Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Udo Hild

Udo Hild mit "seinen" Ruderern beim RRK 2005 (Benjamin Michel, Udo Hild, Sven Hartenbach)


 

 

 

 

 

 

Konsequent, ehrgeizig und ein großes Vorbild

Rudern: Der strenge Vater trieb RRK-Trainer Udo Hild weg von Büchern und hin zum Sport

Von Sara Reith (aus "Rüsselsheimer Echo" vom 09.04.2008)
 

Vor fünfzig Jahren Jahren war noch nicht abzusehen, welches Talent sich in Udo Hild verbarg. Den damals fünfzehnjährigen Mainzer interessierte der Rudersport wenig, er vergrub sich lieber als Hobby-Archäologe hinter seinen Büchern und kategorisierte historische Fundstücke. "Mein Vater wollte allerdings keinen Stubenhocker und hat mich vor die Wahl gestellt – Rudern oder Ringen", erzählt Hild rückblickend.

So landete er 1958 beim Mainzer Ruder-Club und begann eine Karriere, die so nicht zu erwarten war. Neben mehreren Titeln als Deutscher Meister zählt wohl die Teilnahme an den Olympischen Spielen 1968 und 1972 zu den Höhepunkten seiner sportlichen Laufbahn. Während er in Mexico im Doppelzweier auf den sechsten Platz kam, belegte er im Einer in München Rang vier und verpasste damit nur knapp den Platz auf dem Treppchen.

Über den Sport lernte der Mainzer seine Frau kennen

Udo Hild als Schlagmann des Deutschlandachters im Jahr 1974

Der gelernte Dreher kam viel herum in der Welt: Die Regatten in Kanada, Kopenhagen und Moskau waren der Lohn für das tägliche harte Training. "Meine Zeit als aktiver Ruderer war eindeutig die schönste Zeit meines Lebens", schmunzelt er, der sich ja ohne den strengen Vater gar nicht zu sportlichen Betätigungen aufgerafft hätte. Über den Sport hat er dann seine Frau kennengelernt, und auch die Kinder seien, so Hild, "am Wasser aufgewachsen".

Nach seiner aktiven Zeit legte der Rheinhesse das Ruderblatt freilich nicht aus der Hand: In diversen Vereinen trainiert er seitdem Jugendliche und Erwachsene. "Wenn Talente da waren, dann haben wir auch die Medaillen geholt", ist er stolz auf die Erfolge, die er mit seinen Sportlern erringen konnte. In den Siebzigern machte er aus Axel Reichert einen Jugendweltmeister im Einer, in den achtziger Jahren trainierte er Andreas Hobler, Detlef Glitsch, Stefan Erhard und Rüdiger Dingeldey, die schließlich mehrfache Deutsche Leichtgewichts-Meister wurden. Auch Weltmeister Sebastian Schulte wurde von Hild trainiert.

Selbst in beruflicher Hinsicht konnte er sich ganz dem Sport widmen: Im Sportamt der Stadt Mainz war er lange Zeit als Bereichsleiter für die Organisation von Sportveranstaltungen zuständig. Vor kurzem in Rente gegangen, hat er nun noch mehr Zeit für das Training, was seine Vereinskollegen freut.

"Bei der Tischkultur fängt es an"

Inzwischen ist er beim Rüsselsheimer Ruder-Klub aktiv und kümmert sich mit Argusaugen um die Sportler. "Bei der Tischkultur im Trainingslager fängt es an", doziert er streng – Ellenbogen auf dem Tisch duldet er nicht. Der Sport solle schließlich nicht nur den Körper trainieren, sondern auch eine soziale und erzieherische Aufgabe erfüllen.

Hild wurde beim 62. Hessischen Rudertag, der am Samstag in den Räumen des RRK stattfand, für seine fünfzigjährige Mitgliedschaft im Deutschen Ruderverband (DRV) geehrt. Die Laudatoren Hendrik Lotz, Ehrenvorsitzender des DRV, und Wolfgang Adrian, Abteilungsleiter Rudern im RRK, machten deutlich, wie viel das menschliche und sportliche Wirken Hilds dem Verband bedeutet.

"Die finnischen Frauen schwärmen heute noch von Dir", unkte Lotz, selbst in fortgeschrittenem Alter, bei den Rudertags-Teilnehmern und spielte auf Jahrzehnte zurückliegende Fahrten an. "Zielstrebig" sei Hild und habe stets ein offenes Ohr, lobte Adrian. Konsequent, ehrgeizig, ein großes Vorbild und absolut zuverlässig sei der Trainer Hild.

