"Nachgefragt bei
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Über Mitglieder des
RRK (1999)
Oliver Domke |
Nachgefragt bei:
Oliver Domke
"Ich bin keinesfalls ein Überspieler"
Die Fragen stellte Ulrich Fried (aus "FAZ"
vom 30.11.1999)
Das
Hessenderby in der Hallenhockey-Bundesliga zwischen dem Limburger HC und dem
Rüsselsheimer Ruder-Klub (RRK) ist von einer Tätlichkeit überschattet worden.
Der 23 Jahre alte Oliver Domke hatte den Limburger Dirk Hilpisch getreten und
war des Feldes verwiesen worden. Der Stürmer ist damit zum wiederholten Male
durch eine Rote Karte auffällig geworden.
Wie fühlen Sie sich 24 Stunden nach
dem Vorfall?
Eher schlecht, weil ich mir
vorstellen kann, dass die Strafe wohl ziemlich hoch ausfallen wird und ich in
der nächsten Zeit nicht mehr mitspielen kann.
Haben Sie eine Erklärung dafür,
warum es nach zuvor drei erfolgreichen Spielen ohne irgendeine Auffälligkeit
Ihrerseits zu dem Rückfall kommen konnte?
Nein, erklären kann ich mir das
nicht. Aber wenn man selbst und andere Spieler öfter gefoult werden, ohne dass
etwas dagegen unternommen wird, dann ist es auf Dauer schwer, ruhig zu bleiben.
Es war zu hören, dass Sie schon mit
einem unguten Gefühl nach Limburg losgefahren sein sollen. Warum?
Vor einer Woche erst ist ein Spieler
aus München von dem gleichen Spieler, mit dem ich schon seit langer Zeit immer
wieder aneinander gerate, in Limburg an der Hand verletzt worden. Im vergangenen
Jahr ist ein Spieler von uns aus der Partie gegen Limburg mit einem gebrochenen
Finger hervorgegangen. Auf einem Lehrgang der Juniorenauswahl in Limburg hat
dieser Spieler vor ein paar Jahren angekündigt, mich absichtlich abzuschießen.
Als Ihr neuer Trainer Kai Stieglitz
Sie vor Beginn der Hallenrunde zum Mannschaftskapitän bestimmt hat, wollte er
damit auch ein klares Zeichen gegenüber den Schiedsrichtern setzen. Wie haben
der Trainer und Ihre Mitspieler reagiert?
Sie waren bestimmt alle sehr
enttäuscht, haben sich aber über den Sieg auch ohne mich gefreut. Und fast alle
sind später zu mir gekommen und haben mir Mut zugesprochen.
Denken Sie, dass durch die
unumgängliche Sperre die Siegesserie der Rüsselsheimer Hockeyspieler
endet?
Nein. Unsere Mannschaft kann auf alle
Fälle auch ohne mich gewinnen. Ich bin keinesfalls der Überspieler, von dem
gerne gesprochen wird.
Sie haben angekündigt, nach der
beruflich motivierten Unterbrechung Ihrer Laufbahn in die Nationalmannschaft
zurückkehren und bei den Olympischen Spielen in Sydney dabei sein zu wollen.
Schadet dieser Vorfall Ihrer Karriere?
Ich glaube, dass ein solcher
wiederholter Zwischenfall mir nur schaden kann. Vielleicht wollen aber auch
einige Leute gar nicht mehr, dass ich noch einmal im Nationalteam spiele.
Nehmen wir einmal an,
Sie würden im Sportausschuss des Deutschen Hockey-Bundes sitzen und hätten über
den Fall Oliver Domke zu befinden. Welches Urteil würden Sie fällen?
Für diese Tat würde ich mir auch
einige Spiele Sperre geben. Aber ich würde den Schiedsrichtern und
Spielbeobachtern auch sagen, dass es langsam an der Zeit ist, die technisch
versierten Spieler in der Bundesliga mehr zu schützen.
