Von Walter Pfeifer (aus "Main-Spitze"
vom 8. Februar 1961)
Kaufmann Oscar Schlieben, am 23. Februar 1875 in Erfurt geboren, erwarb im
Jahr 1907 das Anwesen Waldstraße 18 von Heinrich Hartherz und betrieb dort
mehrere Jahrzehnte ein Eisenwaren- und Haushaltswarengeschäft, das weithin einen
guten Namen hatte. Bescheiden, wie Schlieben immer war, wollte er niemals im
Rampenlicht der Öffentlichkeit stehen. Nach kurzer Krankheit starb er beim
Besuch seiner Tochter Kläre Bangert geb. Schlieben am letzten Freitag in
Mannheim.
Im Alter von 27 Jahren siedelte Oscar Schlieben nach Rüsselsheim über und
gründete in der Waldstraße 18 ein Eisenwaren- und Haushaltswarengeschäft,
das dank der kaufmännischen Fähigkeiten seines Gründers bald zu einer anerkannt
guten Einkaufsstätte in Rüsselsheim wurde. Im letzten Weltkrieg wurde auch das
Anwesen Schlieben ein Opfer des Bombenkrieges. Das Gebäude wurde von der Fa.
Johann Saar käuflich erworben. Nach dem Kriege siedelten die Eheleute Schlieben
in die Weserstraße 34 über.
Seine Freizeit widmete schon der junge Kaufmann dem Rudersport. Im Jahr 1910
schloss sich Schlieben dem Rüsselsheimer Ruderverein 1908 an und wurde nach wenigen
Jahren in dessen Vorstand gewählt. Man übertrug ihm den verantwortungsvollen
Posten eines ersten Kassierers. Dieses Amt verwaltete Kaufmann Schlieben mit
vorbildlicher Gewissenhaftigkeit ganze 19 Jahre lang. Als der Ruderverein
Rüsselsheim 1908 ihn 1935 als treuen Silberjubilar auszeichnete, gab er dieses
Amt in andere Hände und übernahm das Ehrenamt eines Hauswartes.
Auf zahlreichen Jahrestagungen des Mittelrheinischen Regattaverbandes, auf
vielen Rudertreffen und erst recht bei der Vereinigung der Rudergesellschaft
Undine 1919 Rüsselsheim mit dem Ruderverein Rüsselsheim 1908 zum RRK hörte man
auf die langjährigen Erfahrungen eines Sportsmannes, der u. a. auch an den
finanziellen Beratungen beim Ankaut von Ruderbooten und auch Erwerb von
Grundstücken zum Ausbau eines Ruderhauses und in der Anlage von Hockeyplätzen
ein gewichtiges Wort mitzusprechen hatte.
Lange Jahre endeten Schliebens regelmäßige Spaziergänge am Sonntag Morgen im
Klubzimmer des RRK-Bootshauses, wo man den Werdegang des Vereins sehr oft Revue
passieren ließ. Gern gesprochen wurde dabei auch von aufsehenerregenden
sportlichen Erfolgen der damaligen Renngemeinschaft RVR/Rudergesellschaft
Undine.
Als zwischen 1946 und 1952 die Renn-/Rudergemeinschaft
Flörsheim-Rüsselsheim auch mit deutschen Meisterschaften aufwarten konnte,
wurden viele Ruderkameraden aus der Gründerzeit mit einem späten, doch redlich
verdienten Lorbeer geschmückt. Auch Oscar Schlieben wurde Inhaber zahlreicher
Ehrennadeln und Plaketten für treue Verdienste im deutschen Rudersport. Zu den
wertvollsten zählen die goldene Nadel des Rüsselsheimer Ruder-Klubs 08 und seit
zwei Jahren als höchste Auszeichnung des Deutschen Ruderverbandes die goldene
Ehrennadel für treue Dienste im deutschen Rudersport.
Auf seinen Wunsch erfolgte die Einäscherung
Oscar Schliebens in Mannheim in
aller Stille. Bei der Urnenbeisetzung auf dem Rüsselsheimer Waldfriedhof soll
ein würdiger Nachruf durch den RRK erfolgen.