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Über Mitglieder des
RRK (2012)
Georg von Opel |
Georg von Opel wäre heute 100 geworden. |
Zoo-Gründer, Rennfahrer und Spaziergänger
Ein "absoluter
Humanist" und ein "hundertprozentiger Optimist" sei Georg von Opel gewesen, der
als Unternehmer mit Fleiß, Zielstrebigkeit und Spaß bei der Arbeit war.
Von Boris Schöppner
(aus "Taunus-Zeitung" vom 18.05.2012)
Ein "absoluter
Humanist" und ein "hundertprozentiger Optimist" sei Georg von Opel gewesen, der
als Unternehmer mit Fleiß, Zielstrebigkeit und Spaß bei der Arbeit war. Viele
seiner Werte lebten in den Köpfen und Herzen anderer weiter, das sei für ihn
tröstlich, sagt Sohn Gregor von Opel, der keine persönliche Erinnerung an seinen
Vater hat. Denn dieser starb 1971 59-jährig an einem Herzinfarkt. Gregor war zu
diesem Zeitpunkt drei Jahre alt.
Heute wäre Georg
von Opel hundert Jahre alt geworden. Er kam am 18. Mai 1912 in Frankfurt auf die
Welt.
Der Enkel des
Gründers der Opel-Automobilwerke Adam Opel kam im Alter von 16 Jahren bereits in
den Besitz eines beträchtlichen Vermögens, nachdem die Adam Opel AG an General
Motors verkauft wurde. Doch sich auf dem Vermögen auszuruhen, das war seine
Sache nicht.
Mit Kronberg ist
sein Name vor allem deshalb verbunden, weil er seit den 50er-Jahren Wildtiere
auf seinem Grundstück im Rentbachtal hielt: erst Hirsche und Steinböcke, 1955
kamen afrikanische Elefanten dazu. Zwar gab es anfangs erheblichen politischen
Streit über das Tiergehege, mittlerweile ist der Opel-Zoo aus der Region nicht
mehr wegzudenken. 1956 gründete von Opel den Verein "Kronberger Freigehege für
Tierforschung".
Georg von Opel war
Jäger und sammelte Trophäen, 1965 entdeckte er bei einer seiner Expeditionen und
Jagdreisen in Persien den Mesopotamischen Damhirsch und sicherte der Tierart das
Überleben. Georg von Opel war Rennfahrer (Auto und Motorrad) – und gründete die
Stiftung Spazierengehen. Von Opel spielte Tennis, boxte, ritt und lief Ski.
Seine besondere Leidenschaft war jedoch das Rudern, das er 25 Jahre lang
betrieb. Er war Vizepräsident des Deutschen Ruderverbands Mitbegründer der
Deutschen Olympischen Gesellschaft und der Stiftung Deutsche Sporthilfe.
Insgesamt sei er im Vorstand von 120 Vereinen gewesen, berichtet sein jüngster
Sohn Gregor. Der bewundert den "extremen Elan" seines Vaters. "Da fragt man
sich, wie er das gemacht hat."
Heute kommt die
Familie zusammen, um den Opel-Zoo und das Werk in Rüsselsheim zu besuchen – und
um sich an den "Spirit" von Georg von Opel zu erinnern.
Großer Gestalter
des Sports, nobler Mäzen und ungewöhnlicher Universalathlet:
Georg von Opel
zum 100. Geburtstag
Von Steffen Haffner
(aus "Olympisches Feuer" der DOG 2/2012)
Georg von Opel, der
am 18. Mai vor hundert Jahren in Frankfurt am Main geboren wurde, war ein Mann
mit einem unverwechselbaren Profil. Der Enkel des Firmengründers Adam Opel und
Sohn des 1918 in den erblichen Adelsstand erhobenen Carl von Opel reüssierte als
Industrieller, engagierte sich als Förderer der Kultur und des Naturschutzes und
machte sich als vielseitiger Athlet einen Namen. Nicht zuletzt war von Opel eine
der herausragenden Persönlichkeiten der deutschen Sportpolitik.
