Die Mitgliederzahl des RVR beläuft sich am
14. März 1925 auf 216. Der Innenausbau des
neuen Gesellschaftshauses wird von der Baukommission zügig
vorangetrieben.
Das strenge Training der Ruderer wird im April aufgenommen.
Es ist vorgesehen, dass der vorjährige Seniorvierer in alter Besetzung
an den Start geht. Aus den Jungmannen soll eine Achtermannschaft
gebildet werden, außerdem wird der RVR traditionsgemäß wieder mit einem
Schülervierer an den Start gehen, um dessen Vorbereitung sich Dr. Theo
Brand kümmert. Der Vorstand des RVR beschließt, das Frankfurter
Germania-Mitglied Adolf Meixner als Trainer zu engagieren. Meixner,
bereits 70 Jahre alt, hat sich im Vorjahr beim WSV Godesberg versucht.
Das Anrudern findet am 3. Mai 1925 erstmals als
Gemeinschaftsveranstaltung der fünf benachbarten Rudervereine statt.
Lassen wir die "Main-Spitze" berichten:
"Das diesjährige Anrudern der
fünf Nachbarvereine Ruderverein Rüsselsheim, Rudergesellschaft
Undine Rüsselsheim, Flörsheimer Ruderverein, Flörsheimer
Rudergesellschaft von 1921 und Ruder-Club 1920 Raunheim fand am
letzten Sonntag Nachmittag auf dem Main statt.
Am Freitag und
Samstag war das Wetter noch schlecht und kalt und bot damit wenig
günstige Aussichten für den Wassersport, dafür zeigte aber der
Himmel am Sonntag ein freundliches Gesicht und lockte Tausende an
die Ufer des Mains.
An der Raunheimer Schleuse sammelten sich
vierzehn Vierer und zwei Achter unter Leitung des Ruderwarts des
Rudervereins Rüsselsheim, Herrn Ihrig, um sich pünktlich um zwei
Uhr mainabwärts in Bewegung zu setzen. Die Flotte war ein schöner
Anblick für die Zuschauer, die ihrerseits den Beweis erbrachten,
dass auch in unserer Gegend der gesunde und schöne Rudersport eine
große Anhängerschaft hat. Unterhalb des Undine-Bootshauses wurde
umgedreht.
Die Rückfahrt bis Flörsheim erfolgte dann in Kiellinie. In
Flörsheim verbrachten sämtliche Teilnehmer noch eine gemütliche
Stunde der Kameradschaft.
Das Anrudern ist als offizieller Auftakt für die diesjährige
Rudersaison zu betrachten. Es nahen nun bald die ersten Regatten.
Jetzt heißt es für alle an die Arbeit, um die eigene Flagge bei
den Rennen erfolgreich vertreten zu können." |
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Anzeige
in der "Main-Spitze" am 28. April 1925 anlässlich des
gemeinsamen Anruderns der fünf benachbarten Rudervereine im
Raum Rüsselsheim, Flörsheim und Raunheim |
Die
erfolgreichste Rennmannschaft des RVR im Jahr 1925, der Jungmann-Vierer,
sechs Siege im Vierer und ein Sieg im Achter in Mannheim, Biebrich,
Heidelberg und Limburg mit Fritz Weidmann, Wilhelm Horle, Philipp
Kunze und Georg Lies |
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Am Tag des Anruderns werden wie alljährlich auch die Ruderer zum
Training verpflichtet. Anschließend werden von der Trainingsleitung zwei
Vierer zusammengestellt, ein Senior-Vierer mit Albert Meeser, Richard
Trapp, Peter Horle und Dr. Theo Brand und ein Jungmann-Vierer mit Georg
Lies, Philipp Kunze, Wilhelm Horle und Fritz Weidmann. Ferner rudert
wieder ein Schüler-Vierer besetzt mit Heinrich Klein, Paul Diehl, Richard Baer
und Carl Nebelung.
