wei - "Die Leute haben Angst,
wenn sie ein Ehrenamt übernehmen, dass dieses Amt sie vereinnahmt. Und sie
haben nicht den Mut zu sagen: Ich war aktiv, aber jetzt mache ich mal ein,
zwei Jahre Pause, weil ich keine Zeit mehr für ein Ehrenamt habe", sagt
Werner Alt. Der frühere Ruder-Trainer des RRK und ehemalige
stellvertretende Abteilungsleiter zählt gemeinsam mit seinem
Vereinskameraden Wilfried Schwanke und den
Skiclub-Gründungsmitgliedern Anita und Rainer Petri zu den vier
Rüsselsheimern, die heute Abend bei der Sportlerehrung in der Köbelhalle
mit der Ehrenurkunde der Stadt ausgezeichnet werden – Lohn für mindestens
zwanzig Jahre ehrenamtliche Mitarbeit in einem Sportverein.
"Willi" Schwanke gewinnt 2005
mit "seinen" RRK-Senioren das Turnier um das "Münchner Kindl" von Rot-Weiß
München (hinten: Martin Krieger, Harald Eisenacher, Klaus Eberts, Jupp
Braumann, Martin Müller, Thomas Susenburger, Günter Schwanke; vorn: Jürgen
Kaul, Norbert Boll, Dirk Haase, Manfred Liebig mit "Münchner Kindl",
Ralf-Peter Rausch, Wilfried Schwanke) |
Das Ehrenamt steckt in der Krise.
Immer weniger Vereinsmitglieder sind bereit, sich längerfristig zu engagieren.
Werner Alts Ursachenforschung kann Wilfried Schwanke nur zustimmen. Der
Pressewart des RRK ergänzt: "Die Leute haben auch Angst vor der Routine. Wenn
man heute noch Ehrenamtliche findet, dann sind sie eher für die Organisation
einzelner Veranstaltungen zu gewinnen als für wöchentlich ähnliche Aufgaben wie
das Zusammentragen von Spielstatistiken." Schwanke und Alt haben eine
ähnliche Entwicklung beim Ruder-Klub hinter sich. Beide waren zunächst Sportler
und haben sich dann langsam in den Bereich Übungsleiter/Funktionär
eingearbeitet. Und für beide stand außer Frage, nach der Sportlerlaufbahn weiter
im Verein zu helfen.
Werner Alt, Techniker im Ruhestand,
ruderte von 1962 bis 1968 beim RRK, wurde dreimal Dritter bei Deutschen
Meisterschaften und Länderkampf-Sieger. Von 1975 bis 1983 trainierte er die
Aktiven – hier war ein zwanzigstündiges ehrenamtliches Engagement pro Woche die
Regel. Später war Alt Mitglied des Ruderausschusses (1984 bis 1987) und
stellvertretender Abteilungsleiter Rudern (1990 bis 1995). "Ich hatte viel Spaß
als Sportler und will der Jugend und dem Verein etwas davon zurückgeben", sagt
der Dreiundsechzigjährige. Und: "Rüsselsheim, Rudern, Main, Wasser – das ist
mein Ding".
Der Ruder-Klub lebe von der
Kameradschaft, sei wie ein große Familie, sagt Alt, der als Beisitzer im
Hauptvorstand bei der Organisation von Veranstaltungen hilft. Da sei es
selbstverständlich zu helfen, zumal es einiges zu tun gebe: "Wir haben ein
eigenes Klubhaus, ein eigenes Gelände – das muss alles unterhalten werden."
Eine große Aufgabe bedeutet für
Werner Alt und seinen Vereinskameraden Wilfried Schwanke das
Vereinsjubiläum im Jahr 2008. Die Vorbereitungen auf die Feier zum
hundertjährigen Bestehen haben bereits begonnen und Pressewart Schwanke
ist für die Erstellung der Chronik mitverantwortlich.
Bereits im Alter von 22 Jahren begann
der Opel-Angestellte 1982 als Spielführer der RRK-Hockeyreserve mit dem
Verfassen von Pressemeldungen nach Spielen. Später kamen Texte für die
Jugendteams, die "RRK-Mitteilungen", das abteilungsübergreifende Vereinsjournal
und die seit 1999 bestehende Homepage des Vereins hinzu, für die der
Sechsundvierzigjährige verantwortlich ist. Immerhin zwischen hundert und
zweihundert Zugriffe verzeichnen die Internet-Seiten (www.rrk-online.de) pro
Tag. Schwanke, der früher auch Jugendtrainer und Schiedsrichter war, investiert
rund zwei Stunden in die Pflege der Homepage und die Pressearbeit – täglich.
"Das geht nur, wenn die Ehefrau hinter einem steht."
Großeinsätze waren für Pressewart
Schwanke die Hallenhockey-Europacups in der Köbelhalle, mit Mannschaften und
Medienvertretern aus ganz Europa. Als sportlich schönste Zeit sieht er den
Aufstieg der Rüsselsheimer Hockeyspielerinnen in die nationale und europäische
Spitze an, den er als Pressewart intensiv begleitete. Der größte persönliche
Erfolg im RRK-Trikot war eine Erfolgsserie mit dem Seniorenteam in den neunziger
Jahren: "Wir sind sechsmal in Folge aufgestiegen – von der sechsten Verbandsliga
in die erste Verbandsliga." Schwankes Wunsch zur Ehrenbrief-Verleihung?
"Dass sich jemand unter den Jugendlichen im Verein findet, der die Jugendseiten
der RRK-Homepage betreut, die immer breiteren Raum einnehmen."