Die Deutsche
Olympische Gesellschaft hat ihm ihre Existenz und ihre einstige Bedeutung zu
verdanken. Am 5. Januar 1951 wurde der Automobil-Unternehmer im Frankfurter
Senckenberg-Museum zum Präsidenten der neu gegründeten DOG gewählt. Die
Teilnahme der (bundes-)deutschen Olympiamannschaften 1952 an den Winterspielen
in Oslo und an den Sommerspielen in Helsinki wäre ohne die DOG kaum möglich
gewesen. Die DOG sammelte in diesem Jahr 630.000 Mark an Spenden und nötigte so
dem Bundesinnenministerium einen Zuschuss von 400.000 Mark für die
Olympia-Expeditionen ab. Georg von Opel brachte persönlich sein Renommee ein und
unterzeichnete nächtelang im kalten Frankfurter Büro der DOG 12.000
Bettelbriefe. Mehr als 3,6 Millionen Mark stellte die DOG dem Nationalen
Olympischen Komitee (NOK) in den ersten zwanzig Jahren zur Finanzierung der
Olympiamannschaften zu Verfügung.
Wie damals weit
verbreitet, hatte auch der Mann der Wirtschaft, der als Gefreiter der Wehrmacht
zeitweise sein eigenes Autohaus bewachte, keine Berührungsängste zu Eliten des
Dritten Reichs. Georg von Opel war 1937, wie Willi Daume, Josef Neckermann und
Willi Weyer, als 24-Jähriger in die NSDAP eingetreten. Dennoch galt er als
unbescholten und brauchte sich nicht vor Entnazifizierungs-Gremien der
Alliierten zu rechtfertigen. Er stellte Guido von Mengden, den Stabsleiter des
Nationalsozialistischen Reichsbundes für Leibesübungen (NSRL), als
Hauptgeschäftsführer der DOG ein, der 1954 in vergleichbarer Funktion zum
Deutschen Sportbund (DSB) wechselte. Dessen Nachfolger wurde Gert Abelbeck,
einst Hauptbannführer der Hitler-Jugend und im NSRL Leiter des Jugendamts.
Abelbeck erwarb sich als "Vater des Goldenen Plans" für den Sportstättenbau
große Verdienste. Der flächendeckende Bau vor allem von Sporthallen,
Schwimmbädern und Spielplätzen nach dem Krieg ist ohne diese Aktion kaum
vorstellbar. von Opel hatte dieses Mammutwerk der Bedarfsermittlung 1959 selbst
eingefädelt und ihm den Namen "Goldener Plan" gegeben. Noch heute zehrt die DOG
von dem Ruf, damit im Westen Deutschlands eine vorbildliche Infrastruktur für
Bewegung und Sport der Bevölkerung geschaffen zu haben. Erster "Schriftleiter"
dieser Zeitschrift, die damals schon von der DOG unter dem heute traditionellen
Namen "Olympisches Feuer" herausgegeben wurde, war Carl Diem, der Rektor der
Kölner Sporthochschule, der im "Dritten Reich" sich wohl eher als Opportunist
durchlavierte, als dass er selbst Nazi war, wie heute oft unterstellt wird.
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Mit der Gründung
der Stiftung Deutsche Sporthilfe im Jahr 1967 sah sich die DOG ihrer
Hauptaufgabe, Finanzmittel für die Olympiateilnehmer zu beschaffen, ledig. So
hat Georg von Opel, der gemeinsam mit dem DSB- und NOK-Präsidenten Willi Daume
die Sporthilfe ins Leben rief und ihr mit der DOG am Anfang Starthilfe gab,
unabsichtlich selbst die Bedeutung der DOG dauerhaft geschmälert. Zumal die DOG
Anfang der 1970-er Jahre auch noch den "Goldenen Plan" in die Verantwortung des
DSB übergab, wohin er auf Dauer auch gehörte.
Als wären seiner
Ämter nicht schon genug gewesen, wurde der sportbegeisterte Mann der Wirtschaft
1966 in Rom zum Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) gewählt.
In dieser Eigenschaft rückte er ins NOK-Präsidium ein, arbeitete im
Organisationskomitee der Olympischen Spiele von München 1972 mit, die er
freilich nicht mehr erleben sollte. Dabei hatte es der Frankfurter oft mit Willi
Daume zu tun. Und es zeigte sich, dass der knorrige, eigenwillige Industrielle
und der visionäre Schöngeist wie Feuer und Wasser waren. Die Spannungen entluden
sich 1970 beim DSB-Bundestag in Stuttgart, als von Opel Daume frontal angriff
und ihm mit Hinweis auf eine Mängelrüge des Bundesrechnungshofs vorwarf, er
hätte 1963 bei der IOC-Session von Baden-Baden Geld verschleudert. Auch mit dem
Sporthilfe-Vorsitzenden Josef Neckermann prallte der DOG-Präsident wiederholt
zusammen.
