Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Über Mitglieder des RRK (1956)   

Rolf Bopp

"Boppche" und sein Hundertster

Kurz vor Saisonschluss holte sich Rolf Bopp seinen 100. Sieg

Von Rolf Sittmann (aus Klub-Nachrichten des RRK 9/1956)

 

Wie in so manchem seiner vielen Rennen holte sich Rolf Bopp auch seinen 100. Steuermannsieg praktisch auf den letzten Metern, diesmal jedoch nicht auf den letzten Metern der Strecke, sondern der Rudersaison. Endlich, am letzten Regattasonntag dieses Rudersommers, hat es im Schiersteiner Hafen geklappt. Lange schon stand er immer kurz davor, aber die Umstände waren immer wieder gegen ihn. Am 16. September 1956 steuerte er den Senior-Vierer, dessen Sieg ihm auch den sehnlichst erwarteten "Hundertsten" brachte.

Sieben Jahre muss man zurückblenden, wenn man den erfolgreichen Weg, den unser Rennsteuermann in seiner rudersportlichen Tätigkeit ging, von Anfang an verfolgen will. Seit 1948 Mitglied im RRK, steuerte "Boppche", wie er von seinen Bootskameraden genannt wird, auf der Flörsheimer Regatta erstmals einen Jungmann-Vierer. 1949 holte sich Fritz Brumme, der mit Kennerblick das Talent sofort erkannte, den Anfänger zur Rudergemeinschaft. Auf der Pfingstregatta gewann er dann im Leichtgewichts-Senior-Vierer sein erstes Rennen, denen bald weitere folgten. Wenig später saß er schon, das Megaphon vorm Mund, als neunter Mann im Achter. Gewissermaßen den ersten Höhepunkt seiner sportlichen Laufbahn erlebte Rolf Bopp 1949 auf der Deutschen Meisterschaft, wo er den leichten Senior-Achter steuerte, der im Endlauf knapp gegen Etuf Essen verlor.

Es würde entschieden zu weit führen, alle gewonnenen Rennen schildern zu wollen. Wir müssen uns daher nur auf die wichtigsten beschränken. Die "ertragreichste" Regatta während all der Jahre war die Flörsheimer Pfingstregatta 1950, bei der Rolf Bopp acht Rennen gewann. Im selben Jahr holte er sich mit dem Kohl-Vierer den Kaiser-Preis in Bad Ems.

Ab 1951 hatte "Boppche" dann seinen Stammplatz im 1. Senior-Achter. Mit den "Dicken" trat er seine erste Auslandsreise nach Marlowe (England) an, wo die Rudergemeinschaft zweites Boot hinter dem "Lady Margret-Achter" und vor dem Leander-Boot wurde. Eine Woche später ging es schon wieder hinüber auf die Insel zur Henley-Regatta , dem großen Erlebnis jedes Ruderers. Vierzehn Tage stand der Mannschaft ein Trainingslager zur Verfügung, um sich topp fit zu machen für die harten Rennen, denn 52 Achter kämpften um den Thames-Cup. Im Endlauf unterlag dann die RG mit einer knappen Länge der Pennsylvania-Crew.

"Boppche", Rolf Bopp, mit seinem Achter, dem Achter der Rudergemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim, 1951 in Henley (Wilfried Seipp, Adam Munk, Georg Schneider, Helmut Schwinn, Renè Kuhn, Georg Boller, Georg von Opel, Karl Bauer, Stm. Rolf Bopp)

Wieder in Deutschland, brach die Höchstform fahrende Mannschaft mit Rolf Bopp am Steuer im Mainzer Floßhafen den von Ungarn 1926 aufgestellten Streckenrekord. Dieser Flörsheim-Rüsselsheimer Rekord steht heute noch. Kurz darauf hieß es wieder Koffer packen. Via München ging es per Flugzeug zum Dreiländerkampf nach Wien. Für Deutschland startend, holte sich die RG im Achter den Sieg vor Jugoslawien.