Während
der Regattasaison besuchen die Ruderer unter der
Trainingsleitung der Herren Albert Meixner, Adam Ihrig und Dr. Theo Brand
die Regatten in Mainz, Frankfurt, Mannheim, Heidelberg, Biebrich und Limburg sowie im Herbst Bingen, Frankfurt
und Mainz, wobei in 10 Rennen
gesiegt
werden kann – sechs Rennen gewinnt der Jungmann-Vierer, drei der
Schüler-Vierer und ein Sieg gelingt in Limburg im Dritten Senior-Achter
mit der Mannschaft Friedrich Traiser, Dr. Theo Brand, Georg Lies, Philipp
Kunze, Wilhelm Horle, Fritz Weidmann, Albert Meeser, Georg Stieb
und Stm. Karl Metz. Nach einem Vorlaufsieg mit zwei Längen über Treviris
Trier wird auch das Finale mit zwei Längen über den RV Bad Ems gewonnen.
In der Punktwertung des Deutschen
Ruderverbandes liegt der RVR mit seinen Siegen 1925 an 40.
Stelle von 450 Vereinen. Da das Ehrenmitglied Carl von
Opel dem RVR einen neuen Rennachter stiftet, kann der
alte der RG Undine abgetreten werden.
Der
Ruderverein Rüsselsheim siegt im "Dritten Senior-Achter" auf der
Limburger Regatta 1925 vor dem RV Bad Ems |
Endlich ist es dann soweit! Die feierliche Einweihung
des Gesellschaftshauses, die mit einer internen
Regatta verbunden wird, kann am 13. September 1925 unter
Mitwirkung der Opelkapelle und des Gesangvereins Harmonie
gefeiert werden. Nach der Festrede von Bürgermeister Müller
und der Schlüsselübergabe an den Ersten Vorsitzenden, Paul
Nebelung, wird das neue Heim des RVR gemeinsam besichtigt.
Im Rahmen der internen Regatta treffen erstmals in einem
frei vereinbarten Rennen die Achter des Flörsheimer RV,
der RG Undine und des RVR aufeinander. Lassen wir die "Main-Spitze"
berichten:
"Nachdem nun das
im vorigen Jahr nach den Entwürfen des Professor Meißner aus
Darmstadt begonnene Bauwerk des Gesellschaftshauses in den letzten
Tagen vollendet wurde, konnte am verflossenen Sonntag die
feierliche Einweihung desselben stattfinden. Um 10.30 Uhr
versammelten sich am Bootshausplatz die Mitglieder mit ihren
Angehörigen sowie eine große Anzahl Gäste.
Die Feier wurde durch ein Musikstück der Opelkapelle und durch den
Gesangsvortag des Klubs Harmonie "Die Himmel rühmen des Ewigen
Ehre" eingeleitet, worauf der Vorsitzende, Herr Prokurist
Nebelung, die Erschienenen im Namen des RVR herzlich willkommen
hieß. Die Festrede hielt der Bürgermeister Müller. Er schilderte
in markanten Worten Zweck und Ziel und gab einen kurzen Rückblick
aus der Vereinsgeschichte seit dem Bestehen. Er gedachte auch
dabei der leider im Weltkrieg allzu früh dahingeschiedenen Helden
des Vereins. Die Feierlichkeit erhielt einen besonderen tiefen
Eindruck, als zur Ehre der Gefallenen die Musik den Choral "Ich
hatt' einen Kameraden" vortrug. Mit einer kurzen Ansprache wurde
die Schlüsselübergabe durch Herrn Wilhelm Bersch vorgenommen,
welcher auch gleichzeitig den Dank des Vereins an die Handwerker
zum Ausdruck brachte. Es folgte ein Rundgang durch die neuen Räume
und nachdem dieser beendet, sammelte man sich im neuen Festsaal,
um die Beglückwünschungen entgegenzunehmen.
