Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Rainer Seifert

Rainer Seifert und Peter Trump im Trikot der deutschen Nationalmannschaft 1977

 

 

 

 

 

 

 

Einmal ist auch für den "deutschen Inder" Schluss

Rainer Seiferts Abschied nach 122 Länderspielen

Von Wolfgang Scheffler (aus "FAZ" vom 29. November 1980)
 

 Rainer Seiferts Elternhaus liegt nur wenige Schritte vom Rüsselsheimer Sommerdamm entfernt. Rainer Seifert, Sommerdamm, Rüsselsheimer Ruder-Klub - Namen, die im deutschen Hockey Klang haben, die ein Stück deutsche Hockey-Geschichte mitgeschrieben haben. In 122 Länderspielen trug Rainer Seifert das schwarz-weiße Trikot der Nationalmannschaft, liegt damit in der ewigen Rangliste der deutschen Nationalspieler hinter dem Berliner Carsten Keller auf dem siebten Platz. 45 Tore schoss der technisch brillante Stürmer für das bundesdeutsche Auswahlteam, mit dem er sowohl in der Halle als auch auf dem Feld Europameister wurde.

All das ist jetzt Vergangenheit. Mit der dreiwöchigen Australien-Reise verabschiedete sich der gelernte technische Zeichner aus der Nationalmannschaft. "Der Abschied ist mir schwerer gefallen, als ich gedacht habe, zumal wir jetzt eine dufte Truppe mit einer großartigen Kameradschaft zusammen haben. Aber einmal muss ja Schluss sein", zieht Seifert einen Schluss-Strich.

Das deutsche Olympiaaufgebot für Montreal 1976 (hinten: Bundestrainer Klaus Kleiter, Michael Peter, Dieter Freise, Horst Dröse, Werner Kaessmann, Peter Trump, Uli Voss, Wolfgang Strödter, Hans Montag; vorn: Rainer Seifert, Fritz Schmidt, Michael Krause, Wolfgang Rott, Klaus Ludwiczak, Peter Caninenberg, Ralf Lauruschkat, Heiner Dopp)

Worte des Dankes haben sie alle gefunden. Der Bundestrainer Klaus Kleiter, der sich schwertun wird, für das Ausnahmetalent Seifert einen Nachfolger zu finden, und die Mannschaftskameraden, von denen jeder bei der Abschlussfeier ein paar persönliche Worte an den scheidenden Mitspieler fand. Ein Zeichen, wie beliebt Seifert im Nationalmannschaftskreis ist. Keine Selbstverständlichkeit, denn auf dem Platz ist der "deutsche Inder", wie man ihn gerne wegen seiner außerordentlichen Ballfertigkeit nannte, ein Individualist, ein Mann, der mit seinen Soli ein Spiel allein entscheiden kann. Nicht nur in der Eliteauswahl, sondern auch für seinen Verein Rüsselsheimer Ruder-Klub (RRK), für den er fünf Feld- und drei deutsche Hallenmeisterschaften gewann. Rainer Seifert wohnt noch heute mit seiner Frau und der fünfjährigen Tochter in seinem Elternhaus, von wo er sich als Sechsjähriger zum ersten Mal auf den Wege machte, um am nahegelegenen Sommerdamm erste Versuche mit dem Krummstock zu machen. Nachbar war und ist Karl Heuß, einer der Männer, die hinter dem Aufstieg des RRK-Hockeys stehen, und dessen Sohn Michael spielte auch Hockey. Da war die Entscheidung für Hockey gefallen. Nicht wenige, die Seifert beim Turnier der Rüsselsheimer nicht fußballspielenden Vereine oder bei Prominentenspielen gesehen hatten, sind der Meinung, dass Seifert auch mit dem Lederball statt mit der kleinen Korkkugel Karriere gemacht hätte.

Sein großes Ballgefühl, die Fähigkeit mit der Kugel im Rastelli-Stil zu jonglieren und Gegner reihenweise zu narren, blieb nicht lange vorborgen. Mit 15 Jahren spielte er zum ersten Mal in der ersten Mannschaft des RRK, mit 21 Jahren absolvierte er beim 1:0-Sieg über Pakistan in Lahore sein erstes Länderspiel. 1972 beim Olympischen Turnier war er in zwei Spielen dabei: gegen Uganda und beim 2:1-Sieg über Argentinien, wo er beide Tore schoss.

Dass er im Endspiel einem anderen technisch brillanten Spieler, dem Frankfurter Wolfgang Baumgart, den Vortritt lassen musste, war für ihn keine Frage: "Für mich war es das größte, überhaupt dabei zu sein." Als Lohn erhielt zwar auch Seifert eine Münchner Goldmedaille, aber nicht bei der Siegerehrung, sondern vom damaligen Bundeskanzler Willi Brandt, denn damals bekamen nur die 13 Spieler (Endspielteilnehmer und Reservisten des Endspiels) olympisches Gold.

Seit 1975, seit dem olympischen Turnier in Montreal hat Seifert einen Stammplatz im Nationalteam, fünf Jahre lebte das deutsche Sturmspiel von Seiferts Ausnahmefertigkeiten. Der Abschied von der internationalen Bühne ist freilich kein Abschied vom Hockey. Für seinen Verein RRK wird er weiter in der Bundesliga spielen, "zwar nicht so lange wie Fritz Schmidt, aber doch noch ein paar Jährchen, denn das ist man den Kameraden schuldig, die ja mitgeholfen haben, dass ich so weit gekommen bin".

Schon am Sonntagmorgen setzt sich Seifert wieder für den RRK ein. Im Hessenderby zum Auftakt der Hallenhockey-Bundesliga, Gruppe Süd/West, geht es gleich in der Frankfurter Sporthalle Süd gegen SaFo Frankfurt (mit Wolfgang Baumgart). Seifert: "Über unsere Aussichten kann man schwer etwas sagen, vielleicht beflügelt es uns, dass die Endrunde in Rüsselsheim stattfindet, vielleicht hemmt es uns aber auch."