Am 16. April 1944 findet bundesweit das
Anrudern der Rudervereine statt, auf das in der "Presse"
hingewiesen wird, wir zitieren:
"Am Sonntag, dem
16. April, wird der deutsche Rudersport den Anrudertag in gleicher
Weise begehen wie in den Vorjahren. Hierdurch kommt zum Ausdruck,
dass die Aktiven der Heimat, trotz erhöhter seelischer und
körperlicher Inanspruchnahme, gewillt sind, an dem festzuhalten,
was ihnen durch eine zehnjährige Folge zu altherkömmlicher
Bedeutung geworden ist. Wohl wird sich nicht vermeiden lassen,
dass
die Frühjahrskundgebung im fünften Kriegsjahr äußerlich weniger
stark in Erscheinung tritt, doch an innerem Gehalt wird sie
keinesfalls verlieren, zumal die Zeit mit ihren schweren Prüfungen
den Ring um die Gemeinschaften aller Gaue enger und fester denn je
geschmiedet hat. Der Mittelpunkt ist eine Feierstunde mit
Rundfunkübertragung zu allen Bootshäusern. Sie beginnt um 11 Uhr.
Sämtliche Mitglieder der Rudervereine, die sich in der Heimat
befinden, haben sich zu dieser Stunde bei den Bootshäusern
einzufinden, die Beteiligung ist Pflicht. Der Reichssportführer
gibt den Startbefehl zu dem gemeinsamen Anrudern." |
Die Ausbildung der Ruderer, die
nunmehr fast alle zur Wehrmacht
eingezogen sind, und der Besuch der Regatten durch
fehlende Transportmittel gestalten sich immer schwieriger.
Dennoch können die Mädchen des RRK, trainiert von
Johanna Müller, am 11. Juni 1944 beim "Niederwald-Wassersporttag" in Bingen,
einer Gemeinschaftsveranstaltung der Marine-HJ, der Ruderer der HJ und
des Nationalsozialistischen Reichsbundes für Leibesübungen (NSRL), in der Besetzung
mit Inge Wollstadt, Anneliese Habenthal, Erika Schadt, Marlis
Klippel und Stfr. Eveline Scholl den BDM-Gig-Doppelvierer in der
Leistungsklasse und
auch das Stilrudern der Anfängerklasse siegreich beenden.
RRK-Doppelvierer aus dieser Zeit
mit Anni Diehl, Erika Schadt, Marianne Bauer, Hedwig Alt und
Steuerfrau
Else Brumme |
Am 25. Juni 1944 treffen sich die Jungruderer des Gaues Hessen-Nassau
zum Bannvergleichskampf in Mainz-Kastel. Die beste Waffe des
Banns 841/166, der schwere Vierer der Renngemeinschaft Flörsheimer RV / Rüsselsheimer
RK
erscheint zu spät am Start und wird ausgeschlossen. Der
Leichtgewichts-Vierer rudert auf den dritten Platz und der Doppelzweier
mit Wilfried Seipp und Karl Bauer erhält den Preis zugesprochen. Im
BDM-Doppelvierer mit Stf. startet der RRK mit Inge Wollstadt, Hedwig
Knopp, Elli Lösch, Anneliese Habenthal und Stfr. Eveline Scholl, kann
gegenüber der Regatta in Bingen mit zwei Ersatzleuten eine gute Leistung
zeigen und siegt vor Kastel und Hanau. Dagegen kann der RRK im
NSRL-Anfänger-Doppelvierer mit Stfr. für Frauen, wo man mit Anni Diehl,
Liesel Harth, Eleonore Schadt, Marianne Bauer und Stfr. Erika Missler an
den Start geht, im Fünf-Boote-Feld nur den letzten Platz belegen.
Bei den am 2. Juli 1944 stattfindenden Gebietsmeisterschaften
von Hessen-Nassau
auf der 1.200-Meter-Rheinstrecke bei Mainz-Kastel, Ziel an der
Kaiserbrücke, starten die Vertreter aus acht Bannen,
darunter für den Bann 841/166 die Renngemeinschaft Flörsheimer RV / Rüsselsheimer
RK im
leichten und schweren Vierer und der RRK im Mädchen-Doppelvierer. Der schwere Vierer
mit Alfred Buch, Karl Bauer, Wilfried Seipp, Heinz Grote und Stm.
