wei - "Die Leute haben Angst,
wenn sie ein Ehrenamt übernehmen, dass dieses Amt sie vereinnahmt. Und sie
haben nicht den Mut zu sagen: Ich war aktiv, aber jetzt mache ich mal ein,
zwei Jahre Pause, weil ich keine Zeit mehr für ein Ehrenamt habe", sagt
Werner Alt. Der frühere Ruder-Trainer des RRK und ehemalige
stellvertretende Abteilungsleiter zählt gemeinsam mit seinem
Vereinskameraden Wilfried Schwanke und den Skiclub-Gründungsmitgliedern
Anita und Rainer Petri zu den vier Rüsselsheimern, die heute Abend bei der
Sportlerehrung in der Köbelhalle mit der Ehrenurkunde der Stadt
ausgezeichnet werden – Lohn für mindestens zwanzig Jahre ehrenamtliche
Mitarbeit in einem Sportverein.
Das Ehrenamt steckt in der Krise.
Immer weniger Vereinsmitglieder sind bereit, sich längerfristig zu engagieren.
Werner Alts Ursachenforschung kann Wilfried Schwanke nur zustimmen. Der
Pressewart des RRK ergänzt: "Die Leute haben auch Angst vor der Routine. Wenn
man heute noch Ehrenamtliche findet, dann sind sie eher für die Organisation
einzelner Veranstaltungen zu gewinnen als für wöchentlich ähnliche Aufgaben wie
das Zusammentragen von Spielstatistiken." Schwanke und Alt haben eine
ähnliche Entwicklung beim Ruder-Klub hinter sich. Beide waren zunächst Sportler
und haben sich dann langsam in den Bereich Übungsleiter/Funktionär
eingearbeitet. Und für beide stand außer Frage, nach der Sportlerlaufbahn weiter
im Verein zu helfen.
"Bronze" bei der
Deutschen Meisterschaft 1965 im Vierer mit Steuermann für den RRK-Vierer
mit Wilfried Hoffmann, Andreas Hartmann, Werner Alt und Dieter Lang, nicht
im Bild Stm. Reinhard Scholta |
Werner Alt, Techniker im
Ruhestand, ruderte von 1962 bis 1968 beim RRK, wurde dreimal Dritter bei
Deutschen Meisterschaften und Länderkampf-Sieger. Von 1975 bis 1983 trainierte
er die Aktiven – hier war ein zwanzigstündiges ehrenamtliches Engagement pro
Woche die Regel. Später war Alt Mitglied des Ruderausschusses (1984 bis
1987) und stellvertretender Abteilungsleiter Rudern (1990 bis 1995). "Ich hatte
viel Spaß als Sportler und will der Jugend und dem Verein etwas davon
zurückgeben", sagt der Dreiundsechzigjährige. Und: "Rüsselsheim, Rudern, Main,
Wasser – das ist mein Ding".
Der Ruder-Klub lebe von der
Kameradschaft, sei wie ein große Familie, sagt Alt, der als Beisitzer im
Hauptvorstand bei der Organisation von Veranstaltungen hilft. Da sei es
selbstverständlich zu helfen, zumal es einiges zu tun gebe: "Wir haben ein
eigenes Klubhaus, ein eigenes Gelände – das muss alles unterhalten werden."
Eine große Aufgabe bedeutet für
Werner Alt und seinen Vereinskameraden Wilfried Schwanke das Vereinsjubiläum
im Jahr 2008. Die Vorbereitungen auf die Feier zum hundertjährigen Bestehen
haben bereits begonnen und Pressewart Schwanke ist für die Erstellung der
Chronik mitverantwortlich.
Bereits im Alter von 22 Jahren begann
der Opel-Angestellte 1982 als Spielführer der RRK-Hockeyreserve mit dem
Verfassen von Pressemeldungen nach Spielen. Später kamen Texte für die
Jugendteams, die "RRK-Mitteilungen", das abteilungsübergreifende Vereinsjournal
und die seit 1999 bestehende Homepage des Vereins hinzu, für die der
Sechsundvierzigjährige verantwortlich ist. Immerhin zwischen hundert und
zweihundert Zugriffe verzeichnen die Internet-Seiten (www.rrk-online.de) pro
Tag. Schwanke, der früher auch Jugendtrainer und Schiedsrichter war, investiert
rund zwei Stunden in die Pflege der Homepage und die Pressearbeit – täglich.
"Das geht nur, wenn die Ehefrau hinter einem steht."
Großeinsätze waren für Pressewart
Schwanke die Hallenhockey-Europacups in der Köbelhalle, mit Mannschaften und
Medienvertretern aus ganz Europa. Als sportlich schönste Zeit sieht er den
Aufstieg der Rüsselsheimer Hockeyspielerinnen in die nationale und europäische
Spitze an, den er als Pressewart intensiv begleitete. Der größte persönliche
Erfolg im RRK-Trikot war eine Erfolgsserie mit dem Seniorenteam in den neunziger
Jahren: "Wir sind sechsmal in Folge aufgestiegen – von der sechsten Verbandsliga
in die erste Verbandsliga." Schwankes Wunsch zur Ehrenbrief-Verleihung? "Dass
sich jemand unter den Jugendlichen im Verein findet, der die Jugendseiten
der RRK-Homepage betreut, die immer breiteren Raum einnehmen."