Das Interview führte Martin Krieger (aus "Main-Spitze" vom 22.03.2018)
Am 19. März hat Jürgen Kaul erstmals als Vorsitzender die
Jahreshauptversammlung der Hockeyabteilung im "Bootshaus" des
Rüsselsheimer RK geleitet. Vor einem Jahr war der 57-jährige Chef einer
im Hasengrund ansässigen Klima- und Kältetechnikfirma zum Nachfolger des
langjährigen Spartenleiters Martin Müller gewählt worden. Kaul,
zweifacher Familienvater und in Bauschheim zu Hause, hatte als Aktiver
selbst viele Jahre bis zur Oberliga den Schläger geschwungen und weit
über 100 Tore erzielt.
Herr Kaul, wie fällt die erste Jahresbilanz als Abteilungsleiter aus?
Natürlich hatte ich mir im Vorfeld Gedanken über die anfallenden
Arbeiten gemacht, aber am Ende war es dann doch mehr, als gedacht. Was
auch daran liegt, dass man eigene Vorstellungen einbringen möchte und
eigene Ansprüche hat, so dass man vieles selbst in die Hand nimmt. Hinzu
kommt, dass ich ja auch Zweiter Vorsitzender des Gesamtvereins geworden
bin, was gewisse Synergieeffekte mit sich bringt, aber eben auch weitere
Arbeiten. Inzwischen habe ich das Gefühl, alles gut im Griff zu haben.
Dass ich mit den Sportlern im Gespräch bin, macht den Job über die
Verwaltung hinaus spannend. In den erweiterten Trainerstab haben wir im
vergangenen Jahr eine gute Struktur reinbringen und einen guten
Zusammenhalt erzeugen können. Dass das finanziell zu Buche schlägt, ist
uns bewusst. Aber wir mussten etwas tun und sind überzeugt, dass sich
das langfristig bezahlt macht.
Was haben Sie sich für das zweite Jahr vorgenommen und planen Sie
eine weitere Amtszeit?
Ich möchte gerne weitermachen, wobei ich aufgrund der zeitlichen
Belastung überlege, ob zwei Jobs wirklich so sinnvoll sind. Sportliches
Hauptziel ist der Wiederaufstieg unserer Damen in die Erste Bundesliga.
Da wir hier doch wieder einige gute Leute rausbringen, die eventuell
sogar Ambitionen in Richtung A-Kader haben, müssen wir einfach ganz oben
mitspielen. Bei den Herren wäre es gut, den derzeitigen Stand so lange
zu halten, bis die aktuelle Lücke geschlossen ist, was ein paar
Jahrgänge dauern wird. Zur Zeit ist die Stimmung in der Herrenmannschaft
jedoch sogar so gut, dass der Aufstieg in die Zweite Feld-Bundesliga
möglich scheint. Mittelfristig müssen wir unbedingt wieder eine A-Jugend
melden, denn sonst droht der Verlust unserer Talente.
Mit Opel sowie der Kreissparkasse sind zwei große Geldgeber
abgesprungen und der Sponsorenkreis auf etwa zehn geschrumpft. Wie lange
kann der RRK den Aufwand überwiegend über die Mitgliedsbeiträge stemmen?
Wir müssen dringend etwas tun, keine Frage. Auch wenn wir mit dem
Autohaus Karl und Co einen neuen Partner gewinnen konnten, müssen wir
die Kreissparkasse als Hauptsponsor unbedingt ersetzen. Weil das Trikot
damit ja frei wird, bin ich nicht so skeptisch, dass wir da jemanden
finden. Ein paar Spender sind uns ebenfalls zugetan, doch das alles wird
nicht reichen. Sicher ist aber, dass wir keine Schulden aus dem
Sportbetrieb machen werden und uns ‒ falls erforderlich ‒ entsprechend
Gedanken über Kostenreduzierungen machen müssten.
Aus "Main-Spitze" vom 22.03.2018
(kri). Sportlich überwiegend gut aufgestellt und dank eines gezielt
erweiterten Trainerstabes für die Zukunft gerüstet, aber finanziell wird
es immer enger: Auf diesen Nenner lässt sich die Situation in der
Hockeyabteilung des Rüsselsheimer Ruder-Klubs (RRK) bringen. Und
entsprechend dürften manche der gut 50 Mitglieder und Eltern des
Nachwuchses das "Bootshaus" nach der Jahreshauptversammlung durchaus
nachdenklich verlassen haben.
Vor allem der Finanzbericht, den Schatzmeister Ralf-Peter Rausch
vortrug, musste ernüchternd wirken. Ausgaben von rund 226.000 Euro
sorgten für eine Unterdeckung von etwa 10.000 Euro, die das Guthaben der
Hockeykasse zum 31. Dezember 2017 auf rund 6.000 Euro schrumpfen ließ.
Und da Rausch für 2018 mit Ausgaben von 236.000 und Einnahmen von
230.000 Euro rechnet, war sein abschließender Appell unmissverständlich:
"Da wir unsere Möglichkeiten aufzehren, müssen wir etwas tun, um mehr
Gelder zu generieren. Und da sind alle gefordert." Mit Ausnahme der
Kassenprüfung standen keine satzungsgemäßen Pflichtpunkte an.
Obwohl die Zuschauereinnahmen bei den Punktspielen nicht einmal die
Schiedsrichterkosten decken, soll an den Ausgaben für die insgesamt 28
Übungsleiter, die in diesem Jahr geschätzte 165.000 Euro betragen,
möglichst nicht gespart werden, wie Jürgen Kaul betonte: "Die
Investitionen in die Zukunft werden sich auszahlen", sagte der
57-Jährige, der nach seiner Wahl im Vorjahr die Sitzung erstmals als
Abteilungsleiter eröffnete und nach rund 90 Minuten auch beendete.
An Kauls Tätigkeitsbericht des Vorstandes hatten sich verschiedene
Sportberichte angeschlossen, die trotz einiger Hessentitel zahlreicher
wie vielversprechender jüngerer Kinder und der Rückholung des
Kadertrainings nach Rüsselsheim auch kritische Töne beinhalteten. Die
Zahl von RRK-Talenten in den Hessenauswahlen ist von zehn auf vier
gesunken, und zum zweiten Mal hintereinander konnte keine A-Jugend für
die Feldrunde gemeldet werden.