Der Klub Harmonie eröffnete die Weiterfeier mit einem zweiten
Chor. Herr Stillger sprach die Wünsche des Klubs aus und
überreichte aus treuer Freundschaft, die schon von jeher zwischen
den beiden Vereinen gepflegt wurde, ein prachtvolles Bild "Abend
am Rhein" zum Geschenk. Die Glückwünsche des Kreises Groß-Gerau
überbrachte Herr Kreisdirektor Dr. Merck, für die hiesige Gemeinde
Herr Bürgermeister Müller, für den Deutschen Ruderverband und
gleichzeitig auch für den Mainzer Ruder-Verein Herr
Amtsgerichtsrat Cordes; es folgten dann in der Reihe der
Gratulanten die Vertreter der Rudergesellschaft Wiesbaden-Biebrich,
Wormser Ruder-Verein, Frankfurter Rudergesellschaft Germania;
Flörsheimer Ruderverein, Oppenheimer Ruderverein, Ruderverein
Kostheim-Gustavsburg, Ruder-Club Raunheim, Rudergesellschaft
Undine Rüsselsheim, Turn-Verein Rüsselsheim, Radfahrer-Verein
Wanderlust Rüsselsheim. Herr Nebelung dankte jedem Einzelnen für
die zum Ausdruck gebrachten Wünsche und allen denjenigen, welche
sich besonders während der Bautätigkeit um den Verein
verdient gemacht haben.
Mit der Einweihung des Gesellschaftshauses wurde auch gleichzeitig
die alljährlich stattfindende Interne Regatta des Vereins
abgehalten, wobei zum ersten Mal ein frei vereinbartes
Achterrennen zwischen Rüsselsheim und Flörsheim zum Austrag kam.
Die Resultate sind folgende:
Anzeige am 11. September 1925 in der "Main-Spitze"
anlässlich der Bootsheus-Einweihung verbunden mit
interner Regatta des Rudervereins Rüsselsheim |
1. Frei
vereinbartes Achterrennen
1. Ruderverein Rüsselsheim
2. Flörsheimer Ruder-Verein
3. Rudergesellschaft "Undine" Rüsselsheim
RV Rüsselsheim
siegt mit etwa 14 Sekunden Vorsprung, 8 Sekunden zwischen
dem Zweiten und Dritten.
2. Jungmann-Zweier
1. Mannschaft Carl Nebelung
3. Senior-Zweier
1. Mannschaft Philipp Kunze
4. Schüler-Vierer
1. Flörsheimer Ruderverein
2. Ruderverein Rüsselsheim
3. Rudergesellschaft "Undine" Rüsselsheim
Flörsheim siegt mit 1 1/2 Längen über RV Rüsselsheim,
"Undine" gibt auf der Strecke auf.
5. Gast-Vierer
1. Ruder-Verein Schierstein
2. Flörsheimer Ruderverein aufgegeben
6. Vereins-Vierer
1. Mannschaft Richard Trapp
7. Gast-Achter
1. Frankfurter Rudergesellschaft Germania
2. Flörsheimer Ruderverein
3. Ruder-Verein Schierstein
Rennen Bord-an-Bord über die ganze Strecke.
8. Vereins-Achter
1. Mannschaft Georg Stieb |
Auf offenen Regatten wurden
dieses Jahr von Mannschaften des RVR zehn Rennen gewonnen. Ein
gemütliches Beisammensein der Ruderer mit ihren Angehörigen und
Gästen bildete abends "im eigenen Heim" einen fröhlichen
Abschluss
der so schön verlaufenen Feier, welche Allen in angenehmer
Erinnerung bleiben wird." |
Aber auch der
"Wassersport", die "Älteste Fachzeitschrift für Rudern und
verwandte Sportzweige", lässt sich dieses Ereignis in Rüsselsheim
nicht entgehen und berichtet schon am 17. September 1925 ausführlich
von der Bootshaus-Einweihung des RVR:
Bootshaus-Einweihung in
Rüsselsheim
Der RV Rüsselsheim
hat vor drei Jahren sein Bootshaus eingeweiht. Dieses Bootshaus
bestand aus einer Bootshalle mit eingebauten Räumen zum
Umkleiden, zum Waschen und einem kleinen Vorstandszimmer. Die
zur Verteilung kommenden Abbildungen ließen erkennen, dass aus
Mangel an Mitteln vorerst nur ein Provisorium geschaffen worden
war, und dass der Bau des an die Bootshalle anschließenden
Gesellschaftshauses auf spätere Zeit verschoben war. Der Ausbau
des Projektes hat gute Weile dachte man, wenn man die Skizze die
ein in einfachen Linien gehaltenes Haus von immerhin
bemerkenswertem Umfang zeigte, besah. Jetzt nach kaum drei
Jahren steht das Haus fertig da, eine Zierde des linken
Uferbildes des Flusses darstellend. Weithin ragt der das Dachgeschoss krönende Aussichtsturm, von dessen Zinnen, an hohem
Maste, die
Flagge der Rüsselsheimer
weithin grüßend weht. Naht man sich dem Hause auf dem Dammweg,
so grüßen von weitem die blanken Fenster, hinter welchem weiße
Gardinen und Blumenstöcke, die etwas biedermeierisch, aber
äußerst anheimelnd wirken. Im Erdgeschoss befindet sich die
Wohnung des Hausverwalters und die Küche, sowie
Wirtschaftsräume, an welche die Ankleide- und Waschräume
angrenzen. Im Keller ist vorgesehen noch ein Ruderbecken zu
schaffen. Die Bootshalle gewinnt nunmehr noch an Raum, da die
seitherigen behelfsmäßigen Einbauten verschwinden.