Der Spross der
Automobil-Dynastie gehörte zu der inzwischen ausgestorbenen Generation der
Universalsportler. Seine Begeisterung lebte der junge Mann, der als
Vierzehnjähriger seine Eltern verloren hatte, unter anderem beim Boxen,
Radsport, Schießen, Skilaufen und Tennis aus. Bis kurz vor seinem Tode im Jahre
1971 erlag der gebürtige Frankfurter wie zuvor sein älterer Cousin, der berühmte
"Raketen-Fritz", der Faszination der Geschwindigkeit und stellte fünf
Automobil-Weltrekorde und sechs Weltrekorde mit einem Elektro-Auto auf.
Seine größte
sportliche Leidenschaft aber galt dem Rudern, das er um die Erfindung des
"liegenden Steuermanns" bereicherte. Im Trikot des Rüsselsheimer Ruder-Klubs
(seit 1949 Rudergemeinschaft Rüsselsheim-Flörsheim), dessen Vorsitzender er
schon Anfang der dreißiger Jahre wurde, gewann er 116 Rennen und errang sieben
deutsche Meistertitel, den letzten 1951 im "Opel-Achter". Ironie des Schicksals,
dass es dem Hessen als einem der weltbesten Einer-Ruderer versagt blieb, an
Olympischen Spielen teilzunehmen. 1936 schnappte ihm der spätere Olympiasieger
Gustav Schäfer im Ausscheidungsrennen knapp den Startplatz in Berlin weg. 1948
hätte er sich für die Sommerspiele in London gute Erfolgschancen ausrechnen
können. Doch Deutschland blieb drei Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg
ausgesperrt. Georg von Opel aber hatte mit der Teilnahme 1932, 1933 und 1937 bei
der berühmten Henley-Regatta, bei der er 1951 im Achter noch einmal Zweiter
wurde, sowie mit dem Gewinn der kanadischen (1933) und der amerikanischen
Meisterschaft (1934) sein Können als Skuller auch ohne olympische Weihen
international bewiesen.
Doch nicht
Spezialistentum, sondern Vielseitigkeit auf den verschiedensten Feldern
kennzeichnete sein Leben. Der Jugendliche wuchs gewissermaßen in den
Rüsselsheimer Werken auf, mit denen die Opels zwischen 1926 und 1928 zum größten
deutschen Automobilhersteller avancierten. Der Verkauf des Unternehmens an
General Motors 1929 brachte der Familie eine Summe von 120 Millionen Reichsmark
ein.
Zu dieser Zeit
begann der damals Siebzehnjährige eine technisch-kaufmännische Lehre. Mitte der
dreißiger Jahre baute der Jung-Unternehmer das Autohaus Georg von Opel auf, das
nach dem Krieg in zwanzig Niederlassungen und zwölf Verkaufsläden 2.000
Mitarbeiter beschäftigte. Daneben hatte er außer anderen Mandaten von 1946 bis
1969 den Vorsitz im Aufsichtsrat der Continental Gummi-Werke AG inne, deren
Großaktionär er war. 1956 gründete er die "Volkskraftstoff GmbH", eine
Tankstellenkette mit eigenen Lastzügen, einem 1.000 Tonnen-Tankschiff und einem
großen Lager in Offenbach, von dem aus er in ganz Deutschland VK-Benzin zu
Niedrigpreisen verkaufte.
Spektakulär war
1938 seine Hochzeit mit seiner Cousine Irmgard von Opel, einer weltbekannten
Springreiterin. Die Ehe, aus der die Söhne Carlo und Heinz hervorgingen, wurde
1957 geschieden. Noch im gleichen Jahr heiratete Georg von Opel die
kolumbianische Diplomatentochter Maria Eugenia Adelaida Olozaga, die sieben
Jahre später bei einem Autounfall ums Leben kam. Der dritten Ehe mit Sigrid
Revers entstammen die Söhne Georg und Gregor, der 1971 nach dem Tode seines
Vaters die Unternehmensgruppe übernahm und sie im Jahr 2005 an die Deutsche Bank
verkaufte.