Hanswalter Messer führt lange im Vier-Boote-Feld, muss am Schluss jedoch dem Vierer des
Frankfurter RC Griesheim äußerst knapp den Vortritt lassen und erreicht knapp unterliegend den
zweiten Platz vor der RG Worms und der Renngem. Hanauer RC Hassia /
RTgm.Großauheim.
Der leichte Vierer rudert in der Besetzung mit
Reinhold Brumme, Gerhard Ruppert, Adam Munk, Heini Müller und Stm.
Hanswalter Messer im Vier-Boote-Feld des "Lgw.-Vierers-mit" auf den dritten
Platz hinter der Renngem. Mainzer RV / Kasteler RG / Weisenauer RV und Hassia Gießen jedoch vor dem
Mühlheimer RV.
Im BDM-Gig-Doppelvierer mit Stm. siegt der FRV Freiweg Frankfurt vor der
RG Worms und dem RRK mit Inge Wollstadt, Anneliese Habenthal, Hedwig
Knopp, Marlis Klippel und Stfr. Eveline Scholl. Und auch im
Stilruder-Wettbewerb können die RRK-Mädchen unter sechs Mannschaften
hinter dem Mainzer RV (39,5 Punkte), der RG Worms (39 Punkte) mit 35
Punkten den dritten Platz belegen.
Im Rennen des erstmals ausgetragenen "Lgw.-Vierer-ohne", das
die Renngem. Kasteler RG / Weisenauer RV und die Renngem. Flörsheimer RV
/ Rüsselsheimer RK am Start sieht, reißt bei Rüsselsheim die
Steuerleine, so dass die Wiederholung des Rennens für den folgenden
Sonntag auf dem Main bei Rüsselsheim angesetzt wird, wo auch noch ein
Rennen im Doppelzweier zwischen der Renngem. Flörsheim / Rüsselsheim
(Wilfried Seipp, Karl Bauer) und Wiking Offenbach stattfinden soll.
Die Adam Opel AG hat in
dieser Zeit ihre Produktion, die durch Kriegsgefangene und
Zwangsarbeiter unterstützt wird, auf Teile von Jagdflugzeugen für die
Firmen Focke-Wulf und Messerschmitt umgestellt. Damit gehört Rüsselsheim
und das Opel-Werk zum strategischen Ziel der "Alliierten", die mit ihrem
anhaltenden Luftkrieg den Zusammenbruch der Diktatur erreichen wollen.
Nach drei schweren Luftangriffen im Sommer 1944 auf Rüsselsheim,
insbesondere die Opel-Werke, muss die Produktion bei Opel eingestellt
werden.
Nach Bombardements der
"Alliierten" im Sommer 1944 muss die Produktion in den Rüsselsheimer
Opel-Werken eingestellt werden. |
Die Rudertätigkeit beim RRK findet im August
ebenfalls ein jähes Ende. Bei
einem Luftangriff auf Rüsselsheim in der Nacht vom 12.
auf den 13. August 1944 wird die Bootshalle durch
Brandbomben bis auf die Grundmauern völlig
zerstört. Innerhalb einer Viertelstunde ist die ganze
Einrichtung, 24 Ruderboote, 1 Segelboot, 1 Motorboot und
5 Paddelboote, durch eine riesige Feuersbrunst vernichtet.
Das Gesellschaftshaus kann durch
schnelles Eingreifen von Mitgliedern mit Hilfe der im
Hause einquartierten Soldaten des Bauzugs 5 und der Rüsselsheimer
Feuerwehr bis auf einen Dachstuhlbrand gerettet werden.
Da man bei den immer stärker werdenden feindlichen Luftangriffen dem
Bootshaus und dem Bootshauskeller kein Vertrauen mehr schenkt, schachtet
der Bauzug 5 an der Nordwand der alten Festung einen Bunker aus, der für
die Wehrmacht und auch Rüsselsheimer Bewohner einen sicheren Schutz
bietet.
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