Im ersten Stock befindet sich
der nach Westen gelegene große Saal, der in hellen Tönen
gehalten sehr freundlich wirkt. Nebenan nach Norden gelegen ist
ein geräumiges Kneipzimmer, von dessen Balkon man eine schöne
Aussicht über den Fluss und nach dem Taunus genießen kann. Im
oberen Stock befindet sich die Wohnung des Bootsdieners und
Räume für die Verwaltung des Vereins. Die Plattform des Turmes
endlich ist ein Punkt, von dem aus man eine köstliche Aussicht
in sich aufnehmen kann. Vom Wasser aus zeigt die Anlage ihren
ganzen Reiz, der durch den Hintergrund der auf der ehemaligen
Festung Rüsselsheim stehenden alten Bäume wesentlich gehoben
wird. Die Wanderruderer werden im Zukunft, ehe sie in den nicht
mehr weit entfernten Rhein einbiegen, hier sicher noch eine
kleine Rast einlegen. Sie werden die kurze Verzögerung nicht
bereuen, denn Küche und Keller des Hauses haben bei mäßigen
Preisen allerlei zu bieten.
Der Plan zu der
Anlage entstammt dem Professor Meißner in Darmstadt, der sich
ein Vergnügen daraus machte, die Entwürfe zu liefern. Die
Bauausführung überwachte Professor Hellmer. Die Deckenmalereien,
die noch nicht fertig sind, werden von Professor Linnemann – Frankfurt
a. M. ausgeführt. An der Planierung des Platzes und bei manchen
anderen Arbeiten, legten die Mitglieder des RV Rüsselsheim
kräftig mit Hand an.
Die Einweihung vollzog sich
unter würdigsten Formen. Die Mitglieder und Gäste hatten auf der
Westseite des Hauses Aufstellung genommen. Die Spitzen der
staatlichen und städtischen Behörden, Mitglieder des
Verbandsausschusses und der befreundeten Rudervereine hatten
sich eingefunden. Die Kapelle der Opelwerke eröffnete mit einem
trefflich zu Gehör gebrachten Musikstück die Feier. Der Chor
"Harmonie" trug klangrein "Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre"
vor. Der Vorsitzende des RV Rüsselsheim, Herr Nebelung, hielt
hierauf eine Begrüßungsansprache, dabei einen Rückblick auf die
Geschichte des Hausbaues werfend. Herr Bürgermeister Müller von
Rüsselsheim schilderte in längerer Rede die Bestrebungen der
wackeren Mitglieder des RV Rüsselsheim. Er gedachte der im
Weltkriege Gefallenen und widmete ihnen eine Spanne stillen
Gedenkens. Die Häupter entblößten sich, die Kapelle stimmte die
ergreifende Weise "Ich hatt' einen Kameraden" an. Des weiteren
erinnerte der Redner die Anwesenden und besonders die tätige
Jugend an ihre Pflicht dem Vaterlande zu dienen, der man
zunächst durch Heranbildung, eines gesunden kräftigen
Geschlechts gerecht werden müsse. Die von patriotischem Geiste
getragene Rede klang in einem Hurra auf den RV Rüsselsheim aus.
