Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Geschichte des Rudervereins Rüsselsheim (RVR)
von 1908 bis 1942

1936

Dem Ruderverein Rüsselsheim gehören am 1. Januar 1936 147 Mitglieder an, davon 47 Aktive, 71 Unterstützende, 10 Auswärtige und 19 Jugendliche.

Wie schon in den beiden Vorjahren beginnen alle deutschen Ruderer am gleichen Termin, dem 5. April 1936, die Rudersaison mit ihrem Anrudern. Wir zitieren die "Main-Spitze":

Der Tag des deutschen Rudersports wird am Sonntag, den 5. April 1936 von sämtlichen deutschen Rudervereinen gemeinsam veranstaltet. Auch hier in Rüsselsheim wird die Feier von den beiden Vereinen, der Rudergesellschaft Undine und dem Ruderverein, am Bootshaus des Rudervereins begangen. Nach der Flaggenhissung spricht über sämtliche deutschen Sender von Hamburg, der Geburtsstätte des deutschen Rudersports, aus der Herr Reichssportführer sowie der Leiter des Fachamtes Rudern, Herr Regierungspräsident Pauli. Anschließend findet ein Dauerrudern über 10 Kilometer statt. Nach Rückkehr der Ruderer nehmen sämtliche Vereinsmitglieder gemeinsam im Bootshaus ein Eintopfessen (Linsensuppe mit Würstchen) ein, dessen Ertrag dem Winterhilfswerk überwiesen wird. Die deutschen Rudervereine bekunden damit ihre Volksverbundenheit.

Da fast alle aktiven Sportler zur Wehrmacht einrücken, muss der Sportbetrieb zwangsläufig stark reduziert werden. Im Ruderverein Rüsselsheim bereiten sich nur die Skuller Georg von Opel und Willi Füth unter Trainer Eric Phelps auf die Olympiaentscheidung vor. Nach zweimonatigem Trainingslager in Locarno begeben sie sich auf Wunsch des Fachamtsleiters für Rudern, Pauli, für 14 Tage nach Berlin-Grünau, um dort mit der Berliner Olympiazelle zusammenzutreffen.

Der Doppelzweier des Rudervereins Rüsselsheim
mit Willi Füth und Georg von Opel auf der Genter Regatta 1936

Anzeige in der "Main-Spitze" am 3. April 1936

Nach der Rückkehr aus Berlin schlagen Georg von Opel und Willi Füth ihr Trainingsquartier in Mainz auf der Ingelheimer Aue auf und trainieren täglich unter Eric Phelps auf dem Floßhafen. Mit ihnen zusammen trainiert noch der Kanadier John Coulsen, der ebenfalls dem RVR beigetreten ist. Die ersten Starts finden am 24. Mai 1936 in Gent statt. Dort starten mit den beiden RVR-Skullern Georg von Opel und Willi Füth zum ersten Mal nach 25 Jahren wieder deutsche Ruderer auf einer Genter Regatta (am 25. Mai 1911 startete Undine Offenbach im Vierer). Der "Wassersport" schreibt dazu:

Ihre Aufgabe, den deutschen Rudersport am Beginn des Olympiajahres würdig im Ausland zu vertreten, haben die beiden Rüsselsheimer Skuller glänzend gelöst. Sie haben nur bedauert, dass ihnen drei der gemeldeten Teilnehmer am Einer-Rennen aus dem Wege gingen, insbesondere der letztjährige Hollandmeister Ernst Moltzer-Amsterdam, der in Gent Gelegenheit gehabt hätte, sich an Georg von Opel, seinem Bezwinger im Hollandbecher 1935, erneut zu messen. Auch der Start des belgischen Meisters, Achilles Menge, der früher schon mit den Deutschen zusammentraf, war anfangs in Frage gestellt. Als echter Sportsmann nahm er aber doch den Kampf mit den beiden Rüsselsheimern auf und will auch in Ostende seine Startverpflichtung erfüllen.

