ws - Am Sonntag fand der erste
Rüsselsheimer Jazz-Tanztee im Bootshaus statt. Im Gespräch mit dem Initiator
dieser Veranstaltung, Wolfram Jirzik, war zu erfahren, daß er zusammen mit
seinen Brüdern schon lange begeisterter Anhänger des klassischen New
Orleans-Jazz ist. Die Band, in der er spielt - "Mahagony Hall" - ist Mitglied
der "Gesellschaft zur Förderung des New Orleans-Jazz", die heute schon über
Deutschlands Grenzen hinaus weit verbreitet ist. Als überzeugter Anhänger dieses
New Orleans-Jazz wollte er auch unter Rüsselsheims Jugend Interesse erwecken und
sowohl die Kenntnis als auch das Verständnis dieser Musik fördern.
Das ist ihm wirklich gelungen. Hatte
der Jazz in den letzten Jahren in der breiten Öffentlichkeit an Popularität
verloren - Kenner schätzten ihn natürlich immer - so gewann er am Sonntag in
Rüsselsheim sicher viele neue Freunde. Im Bootshaus spielten die "Side Walk Jazz
Band", die "Barrel House" Band, aus Frankfurt, und eine vielversprechende
Rüsselsheim-Höchster Band, "Mahagony Hall". Viele konnten sich Jazz nicht so
recht als Tanzmusik vorstellen; er war ja auch ursprünglich nicht dazu gemacht.
Aber daß man zu seinen Rhythmen auch gut tanzen kann, können alle Besucher des
Tanztees bestätigen.
Bei adventlich warmem
Kerzenlicht hatten bald alle das Gefühl, eine große Jazz-Familie zu sein. Zu
loben ist, daß die Veranstalter darauf geachtet hatten, daß der Saal nicht
überfüllt war. So war die Tanzfläche einmal nicht zu klein. Angenehm war auch,
nicht den ganzen Abend nur Twist, Slop usw. zu hören. Abgesehen von der
Ohrenstrapaze hält dieses Tanzen nämlich auch der größte Fan nicht stundenlang
aus. Der Tanztee war wieder "Tanz"-Tee und nicht "Schüttel"-Tee - was nicht
heißen soll, daß die Bewegungs- und Sportwütigen nicht beim Boogie- oder
Charleston-Rhythmus, der übrigens an die Entstehung des New Orleans-Jazz in den
zwanziger Jahren erinnert, Gelegenheit hatten, sich gründlich auszutoben.
Fazit: Ein wirklich
gemütlicher Abend, eine wahre Erholung von der "modernen" Welle. Der Jazz durfte
beweisen, daß er keineswegs veraltet ist, sondern aktuell wie eh und je. Dieser
erste Erfolg sollte den Veranstaltern Mut zu weiteren solchen Jazzabenden geben.
Wer hingeht, wird in seinen Erwartungen bestimmt nicht enttäuscht. Interessenten
am New Orleans-Jazz, die vielleicht selbst jazzen wollen, gibt Wolfram Jirzik in
Rüsselsheim - telefonisch erreichbar - gern Auskunft und praktische Ratschläge.