Der Erfolg komme nicht von ungefähr: "Er kennt kein Erbarmen. Auch wenn wir im Winter bei eisigen Temperaturen die Ruder nicht mehr halten können, müssen wir weitermachen. Denn Handschuhe duldet er nicht", zitiert Adrian unterhaltsam Zitate von Sportlern, die von Udo Hild trainiert wurden.


Udo Hild will auch als Rentner weiter dem RRK als Trainer zur Verfügung stehen, denn die Arbeit macht dem Olympiateilnehmer viel Spaß.

Durch Vater zum Sport gekommen

Udo Hild mit der Goldenen Ehrennadel des Deutschen Ruderverbandes ausgezeichnet

Von Michael Knoll (aus "Main-Spitze" vom 11.04.2008)
 

Vor einem halben Jahrhundert stieg Udo Hild zum ersten Mal in ein Ruderboot. Im Rahmen des 62. Hessischen Rudertages in Rüsselsheim bekam Hild am vergangenen Samstag für seine 50-jährige Mitgliedschaft die Goldene Ehrennadel des Deutschen Ruderverbandes (DRV) verliehen.

Der gebürtige Mainzer begann 1957 seine Ausbildung bei MAN in Gustavsburg und arbeitete dort bis 1972 als Spitzendreher. "Mein Vater hatte damals gute Kontakte zu MAN. Von ihm habe ich auch die Fingerfertigkeit geerbt", erklärt Hild. Nicht nur bei der Wahl des Ausbildungsplatzes, auch bei der Entscheidungsfindung bezüglich einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung hatte der Vater erheblichen Einfluss.

"Während meiner Schulzeit habe ich mich sehr für Archäologie interessiert und mittags mit einer kleinen Schaufel nach alten Tongefäßen gegraben", erklärt der zweifache Familienvater. Eines Tages sei sein Vater in sein Kinderzimmer gekommen und habe alle Funde weggeworfen. "Ich war 15 Jahre alt, als mein Vater mir sagte, dass er keinen Stubenhocker gebrauchen könne und ich Sport machen soll", erinnert sich Hild. Ringen oder Rudern standen damals zur Auswahl und da es ihm persönlich egal war, traf sein Vater die Entscheidung. Gleich am nächsten Tag gingen sie gemeinsam zu einem Training des Mainzer Ruder-Clubs. Von diesem Moment an hatte sich Udo Hild ganz dem Rudersport verschrieben.

Auch seinen Wehrdienst leistete Hild auf dem Wasser ab. "1963/64 diente ich bei der Marine und ich war der einzige, der unter Tränen abheuerte", so Hild, dem es Spaß machte "mit dem Schnellboot auf der Ostsee zu fahren". Hild erinnert sich noch sehr gut an seinen Entschluss, nicht bei der Marine zu bleiben: "Ich wollte unbedingt zu den Olympischen Spielen 1968 nach Mexiko. Dafür hätte ich alles getan", begründet er seine Entscheidung. Gemeinsam mit Wolfgang Glock von der Frankfurter Rudergesellschaft Germania, mit dem er zuvor Deutscher Meister im Doppelzweier geworden war, startete Hild 1968 tatsächlich bei den Olympischen Sommerspielen in Mexiko-Stadt und erreichte den 6. Platz.

Bei den Olympischen Spielen vier Jahre später in München startete Hild im Einer, verpasste jedoch auch diesmal den Sprung auf das Siegertreppchen nur knapp. Hild wurde Vierter und erklärte vor der Presse: "Wie ich mich fühle? Beschissen!"

Bei dem Empfang der Olympioniken in Bonn, bei dem Hild das Silberne Lorbeerblatt verliehen bekam, knüpfte er Kontakte, die ihm zu einem Stipendium verhalfen. Nach bestandener Aufnahmeprüfung begann er 1972 in Trier eine Ausbildung als Fachsportlehrer und arbeitete nach seinem Abschluss sechs Jahre im Trierer Sportamt, ehe es ihn 1980 zurück nach Mainz zog. Bis vor drei Wochen arbeitete er im Mainzer Sportamt. "Ich bin an meinem 65. Geburtstag in Rente gegangen", verkündet Hild freudestrahlend.

Langeweile sieht der mittlerweile in Taunusstein wohnende Ruderer nicht auf sich zukommen. "Ich werde weiterhin meiner Trainertätigkeit beim Rüsselsheimer Ruder-Klub (RRK) nachgehen und außerdem habe ich ein großes Grundstück mit Garten zu pflegen. Da ist in den letzten Jahren einiges liegengeblieben", freut sich Hild auf seinen Gartenteich mit Wasserfall.