Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Wilfried Hoffmann

Büro und kleines Rudersportmuseum in einem Raum: Wilfried Hoffmann kann auf eine erfolgreiche Zeit zurückblicken, im Beruf wie im Sport.

 

 

Erfolg in Beruf und Sport:

Wilfried Hoffmann wechselt niemals die Seiten

Von Willi Hofmann (aus "Rüsselsheimer Echo" vom 15.07.2000)

Seit gut fünf Wochen, genauer gesagt seit dem 31. Mai 2000 ist er im Ruhestand, Wilfried Hoffmann, der am 25. März 1941 in Rüsselsheim zur Welt kam. Im Elternhaus in der Kürbisstraße 65, in dem er jetzt mit seiner Frau Monika geb. Schmidt, lebt. Ein Mann, bodenständig, ohne Schnörkel, der damit zufrieden ist, seine beiden großen Lebenswünsche erfüllt zu sehen. Im Beruf wie im Sport.

Er hat niemals die Seiten gewechselt. Für den Absolventen des Immanuel-Kant-Gymnasiums, damals noch in der Schulstraße, das sich seit dem Jahr 1939 Vollanstalt nannte, war somit der leidige Weg nach Erreichen der Tertia zu Ende. Jene Pennäler mussten damals noch nach Mainz wechseln, um ihr "Abi" zu machen.

Für Wilfried Hoffmann war es klar, dass er nur einen Beruf im technischen Bereich anstreben werde. So stand es auch im Abschlussbericht des Gymnasiums zu lesen. Der Weg war einfach vorgezeichnet. Bei der Technischen  Hochschule  in Darmstadt schrieb er sich ein für den Zweig "Elektrotechnik", und folgerichtig verließ er das Haus als "Diplom-Ingenieur für Elektrotechnik".

Zu seinem ersten und letzten Brötchengeber war es nicht weit. Er landete bei dem bekannten Unternehmen HEAG in Darmstadt, dem Stromversorger; er hat sich mit der Stromwirtschaft befasst. Am 1. Juni 1967 war sein erster Arbeitstag, der letzte im gleichen Haus am 31. Mai dieses Jahres. Letzte Stufe in der Karriere des Wilfried Hoffmann war der Sessel des Prokuristen.

Fast  deckungsgleich die  sportliche Karriere des bekannten Rüsselsheimers, der als 16-jähriger zum Rudersport kam, dem er bis heute, immer beim Rüsselsheimer Ruder-Klub, treu blieb. Aktiv wie als Vereinsfunktionär. Mehr als 50 Regattasiege hat er errungen in den verschiedensten Bootsklassen. Einmal wurde er auch deutscher Vize-Hochschulmeister, einmal Dritter beim Deutschen Meisterschaftsrudern und einmal Dritter bei den Eichkranzrennen. Seine Hoffnung: Schon bald wieder in einem Boot mit den "alten Kumpels und Haudegen" zu sitzen, zu denen ‒ um einige zu nennen ‒ auch sein Vereinspräsident Prof. Dr. Dietmar Klausen, Dr. Wolfgang Mack, Jochen Zimmermann, der "Bär am Riemen", Rudi Reitz, Architekt Ragnar Otto und Uwe Hurlin zählen. Zusammen sind es etwa zwanzig "Seniorenfreunde" mit dem Hang zum Wassersport.

Wilfried Hoffmann geht derzeit buchstäblich am Stock. An zwei Krücken. Wenn er Pech hat, kommt er unters Messer mit einem Meniskusschaden. Seit 1960 gehört er dem Vorstand an, 1974 wurde er Schatzmeister für die Finanzen, und er ist es noch heute. Sein zweckmäßig eingerichtetes Büro in dem Haus in der Kürbisstraße, 1939 gebaut ‒ einige Wände sind mit den Fotos aus den Erfolgszeiten verziert ‒ lässt mit vielen technischen Geräten an den Prokuristen erinnern. Über seinem Kopf in dem holzgetäfelten Raum hängt die schlanke Bugspitze eines Vierers mit Steuermann mit dem bezeichnenden Namen Ruzilo. Letztlich war der Mitgründer und erste Vorsitzende des Rudervereins Lehrer Wilhelm Sturmfels, der Heimatforscher.

In der Familie fiel der Apfel nicht weit vom Stamm. Sohn Sven Hoffmann, inzwischen 30 Jahre alt und als diplomierter Bauingenieur tätig, holte gleich drei deutsche Meisterschaften im Ruder-Kurzsprint über 500 Meter nach Rüsselsheim. All die Erfolge der Ruderer aufzuzählen in den Jahren des Bestehens ‒ der Verein wurde 1908 ins Leben gerufen ‒ ist zumindest für unsere Streiflichter nicht möglich. Dabei ausgelassen die großen Erfolge der Hockeyabteilung auf dem internationalen Parkett.