Erstaunlich, wie
Georg von Opel, dem die Ehrendoktor-Würde der Philologie verliehen wurde, neben
dem erfüllten Privatleben und dem fordernden beruflichen Engagement noch Kraft
fand für seine sportlichen Aktivitäten, für Afrika-Expeditionen als
Großwildjäger und Naturfreund ‒ was sich in mehreren Büchern und der Gründung
des Opel-Zoos im Taunus niederschlug ‒, für das Sammeln von afrikanischer und
asiatischer Kunst sowie für vielfältige ehrenamtliche Tätigkeiten. Als Mitglied
in siebzig Vereinen kannte er den Sport an der Basis und konnte diese Erfahrung
als Vizepräsident des Deutschen Ruderverbandes und vor allem als Präsident des
Deutschen Schützenbundes einbringen. Seinem Einsatz und Einfluss ist zum
Beispiel der Aufbau der Deutschen Schießschule und des Bundesleistungszentrums
(heute Olympiastützpunkt) in Wiesbaden zu verdanken. Daneben initiierte er die
Stiftung Spazierengehen mit dem Ermunterungsabzeichen "Goldener Schuh". 2008
wurde der geradezu vielgestaltige Hesse posthum in die Hall of Fame des
deutschen Sports aufgenommen.
Georg von Opel war
aus hartem Holz geschnitzt und nicht einfach zu nehmen. Wer ihn aber für sich
gewonnen hatte, durfte sich eines verlässlichen Partners sicher sein, der für
eine gute Sache besessen arbeitete. Dabei nahm er nach einem ersten Herzinfarkt
1966 auch auf seine Gesundheit keine Rücksicht. Den Rucksack voller Steine,
versuchte er sich mit Märschen auf den knapp 800 Meter hohen Altkönig, den
dritthöchsten Berg im Taunus, fit zu halten. Den zweiten Herzinfarkt im Jahre
1971 überlebte der 59-Jährige nicht. Ein großer Gestalter des Sports, ein nobler
Mäzen und ein ungewöhnlicher Universal-Athlet hatte die Arena verlassen.
Georg von Opel –
Allroundsportler, Querdenker und Schrittmacher der DOG
Von Friedrich
Mevert (aus "Olympisches Feuer" der DOG 2/2012)
Mit Schreiben vom
3. März 1969 gab Georg von Opel vor mehr als vierzig Jahren dem Präsidium der
Deutschen Olympischen Gesellschaft (DOG) davon Kenntnis, dass er vom Amt des
DOG-Präsidenten zurücktrete. In seinen anderen Ehrenämtern als Mitglied des IOC,
des Organisationskomitees für die Olympischen Spiele 1972 in München und des
Präsidiums des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland könne er besser
für die Ziele der DOG eintreten. Kurz zuvor hatte er noch das "München-Programm"
der DOG als Herausforderung für die kommenden Jahre vorgestellt. Später
verdeutlichte von Opel dann, wie schwer ihm dieser Entschluss gefallen sei, dass
er sich aber immer dagegen gewehrt habe, dass zu viele Ämter im Sport in einer
Hand vereinigt seien.
Georg von Opel
wurde als Spross der berühmten Auto-Dynastie und Enkel des legendären Adam Opel
am 18. Mai 1912 in Rüsselsheim geboren. Als aktiver Sportler gewann er im Rudern
sieben deutsche Meisterschaften in verschiedenen Bootsklassen und startete
bereits 1932 zum ersten Mal als Skuller bei der weltberühmten britischen
Henley-Regatta auf der Themse. Über viele Jahre zählte er zu den weltbesten
Ruderern im Einer, bewährte sich aber auch in anderen Disziplinen als
Spitzensportler. Von 1951 bis 1953 stellte er noch fünf
Auto-Geschwindigkeitsweltrekorde auf.
Bei der Gründung
der DOG am 5. Januar 1951 im Frankfurter Senckenberg-Museum wurde von Opel zum
Präsidenten gewählt und formte die DOG über fast zwei Jahrzehnte weit über die
ursprüngliche Aufgabe als Finanzierungsgesellschaft für die deutschen
Olympiamannschaften hinaus. Dabei sah Georg von Opel den Sport immer in seiner
Vielfalt und seiner gesellschaftspolitischen Bedeutung. Bei der Vorstellung der
von der DOG unter der Federführung von Gert Abelbeck erarbeiteten Richtlinien
zum Bau von Sportanlagen und Freizeitstätten in der Bundesrepublik Deutschland
bei der DOG-Mitgliederversammlung 1959 in Hannover nannte er diese Richtlinien
spontan einen "Goldenen Plan" und schuf damit einen für die künftige Entwicklung
des Sports unverzichtbaren Begriff.