Die Belgier rechneten im Stillen mit einem Sieg des sehr schnell startenden Menge, obwohl sie unter sich über die von Opel und Füth bei den Übungsfahrten gezeigte Leistung nur ein Lob hatten. Bis 600 m war Menge auch der schnellere der drei Skuller, von denen Füth zwei Schläge nach dem Start mit den Skulls in dem rauhen Wasser hängen blieb. Mit 40er Schlag war der Belgier vor Opel, bei dem man 16 Schläge in der ersten halben Minute zählte, in Führung gegangen. Füth ging mit 28er Tempo ab und kam als schwerster Mann zunächst nicht recht in Schwung. Bei 500 m ging von Opel, der sich gegenüber dem Vorjahre offensichtlich verbessert hat und eine Rolle in den großen Einer-Rennen spielen dürfte, an den Führenden heran, auch Füth rückte mit ruhigem, wirkungsvollem Schlag auf. Obwohl Menge im Uferschutz ruderte, während die beiden Deutschen, besonders auf Start 3, mit dem das Wasser stark aufwühlenden Gegenwind zu kämpfen hatten, hielt er dem energischen Vorstoß von Opels nicht stand. Bei 700 m setzte sich von Opel in Front. Er ließ Füth, der inzwischen warmgeworden war und den Belgier überspurtet hatte, bei 1.000 m herankommen und trug dann mit diesem einen mörderischen Bord-an-Bord-Kampf aus, in welchem Füth auf den letzten 200 Metern die Oberhand behielt. Über Viertellängenführung kam Füth aber nie hinaus. Es war ein prächtiger Anblick, diese beiden Skuller unter den spontanen Zurufen der Zuschauer kämpfen zu sehen. Das flottere Tempo, das von Opel zuletzt anschlug, ließ ihn mit Füth wieder auf eine Höhe laufen. Fast mit den Spitzen ausgerichtet, durchschossen die beiden Boote, etwa vier Längen vor Menge, die Ziellinie. Nur der amtierende Richter am Ziel war in der Lage, zu sagen, wer von den beiden in diesem Rennen gleichschneller Gegner als Erster einkam. Der ernst und ritterlich geführte große Kampf der beiden Deutschen, die mit Absicht noch nie ein reguläres Rennen gegeneinander ausgetragen hatten, hinterließ bei den belgischen Sportfreunden einen starken Eindruck.

Eine Stunde nach diesem spannenden Rennen traten von Opel und Füth zum Start im Doppel-Zweier an. Sie stießen hier auf sieben kampffrische Gegner, darunter die Franzosen aus Fontainebleau und die Holländer von Nautilus Rotterdam. In einem Feld von acht Booten ohne Steuermann starteten, was uns im deutschen Rudersport fremd ist, Mannschaften aller drei Klassen – Senioren, Junioren und Jungmannen – zusammen. Die Wertung erfolgte allerdings getrennt. Um es gleich vorwegzunehmen: Rüsselsheim hatte eine stärkere Gegnerschaft erwartet und konnte sein Rennen nach Belieben gewinnen. Das Paar ging vom Startplatz 1 mit 26er-Schlag sofort in Führung, während die recht gut eingespielten Ostender mit den Brüsseler Senioren und mit Rotterdam bis 1.000 m hart um den zweiten Platz rangen. Die dem Feld weit vorauseilenden Rüsselsheimer werden erst in Ostende auf gleichwertige Gegnerschaft stoßen. Im Ziel betrug der Zeitunterschied 34 Sekunden. Zum zweiten Male erklang zu Ehren der Sieger die deutsche Nationalhymne.

Nach weiteren Einersiegen von Willi Füth in Ostende, Duisburg (2, davon einen mit Fritz Brumme im Doppelzweier) und Frankfurt steht am 19. Juli 1936 in Berlin-Grünau das 25. Deutsche Meisterschaftsrudern und damit die Olympia-Qualifikation auf dem Programm. Georg von Opel meldet für die Skuller-Zelle Berlin im Einer und mit Willi Krakau im Doppelzweier, den man jedoch später wieder abmeldet. Der Ruderverein Rüsselsheim meldet seinen zweiten Skuller, Willi Füth, im Einer. Der "Wassersport" berichtet:

Unsere nach der Großen Grünauer Regatta ausgesprochene Hoffnung, dass Gustav Schäfer zur Meisterschaft seine beste Form wiederfinden würde, hat sich erfüllt. Überlegen ging er vom Start in Führung und erreichte, 26er Schlag rudernd, unangefochten das Ziel. Sein langjähriger Betreuer, Meister Cordery, war zufrieden mit "Gummi", der diesen Spitznamen übrigens noch aus der Zeit seiner Schwimmerlaufbahn behalten hat.