Rüsselsheim muss beim 7:5 in Limburg
lange in Unterzahl spielen
Nach
sechsjähriger "Verbannung" in die Regionalliga ist den Hockeymännern des
RRK 1994 mit dem jungen Oliver Domke der Wiederaufstieg in die Hallen-Bundesliga gelungen (hinten:
Abteilungsleiter Fritz Schneider, Patrick Honnef, Holger Klein, Jan-Erik
Reitz, Volker Schädel, Torben Stalmach, Björn Emmerling, Masseur Pit
Bulajic, Betreuer Martin Müller, Trainer Berti Rauth; vorn: Glenn Eifert,
Thomas Susenburger, Oliver Domke, Klaus Eberts, Christopher Reitz, Jens
George) |
Domkes Aussetzer schadet dem RRK nicht
Von Nanette-Natalie Naumann (aus
"FAZ" vom 29.11.1999)
Oliver Domke ist ein
Risikofaktor. Für die gegnerische Mannschaft, weil der Hockeyspieler wie im
Akkord Tore erzielt. Für die eigene Mannschaft, weil dem begabten
Nationalspieler immer mal wieder sämtliche Sicherungen durchbrennen. Dass der
Rüsselsheimer Ruder-Klub (RRK) nach drei Spieltagen ohne Punktverlust zusammen
mit Dürkheim an der Spitze der Hockey-Bundesliga stand, machten die Fans daher
vor allem an Trainer Kai Stieglitz fest. Er habe aus dem wilden Domke einen
zahmen Mannschaftsführer gemacht, hieß es, der dennoch viele Tore schoss. Das
war einmal: Am vierten Spieltag der laufenden Saison war es so weit.
Wiederholungstäter Oliver Domke sah nach einer Tätlichkeit gegen Dirk Hilpisch
vom Limburger Hockey-Club (LHC) die Rote Karte und flog vom Feld. Doch der
Risikofaktor Domke brachte den RRK nicht einmal in Gefahr. Obwohl die
Rüsselsheimer etwas mehr als eine Halbzeit lang die Partie mit nur fünf Aktiven
gegen sechs Limburger bestritten, verließen sie die Limburger
Heinz-Wolf-Sporthalle als verdienter 7:5-Sieger und bleiben nach vier Spieltagen
ohne Punktverlust.
"Oliver Domke hat in
drei Spielen bewiesen, dass er sich im Griff hat", nahm Trainer Stieglitz sein
cholerisches Genie in Schutz. "Er hatte nur den Bruchteil einer Sekunde einen
Aussetzer", so der Trainer. In der Tat war der 23 Jahre alte Angreifer zuvor
nicht unangenehm aufgefallen, zunächst auch nicht gegen den robusten Limburger
Verteidiger Dirk Hilpisch. Der fing sich später nicht ganz zu Unrecht Schmährufe
des Rüsselsheimer Anhangs ein, der ihn "Provokateur" schimpfte. Die Tätlichkeit
von Domke bleibt aber unbestritten. Domke hatte nach seinem Gegenspieler
getreten. Zuvor hatte Hilpisch den Lauf des flinken Nationalspielers gestoppt,
in dem er ihm seinen Allerwertesten in den Weg drehte. Zu diesem Zeitpunkt
führte Rüsselsheim mit 4:1 nach Toren von Björn Emmerling (4. und 6. Minute) und
Glenn Eifert (29. und 30. Minute). Den bis dahin einzigen Heimtreffer hatte
Marco Giese in der 21. Minute nach der sechsten Limburger Ecke beigesteuert.
Unmittelbar nach der Tätlichkeit ging es für alle in die Kabine.
Die so schnell folgende
Pause war vielleicht das Glück der Auswärtsmannschaft: "Da haben wir uns
beruhigt und den Olli getröstet", sagte der nun mit der Mannschaftsführerbinde
auflaufende Björn Emmerling. Und obwohl Trainer Kai Stieglitz seiner Rolle als
Spielerdompteur dieses Mal nicht ganz gerecht werden konnte, hatte er zumindest
am Mittwoch eine sehr gute Eingebung: Da ließ er nämlich das Unterzahlspiel
üben. Statt dass die Limburger ihre zahlenmäßige Überlegenheit ausnutzten, baute
Rüsselsheim seine Führung zunächst weiter aus. Björn Emmerling spielte einen
"intuitiven" Traumpass hinter seinem Rücken auf Nico Hosang, der ... |