Ein weiterer Gesangsvortrag und eine muntere Weise der Musik
beschlossen die Feier im Freien, die im großen Saale des Hauses
ihre Fortsetzung fand. Die Schar der Glückwünschenden trat an.
Besonders eindringliche Worte fand Herr Kreisdirektor Dr. Merck, der selbst ein alter Ruderer ist und Amtsgerichtsrat Cordes –
Mainz, der im Namen des Verbandsausschusses sprach. Bilder zum
Schmucke des neuen Heims und Ehrenflaggen wurden vielfach
überreicht. Besonderen Eindruck machten die Worte der Vertreter
der Arbeiter-Sport-Vereine, der RG "Undine" Rüsselsheim und des
Arbeiter-Radfahrer-Vereins, die bewiesen, dass in der Sportstadt
Rüsselsheim die Sportler aller Volksschichten in Eintracht dem
gleichen Ziele zustreben. Der Vorsitzende Herr Nebelung fand
Worte des Dankes gegenüber den zahlreichen Überbringern der
Ehrungen.
Am Nachmittag fand eine Reihe
von Rennen statt, am Abend wurden im Saale des Bootshauses die
Preise verteilt. Es ist verständlich, dass die Mitglieder des RV
Rüsselsheim, mit ihren Gästen noch lange in freudigster Stimmung
vereinigt blieben. |
Die Baukosten des neuen Bootshauses
belaufen sich auf 80.826,69 Mark zuzüglich 6.276,50 Mark
für die Inneneinrichtung, so dass die Gesamtkosten 87.103,19
Mark betragen. Die Parterrewohnung des Hauses wird an
Otto Stocker, der die Bewirtschaftung übernimmt, und die
Wohnung im zweiten Stock an Herrn Wolf, der für Ordnung im
Hause zu sorgen hat, vermietet.
Von 46 Ruderern werden in der Rudersaison 652 Fahrten unternommen mit
2.108 Bootskilometern. Den Fahrtenwettbewerb gewinnt Wilhelm Horle
mit 176 Fahrten und 655 Kilometern vor Fritz Weidmann mit 176 Fahrten
und Dr. Theo Brand mit 170 Fahrten.
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Einweihung
des neuen RVR-Bootshauses am 13. September 1925 |
Am 19. November 1925
erscheint im "Wassersport" folgender Bericht über den Ruderverein
Rüsselsheim:
Wie bereits in Nr. 38 des
"Wassersports" veröffentlicht, fand die Einweihung des vom RV
Rüsselsheim neu erbauten Bootshauses am Sonntag, dem 13. September
d. J., statt. Heute können wir eine Ansicht des neuen Hauses
bringen, woraus zu ersehen ist, dass das neue Heim als eines der
stattlichsten Bootshäuser, die an den Ufern des Mains stehen, zu
betrachten ist. Das ganze Anwesen, das auf der Nordseite der alten
römischen Festung Rüsselsheim erbaut ist und einen wunderbaren
Fernblick auf den Taunus, den Rhein- und Maingau gestattet,
zerfällt in zwei Hauptteile, und zwar in die Bootshalle und das
eigentliche Gesellschaftshaus. Die Halle wurde bereits im Jahre
1922 errichtet und der Neubau des Gesellschaftshauses in diesem
Jahre vollendet.
Bei der Erbauung ging man davon
aus, alle technischen Neuerungen zu verwerten. In das
Kellergeschoss des Clubhauses wird ein Ruderbecken eingebaut, nach
dessen Fertigstellung der Verein in der Lage ist, auch während der
Wintermonate seine Leute ständig in Übung zu halten. Die
Räumlichkeiten des Erdgeschosses bestehen aus einer
Dreizimmerwohnung, Küche und Bad, die der Hausverwalter, der auch
gleichzeitig den Wirtschaftsbetrieb mit übernommen hat, bewohnt.