Von Opel konnte in
seiner Zeit auch als führender Industrieller wesentlichen Einfluss zu Gunsten
der Sportförderung ausüben. Er saß in zahlreichen Wirtschaftsgremien und war als
größter Einzelaktionär langjähriger Aufsichtsratsvorsitzender der
Continental-Werke in Hannover. Von seinen Verbindungen zur Natur und Tierwelt
zeugt noch heute der Opel-Zoo im Taunus. Auch als Schriftsteller brachte er den
Sport und die Tierwelt seinen Mitmenschen nahe.
Mit seinem
technischen Verständnis ließ von Opel 1948 das erste Rollauslegerboot entwickeln
und war mit diesem neuen Einer gleich bei der folgenden Regatta in Offenbach
erfolgreich. Auch die Entwicklung des elektrischen Schlagzahlgebers im
Rudersport (1951) ist ihm zu verdanken. Bei der Wiedergründung des Deutschen
Ruderverbandes am 11. Dezember 1949 in Wetzlar wurde er zum 2. Vorsitzenden
berufen. 1957 wurde von Opel zum Präsidenten des Deutschen Schützenbundes
gewählt, dem fortan dann sein besonderes sportliches Engagement galt.
Er führte in Rom,
Tokio und Mexiko junge Schießsportler zu olympischen Ehren und organisierte 1966
in Wiesbaden glanzvolle Weltmeisterschaften. Zur Jahrhundertfeier des Deutschen
Schützenbundes hatte er 1961 in der hessischen Landeshauptstadt die Deutsche
Schießsportschule eröffnen können. 1966 wurde von Opel in Rom als Mitglied in
das Internationale Olympische Komitee (IOC) berufen, wo ihm aber nur eine kurze
Wirkungszeit vergönnt war.
Gemeinsam mit Willi
Daume, dem Präsidenten des Deutschen Sportbundes (DSB), begründete er als
DOG-Präsident 1967 die Stiftung Deutsche Sporthilfe (DSH) als Förder- und
Sozialwerk für den Leistungssport und berief Josef Neckermann zu deren
Vorsitzenden. Zum späteren Wirken der Stiftung DSH geriet er in den Folgejahren
aber zunehmend in kritische Distanz. Große Popularität gewann die von Opel
initiierte Anstecknadel "Goldener Schuh", mit dem die Stiftung Spazierengehen
e.V. einen Anreiz für regelmäßige Bewegung der Bürger schaffte.
Georg von Opel
starb im sechzigsten Lebensjahr am 15. August 1971 an einem Herzinfarkt bei
einer Autofahrt in der Nähe von Bad Soden. Wenige Wochen zuvor hatte er noch
einen viel beachteten Vortrag "Die Olympischen Spiele der Zukunft" anlässlich
der Internationalen Olympischen Akademie im griechischen Olympia gehalten und
seine Vorstellungen vom unersetzlichen Wert der Spiele als einzigartigen Festen
der Jugend der Welt verdeutlicht, aber auch nachdrücklich vor Fehlentwicklungen
gewarnt. Die Münchner Spiele von 1972 konnte er nicht mehr miterleben.
Als Verbeugung vor
dem Allroundsportler und zur Erinnerung an ihren Mitbegründer und
Ehrenpräsidenten stiftete die DOG 1971 den Georg von Opel-Preis, der alljährlich
dem Deutschen Meister im Modernen Fünfkampf verliehen wird. 1996 wurde der
"Georg von Opel-Preis" für die "Stillen Sieger" ausgelobt, um damit alljährlich
Sportler mit sozialen, politischen und humanen Ideen auszuzeichnen.
100. Geburtstag
Georg von Opels
Von Stefan Grus
(aus "www.dsb.de" vom 18.05.2012)
Der deutsche Sport
gedenkt heute Georg von Opels, der vor 100 Jahren, am 18. Mai 1912 geboren
wurde. Opel war Allroundsportler, erfolgreicher Unternehmer, einer der
einflussreichsten Sportfunktionäre der Nachkriegszeit und von 1957 bis 1971
Präsident des Deutschen Schützenbundes.
Der Spross der
berühmten Autodynastie war einer der letzten Universalsportler, Mitglied in über
70 Vereinen und gehörte zwischen 1932 und 1953 zur Weltklasse im Rudern. Er
errang weit über 100 Siege, vor allem als Skuller, und wurde in verschiedenen
Bootsklassen Deutscher Meister oder Vizemeister, zuletzt 1951 mit dem
"Flörsheimer Achter".
