Halle den „Krummstockartisten" aus der Bundesliga mehr Ruhm oder Ehre
einbringen wird. Obwohl - binnen drei Wochen Europa- und Weltmeister zu
werden, das gelingt sonst allenfalls noch der Eiskunstlauf-Fraktion und
wäre daher unter Umständen reif fürs „Guinness Buche der Rekorde". Dazu
angetan, die Sportart Hockey allenthalben ernster zu nehmen, ist die
Abwicklung hochrangiger Wettbewerbe am Fließband mit Sicherheit nicht. |