Weiterhin befinden sich dort noch die Umkleideräume für die
Ruderer, sowie die Abortanlagen. Der ganze erste Stock ist für den
Verein vorgesehen, und zwar finden wir daselbst einen Festsaal,
ein Vorstandszimmer, ein Kneipzimmer sowie einen Schankraum. Das
Dachgeschoss enthält eine Zweizimmerwohnung, in der der Bootsdiener
untergebracht ist, sowie verschiedene andere Räume, die für
Vereinszwecke benutzt werden. Unter anderem ist auch beabsichtigt,
ein Zimmer als Obdach für Wanderruderer auszustatten.
Wir hoffen, dass das neue Heim dazu
beiträgt, den guten Geist, der im RV Rüsselsheim herrscht, auch
weiterhin noch zu fördern, und dass die in diesem Jahre errungene
Anzahl von 10 Siegen im nächsten Jahr noch wesentlich erhöht
werden kann. |
Das neue Bootshaus
des RV Rüsselsheim (aus "Wassersport" Nr. 47 vom 19. November 1925) |
Gegen Ende des Jahres beginnen die Aktiven, als Ausgleichssport
im Winter Hockey zu spielen. Die erste Anleitung
hierzu erteilt Rudolf Enz, ein Hockeyspieler aus
Frankfurt, aber auch die RVR-Mitglieder Alfons Margraf
und Fritz Weidmann, die schon in auswärtigen Vereinen
Hockey gespielt haben, stellen sich als Ausbilder zur
Verfügung.
Am 6. Dezember 1925 findet in Neuwied die Herbst-Ausschusssitzung des
Mittelrheinischen Regatta-Verbandes statt. Im Einvernehmen mit dem
Bund Westdeutscher Regatta-Verbände, dem der Mittelrheinische
Regatta-Verband angegliedert ist, wird als Termin der 14.
Mittelrheinischen Verbandsregatta der 10. und 11. Juni 1926
festgesetzt und mit der Veranstaltung und Durchführung dieser
großen Regatta der Ruderverein Rüsselsheim beauftragt. Zum ersten Mal
wird in Rüsselsheim eine derart große Ruder-Veranstaltung abgewickelt,
doch die Vorbedingungen sind gegeben, verfügt der RVR doch über eine
ideale 2.000 Meter lange, fast gerade Rennstrecke sowie über ein
geräumiges Bootshaus.
Die
Aktiven des RVR 1925, Ruderer und nun auch Hockeyspieler (hinten: Karl Metz, Albert Meeser, Ludwig Eisele, Paul Diehl,
Karl Bersch, Richard Trapp, Fritz Weidmann, Otto Steckermeier,
Carl Nebelung, Peter Horle, Albert Meixner, ..., Adam Ihrig,
Richard Baer, Wilhelm Horle; davor: Ludwig Traiser, Philipp
Kunze, Georg Schmitt, Dr. Theo Brand, Heinrich Klein; vorn:
Alfred Körbel, Georg Stieb, Friedrich Traiser) |
Hier eine kurze Beschreibung der Sportart Hockey, die aus
dieser Zeit stammt: |
"Hockey ist ein Spiel mehr fast für den
Spieler als für die Zuschauer. Die Spielhandlung ist außerordentlich
schnell und nicht leicht zu verfolgen. Es gibt daher nur
eine verhältnismäßig kleine, aber desto getreuere
Hockeygemeinde.
Zum Hockey eignen sich feinnervige, blitzschnell
handlungsbereite Menschen. Sie müssen voll gelöster und
doch spannungsfähiger Bewegtheit sein.
Die körperlich Schwachen und Leichten haben gerade so
viel mitzureden wie die Schweren und Starken, denn die
Masse und die Wucht des Körpers wird nicht unmittelbar
eingesetzt. Nur so viel an Kraft muss aufgewendet werden,
als nötig ist, den kleinen leichten Ball schnell genug
an einen gewünschten Ort zu befördern. Hockey erfüllt
deshalb die Mission des gerechten Ausgleichs gegenüber
anderen Spielen, bei denen das körperliche Übergewicht
deutlich mitspricht.
In seiner Vollendung sieht Hockey fast aus wie
spielerisches Tändeln, doch stellt es an Hörte,
Ausdauer und Kampfenergie der Ausübenden die höchsten
Ansprüche." |
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