Um den sportlichen Erfolgen dieses Jahres die Krone aufzusetzen, wurde der Achter mit "Boppche" am Steuer in Mainz Deutscher Meister vor Köln 77. Mit Moselwein feierte unser Rennsteuermann in Zell seinen 50. Sieg.

Das Olympiajahr 1952 begann mit interessanten Versuchen, die gerade für unseren Rolf Bopp umwälzende Neuerungen brachten. Er kann für sich in Anspruch nehmen, der erste „liegende Steuermann" gewesen zu sein. In Mainz wurde es zunächst im Achter ausprobiert und als unzweckmäßig bald wieder eingestellt. In Hannover lag dann "Boppche" erstmals im Zweier - und siehe da - es klappte. Das Boot wurde später der RG Wiesbaden-Biebrich überlassen, die sich in Bled damit die Europameisterschaft holte. Die Deutsche Meisterschaft 1952 stand unter einem schlechten Stern - Pillenaffäre, dieses Wort sagt eigentlich alles. Mit zwei Längen abgeschlagen, reichte es nur zu einem 2. Platz.

Die Rudersaison 1953 begann für Rolf Bopp gleich mit zwei Auslandstarts. Himmelfahrt in Gent und Pfingsten in Ostende. Der Sieg des Kohl-Vierers brachte ihm den 75. Sieg. Nach der Auflösung der Rudergemeinschaft flog der kleine Einzentnermann, der oftmals mit Sandsäcken sein Gewicht komplettieren musste, mit dem Schmitt-Achter zur Henley-Regatta. Am 2. Tag schon schied aber die Mannschaft gegen Princeton aus. Auf der Meisterschaft im Mannheimer Mühlauhafen wurde sie mit 1/10 sec. von Amicita Mannheim geschlagen.

Als Jahr der Niederlagen ist in der "Boppschen Chronik", in der über alle Rennen genau Buch geführt wird, die Saison 1954 vermerkt. Drei Siege, das war das ganze Jahresergebnis.

1955 brachte gleich wieder eine Sensation für Ruderer und Steuermann. Die Takt-Ruderei (Zick-Zack-Vierer) war erfunden, wurde in Gießen ausprobiert und zeigte wenig Erfolg. "Boppche" startete mit dem Pöppel-Vierer und im Achter nur in der Junior-Klasse. Mit großer Erfahrung brachte er die jungen Mannschaften über die Strecke.

Dieses Jahr nun machte er den 100. Sieg voll. Mit 101 Siegen (keine Jugendsiege), einer Deutschen Meisterschaft und einem Länderkampfsieg gehört Rolf Bopp zu den erfolgreichsten deutschen Steuerleuten (er dürfte etwa an 4. oder 5. Stelle rangieren). Von diesen auf in- und ausländischen Regattaplätzen gewonnenen Rennen legen die 97 Ehrenplaketten und die 4 silbernen Becher, die in einem mit dunkelblauem Samt ausgeschlagenen Preisschrank (55x100 cm) aufbewahrt werden, ein ausgezeichnetes Zeugnis ab. Einen Ehrenplatz in der Wohnung des Jubilars nimmt auch die Urkunde über die 1952 verliehene Silberne Nadel des Landessportbundes Hessen ein.

Wir gratulieren unserem bewährten Rennsteuermann zu seinem 100. Sieg und danken ihm für die stete Einsatzbereitschaft, die nur der aufbringen kann, der mit Leib und Seele am Rudersport hängt. Wochen-, Sonn- und Feiertage verliefen während der Trainingsmonate im strengen Rhythmus Verzicht auf alle kleinen und großen Passionen. Mochten auch Rückschläge und Niederlagen sich häufen, "Boppche" war im nächsten Jahr immer wieder dabei. Unser Dank gilt heute auch seiner jungen Gattin, die ihn verständnisvoll immer wieder seinen Ruderkameraden überließ. Hoffen wir, dass Rolf Bopp noch lange Zeit dem RRK zur Verfügung. steht und er recht bald seinen 150. Sieg verbuchen kann.

So wurden die Rennen gewonnen:

1949 1950 1951 1952 1953 1954  1955 1956
8 22 22 21 10 3 11 4