1936 stand Georg
von Opel in der engeren Wahl für die Olympiamannschaft und verlor er die letzte
Vorausscheidung knapp gegen den späteren Olympiasieger Gustav Schäfer. 1932,
1933 und 1937 startete er im Einer in Henley und dann 1951, als 39-Jähriger,
stand er im Finale des Achters der berühmten Henley-Regatta auf der Themse.
Daneben betrieb er Boxen, Tauchen, Radfahren, Reiten und Tennis auf
Leistungssportniveau und stellte mit dem Rennwagen und dem Motorrad
Geschwindigkeitsrekorde auf.
Seit 1951 dem
Nationalen Olympischen Komitee (NOK) angehörend gründete er im gleichen Jahr zur
Finanzierung der Olympiateilnahme 1952 in Helsinki die Deutsche Olympische
Gesellschaft (DOG), deren erster Präsident er wurde. 1959 initiierte und
verkündete er mit der DOG den "Goldenen Plan für Gesundheit, Spiel und
Erholung", der zur allgemein anerkannten Richtlinie zur Entwicklung der
Sportstätteninfrastruktur wurde. 1963 gründete er die "Stiftung Spazierengehen"
mit dem Ermunterungsabzeichen "Goldener Schuh", 1966 nahm ihn das Internationale
Olympische Komitee (IOC) auf Vorschlag Karl Ritter von Halts als Mitglied auf
und im Jahr darauf rief er mit Josef Neckermann und Willi Daume die Deutsche
Sporthilfe ins Leben.
Georg von Opel
wurde 1957 auf dem 6. Deutschen Schützentag in Dortmund zum Präsidenten des
Deutschen Schützenbundes gewählt. Er hatte das Amt bis zu seinem Tod 1971 inne.
Die Schwerpunkte seines Wirkens lagen vor allem in der Förderung des Nachwuchses
für den Leistungssport, des Frauenschießsports und des Bogenschießens. In seine
Amtszeit fielen das 100-jährige Jubiläum des Deutschen Schützenbundes und das
22. Deutsche Bundesschießen 1961 in München, die Errichtung der
Schießsportschule Wiesbaden im gleichen Jahr und die Ausrichtung der 39.
Schießsportweltmeisterschaften 1966 in Wiesbaden sowie die Vorbereitungen für
die Schießwettbewerbe im Rahmen der Olympischen Spiele 1972 in München.
Georg von Opel gilt
als die wichtigste Gestalterpersönlichkeit des Deutschen Schützenbundes im 20.
Jahrhundert auf seinem Weg zum modernen und erfolgreichen Spitzensportverband.
Seit ihrer Gründung im Jahr 2008 gehört er zur Hall of Fame des deutschen
Sports.
Familie von Opel
besucht DSB-Bundesleistungszentrum
Aus "www.dsb.de"
vom 21.05.2012
Aus Anlass des 100.
Geburtstages von Georg von Opel besuchte die Familie des ehemaligen Präsidenten
des Deutschen Schützenbundes das Bundesleistungszentrum in Wiesbaden-Klarenthal.
Bei einem Gruppenfoto vor dem Plakat der Kampagne "Ziel im Visier – Zukunft
Schützenverein" schloss sich der Bogen von der Vergangenheit in die Gegenwart.
Astrid Harbeck, die
Leiterin des BLZ und der Schießsportschule begrüßte die rund 20-köpfige
Delegation, darunter mit dem ehemaligen Präsidenten des Nationalen Olympischen
Komitees für Deutschland (NOK), Walther Tröger, und dem Bronzemedaillengewinner
von Rom 1960 im Dreistellungskampf mit dem Kleinkalibergewehr und Weltrekordler,
Klaus Zähringer, auch ehemalige Weggefährten des bekannten Unternehmers und
Sportsmannes.
Angereist war die
Familie von Opel stilgerecht in einem Oldtimer-Bus aus der bekannten
Autoschmiede in Rüsselsheim. Nach der Besichtigung des Bundesleistungszentrums
und der Geschäftsstelle des Deutschen Schützenbundes sowie einer Vorführung des
Films "Wir Schützen gestern und heute" von 1961 mit optischer Erinnerung an die
Präsidentschaft Georg von Opels und an die Spitzenschützen von damals konnten
die Besucher um Gregor von Opel selbst einmal Hand anlegen und praktische
Erfahrungen im Sport- und Bogenschießen sammeln.
