Vierter, Sechster, Fünfter - und was
kommt jetzt? "Ich denke, daß wir am Ende den dritten oder vierten Platz belegen.
Alles, was darüber hinaus geht, wäre eine positive Überraschung, alles darunter
wäre schwach", sagt Volker Schädel. Keine Frage, der Mann, der die
RRK-Hockeyspieler als neuer Trainer durch die an diesem Wochenende anlaufende
Bundesliga-Hallensaison führen soll, ist sich seiner Sache ziemlich sicher. "Die
Vorbereitung hat gezeigt, daß die Mannschaft gut spielen kann und das Potential
für einen vorderen Tabellenplatz hat", so Schädel.
Nach
sechsjähriger "Verbannung" in die Regionalliga ist den Hockeymännern des
RRK 1994 der Wiederaufstieg in die Hallen-Bundesliga gelungen (hinten:
Abteilungsleiter Fritz Schneider, Patrick Honnef, Holger Klein, Jan-Erik
Reitz, Volker Schädel, Torben Stalmach, Björn Emmerling, Masseur Pit
Bulajic, Betreuer Martin Müller, Trainer Berti Rauth; vorn: Glenn Eifert,
Thomas Susenburger, Oliver Domke, Klaus Eberts, Christopher Reitz, Jens
George) |
Daß der 30 Jahre alte Garten-
und Landschaftsbauer an diesem Samstag auf der Bank sitzt, wenn die Herren
des Ruder-Klubs um 17 Uhr in der Köbel-Halle gegen den deutschen Meister
Dürkheimer HC in ihre vierte Spielzeit seit dem Wiederaufstieg starten,
ist dennoch nicht selbstverständlich. Trotz inzwischen rund 14 Jahren als
Trainer verschiedener RRK-Nachwuchsmannschaften und des zweiten Damenteams
sowie einer überaus erfolgreichen Rückrunde als Interimscoach der
Bundesligamänner, die bekanntlich erstmals seit 18 Jahren wieder ein
DM-Halbfinale auf dem Feld erreichten, war aus Spielerkreisen eine externe
Besetzung des seit Ende der vergangenen Hallenrunde verwaisten
Trainerpostens favorisiert worden. "Vor allem die Art und Weise, wie das
abgelaufen ist, hat mich schon enttäuscht", sagt Schädel, der sich von
seinen langjährigen Mitspielern mehr Offenheit gewünscht hätte.
Über diese Ereignisse ist nach rund
vier Monaten Gras gewachsen. "Es hat sich kein anderer gefunden", sagt Schädel,
ohne sich deshalb als Lückenbüßer zu fühlen: "Ich denke, die angeführten
Argumente, ich hätte zu wenig Erfahrung oder sei zu sehr im Verein verwurzelt,
haben in der Vorbereitung an Gewicht verloren". Zuvor habe er allerdings mit den
Spielern das Gespräch gesucht und dabei den Eindruck gewonnen, "daß ein Feedback
da ist und das Team mitziehen wollte". Und mittlerweile, so Schädel, sei die
Stimmung unter den 22 Akteuren aus dem erweiterten Kader "richtig gut". Daß die
Beteiligung an den drei Trainingseinheiten pro Woche selten besser war, wertet
der C-Schein-Inhaber als Beleg für diese These.
Daß Harmonie, speziell im Sport, vom
Erfolg beeinflußt wird, ist auch Volker Schädel bewußt. Entsprechend paßt das
Auftaktprogramm dem neuen Trainer nicht so recht ins Konzept. "Es kann
passieren, daß wir mit 0:4 Punkten dastehen und dann Hektik aufkommt", sagt
Schädel. Aber da er prinzipiell eher ein positiv eingestellter Mensch und zudem
der Wille im Team erkennbar sei, mag er nicht an einen Fehlstart glauben. "Wir
sind stark genug, gegen Dürkheim und auch in Limburg zu punkten", so Schädel.
Schließlich habe der RRK sogar in der vergangenen Hallenrunde in Dürkheim
gewonnen, die dann acht Tage später Deutscher Meister wurden. Und die Limburger
schätzt er ohnehin nicht stärker als den RRK ein, obwohl der hessische Rivale
als Saisonziel die Endrundenteilnahme angegeben hat. "Der Münchner SC hat sich
mit so vielen Nationalspielern verstärkt, daß ich die neben Dürkheim als erste
Anwärter für die beiden Plätze im DM-Halbfinale favorisiere", sagt Schädel. Sein
Team sieht er nebst Rot-Weiß München sowie Limburg im Verfolgerfeld, während
Kickers Stuttgart, THC Hanau und Aufsteiger TG Frankenthal für ihn den Absteiger
unter sich ausmachen.
Was dem dreimaligen deutschen
Hallenmeister aus Rüsselsheim noch fehlt, um wieder ein Spitzenteam zu werden,
glaubt der neue Trainer in der Vorbereitung erkannt zu haben: "Uns fehlt die
mannschaftliche Tiefe und die mentale Stärke, mit schlechten Phasen und
Gegentoren umzugehen", sagt Schädel. Die Rückkehr des lange Zeit am Knie
verletzten Nationalspielers Björn Emmerling habe dem Team ebenso wie der Zugang
des Chemiestudenten Thomas Block vom Club Raffelberg-Duisburg zweifellos gut
getan, aber der Verlust des erfahrenen Spielgestalters Jens George wiege schwer.
In den Turnierspielen sei nach einem guten Beginn gegen Topteams oft ein krasser
Einbruch zu beobachten gewesen. "Daran müssen wir intensiv arbeiten", so
Schädel.
Obwohl der Trainer weiß, daß derlei
Veränderungen Zeit und Geduld voraussetzen, mag er zunächst einmal nur bis zum
kommenden März planen. "Ich muß erstmal sehen, ob das was für mich ist", sagt
Schädel. Angst, daß es ihm so ergehen könnte, wie seinem Vorgänger Torsten
Althoff, der als ehemaliges Teammitglied bei der Mannschaft keine Akzeptanz
gefunden hatte, spiele hierbei nicht mit: "Ich denke, der Torsten wollte einfach
zu viel auf einmal verbessern und war zudem ein paar Jahre jünger. Ich glaube,
daß ich mit meiner Art, den Spielern auf der Bank Hilfestellung zu geben, gut
fahre". Das erste Heimspiel wird Aufschluß darüber geben, ob des Trainers Worte
aufgenommen und umgesetzt werden.