Eichkranz am 01. und 02.
Juli 2000 auf der Olympia- Regattastrecke in Oberschleißheim
...und ein dritter Platz für die Renngemeinschaft Rüsselsheimer
RK / Aschaffenburger RC mit Lars Kerkmann und Alexander Keller im
Männer-B-Zweier ohne Steuermann
Ein Bericht von Lars Kerkmann |
Sportliches Schauspiel für die einen (vornehmlich Zuschauer), für
die anderen (die Ruderer) die nervenzerreißendste Nebensache der
Welt - der Eichkranz. Über 2000 Meter hinweg können die Aktiven
sich an ihren Gegnern die Zähne ausbeißen - oder auch mal ihren
Kontrahenten das Schmeißwasser vor den Bug feuern. Lohn des
Ganzen: Eine goldenes, silbernes oder bronzefarbenes Eichenblatt
und die Befriedigung, zu den besten Ruderern zwischen 18 und 22
Jahren zu gehören.
Nachdem unser "Versuchs-Vierer" des letzten Jahres so
kläglich scheiterte (Rgm. Rüsselsheim / Aschaffenburg /
Frankfurt; vierter Platz bei vier Booten - dicke Luft, Auflösung,
Neubeginn etc.),schätzten wir dieses Mal unsere Chancen ein
klein wenig optimistischer ein. Wie bereits berichtet, hangelte
sich unser Zweier ohne (für die nieder-frequent-Klubzeitung-Lesenden:
Lars Kerkmann in Renngemeinschaft mit Alexander Keller,
Aschaffenburger RC) von Langstrecke zu Langstrecke, der Frühtest
in Köln mit inbegriffen. Weiterhin folgten zwei Regatten,
Offenbach und die Pfingst-Pflicht-Veranstaltung Giessen (bis
dahin immerhin fünf Siege bei sechs Starts) sowie ein kurzer
Auftritt in Mannheim am Start der berühmten Mannheimer Meile -
leider behindert durch einen unerwartet auftretenden stechenden
Schmerz in der unteren Wirbelsäulengegend (nennen wir es Mal
"Hexenschuss") bei Alexander.
Aber egal. Durch gezielte Betreuung an den Wochenenden durch
Trainer Roland Behrendt und geschickte Trainingsplangestaltung
("...und an den Tagen die gelb markiert sind, trainiert Ihr
bitte zusätzlich vor der Arbeit noch 50 Minuten Ergometer...!")
verging die Zeit bis zur ersten Juliwoche wie im Flug.
Oder zumindest wie im Auto, denn bedingt durch unser recht
kurzfristiges Trainingslager in München, eine Woche vor den
Meisterschaften, verbrachten wir wahrscheinlich mehr Zeit auf der
A3, als jemand, der, sagen wir mal, eine Million mal "Ferienbeginn"
oder "Sommerreisewelle" aufsagen muß.
Zurück zum Bericht.Der Blick ins Meldeergebnis letztlich
offenbarte das folgende Bild: Sieben Meldungen für den Zweier
ohne, also Vorlauf, Halbfinale, eventuell Hoffnungslauf und
hoffentlich Finale. In unserem Fall erfolgte nur wenige Tage später
Entwarnung, denn durch die Abmeldung eines Bootes reduzierte sich
der gesamte Eichkranz bei uns auf ein einziges Rennen (sechs
Boote bei sechs Bahnen). Das mag auf den ersten Blick vorteilhaft
klingen, doch wer schon mal bei einem etwas wichtigeren Rennen
dabei war, der kennt dieses schleichend-nagende Gefühl der
Anspannung vor dem entscheidenden Start, welches, ähnlich einer
Magen-Darm-Verstimmung, ständiger Begleiter des auch nach
etlichen Jahren immer noch nicht abgebrühten Ruderers ist. Kurz
gesagt - man ist nervös.
Besonders nervös sogar, wenn die befreundeten Ruderer ihre Vorläufe
fahren dürfen, während man selbst nur als Unbeteiligter auf den
Tribünenrängen mitfiebert, ohne zum Zuge - pardon zum Boot -
kommen zu dürfen. Als Anti-Stress-Maßnahme wird die Taktik
perfektioniert, das Boot geputzt, Lotto gespielt und auch sonst
alles getan, um die unendlich langsam verstreichende Zeit (Einstein
hat doch recht!) zu überbrücken.
Mittlerweile hatte noch ein zweites Boot abgemeldet, so daß
unser Feld auf fünf Boote reduziert wurde. Sonntags, gegen 14.30
Uhr schlug dann die Stunde der Wahrheit. Der Himmel hatte Einsehen,
denn gnadenvoll zeigten sich um diese Zeit einige bescheidene
Wolken am Firmament, welche die sonst so brütende Hitze ein
wenig erträglicher gestalteten. Ein leichter Schiebewind strich
über das Wasser (...einige Fische zogen im grünlich-grauen
Grund des Gewässers ihre Bahnen...).
Wir hatten unsere Taktik bis ins Detail geplant und riefen sie
wenige Sekunden vor dem Start noch ein letztes Mal vor unserem
geistigen Auge ab: Start, dann 35 Spurtschläge, bei 1100 Metern
Zwischenspurt, ab 1500 Metern Endspurt, im Ziel - anhalten.
Als die Ampelanlage auf Grün umschaltete, lief das Rennen ganz
entgegen aller sonstigen Gesetzmäßigkeit wie ein perfekt
inszeniertes Bühnenspiel ab: Während sich das Limburger Boot
Richtung Pole-Position verabschiedete, kämpften die restlichen
Boote um die zweiten und dritten Plätze. Die Renngemeinschaft
aus Gießen/ Würzburg konnte nach dem Start nicht mehr an das
Feld anknüpfen und ruderte bereits weiter hinter dem Hauptfeld.
Bei 1100 Metern hängten wir durch unseren Zwischenspurt das Boot
aus Trier ab und sicherten uns damit Platz drei. Zwischenzeitlich
hatte sich die Rostock/Vegesacker Renngemeinschaft ihrerseits ein
Stück von uns abgesetzt und legte sich in unserem toten Winkel
sowie auf Platz zwei. Mental verwirrt durch unseren bereits
erreichten dritten Rang, attackierten wir nicht mehr das vor uns
liegende Boot und überquerten somit auf dieser Position die
Ziellinie.
Mancher mag behaupten, daß an diesem Tag mehr möglich gewesen wäre
(zum größten Teil die Ruderer selbst), doch sind wir mit
unserer Plazierung nach einem harten Jahr des Trainings mehr als
zufrieden.
Und das Beste daran: Nächstes Jahr sind wir immer noch B-Männer... |
|