Klaus Zähringer
schilderte viele kleine Episoden aus aus der damaligen Zeit und konnte sich an
eine schöne Anekdote erinnern, die ein wenig von der Empathie des ehemaligen
DSB-Präsidenten preisgab: "Ich hatte bei einer Weltmeisterschaft meine Uhr
verloren. Unser damaliger Präsident Georg von Opel sah dies und sagte einfach
nur 'Nehmen Sie doch meine', nahm seine Uhr vom Handgelenk und gab sie mir.
Schauen Sie mal hin, ich trage sie heute noch." Bei einigen der Familie von Opel
standen daraufhin Tränen der Rührung in den Augen.
175 Jahre Adam Opel: Autoproduktion war für die Opels nur eine Episode
Gleich zwei
Jubiläen aus der Gründerfamilie kann Opel im Mai begehen. Doch so recht in
Feierlaune ist die glücklose GM-Tochter derzeit nicht.
Die bunten Opels: Irmgard
Georg von Opel heiratet 1938 in erster Ehe seine
Cousine Irmgard von Opel, eine Tochter Heinrich von Opels. Es ist nicht
nur die Hochzeit zweier Enkel und Erben des Firmengründers, sondern auch
zweier erfolgreicher Sportler – Irmgard ist Spring- und Militaryreiterin
und fährt Motorrad. Die Ehe wird 1957 geschieden. Irmgard von Opels Hof-
und Weingüter in der Pfalz betreiben heute die Enkelinnen Aline, Ivonne
und Jeanette. |
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Von Hellmuth Vensky
(aus "www.zeit.de" vom 9. Mai 2012)
Bei Königstein
trampeln drei Elefanten durch den Taunus. Giraffen recken die Hälse, Erdmännchen
schauen putzig. Für Familien aus dem nahen Frankfurt ist der Opel-Zoo ein
beliebtes Ausflugsziel. Seine Existenz verdankt er Georg von Opel, der am 18.
Mai 100 Jahre alt würde, und genau dem Geschäft, das nach Meinung vieler
Auto-Experten den Niedergang der Firma Opel ausgelöst hat: dem Verkauf an
General Motors.
Opel fängt kleiner
an als andere deutsche Auto-Dynastien – kleiner als Carl Benz, Gottlieb Daimler
oder Audi-Ahn August Horch, die ihre Firmen von Anfang an der Entwicklung von
Motoren und Fahrzeugen widmen. Georg von Opels Großvater Adam, geboren am 9. Mai
1837 als Sohn eines Schlossers, arbeitet als Handwerkerbursche auf Wanderschaft
in Pariser Nähmaschinenfabriken und baut ab 1862 in Rüsselsheim bei Frankfurt
seine eigenen Nähmaschinen.
1868 heiratet Adam
Opel die Fabrikantentochter Sophie Marie Scheller. Mit Kapital aus ihrer Familie
im Rücken kann Opel expandieren. 1885 produzieren 300 Mitarbeiter 18.000
Nähmaschinen. Im Jahr darauf ermuntern seine fünf Söhne Opel, die Produktpalette
um ein damals innovatives Verkehrsmittel zu erweitern: das Fahrrad. Er selbst
sei beim ersten Versuch mit dem neumodischen Gefährt in den Graben gefahren,
heißt es. Oder ist die von der Firma Opel kolportierte Anekdote subtile
Automobilisten-Propaganda?
Größter
Autohersteller Deutschlands in den 1920ern
Vom gerade
erfundenen Auto hält Opel wenig: "Aus diesem Stinkkasten wird nie mehr werden
als ein Spielzeug für Millionäre, die nicht wissen, wie sie ihr Geld wegwerfen
sollen", soll er noch kurz vor seinem frühen Tod – er stirbt 1895 an Typhus –
gesagt haben. Witwe Sophie führt die Firma weiter und lässt sich 1898 von den
technikbegeisterten Söhnen überreden, die kleine Dessauer Automobilfirma von
Friedrich Lutzmann zu kaufen. Der erste Wagen mit Opel-Schriftzug ist 1904 der
"Doktorwagen". Seinen Namen bekommt er, weil er so erschwinglich ist, dass Ärzte
ihn sich statt der Kutschen für Hausbesuche leisten können.