Ein Stück Nostalgie: Sieg im Seniorachter in Gießen 1963 für den RRK (vom Bug: Dietmar Klausen, Günter Müller, Wolf von zur Mühlen, Klaus Zander, Jochen Zimmermann, Klaus Hartmann, Klaus Köppen, Wilfried Hoffmann, Stm. Karl-Heinz Wagner)

Wilfried Hoffmann, der in der Schule neben der Technik noch die Mathematik liebte, erinnert sich noch daran, dass er an seinem vierten Geburtstag 1945 die Ankunft der Amerikaner in Rüsselsheim, das Ende des Krieges, erlebte. Die Abiturienten, es gab damals am Gymnasium zwei Klassen, haben sich 40 Jahre nach dem denkwürdigen Tag in beachtlicher Zahl wiedergetroffen. Habe man früher aus den Schulfenstern hinunter zur Ludwig-Straße und fast in die Fleischtöpfe des Treberschen Gasthauses "Schaab-Louis" hereingeschaut, so habe man zur Feierstunde hinüber auf die Fassade der Schulanstalt geblickt und dabei Erinnerungen an die einstigen "Pauker" ausgetauscht.

Wilfried Hoffmann, der Gewissenhafte, schrieb zum 75. Geburtstag über die wechselvolle Geschichte des Rüsselsheimer Ruder-Klub 08. Eine chronologische Darstellung, in die der Ruderverein Rüsselsheim von 1908 bis 1942, die Rudergesellschaft "Undine" Rüsselsheim, von 1910 bis 1914 und von 1919 bis 1942 bis zur Verschmelzung, eingeschlossen sind.

Ein Buch, 272 Seiten stark, das nicht nur Ruderfreunde oder Hockeyfans interessiert. Lückenlos mit zahlreichen spannenden Fotos, wie es nur ein ruderverrückter Mathematiker, dazu noch ein brillanter Texter schaffen kann.

Ein Blick in das Jahrbuch fordert viele Namen zutage, die auch heute noch im städtischen Leben bekannt geblieben sind. Ein Werk, in dem die Blütezeiten des Rudersports, eng verknüpft mit dem Namen Georg von Opel. Als sich die später gegründete Hockeyabteilung mit einer Unzahl von internationalen Erfolgen an die Klasse der Ruderer heranhangelte, gab es bis heute keine Konkurrenzstreiterei. Man gehörte und gehört ja einem Verein an.

Die Gründer des RRK-Vorläufers Ruderverein Rüsselsheim, die schon am 11. August 1908, nach der Geburtshilfe durch Lehrer Wilhelm Sturmfels, die Vorstandsspitze übernahmen, waren Georg Kirschenstein, Joseph Grass, Max Bastian, der Schüler Georg Blöcher, Mechaniker-Ausbilder Gustav Bräutigam, der Bahnlehrling Hermann Christ, Ingenieur Anton Daum, Schüler Georg Delp, die Schüler Karl Heil, Heinrich Hummel, Heinrich Jung, Johann Boeder, August Schilling, Hugo Zimmer, der Gastwirt Adolf Holz, Student Karl Henkel, Kaufmann Max Nachmann, Lehrer Heinrich Schwarz wie dessen Kollege Hans Steuerwald.

Der Gründerakte ist zu entnehmen, dass der Monatsbeitrag auf eine Mark, die Aufnahmegebühr auf drei Mark festgesetzt wurde. Zur Ausübung des Rudersports, des eigentlichen Vereinsziels, war die Anschaffung eines Bootes dringend notwendig. Bei der Bootswerft Wirth in Frankfurt wurde ein gebrauchter Gig-Vierer gefunden, der für 170 Mark, bei 70 Mark Anzahlung, erstanden wurde. Das damalige Eichenholzboot wog sage und schreibe vier Zentner. Am 23. August fand die erste Fahrt statt. Ohne Anlegepritsche.

Nach Beendigung des 1. Weltkriegs 1919 wurde der Ruderbetrieb unter Leitung von Adam Ihrig, dem erfolgreichen Aktiven und späteren Vorsitzenden, wieder  aufgenommen. Adam Ihrig war es auch, der 1920 mit 286 Fahrten und 1006 Kilometern vor Peter Horle und Albert Messer geführt wurde. In der 1983 beendeten Aufstellung der Vereinserfolge nimmt Georg von Opel mit 116 Siegen die erste Position ein.

Paradestück: der Meisterschaftsachter der Rudergemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim ‒ deutsche Extraklasse ‒ wie es Wilfried Hoffmann beschreibt, in dem Wilfried Seipp, Karl Bauer, Adam Munk, Georg Boller, Georg Schneider, Erich Kohl, Georg von Opel, Willi Wenz und Steuermann Hanswalter Messer saßen, trainiert von Fritz Brumme, einem der besten Übungsleiter, die es je in Deutschland gab.