Der Meisterschaftsdritte im Einer des Jahres 1936, Willi Füth vom Ruderverein Rüsselsheim, und der Deutsche Meister und spätere Olympiasieger, Gustav Schäfer, von der Skuller-Zelle Berlin

War man sich, als Schäfer 1934 überraschend die Meisterschaft vor Dr. Buhtz gewann, über seine internationale Klasse noch im Zweifel, so wurden diese Zweifel sehr schnell durch seinen Erfolg über Verey-Polen bei den Europa-Meisterschaften in Luzern behoben. Aber auch den mehrfachen Henleysieger Rufli-Zürich, der damals in Luzern kenterte, hat "Gummi" wiederholt einwandfrei geschlagen und heute dürfen wir "Gummi"-Schäfer in die Olympischen Wettkämpfe mit der Überzeugung schicken, dass er, wenn er sich neben seiner technischen Form auch einen kühlen Kopf bewahrt, die deutschen Farben gut vertreten wird.

Der Hamburger Schultz (Favorite Hammonia), der auch einen sehr schnellen Start hat, konnte sich lange auf dem zweiten Platz halten, verausgabte sich jedoch auf dem ersten Teil der Strecke derartig, dass er zum Schluss stark zurückfiel. Im Entscheidungsrennen kreuzte er von Start 1 die ganze Bahn und kam auf Start 6 ins Ziel, nachdem er bei 1.700 m an zweiter Stelle liegend wegen eines Armkrampfes auf den letzten Platz zurückgefallen war. Schultz wird noch lernen, seine Kraft besser einzuteilen.

Die Überraschung im Einer-Rennen war aber Georg von Opel, der sich im Vorrennen wie im Entscheidungsrennen beide Male mit einem großartigen wirkungsvollen Endspurt den zweiten Platz sichern konnte. Obwohl von Opel erst kurze Zeit unter Anleitung Corderys in der Grünauer Skullerzelle rudert, ist seine Formverbesserung ganz offensichtlich. Er scheint endlich in die richtigen Hände gekommen zu sein und dürfte, wenn er dableiben kann, doch noch den Lohn für seine jahrelange, durch keine Misserfolge und Rückschläge entmutigte Arbeit ernten.

Eine gewisse Enttäuschung bereitete von Opels Rüsselsheimer Vereinskamerad Willi Füth. Nach seinem überragenden Abschneiden in der Jungmannklasse (als Mitglied der Berliner RG Viktoria) und später für den RV Rüsselsheim als Junior und Senior hatte man in diesem Jahre eine Leistungssteigerung von diesem gut veranlagten Skuller erwartet. Aber Füths Arbeit machte einen etwas schwerfälligen Eindruck und sein Boot lief nicht gleichmäßig durch. Er befand sich in diesem Jahr anscheinend nicht in seiner besten Form. Dagegen dürfte der Magdeburger Krakau als Mitglied der Skullerzelle seine Leistungshöhe erreicht haben, allerdings ohne dass es in der Ersten Klasse zum Erfolg gereicht hätte. Der Dresdner Haslebner musste, wie im Hamburger Alsterpokal, die Überlegenheit des Hamburgers Schultz anerkennen.

Der Münsteraner Westhoff hatte zwar sein Vorrennen knapp gegen Opel und Krakau gewinnen können, trat aber im Entscheidungsrennen nicht an, um sich für den Doppelzweier zu schonen. Damit entfiel aber ein einwandfreier Kräftevergleich zwischen ihm und von Opel. Der zweitbeste deutsche Skuller wurde also bei diesem Meisterschaftsrudern nicht ermittelt. Anfangs bestand die Absicht, zwischen Westhoff und von Opel ein besonderes Prüfungsrennen auszufahren, weil es sich darum handelte, einen Ersatzmann für Gustav Schäfer zu melden. Doch wurde diese Absicht wieder aufgegeben."