Georg von Opel zwischen seinen
Ruderkameraden Georg Boller und Karl Bauer auf der Internationalen
Flörsheimer Regatta 1951 im Senior-Achter der RuGem Flörsheim-Rüsselsheim |
Dank früh
eingeführter Fließbandtechnik, einer breiten Modellpalette und Angeboten auch
für den schmalen Geldbeutel – die "Laubfrosch" genannte Kopie des Citroën 5CV
ist ein Renner – wird Opel zum größten deutschen Automobilhersteller. Zeitweise
stammt fast die Hälfte der im Reich produzierten Wagen aus Rüsselsheim. Zugleich
ist Opel einer der größten Fahrradhersteller der Welt.
Doch die
Wirtschaftskrise droht. Die Opel-Brüder verkaufen 1928 erst 80 Prozent, in den
folgenden Jahren auch den Rest ihrer Anteile an den US-Konzern General Motors –
für damals gigantische 154 Millionen Reichsmark. Opel mag heute mit dem Slogan
für sich werben, "wir leben Autos" – für die Familie Opel selbst ist die
Autoproduktion wenig mehr als eine Episode, auch wenn Familienmitglieder im
Aufsichtsrat und zunächst auch im Vorstand bleiben.
Schillernde
Familienmitglieder
Zum Zeitpunkt des
Verkaufs ist der älteste der Gründer-Söhne, Carl von Opel, schon tot – das
Adelsprädikat haben er und die Brüder Wilhelm und Heinrich vom hessischen
Großherzog erhalten. Seine vier Kinder profitieren vom Verkauf an GM. Einer von
ihnen ist der 1912 geborene Opel-Zoo-Gründer Georg von Opel, die wohl
schillerndste Gestalt unter den vielen interessanten Mitgliedern der Familie
Opel.
Alle Opels sind
Sportler. Sie fahren Rad, rudern, reiten, fahren Autorennen und brechen
Geschwindigkeitsrekorde in Raketenflugzeugen. Georg ist besonders vielseitig:
als Schütze, Radfahrer, Reiter, Auto- und Motorradfahrer, Skiläufer, Boxer,
Tennisspieler, Flieger und Unterwasserfischer. Auch wenn er als Autorennfahrer
mehrere Weltrekorde bricht und als Skifahrer die erste Sicherheitsbindung
miterfindet, ist er doch in erster Linie als Ruderer in Erinnerung, bringt es
zum siebenfachen deutschen Meister. Später wird Georg von Opel
Sportfunktionär, im Deutschen Ruderverband, im Deutschen Schützenbund, im
Nationalen und Internationalen Olympischen Komitee.
Nebenbei schreibt
Georg von Opel mehrere Bücher über seine Reisen, mit Titeln wie 5.000
Kilometer Afrika oder In allen fünf Erdteilen. Für seinen Zoo finanziert er
Expeditionen; bei einer davon wird der ausgestorben geglaubte Mesopotamische
Damhirsch in Persien wieder entdeckt und vor dem Aussterben bewahrt. Von Opel
hängt Jagdtrophäen an die Villen-Wände, sammelt exotische Kunst und gotische
Plastik. Und Gründer der Stiftung Spazierengehen ist der Auto-Erbe auch.
Auch wirtschaftlich
ist der Opel-Erbe erfolgreich, er sitzt bei Continental im Aufsichtsrat und ist
Gründungspräsident des Verbandes der deutschen Opel-Händler. Seine eigene Kette
von Autohäusern mit Schwerpunkt Rhein-Main-Gebiet ist lange der zweitgrößte
Opel-Händler Deutschlands. Inzwischen sind nach mehreren Insolvenzen und
Besitzerwechseln nur zwei Häuser übrig. Georg hat damit nichts mehr zu tun: Er
stirbt 1971 schon mit 59 Jahren – nach einem Herzinfarkt am Steuer seines
Wagens.
Georg von Opel
ist das auffälligste Beispiel für einen unbändigen Tatendrang, der in der
Familie Opel erblich zu sein scheint. Die gleichnamige Autofirma könnte einen
ordentlichen Schuss davon gebrauchen. Doch sie ist zu einem unbedeutenden
Anhängsel eines Konzerns geworden, der ganz andere Sorgen hat. Zu einer
glanzlosen, uninspirierten Firma unter vielen. Was machen eigentlich die Ur- und
die Ururenkel von Adam Opel so? |