Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Über Mitglieder des RRK (1993)   

Tanja Dickenscheid

Hockey-Halbfinale der Damen: Zwei Comebacks im richtigen Moment

Ehrgeiz und Optimismus helfen auf die Beine

Tanja Dickenscheid läuft für Rüsselsheim

Aus "FAZ" vom 09.10.1993

uly. - "Nein", sagt Tanja Dickenscheid, „eine Leidensgeschichte ist nicht zu Ende gegangen." Dabei spricht vieles dafür, die vergangenen Wochen und Monate der Hockey-Nationalspielerin so zu bezeichnen. Im April, am Karfreitag, stürzte sie beim Skilaufen. Diagnose: Kreuzbandriß. Dem deutschen Meister Rüsselsheimer RK schwante Schlimmes ohne seine Mittelstürmerin. Schließlich hatte Tanja Dickenscheid als eine Art Dauerläuferin im Angriff großen Anteil an den Erfolgen der Vergangenheit. Auf diesen Aktivposten sollte also Trainer Berti Rauth für die gesamte Feldsaison verzichten, wie es zuerst hieß. Doch die doppelten Sorgen um die Gesundheit der Spielerin und das Fortkommen der Mannschaft sind mit dem vergangenen Wochenende gewichen: Die Rüsselsheimerinnen schlossen die Bundesligarunde der Gruppe Süd als Klassenbeste ab. Am Samstag steht der Titelverteidiger gegen den Großflottbeker THGC, der erstmals so weit vordrang, im Halbfinale um die deutsche Meisterschaft. Und Tanja Dickenscheid wird mitspielen.

Fast genau fünf Monate liegen zwischen der Operation in Straubing Ende April und dem Neubeginn in der Bundesliga Ende September. Eine Zeitspanne, die angesichts der schweren Verletzung fast kurz zu nennen ist. Zwei Grundeigenschaften halfen Tanja Dickenscheid so zeitig wieder auf die schnellen Beine: Ehrgeiz und Optimismus. "Die Ärzte sagten mir, daß ich es noch bis zum Ende der Feldsaison schaffen kann, also habe ich es versucht." Vier Monate lang ist sie jeden Tag in die physiotherapeutische Abteilung des Olympiastützpunktes Frankfurt gegangen, wo die Nachbehandlung und das Aufbautraining vorangetrieben wurden. Anfangs habe sie zuviel gewollt, später dann die Lust verloren, als die Erfolge sich nicht schnell genug einstellen wollten.

Die kleinen Tiefs wichen erst allmählich einem stabilen Hoch. Dank ihrer Zuversicht und ihrer Krankengymnastin. Denn diese sorgte sich aus doppeltem Grund um die schnellstmögliche Genesung der Patientin. Schließlich hoffte Eva Hagenbäumer auf die baldige Rückkehr ihrer Mitspielerin beim Rüsselsheimer RK. "Das Tollste war, als ich das erste Mal wieder an der frischen Luft laufen konnte", sagt Tanja. Dickenscheid. Denn passiv zu sein oder in einem Raum eingeschlossen, ist ihrer Natur zuwider. Die 24 Jahre alte Frau stammt vom Land, ist in Gau-Algesheim in Rheinhessen zu Hause. Vielleicht deshalb, so glaubt sie, fühle sie sich draußen am wohlsten, studiere ausgerechnet Biologie. Wegen des größeren Platzangebotes und der frischen Luft zieht sie auch das Hockeyspiel auf dem Feld dem in der Halle vor.

Aller Verbundenheit zum Sport und zur Natur zum Trotz konnte Tanja Dickenscheid der Verletzung aber auch Gutes abgewinnen. Seit drei Jahren war sie fast ununterbrochen unterwegs in Sachen Hockey und lernte deshalb die Zwangspause als Kunstpause schätzen. Lange habe sie ihr Spiel nicht vermißt und das Gefühl genossen, "endlich mal den Kopf frei zu haben vom Hockey". So fand sich Zeit für Studium und Privatleben, das sonst zu kurz kam. Denn der Freund, Erik Zymna, kämpft in der Judobundesliga, und einer von beiden war fast immer mit Training, Wettkampf oder Lehrgang beschäftigt. Nun ist der Alltag eingekehrt, wird die Zukunft wieder der Vergangenheit ähneln. Doch der sportlichen Karriere wegen nimmt Tanja Dickenscheid manches in Kauf. Sogar den vorläufigen Verzicht aufs Skilaufen.   

Tanja Dickenscheid mit ihren Mannschaftskameradinnen der deutschen Nationalmannschaft und vom RRK sowie mit Christopher Reitz bei der Ehrung durch die Stadt Rüsselsheim für die Erfolge beim Olympischen Hockeyturnier 1992 in Barcelona (Christopher Reitz, Bianca Weiß, Susanne Müller, Eva Hagenbäumer, Tanja Dickenscheid, Britta Becker)