Hier die Ergebnisse der Vorrennen und des Endlaufs im einzelnen:

1. Vorrennen: Schäfer kommt am schnellsten vom Start, nächst ihm Schultz, der sogar etwas in Führung kommt; beide ziehen dem Felde davon. Bei 300 m übernimmt Schäfer die Führung vor Schultz, der etwa 1 1/2 Längen vor Füth liegt, dem dichtauf Haslebner folgt. Schäfer zieht immer weiter davon, führt bei 700 m schon mit etwa 4 Längen vor Schultz, dem Füth mit etwa 1 1/2 Längen folgt. Bei 1.000 m ist die Reihenfolge immer noch: Schäfer, Schultz, Füth, Haslebner; bei 1.300 m spurtet Haslebner und drückt Füth auf den letzten Platz, auch Schultz fällt zurück. Bei 1.500 m macht Füth Dampf auf, rückt an die zweite Stelle vor, kann jedoch Schäfer nicht mehr gefährlich werden. Im Endkampf sichert sich Schultz den dritten Platz.

1. Gustav Schäfer (76 kg), Fachamt Rudern Skuller-Zelle Berlin (1. Boot) 7:36,1 min
2. Willi Füth (85 kg), Ruderverein Rüsselsheim 7:49,3 min
3. Kurt Schultz (82 kg), RC Favorite Hammonia Hamburg 7:53,0 min
4. Franz Haslebner (79 kg), RG Dresden 7:57,1 min
Joachim Pirsch, Fachamt Rudern Skuller-Zelle Berlin (2. Boot), nicht gestartet

2. Vorrennen: Nach glattem Start liegen alle drei Skuller bis 50 m auf gleicher Höhe, dann geht Westhoff in Führung, von Opel folgt ihm, bei 200 m liegen alle wieder auf gleicher Höhe. Bei 500 m ist die Reihenfolge: Westhoff, Krakau, von Opel mit je 1/2 Länge Abstand. So bleibt die Reihenfolge mit geringen Veränderungen des Abstandes bis etwa 1.600 m, da macht von Opel Dampf auf, geht an Krakau vorbei und fängt mit einem wundervollen Endspurt Westhoff beinahe noch im Ziel ab.

1. Franz Westhoff (76 kg), Fachamt Rudern Skuller-Zelle im Berliner RC 7:48,1 min
2. Georg von Opel (77,5 kg), Fachamt Rudern Skuller-Zelle Berlin (4. Boot) 7:50,0 min
3. Willi Krakau (72,5 kg), Fachamt Rudern Skuller-Zelle Berlin (3. Boot) 7:51,1 min

Entscheidungsrennen: Nach einem Fehlstart kommt beim zweiten Start Schultz am schnellsten ab, doch hat bei 200 m Schäfer bereits die Führung übernommen, so daß er bei 300 m schon etwa 1 Länge vor Schultz liegt. Bei 1.000 m ist die Reihenfolge Schäfer etwa 4 Längen vor Schultz, dieser 1 1/2 Längen vor Füth, der etwa ebenfalls 1 1/2 Längen vor Krakau und von Opel liegt, die ziemlich auf gleicher Höhe liegen. So ist die Reihenfolge auch bei 1.500 m noch. Im Endkampf überrascht von Opel wieder durch einen glänzenden Endspurt, mit dem er an Schultz, der stark zurückgefallen war, an Krakau und Füth vorbeiging und auch zu Schäfer, der mit großem Abstand vor dem Felde herfuhr, etwas auflief, ohne ihm jedoch noch gefährlich werden zu können.

1. Gustav Schäfer, Fachamt Rudern Skuller-Zelle Berlin (1. Boot) 8:08,4 min
2. Georg von Opel, Fachamt Rudern Skuller-Zelle Berlin (4. Boot) 8:11,7 min
3. Willi Füth, Ruderverein Rüsselsheim 8:16,2 min
4. Willi Krakau, Fachamt Rudern Skuller-Zelle Berlin (3. Boot) 8:17,2 min
5. Kurt Schultz, RC Favorite Hammonia Hamburg 8:34,0 min
Franz Westhoff, Fachamt Rudern Skuller-Zelle im Berliner RC, nicht gestartet
Franz Haslebner, RG Dresden, nicht gestartet

 

RVR-Jugendachter nach dem Sieg in Koblenz 1936 (Dieter Stroh, Hermann Görke, Wilhelm Bauer, R. Hohmann, Gottfried Schmitt, Josef Schnur, Heinz Hummel, Schlagmann Ernst Braun, Stm. Karl-Heinz Ims)

 

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